Mittwoch, 2. November 2011

Beschwipster Zierapfel

Der Herbst hat Platz genommen und es sich gemütlich gemacht:


Unterdessen versucht mein Zierapfel Golden Hornet mir weiszumachen, dass Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen. Oder besser: Ostern und Allerheiligen.
Er blüht nämlich wieder:




Ja, lieber Zierapfel, ich weiß auch warum du das tust. Dir hat nicht gefallen, dass ich dich geschnitten habe in der schweren Zeit, in der du die Last von so vielen Äpfeln ganz allein tragen musstest.
Geblüht wird nämlich ausschließlich an den gekappten Ästen, nur um mir zu zeigen, dass er es ernst meint und beleidigt ist.
Ich fühle mich jetzt auch wirklich schuldig, denn der Gute muss wahre Existenzängste ausgestanden haben.

Zum Glück weiß Mister Golden Hornet aber nicht, was ich mit seinen Äpfelchen angestellt habe.

Ich habe sie nämlich betrunken gemacht, hatten mir doch einige Leser sowie Frau Alys Fowler in ihrem neuen Buch Alys Küchengarten empfohlen, die Apfelschwemme zu einem geistigen Getränk zu verarbeiten.

Gesagt, getan: Etwa 800 g Zieräpfel ohne Stiele und Blütenansatz wurden mit etwa 400 g Zucker, 3 Nelken, einem Päckchen Vanilleextrakt und 0,7 Liter Wodka aufgegossen und 6 Wochen ziehen gelassen:


Statt Wodka geht auch Korn.
Beide Getränke haben allerdings den gravierenden Nachteil, dass sie nicht dieselbe Unschuld wie etwa eine Flasche Rotwein besitzen, was einem im Supermarkt schon einmal peinlich sein kann.

Daher Hochprozentiges beim Einkauf immer unter unverfängliche Dinge schmuggeln. Gut geeignet sind hierzu Milchprodukte und Müsli sowie natürlich frisches Gemüse und Obst.
Aber Obacht: Keine Zitrusfrüchte wählen, das sieht dann wieder gleich nach ausschweifender Cocktailparty aus, zeigt aber immerhin, dass man offensichtlich ein funktionierendes Sozialleben hat, was auch nicht zu verachten ist.

Nach der langen Wartezeit mit einem Apfelaquarium in der Küche, dessen Farbe mit der Zeit immer mehr ins Gelbliche spielt, kann endlich probiert werden.
Hier das Ergebnis abgefüllt in Flaschen:


Schmeckt sensationell! Gerade die Gewürznelken geben dem Ganzen das würzige Etwas.
Die kleine Flasche durfte mit auf eine Familienfeier, wo sie nicht lange überlebt hat.
Das Feuerwasser hat seine Feuerprobe also mehr als bestanden.
Das wiederholen wir nächstes Jahr auf jeden Fall!

Vielleicht machen wir dann auch mal was ganz Extravagantes und ernten die Äpfel ohne Äste.
Sowas soll ja möglich sein.
Versprochen, lieber Zierapfelbaum, ich werd's versuchen.
Auch wenn ich dadurch keine Apfelblüte im November habe.

20 Kommentare:

  1. Mmh! Das kann ich mir gut vorstellen! Ich kam mir auch immer recht seltsam vor, wenn ich zum Ansetzen gleich mehrere Flaschen Korn gekauft habe... Aber was soll's;-)
    Dein armes Bäumchen hat noch richtig Stress ausgefasst vor dem Winter!
    Liebe Grüße
    Margit

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  2. Hochprozentig klasse, die Geschichte! Gut, dass du dem Baum an den Ast gegangen bist, die Novemberapfelblüte ist einfach zu schön. Sorry, Herr Baum.

    Grüße in den Feierabend, Jo

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  3. Liebe Elke,

    also ich kann den Baum verstehen, dass er beleidigt ist und Dir jetzt die kalte Schulter in Form von Blüten zeigt. Eine lustige Geschichte und ein tolles beschwipstes Ergebnis.

    Liebe Grüße
    Jutta

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  4. Hallo Elke,
    du hast dem Apfelbäumchen in bester Absicht die Früchte genommen und nun versucht es, unbeachtet der Jahreszeit, noch auf die Schnelle seine Reproduktion zu sichern. So gesehen, tut es mir richtig leid. Allerdings sind ja noch Äpfelchen dran und deshalb ist das Bäumchen vielleicht ein bisschen übereifrig. Zu deinem Apfelkorn kann ich nur sagen: Das Beste was ein Apfel werden kann. Klingt lecker. Leider ist mein Zierapfel total gerbsäurehaltig und schmeckte scheußlich. Und dieses Jahr hatte er kaum geblüht und ds einzige Äpfelchen ist auch noch verfrüht abgefallen. So kanns gehen.
    Liebe Grüße, Johanna

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  5. Hm... hört sich ziemlich lecker an. Ich wußte gar nicht, dass man Zieräpfel auch essen kann. "Zier" hört sich immer so nach "schmeckt nicht" an...

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  6. Liebe Elke,
    Hihi, das Phänomen mit der Supermarktkassa hab ich auch schon erlebt. Musste dann für meine Einkäufe auf die umliegenden Dörfer ausweichen, schnell hat man einen Ruf als Schnapsdrossel an der Kehle ;-( Ich hatte alle möglichen Beerensorten für Likör angesetzt, um diesen dann auf Märkten zu verkaufen....
    Kann mir serh gut vorstellen, dass dein gelbes Gebräu reissenden Absatz gefunden hat!

    Das Foto vom Bäumchen mit Früchten und Blüten ist was Besonderes, das sieht man nicht alle Tage - toll! und deine Geschichte - wieder so schhön zu lesen :-)
    LG Elisabeth

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  7. Herrlich liebe Elke, einfach herrlich. Ich hab noch nie Hochprozentiges selbst angesetzt aber dein Rezept tönt super und das Ergebnis lässt sich ja auch sehen. Der Zierapfelbaum wird es dir (hoffentlich) verzeihen.
    Oh Schwemmholzstücke ... wie toll, wenn du mir ein paar kleine schöne Stücke rüberbeemen könntest. Hm, bei uns am Rheinufer sind die wirklich mangelware ... aber ich werd mich dann den Winter rüber wieder mal auf die Suche machen.
    Hab einen richtig guten Tag!
    Ida

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  8. Es gibt zwar kaum Platz in meinem Garten, aber für'Golden Hornet' müsste sich doch noch ein Plätzchen finden. Dekorative Blüten, hübsche Herbstfrüchte und auch noch Kulinarisches, ein Bäumchen das (Schnaps-)Drosseln und andere Tierchen in jeder Jahreszeit erfreuen würde....Gibt es in deinem Blog noch ein Ganzkörperfoto ? Muss mal gleich schauen.
    LG
    Sisah

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  9. Herzallerliebst ein beleidigter Zierapfel ;)

    LG Sandra

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  10. Hallo liene Elke.
    Schöne Erklärung an deine Zieräpfel.Und das ist mal wieder lecker dein Saft und die Äpfelchen im Glas eine Augenweide.Laß es dir munden.
    Schönen Tag und liebe GRüße Jana


    Zur Zeit läuft mein Blog nicht ich versuche schon seit 2 Tagen in deinen Blog zu kommen.
    Eben gings.

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  11. Liebe Elke,
    beleidigter oder hochprozentiger Zieräpfel??
    Sehr verlockend, aber bei mir dürfen die Vögelchen und selbst die Eichhörnchen, sich satt futtern.
    Ausserdem ist der Schnaps bei uns viel zu teuer.
    Habe ein schönes Foto von einem grauen Eichhörnchen im Zierapfelbaum! Poste es später!
    LG Gisela.
    Danke für Deinen Kommentar!!

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  12. das sieht ja lecker aus, werde ich antesten! gut, dass ich in einem land (irland) lebe, das sowieso voller schnapsdrosseln ist:)) da faellt eine flasche wodka niemandem auf.... ich habe in diesem jahr die golden hornet nicht gepflueckt, weil mein everest dermassen voll haengt (immer noch, obwohl ich schon gepflueckt habe wie bloede - eimerweise!), dass ich die teilweise angematschen hornets nicht genommen habe... mal sehen, ob dann meiner roetlich wird:)) ich mache saft im dampfentsafter daraus, den ich entweder so trinke (mit zucker, sonst ist er arg sauer) oder zu gelee verarbeite, was wunderschoen gelb wird - und mit nelken, zimt oder (und?) sternanis absolut koestlich schmeckt....
    viele gruesse aus irland

    Bettina

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  13. Liebe Elke, ich habe meinen Apfelbaum nicht beschnitten trotzdem blüht er und trägt mittlerweile Äpfel :) Dein Getränk sieht ein bisschen gefährlich aus ;)

    lg kathrin

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  14. Grins, was für einen unseriösen Lebenswandel wir Gärtnerinnen doch führen. Eigentlich können wir ja gar nichts dafür, es sind unsere Pflanzen, die uns dazu verdonnern. Bei mir war's der Zierpflaumenbaum, der mit seiner Fülle von Früchten, für ein warmes Herz im Winter sorgte. Bei mir gibt's Pflaumenlikörchen *hicks*. Ich habe dazu aber Cachaça genommen (brasilianischen Zuckerrohrschnaps), einfach weil ich nichts anderes zur Hand hatte. Die Pflaumen haben also beschwingt Salsa getanzt und ich meine, das hat dem Likör nicht geschadet.
    Zum Wohl also denn, meine Liebe. Erheben wir das Glas auf unsere Bäume, die für unser leibliches und geistiges Wohl sorgen *kicher*. Ich gönn mir jetzt gleich ein Schlückchen.
    Tschüss
    Alex

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  15. Hallo Elke,

    ich war heute morgen ganz überrascht, dass unsere Forsythie noch einmal blüht. Vielleicht hatte sie auch zuviel Stress. Ich hatte angenommen, dass der Herbst einfach zu warm ist.

    Gruß Irene

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  16. Hallo Elke,

    eine rührige Geschichte von Deinem Bäumchen. Gefällt mir. Auch das Rezept.
    Unser Zierapfel biegt sich in diesem Jahr mit Früchten, da könnte ich das auch mal ausprobieren.
    Danke für den Tipp!

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende wünscht Dir Joona aus den Garten(t)räumen

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  17. Das ist auch nochmal eine Idee. Werde ich mir für nächstes Jahr vormerken, wenn ich diese Äpfelchen in der Natur wieder finde.
    Allerdings - so viel Alkohol kann man selbst ja gar nie verwerten und viele wollen auch keinen mehr, da sie aus gesundheitlichen Gründen nicht trinken dürfen.
    Wir verwenden diese Ansätze bestenfalls aus medizinischen Gründen, also ein winziges Gläschen ...

    Liebe Grüße nochmal
    Sara

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  18. Hi...hicks...habe einen Zierapfel, der rotbackig ist und sich sehr gut auch roh essen lässt. Nun, aufgrund der guten Ernte in diesem Jahr habe ich dieses Rezept angewandt...seit zwei Monaten schwimmen die Äpfelchen nun im Wodka, heute, hicks....mal gekostet....zu süß, muss mit Wodka verdünnen. eia weia weg...na mahlzeit, also, wenn Apfel roh süß ist, weniger Zucker nehmen sonst...s. o. (lall...) is auch schon ejal...jut schmeckta trotzdem, dea likör. Die Hemmschwelle ist gefallen, die Sprache der Ureinwohner aus dem Berliner Raum setzt sich durch, tut mir leid).
    Hinweis:Vanille und Nelke sind das Geheimnis.
    Prösterken, das nächste Mal hab ich größere Einmachgläser, auf jeden Fall!

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  19. an Herz- und- Leben: Natürlich sollte man diese "Ansätze" bestenfalls im Notfall aus medizinisch indizierten Gründen zu sich nehmen, Ganz klar. Maximal ein wänziges Gläschen, sowieso.....am besten auf Rezept...
    Alles Gute für Sara

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  20. Hallo liebe Elke,

    zufällig bin ich gerade über die Suche wegen meines Sorgen-Zierapfels hier auf diesem mir bisher unbekannten Blog-Eintrag gelandet. Ich habe auch schon seit einigen Jahren (min. 4) einen Zierapfel Golden Hornet, den ich (weil er Sichtschutz werden soll) bisher fast ungeschnitten wachsen ließ. Nur leider hat er bisher KEINE (!!) eine Blüte gebracht...folglich auch keine Äpfelchen. Auch wenn ich grundsätzlich im Garten recht geduldig bin, verliere ich selbige langsam - zumal es im Ernstfall immer schwieriger und schmerzhafter würde den Kandidaten wieder zu entfernen. Was meinst Du aus deiner bisherigen Erfahrung mit diesem Zieräpfelchen könnte schneiden und Zweige herunterbinden noch erfolgversprechend sein, oder habe ich vielleicht doch einen "blinden" Baum erwischt?
    Was würdest Du denn tun, wenn es deiner wäre? (insgeheim suche ich ha bereits nach einer rosigen Ersatzlösung...aber ich wollte doch wirklich widerstehen...)
    Wäre echt nett, wenn Du einen Tipp für mich hättest :-)
    Frühlingshafte Rosengrüße von Christine

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