Dienstag, 30. August 2011

Senkrecht halten!

Unser Zierapfel "Golden Hornet" hat Haltungsschäden.
Das kommt davon, wenn man immer zwei Meter lange Zweige veranstaltet, die man gerne aufrecht tragen möchte.



Senkrecht stehen tun sie aber nur so lange, bis die Äpfelchen heranreifen. Da die Schwerkraft auch vor Apfelbäumen keinen Halt macht, kann man ab Juli nur noch durch den Garten robben, weil Mr Golden Hornet seine vollbehangenen Äste schrankenartig überall verteilt hat.
Erst habe ich die Schwächlinge noch aufzubinden versucht - bis sich schließlich einer der beiden Leitäste bedrohlich von seinem Geschwister entfernte und gegen Boden neigte.
Bevor also einer der wöchentlichen Stürme, die im Moment so "in" sind, zu massivem Astbruch führt, haben wir den Guten lieber aufgeastet und eingekürzt.


Ich kann euch sagen, sowas macht keinen Spaß. Nicht mit all dem schönen Fruchtbehang und dem gesunden Laub. Man kommt sich ganz schändlich vor, als würde man ein Stück tropischen Regenwald vernichten, denn genauso viel Leben beherbergt jeder einzelne Zweig. Weberknechte, Spinnen, diverse Netzflügler und Marienkäfer rennen um ihr Leben. Schnirkelschnecken aller Altersklassen möchten bitteschön umquartiert werden, weil sie nicht so schnell laufen können.

Um den Lebensmittelvorrat der Vögel muss man sich allerdings keine Sorgen machen. Die Amseln, die die Äpfel erst nach dem ersten Frost überhaupt eines Blickes würdigen, schaffen es seit Jahren nicht mehr, den Baum leerzufuttern. Bis er im Februar dann aussieht wie ein misslungenes Dörrobstexperiment - die verpilzten Fruchtmumien aus 4 Metern Höhe per Hand zu entfernen, ist auch kein Vergnügen!

Aber es wäre doch ein großer Frevel, die Äpfelchen, die an den abgeschnittenen Ästen haften, wegzuwerfen.
Man soll schließlich ein ganz tolles Zierapfelgelee aus ihnen kochen können!

Also kann man die sicher auch prima verschenken und muss kein schlechtes Gewissen haben?



Ja, denkste. Alle lehnten dankend ab: "Keine Zeit." oder "Wir kochen nie was ein." bis hin zu "Die schmecken doch nicht".
Schließlich habe ich sogar beim Tierpark angerufen, aber die wollten auch keine Futterspende, zu sauer seien die Früchtchen. Dabei hatte ich große Hoffnungen in die Wildschweine gesetzt.

Alles muss man selber machen.

Da es sowieso nur regnete, habe ich ein Kilo der besten, gelbsten Äpfelchen zusammengeklaubt, entstielt und den Blütenansatz abgeschnitten.
Entkernen würde zu weit führen, das hält keiner aus, soviel Arbeit ist das.
Halbieren reicht, um Beifang auszuschließen (die Apfelwickler machen auch vor so kleinen Dingern nicht halt), dann alles in den Kochtopf werfen und mit etwa 750ml Wasser aufkochen.

Klingt einfach, ist es aber nicht. Dauert ewig. Zwischenzeitlich kam doch die Sonne raus, was die ganze Plackerei in der Küche nicht verlockender machte.
Zwischenzeitlich hatte ich mir schon Sorgen gemacht, dass das Ganze nicht fruchtig genug werden könnte, denn die Fruchtfliegen-Kunstflieger-Staffel, die gerade in der Küche gastiert, interessierte sich für keinen einzigen Schritt der Zubereitung.

Nach etwa einer Viertelstunde sind die Äpfel schon schön zerkocht, so dass man sie absieben kann, um den Saft aufzufangen. Hier käme jetzt eigentlich der große Auftritt eines Mulltuchs, damit der Saft nicht eintrübt.
Da hatte ich aber irgendwie keine Lust zu. Das muss auch so gehen, schließlich trinke ich auch naturtrüben Apfelsaft.

Hat man den Saft erfolgreich aufgefangen und gewogen, kann man mit der passenden Menge Gelierzucker noch mal alles aufkochen und nach 3 Minuten in Gläser abfüllen.

Das Endergebnis sieht aus wie Marmelade und schmeckt wie Apfelmus, süß auf jeden Fall, aber etwas würziger als von großen Äpfeln. Also nennen wir es doch einfach Zierapfelkonfitüre.
Mein Mann war jedenfalls begeistert, als er probiert hat.

Vorher-Nachher-Bild
Als ich fertig war, hat es auch wieder geregnet.

Habt ihr noch Ideen, was man Sinnvolles mit dem Apfelsegen anstellen kann? Kränzestecken vielleicht?

19 Kommentare:

  1. Da ich zur "wir kochen nie was ein"-Fraktion gehöre (jedenfalls so gut wie), kann ich zwar keinen guten Tipp, aber meine unermeßliche Bewunderung für so viel Einsatz beisteuern. Bei uns wird bloß gegessen, was vom Strauch/ Baum sofort in den Mund kann. Reste übernehmen normalerweise Tier aller Art- in diesem Jahr aber war's seltsam: unsre Sauerkirschen sind am Baum verfault, weil sie selbst im besten, leckersten Reifezustand kein Vogel wollte.
    Naja, haben wir mehr abbekommen...
    Jedenfalls: jedes Mal, wenn Ihr ein Brot mit dieser Konfitüre streicht, wirst Du Dich daran erinnern können, daß es auch in diesem Sommer sonnige Stunden gab. 2 immerhin. In denen Du in der Küche standest.... ;-)

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  2. Hey,
    wie schade, dass die Leute sich gar nciht mehr über so ein Angebot freuen können. Allein zur Dekozwecken würde ich diesen Apfel toll finden. Sieht herbstlich-niedlich aus. Kränze sind doch keine schlechte Idee, einfach Efeuranken zu einem Kranz binden und mit diesen Äpfeln und vielleicht noch Lampingnonblumen verzieren. In der Küche dann vielleicht doch eher einen crab-apple-pie, wie diese zwei Seiten zeigen.
    http://www.greenkitchenstories.com/crabapple-crumble-pie/
    http://www.vegetablegardener.com/item/7007/crabapple-pie-is-a-labor-of-love
    Ich stehe im Monment auch viel in der Küche und machen Apfelmus und andere leckereien,
    Viele Grüße

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  3. Das mit dem Obst verschenken kenne ich nur zu gut ;-) Schon in den Anfangsjahren unseres Gartens kamen Freunde nur mit einem winzig kleinen Körbchen. Dann mussten wir pflücken und nach gefühlten 10 Äpfeln war's schon vorbei 'Danke das reicht mir!' Dabei waren das wohlschmeckende Winteräpfel. Und der Efeu-Apfelbaum war voll davon.
    Aus der Nachbarschaft meiner Mutter kenne ich da aus Großmutterszeiten noch ganz andere Erfahrungen. Aber da gab es auch schon Nachbarn, die in der Erntezeit einen weiten Bogen um sie machten, um der Apfelschwemme zu entgehen. Dabei waren auch diese Äpfel schon ungespritzt.
    Heutzutage lagert meine Mutter die späten Äpfel solange es geht für die Vögel als Winterfutter ein. Und das Fallobst bleibt teilweise dekorativ auf dem Rasen & in den Beeten liegen. Da freuen sich die Tiere drüber! Und ich habe mir nach den Herbststürmen einfach ein Körbchen Dekoäpfel mitgenommen, und schon bald sitzen die Drosseln bestimmt im Körbchen auf dem Tisch und freuen sich!
    Mit dem Verwerten habe ich es auch nicht so. Da lebe ich lieber von der Hand in den Mund ...
    LG Silke

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  4. Hallo Elke,
    danke für deinen netten Kommentar, da habe ich auch deinen Blog gefunden. Gärtnern und probieren, was aus der Ernte zu machen, ist voll auf meiner Linie. Einen Zierapfelbaum habe ich auch, allerdings im Topf und richtig klein. Deshalb lasse ich die Früchte als Deko hängen und am Ende freuen sich die Amseln. Versucht habe ich eines meiner Äpfelchen schon mal, aber das war so gerbsäurehaltig wie ein Speierling. Deshalb denke ich, man müsste diese kleinen Äpfel mit normalen Äpfeln auch pressen können. Vielleicht probierst du es mal mit dampfentsaften, da bekommt man eine Menge weg. Und die Pressrückstände kann man immer noch den Vögeln füttern. Ich wundere mich, dass dein Apfelmus süß schmeckt. Das müssen doch leckere Äpfelchen sein. Ich probiere beim nächsten Post auch was ganz ungewöhnliches aus.
    Schöne Grüße, Johanna

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  5. verkauf sie an einen blumenladen.die brauchen so was.
    bei uns in der nahen stadt kostet ein zweiglein 5 euro.....nur so.zu deko.
    das nenn ich mal geld verdienen ;-))

    grüße
    stella

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  6. wie wäre es mit einem Aufgesezten mit Korn!!!
    oder stelle es Freunden Schulen Kindergärten für Dekozwecke zur Verfügung , nur wenn du sie anpiekst für einen Kranz, werden sie sehr schnell schlecht

    und ärgere Dich nicht, ich habe auch einmal einen radikalen Rückschnitt im Zierapfel gemacht, mein Mann war entsetzt, nur noch kurze Enden!!!
    und der Baum hat wunderbar ausgetrieben, im zweiten Jahr übereich geblüht, ist schön dicht und viel stabiler, nun ein Prachtexemplar, denn bei unseren Wind würde zu lange Zweige nur brechen
    so kürze ich auch die normalen Äpfelbäume, Kirschen um ein Drittel im Sommer / Herbst nach der Ernte und sie bilden wieder viel Fruchtholz,
    nur Zwetschen und Plaumen möglichst wenig schneiden

    noch haben wir wenig Äpfel , aber ich war früher immer froh über Apfelspenden , die ich dann zur Mosterei brachte, besseren Saft gibt es nicht,
    Frauke

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  7. Jetzt hast du schon so viele Tipps für deine Zierapfelernte bekommen, dass ich nichts mehr zufügen kann. Marmelade aus Zieräfeln habe ich noch nie gekocht. Einfach weil es mit "richtigen" Äpfeln schneller geht. Die kleinen Äpfelchen nehme ich, wenn ich welche geschenkt bekomme, sehr gern für Dekozwecke.
    Die überzähligen haltbaren späten Äpfel hebe ich für den Winter auf. Dann freuen sich die Amseln.
    Schöne Grüße
    Anette

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  8. Hallo liebe Elke
    Stehe vor dem gleichen Dilemma, nur werden meine Zieräpfelchen rot. Bisher hatte ich die Äpfelchen nur in Kombi für Marmelade verwendet, aber ich könnte es in diesem Jahr doch glatt auch mal nach Deiner Version versuchen... klingt auf alle Fälle lecker. Ansonsten verwende ich die kleinen Dinger als Herbstdeko draussen.
    Grins und jaaaaa, mein Männe beklagt sich auch bereits über die hängenden Äste des Baumes, da er sich beim Rasenmähen immer drunter hindurch ducken mussen. Aber es sieht so schön und romantisch aus... habe jetzt mit Männe verhandelt, dass der Ast schon weg kommt, aber erst, wenn die Äpfelchen geerntet wurden :o).
    Wünsche Dir einen sonnendurchfluteten Tag.
    Liebe Grüsse
    Alex

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  9. Als ich vor Jahren mal in Frankfurt war, hatte ich so einen Apfel im Calvados Glas (mit Deckel)

    Allerdings bringt Dich das auch nicht wirklich um Deinen Vorrat, denn mehr als 4-7 Calvados pro Nase pro Tag schafft man nicht, will man noch am normalen Leben teilaben (hihihi)

    GlG Jane

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  10. Hallo,
    das sind ja beeindruckende wunderbar Bilder.
    Lieben Gruß
    Sandra

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  11. Also, wenn Du eine Pflegemutti für Deine Baby-Clemi suchst, würde ich mich prompt bewerben *kicher*. Meine Weste ist fast noch rein, d.h. es hat nur ein paar dunkle Flecken drauf, wo die eine oder andere Clemi dahin geschieden ist... aber da waren die Mäuse Mitschuld... kann ich zu meiner Verteidigung anfügen.
    Liebe Grüsse
    Alex

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  12. Hallo Elke.
    Die sind ja niedlich die Zieräpfelchen so richtig was fürs Auge.Ist ja eine Heidenarbeit
    was du dir gemacht hast aber hat sich ja gelohnt.
    Aber ich denke natürlich wenn ich die Äpfel sehe an Kränze machen sehen niedlich aus kleine Apfelkränze.Aber du weißt ja jeder hat seinen Tick.Wünsche dir noch ne schöne Woche und liebe GRüße Jana

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  13. Liebe Elke,

    der klingt schon nach "Eroberer", oder? Golden Hornett! What a man! =) Ich habe schon mal einen Likör versucht: die Äpfel mit Wodka (oder Korn) übergießen, so dass sie gut bedeckt sind, eine ordentliche Portion braunen Kandiszucker darüber und, da sie so kräftig sind, nach vier Wochen den mittlerweile wunderbaren Likör abgießen und die Äpfel nicht mehr darin liegen lassen. Köstlich! Nur, falls noch welche übrig sind oder für's nächste Jahr!
    Liebe Grüße
    Dagmar

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  14. Hallo Elke,
    ich bin bisher leider noch nie in die Verlegenheit gekommen, aus einem Überschuss an Zieräpfelchen irgendwas zaubern zu müssen, weil unser Strauch einfach NICHT GENUG PRODUZIERT! :-( Ich werde ganz neidisch, wenn ich Deine tolle "Ernte" sehe. Wahrscheinlich würde ich sie zum Basteln oder Dekorieren nehmen...
    Fruchtfliegen-Kunstflieger-Staffel - herrlich!

    Liebe Grüße von Bärbel

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  15. Liebe Elke,

    ich glaube, das kommt auf den Reifegrad an, ob sie brav untergehen oder oben schwimmen. Ich nehme für all meine "Schnäpschen" meist ein bauchiges großes Glas oder so ein 1,5-Liter-Einmachglas, packe ordentlich Kandis drauf und dann den guten Nordhäuser Doppelkorn oder Wodka. Das Glas fülle ich zunächst mit soviel Früchten wie dort reinpassen und dann kommt der Schnaps.
    Liebe Grüße, Dagmar

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  16. Fruchtfliegen-Kunstflieger-Staffel, hihi!!! Für diesen Sager ist der Post schon super, dann das letzte Foto, sehr schön!
    Ich bin sicher, der Geschmack übertrifft das noch! Mich faszinieren diese Zieräpfelchen immer, einfach zum anschauen, sind sooo schön!
    Liebe, schon leicht angeherbstelte Grüße
    Elisabeth

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  17. Hallo Elke,

    endlich mal eine begnadete Schreiberin! Endlich mal jemand, der das Wissen hat und die Experimentierfreude. Da bin ich gerne dabei, wenn andere was ausprobieren und ich dann die kurzweilige Zusammenfassung lesen darf!

    Beste Grüße,
    Christiane

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  18. Liebe Elke! Da muss ich Dich enttäuschen, ich weiß auch nicht was man aus diesen Früchtchen machen könnte, aber Du hast Dir ja schon etwas überlegt :)

    Und wie immer - ein wirklich toller Text!

    lg kathrin

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  19. Hallo Elke,

    ganz lieben Dank für Deinen Kommentar zu meinen Buchskugeln.

    Ja, ich befürchte, dass der Buchspilz Einzug in meinen Garten gehalten hat.

    Das, was bis zum Wochenede einfach nur schwindsüchtig ausgesehen hat, entwickelt sich jetzt zu rötlichen Flecken.

    Da die Resistenzen dieses Pilzes sehr hoch sein sollen und ich ohnehin kein Freund von Spritzmitteln jeder Art bin, werden die zwei wohl in der Brenntonne verschwinden.

    Schade eigentlich, aber was wäre gärtnern ohne Rückschläge ;o)

    GlG Jane

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