Samstag, 6. August 2011

Seifenspender

Warum heißt das Seifenkraut eigentlich Seifenkraut?
Genausogut könnte es doch auch "Propellerstaude", "Europäische Antwort auf den Phlox" oder einfach "Nachtfalternelke" heißen?

 
Tut es aber nicht.
Dafür gibt es mehrere Gründe:
Zum einen habe ich mir die Namen oben gerade ausgedacht. Und auf mich hört selten einer.
Zum anderen ist der Name Seifenkraut bei näherer Betrachtung doch ganz treffend.
Da sind sich Trivialname und wissenschaftliche Bezeichnung (Saponaria officinalis) sogar ausnahmsweise einig.
Es heißt nicht so, weil es so besonders reinlich ist und sich ganz oft wäscht, sondern die Bezeichnung kommt von seinen gut verborgenen Qualitäten: Es lässt sich aus ihm Seife oder Waschmittel herstellen. Oder beides.


Wie macht man das denn?
Darüber bekommt man in Zeiten von Spülmittel und Flüssigseife im praktischen Spender nicht so leicht Auskunft.
Dabei könnte diese ganz und gar biologisch erzeugte und damit auch abbaubare Seife doch ganz nützlich sein, zum Beispiel an Orten, an denen keine handelsübliche Kanalisation greifbar ist oder gerade kein Vollwaschmittel zur Hand.
Wenn es dann gilt, einen Fleck zu entfernen oder schnell einen Abwasch zu improvisieren, hat man hoffentlich diese anspruchslose, ausläufertreibende Staude im (Schreber)Garten.




In einem Buch las ich, man nehme das Kraut und zerreibe es in Wasser. Scheint ja Sinn zu machen, heißt schließlich Seifenkraut und nicht Seifenwurzel. Außerdem braucht man dazu keine Schaufel, das ist praktisch und weniger schweißtreibend.

Eine genaue Anleitung fand sich allerdings nirgends. Alles muss man selber machen.

Also flux eine Versuchsanordnung aufgebaut:


Das Geschirrtuch dient übrigens nur zur Zierde, es ist nicht zwingend notwendig zun Seifeherstellen.

Die Blätter also erst in kaltem, dann warmem Wasser zerrieben, mit folgendem Ergebnis:


Kein Schaum, stattdessen eine leuchtend grüne Farbe.
Es wäre gewagt, mit dieser Lösung zu versuchen, einen Fleck zu entfernen. Es sei denn, das Kleidungsstück gefiel sowieso nicht in seiner jetzigen Farbe...

Das Kraut scheint also nicht der Seifenspender zu sein und das Buch ist damit der Lüge überführt.

Also der nächste Versuch, diesmal mit Schaufel.
Ein Ausläufer, der gerade im Begriff war, in die Spiraea zu entschwinden, musste leider ein Opfer bringen.
Was tut man nicht alles für die Wissenschaft.

Das fleischige Rhizom muss man erst von Erde befreien.
Blöd, wenn der Seifenspender vor dem Waschen erst gewaschen werden muss, aber sei's drum.

Dann habe ich es mit der Küchenreibe fein zerrieben und in kaltes Wasser gegeben.

Und was sagt man dazu: Es schäumt! Riecht aber nicht nach Rosen, sondern nach Erde.


Gut, jetzt sieht es aus wie Seife, aber wirkt es auch so?

Zur Probe habe ich einen fettigen, der Wertstoffsammlung zuzuführenden Konservendeckel in der Lösung gewaschen. Völlig fettfrei kam er wieder zum Vorschein!
Auch meine Finger hatten ein nicht zu leugnendes Seifengefühl.

Gut, ich gebe mich geschlagen und versuche nicht mehr, dem Seifenkraut andere, nicht zielführende Namen zu geben. Saponaria passt schon ganz gut.

Und sollte ich mal ohne Seife in einem Garten stehen, weiß ich ja jetzt, was zu tun ist.
Hoffentlich ist dann der Spaten nicht weit...

PS: Das schöne Clematis-Geschirrtuch habe ich bei Elisabeth's Verlosung auf ihrem Blog Kleine Freude gewonnen. Vielen lieben Dank dafür!!

18 Kommentare:

  1. Hallo,
    und wieder was gelernt! Es gibt eben kein Unkraut! ... und welches so benannt wird, dessen Wirkung ist bloß noch nicht erkannt/gefunden!

    So ein Glück ;) das wächst im heimischen Garten auch!

    LG,
    Pupe

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  2. Hallo Elke.
    Du versuchst aber auch alles und probierst es aus,finde ich gut.Seifenkraut sieht aber sonst schon zart aus finde ich.Hatte ich auch mal hat sich aber verabschiedet.
    Schönen Abend und schönen Sonntag.Liebe Grüße Jana

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  3. Liebe Elke
    Seifenkraut - kenn ich nicht. Aber nichts desto trotz muss es wohl wirklich sehr praktisch sein - wenn die Seife mal alle ist. Aber auch so - ein hübsches Blümchen und ich sah auch gleich den Phlox vor meinen Augen.
    Hab ein schönes Wochenende. Liäbs Grüässli
    Ida
    ... und die Decke - gratuliere dazu, die ist wirklcih seeehr hübsch!

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  4. Hallo Elke,
    ich habe das Seifenkraut nur als gefüllte rosa Variante im Vorgarten und freue mich noch immer über jede einzelne Blüte, die da von irgendwo umherwuchernden Pflanzen entstehen. Deswegen greife ich dann lieber weiterhin zum Seifenspender in Küche & Bad. Aber Dein Experiment ist wieder einmal pure Lesefreude!
    Schönen Sonntag
    LG Silke

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  5. Toll, dass Du das Experiment gemacht hast. Ich wollte das auch schon länger ausprobieren da ich genügend von dem Kräutlein im Garten habe. Bis Schritt eins war ich schon gekommen und hatte auch festgestellt dass die Sache mit den Blüten und Blättern nicht funktioniert. Nun werde ich also auch zum Spaten greifen.
    Einen schönen Sonntag wünscht
    Marie

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  6. Hallo Elke
    Danke, dass Du Deine Hände für die Wissenschaft geopfert hast :o)... jetzt sind wir schlauer und von mir bekommst Du gleich noch ehrfürchtig den Titel Frau Prof. Dr. Dr. verabreicht *grins*. Das Geschirrtuch mit den Clemis ist wunderschöne... ein toller Gewinn.
    Liebe Grüsse
    Alex

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  7. Guten Morgen Elke, ich las auch mal über Seifenkraut nach, da es auch in meinem Grten blüht, sehr gut übrigens auch im Schatten!
    und es waren in einem Rezept 100g getrocknetes Seifenkraut nötig mit 1/2l Wasser , da bewundere ich doch lieber nur die Blüten
    Frauke,
    morgen schicke ich deine Saat ab, mit Plänzchen, hoffe es kommt gut an.
    und die Kaffebohne macht mich doch neugierig
    Frauke

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  8. Liebe Elke,
    Jetzt muss ich doch glatt Ausschau nach der Saponaria halten, für meinen Garten, versteht sich. Ich habe noch keine und sie sieht wunderschön aus! Dein Foto vor der Versuchsserie hat mich überzeugt :-)
    Könnte mir vorstellen, dass noch nicht vor allzu langer Zeit (Jahrzehnte) in den ländlichen Gebieten die meisten Menschen diese Eigenschaften kannten und auch anwendeten. Wir sind halt von der Chemie abhängig geworden, was zugegeben oft sehr praktisch funktioniert.
    Schön, dass du mit dem Geschirrtuch Freude hast :-) Es ist aber auch wirklich fotogen ;-)

    LG Elisabeth

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  9. Liebe Elke,

    bloß gut, dass wir Dich haben und Deine lustigen, aber auch sehr interessanten Geschichten. Danke, dass Du für uns diese Versuchsreihe gestartet hast. Wir haben wieder etwas dazu gelernt.

    Liebe Grüße
    Jutta

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  10. Das was sehr interessantes Experiment.Ich habe noch keine Saponaria! L.G. Essi

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  11. Das ist ja genial sehr interessanter Beitrag, wenn es in Zukunft auch solche wagemutigen Forscher wie dich gibt, mach ich mir um den Fortbestand der Menschheit keine Sorgen.
    LG Annette

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  12. oh, der Post hats in sich, habe ich doch genau zu diesem Zweck vorletztes Jahr saponaria angepflanzt, und zwar dort wo es wuchern darf. Geerntet habe ich allerdings noch nicht, herzlichen Dank für deinen "wissenschaftlichen" Bericht *grins* der hat mich jetzt wirklich sehr interessiert und angespornt es auch auszuprobieren. Mein Mann wäscht die Grillpfannen gerne mit Sand und Wasser im Sandkasten der Kinder aus. Funktioniert ebenfalls einwandfrei.
    LG Carmen

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  13. Liebe Elke
    Oh..... das tönt wirklich spannend. Jetzt weiss ich wieder mehr! Danke für Deinen sehr interessanten Post! Wunderschön sieht übrigens auch das Tischtuch aus.
    Herzlichst grüsst Dich Yvonne

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  14. Hallo Elke,
    vielen Dank für das interessante, aber auch sehr amüsante Experiment! Das Seifenkraut hätte ich mir vor Jahren fast bei Rühlemanns (kennst Du die?) bestellt. Nach deren Beschreibung ergeben sämtliche Pflanzenteile (aber besonders die Wurzel) in Wasser aufgekocht eine sehr milde Waschlauge, mit der heute noch antike Stoffe gereinigt werden. Hmm, ob die grüne Farbe beim Kochen des Krauts verschwindet...?

    Was macht die Tomatenernte?

    Liebe Grüße von Bärbel

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  15. Liebe Elke! Das war ja ein spannender Bericht. Toll daran finde ich, dass Du daraus echte Bio-Seife herstellen kannst, vielleicht ist der Geruch etwas gewöhnungsbedürftig, wer will nach dem Baden schon nach Erde riechen, aber sie ist sicher hautfreundlicher als so manches Produkt aus dem Laden.

    lg kathrin

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  16. wir haben auch seifenkraut im garten, das uns in vielerlei hinsicht freude bereitet :-) sehr amüsant das projekt und witzig erzählt!

    eine schöne seite mit grossartigen bildern und tollen tipps hast du da! danke für's teilen!

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  17. Auf diesen Beitrag kam ich über Silke. Das Seifenkraut suche ich auch noch oder wieder (hatte es früher mal, gefüllt sowie die einfache Version) und diesen Versuch vor vielen Jahren auch schon gemacht. Es macht doch Spaß und ist auch schön, wenn man weiß, daß man vieles selbst herstellen kann, könnte ...

    Lieber Gruß
    Sara

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  18. Ich lese Ihren Blog unheimlich gern und finde Ihren Garten einfach schön.
    Beim Durchblättern der aktuellen Ausgabe (September-Heft) von "Liebes Land" musste ich dann gleich an Ihren Selbstversuch denken: Auf Seite 132/133 ist ein schöner Artikel zum Seifenkraut - gleich mit ein paar Ideen/Rezepten, wie und zu was man das Kraut verarbeiten kann.

    Vielleicht inspiriert Sie das ja zu noch mehr Experimenten. :-)

    Herzliche Grüße,
    Nicole V.

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