Sonntag, 22. Mai 2011

Weiberwirtschaft

Achtung, der folgende Beitrag ist nicht für Zartbesaitete oder Menschen, die keine kleinen Krabbeltiere leiden können!
Lest ihn auf eigene Gefahr oder schaltet im Zweifel um auf einen anderen Blog!

Und zwar schleunigst, denn hier geht es um unbefleckte Empfängnis, biblische Plagen und die Erlösung von denselben.

Letzte Warnung!

Zu spät, jetzt müsst ihr lesen:
Diese immer gleiche Plage, von der hier die Rede ist, gibt es jedes Jahr wieder. Und ich meine jetzt nicht Ostern, Weihnachten oder die Fußballbundesliga, sondern die wundersame Vermehrung der Blattläuse - eine Erscheinung, die quasi über Nacht hereinbricht und keinem Gärtner so recht gefällt.

 
 
Sieht eine Blattlaus an und für sich ja durchaus noch ganz hübsch aus - vor allem im Vollbesitz von Flügeln - graut es vielen Menschen beim Anblick von Massenansammlungen der flugunfähigen Nachkommen.
Das alles verdanken wir nur wenigen geflügelten Wesen, den Fundatrixen, die auf Pflanzen ihrer Wahl landen und dort völlig ohne Männchen lebende Junge gebähren, bis wir vor lauter Läusen die frischen Triebe nicht mehr sehen. Weiberwirtschaft eben.


In Grün ist auch alles noch halb so wild, denn diese Blattläuse kann man von weitem noch gut übersehen, wenn man möchte (außer sie besitzen die Impertinenz, auf purpurnem Laub für Kontraste zu sorgen, siehe weiter unten).


Die schwarzen Vertreter allerdings zeigen uns in geradezu arroganter Selbstsicherheit, dass sie keine Tarnung nötig haben. Werden sie doch auch von kleinen Bodyguards begleitet, die ihren Honigtau als Schutzgeld erpressen:



 
Ameisen machen sich durch diese Viehhaltung nicht eben beliebt bei Gärtnern, obwohl man ihnen fairerweise eine gewisse Raffinesse nicht absprechen kann.

Aber wer wird denn bei diesem Anblick gleich zur Giftspritze greifen? Das ist nicht nur teuer, sondern eben vor allem giftig - nicht nur für Blattläuse, sondern viel zu oft auch für Bienen und nützliche Blattlausräuber.

Und noch dazu völlig unnötig, denn es gibt andere Mittel: Entweder selbst Hand anlegen und die Rosenknospen mechanisch freiquetschen oder ganz lässig mit dem Wasserstrahl - möglichst wohldosiert und ohne die Knospen gleich mit wegzuduschen.

Die Kavallerie ist aber auch schon längst da, denn lange vor uns haben sie die explosionsartige Vermehrung der saugenden Zunft bemerkt.

Wer genau hinschaut, kann schon die ersten Schwebfliegeneier finden - die daraus schlüpfenden Larven sind wahre Fressmaschinen (hier sieht man das weiße Ei unten links):



Weitere nützliche und hübsche Raubritter im Kampf gegen die biblische Plage sind die allseits beliebten Florfliegen und natürlich die Marienkäfer:



Meist ganz und gar unentdeckt bleiben die kleinsten unter den Nützlingen- die winzigen Blattlausschlupfwespen, kaum größer als ihre Beute. Sie injizieren ein Ei in ihr Opfer, die Larve frisst die Laus von innen her auf, bis diese abstirbt - erkennbar an der bräunlichen Farbe der Blattlaus, hier im Bild rechts:


Die ist jedenfalls mause-, pardon: lausetot.

Also nur keine Panik - es gibt schließlich Schlimmeres, Zecken zum Beispiel- oder die Fußballbundesliga.
Früher oder später ist die ganze Läuseplage sowieso gegessen.
Natürlich nie komplett - schließlich muss nächstes Jahr wieder alles von vorne losgehen...

22 Kommentare:

  1. Hach, was Du schreibst tut meiner Seele gut. Bin ich doch in unserem Wohnquartier wohl praktisch eine der wenigen, die Läuse eben Läuse sein lässt. In meinen Garten kommt mir keine Chemie... zu oft sehe ich wie Vögel sich in meinen Rosen tummeln, was soll ich denen eine Chemiekeule verabreichen. Und was von selber kommt, geht irgendwann auch wieder von selber... spätestens im nächsten Winter *kicher*. Die Rosen haben trotz ihrer grünen Untermieter immer geblüht und das ist doch das Wichtigste ;o).
    Liebe Grüsse
    Alex

    AntwortenLöschen
  2. Hallo
    Blattläuse haben mich noch nie interessiert.....eben weil sich das "Problem" von alleine löst wie du es mit wunderbaren Fotos toll beschreibst!!Toller Post!!
    Grüne Grüße Sandra

    AntwortenLöschen
  3. ....Zitat: "es gibt schließlich Schlimmeres, Zecken zum Beispiel- oder die Fußballbundesliga"

    grosses Gelächter - wiedermal, wie immer bei deinen Texten *lach*
    Ich zerquetsche die Dinger, wo sie zuviel werden. Ansonsten beobachte ich gerne die Vögel, die an den Rosenstielen rumknabbern um möglichst viel von der Zuckerhaltigen Brut mitzunehmen für die eigenen Jungen.
    Wie du schreibst, "früher oder später ist es eh gegessen" ;-)

    LG Carmen

    AntwortenLöschen
  4. Hallo,
    wieder einmal KÖSTLICH die Berichterstattung!

    Aber Bild Nr. 10 zeigt einen Bioinvasoren!

    LG,
    Pupe

    AntwortenLöschen
  5. Liebe Elke,

    Deine Posts sind die köstlichste Sonntagsnachmittagsunterhaltung, die ich je hatte. Ob das nun Eis am Stiel ist (die nächste Ladung lagert schon bei mir im Tiefkühler) oder Deine Geschichte über Läuse. Jedenfalls habe ich eben wiedermal Tränen gelacht, obwohl auch ein Basilikum bei mir unter der Läuseplage leidet. Ich versuche es immer mit Abduschen.
    Ganz großes Kompliment für Deinen Schreibstil. Es macht unendlich viel Spaß, Deine Texte zu lesen.

    Liebe Grüße
    Jutta

    AntwortenLöschen
  6. Can you hear my laughter? ;~(0)

    It is so rewarding to slow down, and read in German, if it is yours! You have a tremendous gift for playing with words.


    Really tiny cows

    AntwortenLöschen
  7. Liebe Elke,
    ich habe heute den ganzen Tag gegen die Plagegeister gekämpft - und jetzt lese ich Deinen Post. Wenigstens kann ich jetzt wieder lachen!
    Ich hätte auch noch rote Läuse anzubieten. Die kannte ich bisher noch gar nicht. Ich glaube, Du hast mal wieder Recht, abwarten, entspannen und den "Guten" beim Schmaus zuschauen!
    Liebe Grüße
    Dagmar

    AntwortenLöschen
  8. Allzu treffend, liebe Elke und überaus amüsant! :-)
    In diesem Jahr ist es aber auch wirklich schlimm! Ich habe schon lange nicht mehr so viel Ungeziefer gesehen! Bei uns gibts sogar rote Blattläuse oder was auch immer das ist ;-)
    Ich mache aber gar nichts dagegen. Da hätte ich wirklich unheimlich viel zu tun. Bei uns geht alles seinen Lauf - der Garten steht - seit eh und je - es wird auch mit ein paar Blattläusen mehr so weitergehen wie bisher ;-)

    Alles Liebe, gute Nacht
    Sara

    AntwortenLöschen
  9. Wie immer superschöne Fotos und geniale Texte, die sich lesen wie Butter aufs Brot schmieren :-)
    Alle diese Viecherln lassen mich auch kalt, ich geh an ihnen vorbei und flüstere ihnen zu, dass es ihnen bald an den Kragen gehen wird. Da bei uns in den Medien jedes Jahr aufs Neue eine Angstmache in Bezug auf die von Zecken übertragenen Krankheiten stattfindet, bin ich da nicht so locker. Leider.
    Liebe Grüße
    Elisabeth

    AntwortenLöschen
  10. Oh... das kenne ich! Blattläuse findet man bei mir überall im Garten! Tolle Bilder und toller Text!
    Einen guten Start in die neue Woche wünscht Dir Yvonne

    AntwortenLöschen
  11. Ja ja liebe Elke, was für ein grauslicher Beitrag von dir!
    Wie vermutlich bei allen unter uns sind diese kleinen Mistviecher auch mein Albtraum ... und doch ziehen sie immer wieder im Garten ein. Derzeit sind sie leider auch schon wieder überall anzutreffen.
    Übrigens, das muss ich dir schon noch sagen. Irgendwie begleiten mich deine so amüsant geschriebenen Beiträge seit ich deinen Blog kenne in meinem Gärtner(innen)alltag. Dauernd kommt mir was zwischen die Finger, wo ich an dich denken muss ... letztens beim Geldbaum - und den beiden Stecklingen, die draus entstanden sind *lach*.
    Hab einen prächtig guten Wochenstart - den du ja wohl schon längst hinter dir hast - und sei lieb gegrüsst
    Ida

    AntwortenLöschen
  12. Hi Elke.
    Ich mag die alle nicht.Obwohl ich habe auch genug von diesen Krabbeltieren.Ich glaube keiner bleibt davon verschont.Läuse finde ich
    nicht ganz so schlimm.Aber Raupen und Würmer ihhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh.
    Ich kann die auch nicht knipsen.
    Schöne Woche und liebe GRüße Jana

    AntwortenLöschen
  13. und die Meisen und andere Vögel turnen auch an den Pflanzen und versorgen ihre Nachzucht it leckeren Läusen
    ein Meisenpärchen mit Nachzucht vertilgt unmengen 50 kg? waren es so glaub ich
    Frauke

    AntwortenLöschen
  14. Vor ein paar Jahren habe ich die Rosen mit reichlich Läusen einfach zu 'Moosrosen' umdeklariert. Mit dieser rosa Brille ließen sich die Triebe leichter betrachten ;-) Und irgendwann war das Thema dann ohnehin wieder erledigt. Über die vielen eingerollten Blätter der Blattrollwesepe lässt sich zur Zeit da schon schlechter hinwegsehen. Aber zum Glück haben unsere Rosen keine Solitärstellung. Gut, dass fast alle Tierchen natürliche Feinde haben - so können wir den Garten trotzdem gelassen genießen. Bis auf die Zecken ...
    LG Silke

    AntwortenLöschen
  15. Gut, dass wir wenigstens keine Zecken im Garten haben. Mit Blattläusen, besonders den Schwarzen, können wir aber auch handeln gehen. Ich hab mich mal mit ner eigenen Geheimrezeptur an der schlimmsten Stelle versucht, wo sie die Ernte nicht gefährden, oder meine kleinen Sämlinge massakrieren, dürfen sie aber bleiben und als Vogel- und Nützlingsfutter dienen.
    http://chaosgarten.blogspot.com/2011/05/kampf-gegen-die-lause-den-dicken-bohnen.html

    AntwortenLöschen
  16. Ich habe soviele Jungvögel im Garten, die eine dicke Portion Läuse zum Frühstück sehr zu schätzen wissen:-)) Völlig übertrieben, wenn man auf Läuse mit Chemie losgeht. Ist der Garten biomäßig im Lot, schafft er das von ganz alleine. Liebe Grüße von Luzia.

    AntwortenLöschen
  17. Hallo Elke,
    im Moment übertreiben es die Läuse aber auch wirklich. Vor ein paar Tagen bin ich durch den Garten und habe sie an besonders schlimm befallenen Rosen abgeschüttelt oder mit den Fingern abgestreift. Bei den grünen Läusen kann ich das, aber vor den schwarzen ekel ich mich, die sitzen jetzt zuhauf an den Fingerhüten. Ich finde es erstaunlich was Du sonst noch so alles auf den Rosen entdeckst...Und Du hast Recht, es gibt Schlimmeres und die Fußballbundesliga gehört mit Sicherheit dazu, aber die ist ja jetzt zum Glück erstmal vorbei. :-)

    Liebe Grüße von Bärbel

    AntwortenLöschen
  18. Liebe Elke,
    wie immer ein toller Beitrag!
    Auch bei uns hier in Rheinhessen ist es dieses Jahr gaaaanz schlimm mit den Läusen, ich mach da gar nix der nächste kräftige Regen (ja, wann kommt er denn bei uns??) wäscht sie dann ab:o))
    Aber besser Läuse wie Nacktschnecken....das kann nämlich ganz übel sein.
    Wir sind hier, in Rheinhessen ( bei uns in Nierstein und näherer Umgebung zweit wärmste Gegend Deutschlands) mit allem so weit, leider! Und dieses Jahr wieder besonders weit.
    HG
    Birgit

    AntwortenLöschen
  19. Brüll!!!
    Was für ein Beitrag :o)

    Danke, danke, danke...

    GlG Jane

    AntwortenLöschen
  20. Liebe Elke! Du schreibst mir aus der Seele, auch bei mir sind in den letzten Tagen überall Blattläuse aufgetaucht, vorwiegend jene mit dem schwarzen Körper. Sie sitzen an meinen Rosen, Tomaten und Ringelblumen.

    lg kathrin

    AntwortenLöschen
  21. ganz tolle fotos, danke!
    Ansonsten: die entsatzheere gibt es auch bei uns im garten reichlich, no need to worry sozusagen...

    lg, brigitte

    AntwortenLöschen
  22. Vielen Dank für Deinen netten Kommentar. Ja, mein Garten ist mein ganzer Stolz, jeder ist immer sehr beeindruckt, der ihn noch nicht kennt. Aber...die viele arbeit auf 2000qm, die sieht natürlich keiner. Das wirst Du sicher auch kennen.
    Diese lieben kleinen Krabbeltiere mag ich sehr! Sie locken soooo viele Vögel an, die sich daran gütlich tun. Mir machen Läuse und Co nichts aus, nach wenigen Tagen sind die meisten verspeist. Gift gobt es bei uns überhaupt nicht!

    Einen frohen Tag wünscht
    Dörte

    AntwortenLöschen

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden.