Samstag, 12. November 2011

Seifenspender - Teil II

Alle lieben Kastanien.
Ihre glänzend braune Oberfläche lässt sie so wertvoll erscheinen, dass wir sie gern als vergängliches Schmuckstück einkassieren und mit nach Hause nehmen.


Für ein paar Wochen bringen die Früchte einen Hauch von Luxus in die gute Stube - Mahagoni in kleinen Dosen, aber ohne tropischen Regenwald und langen Transportweg:




Nur leider hält diese Pracht nicht ewig, der Lack ist bald ab und die Kastanien beginnen zu schrumpeln.
Nun kann man sich entweder als Guerillagärtner versuchen und die Früchte dort hinwerfen oder gar pflanzen, wo schon immer ein Ross-Kastanienbaum gefehlt hat, oder Waldtieren mit guten Zähnen eine Futterspende bringen. Oder aber anderes Sinnvolles mit ihnen anstellen.

Aber was können die denn schon Tolles? Bisher haben wir die Kastanienbäume ausschließlich als Spender von Herbstschmuck sowie als Produzent von Kastanienminiermotten kennengelernt. Letzteres steht ein bisschen in Verruf, ist also nichts was lobend erwähnt werden müsste.



Wie so oft liegt das wahre Talent im Verborgenen.
Waschnüsse sind ja mittlerweile als Schonwaschgang für die Umwelt bekannt - und was die können, können Kastanien auch - wenn man ihnen ein bisschen auf die Sprünge hilft!

Die Früchte von Aesculus hippocastanum enthalten nämlich reichlich Saponine, so wie das Seifenkraut.
Es wird angenommen, dass diese Stoffe die Frucht vor Pilzen und Insektenfraß schützen - wer hat schon gern Schaum vor dem Mund.

Anders als beim Seifenkraut ist die Gewinnung der waschaktiven Substanzen leider nicht ganz so einfach. Bei Kastanien beißt man nämlich auf Granit. Zunächst gilt es, die Schale zu entfernen, was nur mit einem sehr scharfen Messer und noch schärferen Sinnen sowie äußerster Vorsicht gelingt. Hierbei bekommt man eine leise Ahnung, warum die meisten Unfälle im Haushalt passieren...

Also gut aufgepasst auf die Finger!

Ist die Schale entfernt, kann man das Fruchtfleisch kleinhacken. Auch hier wehrt sich die Kastanie hartnäckig. Mit dem Messer scheibchenweise Späne abzuheben ist oft das äußerste. Macht aber nichts, denn dadurch wird die Oberfläche maximal vergrößert. Umso dünner die Scheiben, desto besser können sich die Saponine später lösen.

Nach schon einer einzigen Kastanie war ich es auch schon wieder leid - da kommt man ganz schön ins Schwitzen!

Die Brösel dann ab in ein Gefäß und Wasser drauf.
Et Voila - sofort ist Schaumbildung erkennbar, ein Wunder!



Die Flüssigkeit färbt sich schnell milchigtrüb ein, aber warum auch nicht - viele käufliche Seifen sehen genauso aus. Der Versuchsaufbau sollte ein paar Tage stehen, damit sich die Saponine gut gelöst haben. Wirken tut es auch, aber nicht so gut wie Seifenkrautextrakt - schließlich heißt die Pflanze ja auch Kastanie und nicht Seifenbaum. Die Lösung kann man jetzt sieben, in einen Spender abfüllen und schon hat man garantiert biologisch abbaubare Seife im Haus.
Das nächste Mal lasse ich die Kastanien aber von einem Panzer überfahren. Das geht schneller.

PS: Als Dankeschön für die Ableger vom Brutblatt gab es diese Woche Post von Frollein Enerim, die mir ein paar ihrer wunderschönen Aquarelle sowie ein Tütchen Überraschungssamen zugesandt hat.

Hier seht ihr ihren Duzler, wie er einen Babywerfer vorführt:



Vielen Dank dafür, ich habe mich sehr gefreut und bin schon ganz gespannt, was aus den Samen keimen wird!

16 Kommentare:

  1. Kastanienseife-du kommst aber auch auf Ideen, also wirklich. Schön, die Vorstellung, dass meine neue Seife draußen auf dem Boden liegt und nur noch darauf wartet von Elefanten kleingebröselt zu werden. Dann gehe ich jetzt mal raus und sammel sie ein.Bin gespannt, wie das Zeug riecht und ob meine Gartenhände samtweich und glänzend werden. Wäre auch ne Idee für meine krausen Haare-ach-Möglichkeiten tun sich da auf. DANKE!

    Liebe Wochenendgrüße, Jo

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  2. Liebe Elke
    Ich habe wieder kräftig geschmunzelt beim Lesen. Was Du immer für tolle Ideen hast, genial. Ich dachte schon, suuuuper, endlich kann ich die Früchte unserer Rosskastanie verwerten... aber öhm, wenn ich lese, wie sehr sie sich dagegen sträubt und zu wehren weiss... ich glaub, als Deko reicht sie mir auch :o).
    En liebe Gruess
    Alex

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  3. Liebe Elke,

    ein sehr informativer Post, der mich zum Schmunzeln gebracht hat ;)

    Vielleicht sollte ich meine Dekokastanien, die ebenfalls schon von der Schrumpelpest befallen werden auch mal "verwandeln" ;) Allerdings werde ich dann deinen Tipp beherzigen und zwar nicht mit dem Panzer aber mit dem Auto drüberfahren ;)

    Lg Sandra

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  4. Liebe Elke,
    echt genial, Deine Experimente und Selbstversuche! Nachdem ich schon total neidisch vom Seifenkraut gelesen habe, ist die Kastaniengeschichte ja noch viel schöner - zumindest in der Theorie. Denn hier muss ich ja die Pflanze nicht killen. Und wenn statt des Panzers auch das Auto oder vielleicht sogar nur der eine oder andere beherzte Schlag mit dem Hammer (natürlich beschutzbrillt) reicht, wird das doch auch schnell alltagstauglich! Jetzt muss ich mir nur noch Kinder zulegen, die Waschmittel sammeln und klopfen gehen ;-)
    Liebe Grüße,
    Verena

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  5. Liebe Elke,
    das war ein interessanter Post. Ich glaube, mir fehlt die Geduld ... hihi :-)
    Wünsche dir ein schönes Wochenende.
    Liebe Grüße Dorothea

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  6. Liebe Elke, woher weißt du das Alles? Heißt du ein geheimes Gartenkuriositätenbuch, oder "Was der Großvater noch wusste"... ich bin beeindruckt! Habe letztens gelernt mit Feuerstein Feuer zu machen und nun kann ich mir noch mit Kastanienseife die Hände danach waschen... ein weiterer Schritt in die Unabhängigkeit von REW, Schlecker und Co ;-) Kastanie alsMahagoni für Arme... Genial Liebe Grüße Annette

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  7. Wieder einmal ein herrlicher Selbstversuch, den ich genau so begeistert gelesen habe wie den Versuch mit dem Seifenkraut. Echt enorm, was man hier immer wieder dazu lernt. Danke dafür, liebe Elke!

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  8. ja, da kommen erinnerungen hoch - naturfaerben mit den gruenen schalen.... ich koche sie auf - und sie kochen ueber - und zwar heftig und mit reichlich schaum... der ofen war danach sehr sauber, aber nur mit viel ellbogenkraft:)) aber wenn du grad keine panzer in der naehe hast zum zermatschen - taete es nicht auch ein arbeitsloser schraubstock in der werkstatt? zumindest zum knacken von macadamianussschalen funktionert so ein teil hervorragend:)) die matsche kann man ja hinterher einfach abwischen?

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  9. Hallo Elke,
    ich lache immer herzlich beim Lesen deiner Posts. Mahagoni - das ist genau, was ich an den Kastanien liebe. Schade, dass man das nicht konservieren kann. Das mit den Saponinen wußte ich noch nicht. Ich warte mal auf den Panzer. *lach
    Überraschungsamen hört sich gut an, du wirst uns nächstes Jahr auf dem Laufenden halten.
    Schöne Grüße, Johanna

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  10. Dieser Post war wieder einmal sehr amüsant :). Ich musste Lachen, als ich heute Mittag eine Kastanie auf dem Boden gefunden habe :D.

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  11. Hi liebe Elke.
    Machst ja wieder tolle Experimente.Kastanien sind einfach schön egal was man damit macht.Draußen bleiben sie auch lange frisch ich muß sie immer entsorgen für die Weihnachtsdeko.Hihi.
    Schöne Woche wünsche ich dir und liebe GRüße Jana

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  12. Hallo Elke,

    danke für Deinen Besuch bei mir!!!! Aber ich glaube das mit der Kastanienseife ist nichts für mich. Ich neige dazu mir grundsätzlich bei solchen Aktionen irgendwo ... irgendwie ... irgendwas ... zu verletzen.
    Jaaaa ... die Hundeerziehung der Alphawurf wird immer noch gern "genommen", bei uns hier nicht. Wenn ich sehe wie der Kleine sich bei Winnie "unterwirft", Hunde machen das von selbst oder es bringt nichts.

    Liebe Grüsse
    Angelika

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  13. Hallo Elke,
    ich habe Deinen Blog heute in meiner Tagesempfehlung - nur so zur Info... *grins*

    Gruß,
    Papagena

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  14. Dieser Versuch muss bis zum nächsten Jahr warten, denn ich habe am Wochenende mit Quitten gekämpft und auch da einen Panzer herbeigesehnt.

    Dir noch einen schönen Tag :o)

    GlG Jane

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  15. Hallo Elke,
    ich dachte, ich hätte schon geantwortet, ... Ja, die Kleinen sind heil bei mir angekommen! ♥lichen Dank noch einmal. Sie wachsen auch schon ein bischen. :)

    LG,
    Pupe

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  16. Wow, das ist ja toll! Hab wieder was gelernt, für dieses Jahr zwar zu spät, aber ich werde das ausprobieren, nächstes Jahr und zwar mit den vielen Kastanien, die von Autos auf den Kreuzungen bei uns zu Matsch und Brei gefahren werden! Danke für diese nette Geschichte, da sieht man wieder, wie weit wir schon von den natürlichen Segnungen von Mutter Erde weg sind, dass wir sowas nicht mehr wissen, der Seifenspender aus Plastik könnte dazu allerdings recht hilfreich sein ;-))

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