Samstag, 28. Januar 2012

Auf gute Nachbarschaft

Als Gärtner hat man meistens auch Nachbarn. Da kann man sich kaum gegen wehren. Besonders in Kleinstgärten begegnet man aber nicht nur den Leuten nebenan sehr oft, sondern auch dem pflanzlichen Inventar in ihrem Garten. Stauden erkennen Gartengrenzen nämlich ganz schlecht, und wenn, sind sie ihnen egal. Und so kommt es, dass ein paar ausbreitungswillige Examplare die Seiten wechseln und auch uns ihre Präsenz aufzwingen. Diese Begegnung kann eine wundervolle Bereicherung für unser Fleckchen Erde sein, aber auch eine feindliche Übernahme darstellen, je nachdem wie wohlgesonnen wir den Invasoren gegenüberstehen und wie sie sich zu benehmen wissen.

Im Zweifel freuen wir uns natürlich erst einmal über den Zuwachs, schließlich hat auch der Nachbar seinerzeit Geld ausgegeben oder Beziehungen spielen lassen, um an genau diese Pflanze zu kommen. Darüberhinaus sind die Gewächse von nebenan schon standorterprobt und ertragen den ortsüblichen Boden.

Breitblättrige Glockenblume (rechts) - Sämling von Nachbars Inventar

Dummerweise weigern sich gerade die schönsten und begehrenswertesten Stauden auf der anderen Seite des Zaunes stets ganz beharrlich, zu uns herüberzuwachsen. Und wer nicht wuchert, gehört nicht zur billigsten Sorte. Oder zur häufigsten. Da unser Spaten selbstredend auf der anderen Seite des Zaunes nicht unangemeldet zu erscheinen hat, im Folgenden einige (nicht immer ganz ernst gemeinte) Strategien zur friedlichen Aneignung von Nachbars Grünzeug:

  • Das Wunschgewächs mit gutem Service überzeugen, in unsere Richtung zu treiben. Geeignete Maßnahmen sind hier die Anwendung von Hornspänen oder einer Leitspur Kompost als Lockmittel. Leider extrem langwierig und nicht immer von Erfolg gekrönt.  Eher wird Nachbars Giersch dadurch in unser Territorium gelockt als der hübsche Herbst-Eisenhut.
  • Eine Schneise in unseren Bewuchs schneiden, um den Kandidaten mit guter Besonnung in die richtigen Bahnen zu lenken. Kann bei schon arg durch Beschattung gebeutelten Stauden durchaus funktionieren. Schattengewächse allerdings werden sich angewidert zurückziehen.
  • Den Samenständen der gewünschten Staude unauffällig und vorsichtig einen mit der Harke überbraten, damit ein paar Früchte eventuell bei uns landen. Nicht anwendbar bei sterilen Hybriden oder sonstigen Keimmuffeln.
  • Darauf hoffen, dass die Amseln bei ihren täglichen Laubstreu-Wendemanövern auch mal ein Stück Rhizom freilegen und zu uns hinüberwerfen. Auch das heimlich Abrichten dieser Vögel sollte in Erwägung gezogen werden. 
  • Sogar Ameisen sind geeignete Vehikel für so manche Samen, wie die einiger Borretschgewächse, Leberblümchen oder Lerchensporn. Sie zu dulden kann also helfen.
  • In der Nähe der Gartengrenze stets ein Argusauge auf Keimlinge haben. Zäune dienen Vögeln gern als Sitzplatz, so dass darunter immer besonders viele Sämlinge auflaufen. In diesem Niemandsland kann man sich getrost bedienen. Sowieso sollte man Keimlingen unvoreingenommen gegenübertreten. Vielleicht ist es ja doch das gute Zeug von nebenan.
  • Die nächste Strategie ist etwas unkonventionell und extravagant, es sollen damit aber schon gute Erfolge erzielt worden sein: Den Nachbarn fragen, ob er bereit wäre, seine wundervollen Prachtstauden bei Platzmangel in äußerst gute, fachmännische Hände abzugeben. Unsere natürlich. Einen Tauschhandel vorzuschlagen ist ebenfalls nicht verkehrt. Hierbei nicht unbedingt gleich die Wucherkönige unseres Grundstückes anbieten, das könnte die günstige Pflanzenquelle bereits im Keim ersticken. Je wertvoller unser Angebot, desto großzügiger wird auch das des Nachbarn sein.

Geranium phaeum - von der Nachbarin bekommen, im Tausch gegen Wald-Erdbeeren

Herbst-Eisenhut, vom Nachbarn

An schöne, kostenlose Stauden kommt man natürlich nur heran, wenn die Nachbarn in etwa den gleichen Pflanzengeschmack haben und ihren Garten in ähnlicher Weise bewirtschaften wie wir. Wer nur von Thuja und Rasen umgeben ist, hat es schwer, an Gratis-Gewächse zu kommen. Bis jetzt hatte ich in dieser Beziehung ganz großes Glück. Das kann sich schon bald ändern, denn im Frühjahr bekommen wir neue Nachbarn. Und sollten diese den schönen Garten nebenan einebnen wollen, stehe ich selbstverständlich bereit, die heimatlosen Pflanzen zu adoptieren. Lieber wäre es mir aber, sie könnten bleiben, wo sie sind, der Bienen zuliebe.

    Samstag, 21. Januar 2012

    Elefantös

    Ich bewege mich die meiste Zeit mit einem Tunnelblick durch's Leben. Den kann ich bereits bei Schrittgeschwindigkeit und zu Fuß derart perfektionieren, dass ich es in beengten Räumen grundsätzlich schaffe, mir die Hüfte, Ellbogen oder sonstwie exponierte Stellen an Dingen zu stoßen, die sich nicht im unmittelbaren Fokus meines Blickfeldes befinden. Leider beschränkt sich diese unglaubliche Fähigkeit nicht allein auf blaue Flecken an diversen Körperteilen, sondern ich beherrsche auch das Zerstören von Gegenständen durch unvorsichtiges Ummichgreifen. Das Ganze gepaart mit einem generellen Hang zur Ungeschicklichkeit lässt mich zum Elefanten im Porzellanladen werden. Wobei ich mich natürlich nicht allein auf Porzellan spezialisiert habe, das wäre doch etwas zu einseitig. Nein, auch das Unkenntlichmachen von Glaswaren mit Hilfe der Schwerkraft und eines Fußbodens gehört zu meinen besonderen Talenten.

    Weinglas in seinem natürlichen Lebensraum

    Wem diese Gabe nicht unbekannt ist oder sie schon einmal bei anderen in Aktion erleben durfte (hoffentlich nicht bei den eigenen Gefäßen), wird sicher mit scharfem Blick bemerkt haben, dass Weingläser nicht einfach in tausend Stücke zerspringen. Wenn man sie nämlich unvermittelt mit einem harten Gegenstand konfrontiert, zeigt sich eine feine Sollbruchstelle etwas unterhalb des Kelches. So erhält man meistens zwei chirurgisch einwandfrei getrennte Einzelteile in Form von Kelch und Stiel. Mit letzterem lässt sich nicht so viel anfangen, es sei denn, man benutzt ihn als winzigen Regenschirm für kleine Pflanzen, oder beschriftet ihn auf der Unterseite wasserfest und steckt ihm umgedreht in die Erde, um eine Staude oder Aussaaten zu kennzeichnen. Das hat den Vorteil, dass die angebrochene Stelle hübsch in der Erde verschwindet und nur noch der perfekt erhaltene Teil herausschaut. Sollte ewig halten, wenn man ab sofort einen großen Bogen darum macht und von weiterer Gewaltanwendung absieht.

    Aber auch der Kelch des Weinglases lässt sich noch umwandeln zu etwas Sinnvollem. Mir schwebt da ein Aussaatgewächshaus vor, das genau auf einen runden Topf passt. Dummerweise ist die weniger schöne Bruchstelle nun oben und man muss sie irgendwie verschönern und unauffällig entgraten. Deckel von kleineren Gefäßen können auf die unattraktive Seite passen - oder Fingerhüte.

    Hier hab ich das mal demonstriert - aus Mangel an schönem Wetter gibt's auch kein sonderlich schönes Foto:



    Der Kaffee musste mal wieder als Modell herhalten


    Wichtiger Hinweis: Das Herstellen von Miniatur-Klimakammern aus Weingläsern sollte wirklich nur von Personen praktiziert werden, denen von unabhängingen Experten ein Mangel an Geschicklichkeit sowie ein außergewöhnlich hoher Elefant-im-Pozellanladen-Faktor bescheinigt wurde. Ansonsten kann das absichtliche Zerdeppern von Hausrat doch schnell ins Geld gehen. Das tut es natürlich auch bei den Elefanten unter uns, aber dafür können wir ja nichts.

    Montag, 16. Januar 2012

    Die Wüste lebt

    Ach, wie schön sind Spornblumen. Führen einen wirklich tadellosen Lebenswandel, sehen stets adrett aus mit ihrem glänzenden immergrünen Laub, und erfreuen auch noch die Insektenwelt. Trockenheitsresistent ist Centranthus ruber außerdem noch, was eine ungemein praktische Zugabe darstellt.


    Ihre Blütezeit ist erfreulich lang mit guter Fernwirkung im größeren Bestand.


    Mit jeder guten Eigenschaft dieser mediterranen Wunderblume steigt selbstverständlich auch die Begierde, ihrer habhaft zu werden. Und so habe ich jahrelang versucht, es ihr im Garten schmackhaft zu machen. Ich habe ihre Samen verstreut, Sämlinge ausgepflanzt, mit Kompost gelockt - aber es half alles nichts. Die Blume war bockig. Wo ich sie haben wollte, wollte sie nicht. Unser Verhältnis blieb entsprechend unterkühlt. Zum Glück aber lungern ein paar Häuser weiter einige Exemplare herum, die ihre Flugsamen freigiebig in alle Winde zerstreuen. Und siehe da - die Windrichtung war mir hold. 

    Nicht dass jetzt jemand denkt, die Sämlinge hätten sich hübsch im Beet einquartiert. Nein, das kann ja jeder. Stattdessen waren sie in ihrer Platzwahl etwas unkonventionell. Daher bitte ich Ordnungsfanatiker, lieber wegzusehen bei dem Anblick, der jetzt folgt. Nur für hartgesottene Pflanzenliebhaber ist dies hier zu ertragen, ohne dabei schamhaft so rot zu werden wie die Blüte der Spornblume selbst:


    Die nächstbeste Pflasterfuge wird gleich mitbesiedelt

    Richtig, sie wachsen ausschließlich in und an der mit Kieselsteinen gefüllten Rinne, die nach altem westfälischen Volksglauben die Hausfassade vor Schmutzspritzern schützen soll. Mit der unfehlbaren Sicherheit eines botanischen Spürhundes haben sie die wahrscheinlich einzige vakante Stelle im ganzen Garten gefunden - abgesehen von der Dachrinne. Hier sind die Pflänzchen konkurrenzlos, da will sonst keiner freiwillig wachsen. Und dieses völlige Fehlen von lästiger Wurzelkonkurrenz und Verschattungsversuchen bereits etablierter Widersacher hat diesen Flecken wohl für Quereinsteiger so überaus attraktiv gemacht.

    Diese Gesteinsbrockenödnis hatte bisher überhaupt gar kein pflanzliches Leben hervorgebracht. Jeder Samen, der dort aus Versehen keimte, war verloren. Ich gestehe, ich habe schon des Öfteren überlegt, diese Wüste mit Steinbrech oder anderen Pflanzen zu beleben, mich aber nie so recht getraut - was sollen denn die Nachbarn denken? Dieser Fall aber war ja nun völlig anders gelagert - schließlich war Centranthus ruber hier aus freien Stücken eingezogen. Das ist doch im wahrsten Sinne ein Geschenk des Himmels! Allein, was sie bloß versorgungstechnisch an diesem Habitat findet, ist mir schleierhaft. Dieser Ort ist in etwa so einladend wie eine Autobahnbaustelle, und noch dazu im Halbschatten. Erde und Nährstoffe dürften hier nur als Spurenelemente vorhanden sein - dennoch wachsen und gedeihen die fröhlichen Blumen. In diesem Winter sind sie sogar schon ganz proppere Kerlchen geworden. Wikipedia weiß auch hierauf eine Antwort: "Als Standorte werden Fels- und Mauerspalten, Felsschutt und Wegränder bevorzugt.". Bingo, das trifft alles gleichzeitig auf meine Steinrinne zu!


    So viel Tapferkeit muss doch belohnt werden, oder? Was meint ihr - lässt mich die Duldung dieser Lückenbüßervegetation zum Messie werden oder trägt so ein Blümchen zum Ambiente bei? Mein Mann jedenfalls möchte, dass dieses "Unkraut" dort schleunigst verschwindet, und zwar am besten gestern. Ich bin dafür, die spontanen Spornblumen zu belassen. Dass die Insektenwelt sich hocherfreut zeigen wird, steht schließlich außer Frage.

    Donnerstag, 12. Januar 2012

    Die Axt im Blätterwalde

    Seit geraumer Zeit beobachte ich eine feindliche Übernahme im Zeitschriftenregal des Supermarktes meines Vertrauens: Der Bereich mit den Gartenzeitschriften wird zunehmend von grellbunter Teenagerliteratur a la Bravo und Co infiltriert, deren bunte Titelseiten sich quer über die der Regal-Stammbelegschaft schieben und sich ganz unverschämt in den Vordergrund drängeln. Beim Freischaufeln des Materials für meine Alters- und Zielgruppe komme ich nicht umhin, mich zu fragen, wer all diese Stars und Sternchen sind und wie zum Henker sie dieses Zahnpastalächeln hinbekommen haben? Und seit wann sind denn bitteschön diese Frisuren angesagt?? Anstatt meine Bildungslücken zu schließen, bin ich froh, endlich der Gartenpublikationen ansichtig geworden zu sein. Diese anderen Fachzeitschriften erinnern mich nur schmerzlich daran, wie alt ich schon geworden bin - und sowas kann man doch beim Einkaufen nun wirklich nicht gebrauchen, oder?

    Aber nanu, da fehlt doch was? Der Konkurrenzkampf tobt und so hat die Axt im grünen Blätterwalde neuerdings eine breite Schneise hinterlassen: Das GartenEden-Magazin musste letztes Jahr plötzlich und unerwartet ins Gras beißen, und Flora-Garten ist mit der "Gartenzeitschrift" zu GartenFlora hybridisiert worden. Von einer Veredelung kann man hier nur bedingt sprechen, denn FloraGarten stach durch ihr frisches Erscheinungsbild mit perfekten Fotos heraus - und obwohl ich mich immer ein bisschen ertappt gefühlt habe bei der lästerhaften Kolumne über die ökologisch angehauchte Nachbarin Elke, habe ich mir zwecks Zeitvertreib für längere Bahnfahrten öfter mal eine Ausgabe gegönnt. GartenEden dagegen hatte stets die ausführlichsten Pflanzenportraits bei gleichzeitig oftmals beeindruckend schlechtem Druckbild und viel weißer Fläche. Dabei gelobten sie sogar Besserung und die Ausgaben des letzten Jahres waren in der Tat um einiges ansprechender gestaltet.

    Nun sind sie beide dahin, Friede ihrer Asche. Das ganze Drama könnte eine Folge der mittlerweile inflationär auftretenden Landzeitschriften sein, für die das Pioniergewächs "Landlust" den Boden bereitet hat. Die hat diese Gattung schließlich erfunden und ist eine Erfolgsgeschichte sondergleichen. Das ruft natürlich Nachahmer auf den Plan, und so dürfte es sich wohl bereits um eine zweistellige Anzahl an konkurrierenden Publikationen handeln. Da kann man schon mit Fug und Recht von der reinsten Landplage sprechen.



    Weil aber die Landlust immer noch die fundiertesten Garten- und Naturartikel hat und diese mit durchweg schönen Fotos unterlegt, verweigere ich die Konkurrenz und kaufe mir lieber hin und wieder das Original, wenn eine meiner Lieblingspflanzen portraitiert wird. Außerdem war es die Landlust, die stets freigiebig auf diversen Gartenveranstaltungen verschenkt wurde

    Für diejenigen, die die Ausgabe mit der Anleitung zum Samentütchenbasteln verpasst haben, zeige ich hier noch einmal, wie es geht. Denn der nächste Frühling kommt bestimmt und bis dahin kann geübt werden. Zum Glück braucht man für die Herstellung aber kein Origami-Diplom.

    Alles was man dazu braucht, ist ein Stück Geschenkpapier, gerne auch schon einmal benutzt. Auf der Rückseite sollte es weiß sein. Stattdessen taugen auch Kalenderblätter vom letzten Jahr, Hauptsache, es sind Blumen drauf. Oder Gemüse. Irgendetwas Botanisches eben. Außerdem muss man eine Schere und Klebstoff oder Tesafilm bereithalten.

    Es fängt an mit einem etwa postkartengroßen Stück Papier:


    Jetzt das Ganze umdrehen und ein Drittel nach oben falten:


    Noch einmal drehen, so dass der weiße Bereich zu dir zeigt, und diesen ebenfalls nach oben schlagen, aber um mindestens zwei Zentimeter überlappend:


    Diesen überlappenden Teil wieder zurückfalten, um ein etwa einen Zentimeter breites, weißes Beschriftungsfeld zu erhalten:


    Alles umdrehen, so dass das weiße Feld nun auf der Tischplatte liegt. Dann die Ecken auf die Längsseiten zurückfalten, eine nach oben und eine nach unten:


    Nun kommt die Schere ins Spiel: Die umgefalteten Ecken werden damit halbkreisförmig zurechtgestutzt:


    Die Beschriftung fehlt noch:


    Zum Abschluss kann man eine der offenen Ecken schon hinten festkleben. Durch die andere füllt man die Samen ein und klebt die Öffnung dann auch zu. Achtung: Sehr feine Samen neigen dazu, sich durch die diversen offenen Falten zu verdünnisieren, so dass es ratsam ist, sie vorher in ein Täschchen aus Küchenkrepp oder dergleichen zu verpacken.

    Die Tütchen sind ein hübsches Geschenk und allemal schöner als ein schnöder Briefumschlag. Selbstredend, dass hier nur selbstgesammelte Samen reingehören.

    Und so hat sich das Wühlen unter den Teenagermagazinen doch wieder mal gelohnt!

    Freitag, 6. Januar 2012

    Katzen kratzen

    Das hier ist Quietschie und den Namen hat sie sich selbst eingebrockt:


    Eigentlich sollte sie nämlich Jeannie heißen (Bezaubernde), aber das ist gründlich danebengegangen, da sie als Welpe lieber gepiepst hat als richtig zu miauen. Das hat sie jetzt davon. Bezaubernd ist sie trotzdem.



    Jeannie, im Folgenden Quietschie genannt (unter anderem deshalb, weil sie nun mal so heißt), ist eine Millenniumsedition und lief auch schon im Jahr 2000. 

    Wir haben vieles gemeinsam, zum Beispiel sitzen wir gern auf dem Sofa rum (sie dekorativ, ich weniger), beobachten Vögel und essen gern Kartoffelchips. Während ich diese drei Disziplinen formvollendet gleichzeitig beherrsche, beanspruchen Chips Quietschies Aufmerksamkeit dagegen komplett. Die Vögel draußen sind dann vergessen.



    Quietschie ist eine sehr sparsame Katze und spielt am liebsten mit Verpackungsmaterialien, wie Kartons, Papiertüten und Kabelbindern. Diese Gegenstände sind gekauftem Katzenspielzeug jederzeit überlegen. Was für ein Glück. Nicht ganz so sparsam ist ihr ausgefallener Geschmack, was die Inneneinrichtung angeht: Stühle mit Stoffhussen zu kaufen war eine ausgesprochen dämliche Idee, denn Frau Katze ist der Meinung, dass deren Ausstrahlung mit ein paar Kratzern und gezogenen Fäden doch sehr gewinnt. Ich teile diese Ansicht weniger. Nun muss Katz aber tun, was Katz tun muss, nämlich kratzen. Da Quietschie aber nur drei Beine hat und deshalb nicht nach draußen zu einem Baum gehen kann, muss der Baum eben zu ihr kommen.

    Dieses Jahr hat sie einen neuen, selbstgebauten Naturholzkratzbaum bekommen- rank und schlank und weiß wie Schnee:

    Man beachte den von Katzenhand (und -zahn) geschädigten Fisch...


    Im Gegensatz zu einem Kanten Kiefernholz aus dem Baumarkt ist dieser Birkenstamm garantiert nicht illegal geschlagen und außerdem viel dekorativer. Günstiger ist er obendrein: Entweder man hat selbst einen Birkensämling im Garten, der droht, den Garten in den Schatten zu stellen, oder die Nachbarn müssen einen solchen fällen. In diesem Fall stammt die junge Birke aber aus dem Park nebenan, wo sie bei einer Auslichtungsaktion der Stadtgärtner übrig blieb. Den Sommer über gut abgehangen und getrocknet ist der Stamm nun salonfein. In Kratzhöhe haben wir ihn noch mit einem Sisalseil vom alten Kratzbaum umwickelt. Wenn man das Holz mit Leim bestreicht, bevor man die Windungen anbringt, kann Katz auch nichts auseinanderziehen und das Seil bleibt lückenlos.


    Der Kratzbaum wird gerne benutzt, vor allem, weil die zerschundenen Stühle mittlerweile den Besitzer gewechselt haben und ihr Ersatz nur mehr aus Holz besteht. Mit einer Katze zusammenzuwohnen verlangt eben einige Opfer, aber was tut man nicht alles für das liebste Kuscheltier.

    Sonntag, 1. Januar 2012

    Neues Jahr, neues Glück

    Die Christrosen haben verschlafen, die Scillas und Schneeglöckchen zeigen viel zu früh ihre Spitzen und das Wetter ist im Großen und Ganzen eher herbstlich gewesen. Und doch lügt der Kalender nicht: Es ist der erste Januar 2012!

     
    Zeit, die Vorsätze für's neue Jahr niederzuschreiben. Aber halt, das wird ja doch wieder in Tränen enden, denn vor dem Vorsatz ist nach dem Vorsatz, und wir alle wissen nur zu gut, was mit den ach so guten Vorsätzen vom letzten Jahr passiert ist. Breiten wir den Mantel des Schweigens darüber. Ein guter Vorsatz hat eine Halbwertszeit, die noch geringer ist als die von Schokolade, die zur freien Verfügung auf dem Tisch herumliegt. Nur, dass letztere besser schmeckt. Vorsätze schmecken in der Regel gar nicht mal so gut, handeln doch die meisten vom wie auch immer gearteten Fasten, von körperlicher Qual um der Fitness willen oder von arg viel Selbstdisziplin. Lediglich um mein Gewissen zu beruhigen mach ich's jetzt doch. Ich schreibe sie auf, dass alle Welt sie lesen kann, meine superguten Vorsätze für das neue Jahr:
    1. Zum Anwalt der Schwachen werden und die ganz kleinen Stauden diesmal besser vor der grünen Übermacht der großen schützen, bevor sie an Schwindsucht sterben.
    2. Mut zur Lücke - auch mal eine Pflanze auslassen, damit es die Stammbelegschaft etwas geräumiger hat. Zur Not Stauden zur Adoption freigeben.
    3. Nur noch Gartenzeitschriften kaufen, die mich für mehr als eine halbe Stunde ans Sofa fesseln und nicht nur schöne Bilder zeigen.
    4. Pilze auswendig lernen, damit ich sie im Wald besser mit Namen ansprechen kann. Ich kann mir nämlich deutlich besser die Vornamen von schwedischen Möbelstücken merken, als den Namen vom Ungezonten Violettmilchling (Lactarius uvidus), um nur ein Beispiel zu nennen. Das ist zwar verständlich, aber doch auch ganz schön traurig.
    5. Endlich was gegen die verdammte Zeckenplage im Garten unternehmen. Nein, Brandrodung ist keine Lösung! Finde ich zumindest. Meine Altvorderen sehen das ganz anders und warten nur darauf, dass ich meinen Garten endlich in das zurückverwandle, was er einmal war: Eine gepflegte Freiluftödnis in Grün mit schlammbraunem Rand, aber immerhin ohne Zecken.
    6. Wenn Besuch kommt, die topfgewordene Unordnung  auf der Terrasse besser im Griff haben, damit es nicht mehr aussieht wie im Resteregal des Gartencenters.
    7. Nicht alles aussäen oder sonstwie zwangsvermehren, was mir in die Finger kommt, denn das gefährdet die Zielerreichung der Punkte 6 und 2.
    8. Für jedes neue Buch, das ich mir kaufe, ein altes in einem öffentlichen Bücherschrank der Allgemeinheit zugänglich machen. Noch besser: Gar kein neues kaufen, sondern gleich einwechseln in besagtem Tauschregal (das ist aber deutlich schwieriger...).
      So, jetzt haben wir alle herzlich gelacht und können das neue Jahr endlich beginnen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass keiner dieser Vorsätze irgendwie gehalten wird. Höchstens ein bisschen. Und das wäre zwar nur ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer für mich.


      Also: Prosit Neujahr euch allen!