Samstag, 28. Januar 2012

Auf gute Nachbarschaft

Als Gärtner hat man meistens auch Nachbarn. Da kann man sich kaum gegen wehren. Besonders in Kleinstgärten begegnet man aber nicht nur den Leuten nebenan sehr oft, sondern auch dem pflanzlichen Inventar in ihrem Garten. Stauden erkennen Gartengrenzen nämlich ganz schlecht, und wenn, sind sie ihnen egal. Und so kommt es, dass ein paar ausbreitungswillige Examplare die Seiten wechseln und auch uns ihre Präsenz aufzwingen. Diese Begegnung kann eine wundervolle Bereicherung für unser Fleckchen Erde sein, aber auch eine feindliche Übernahme darstellen, je nachdem wie wohlgesonnen wir den Invasoren gegenüberstehen und wie sie sich zu benehmen wissen.

Im Zweifel freuen wir uns natürlich erst einmal über den Zuwachs, schließlich hat auch der Nachbar seinerzeit Geld ausgegeben oder Beziehungen spielen lassen, um an genau diese Pflanze zu kommen. Darüberhinaus sind die Gewächse von nebenan schon standorterprobt und ertragen den ortsüblichen Boden.

Breitblättrige Glockenblume (rechts) - Sämling von Nachbars Inventar

Dummerweise weigern sich gerade die schönsten und begehrenswertesten Stauden auf der anderen Seite des Zaunes stets ganz beharrlich, zu uns herüberzuwachsen. Und wer nicht wuchert, gehört nicht zur billigsten Sorte. Oder zur häufigsten. Da unser Spaten selbstredend auf der anderen Seite des Zaunes nicht unangemeldet zu erscheinen hat, im Folgenden einige (nicht immer ganz ernst gemeinte) Strategien zur friedlichen Aneignung von Nachbars Grünzeug:

  • Das Wunschgewächs mit gutem Service überzeugen, in unsere Richtung zu treiben. Geeignete Maßnahmen sind hier die Anwendung von Hornspänen oder einer Leitspur Kompost als Lockmittel. Leider extrem langwierig und nicht immer von Erfolg gekrönt.  Eher wird Nachbars Giersch dadurch in unser Territorium gelockt als der hübsche Herbst-Eisenhut.
  • Eine Schneise in unseren Bewuchs schneiden, um den Kandidaten mit guter Besonnung in die richtigen Bahnen zu lenken. Kann bei schon arg durch Beschattung gebeutelten Stauden durchaus funktionieren. Schattengewächse allerdings werden sich angewidert zurückziehen.
  • Den Samenständen der gewünschten Staude unauffällig und vorsichtig einen mit der Harke überbraten, damit ein paar Früchte eventuell bei uns landen. Nicht anwendbar bei sterilen Hybriden oder sonstigen Keimmuffeln.
  • Darauf hoffen, dass die Amseln bei ihren täglichen Laubstreu-Wendemanövern auch mal ein Stück Rhizom freilegen und zu uns hinüberwerfen. Auch das heimlich Abrichten dieser Vögel sollte in Erwägung gezogen werden. 
  • Sogar Ameisen sind geeignete Vehikel für so manche Samen, wie die einiger Borretschgewächse, Leberblümchen oder Lerchensporn. Sie zu dulden kann also helfen.
  • In der Nähe der Gartengrenze stets ein Argusauge auf Keimlinge haben. Zäune dienen Vögeln gern als Sitzplatz, so dass darunter immer besonders viele Sämlinge auflaufen. In diesem Niemandsland kann man sich getrost bedienen. Sowieso sollte man Keimlingen unvoreingenommen gegenübertreten. Vielleicht ist es ja doch das gute Zeug von nebenan.
  • Die nächste Strategie ist etwas unkonventionell und extravagant, es sollen damit aber schon gute Erfolge erzielt worden sein: Den Nachbarn fragen, ob er bereit wäre, seine wundervollen Prachtstauden bei Platzmangel in äußerst gute, fachmännische Hände abzugeben. Unsere natürlich. Einen Tauschhandel vorzuschlagen ist ebenfalls nicht verkehrt. Hierbei nicht unbedingt gleich die Wucherkönige unseres Grundstückes anbieten, das könnte die günstige Pflanzenquelle bereits im Keim ersticken. Je wertvoller unser Angebot, desto großzügiger wird auch das des Nachbarn sein.

Geranium phaeum - von der Nachbarin bekommen, im Tausch gegen Wald-Erdbeeren

Herbst-Eisenhut, vom Nachbarn

An schöne, kostenlose Stauden kommt man natürlich nur heran, wenn die Nachbarn in etwa den gleichen Pflanzengeschmack haben und ihren Garten in ähnlicher Weise bewirtschaften wie wir. Wer nur von Thuja und Rasen umgeben ist, hat es schwer, an Gratis-Gewächse zu kommen. Bis jetzt hatte ich in dieser Beziehung ganz großes Glück. Das kann sich schon bald ändern, denn im Frühjahr bekommen wir neue Nachbarn. Und sollten diese den schönen Garten nebenan einebnen wollen, stehe ich selbstverständlich bereit, die heimatlosen Pflanzen zu adoptieren. Lieber wäre es mir aber, sie könnten bleiben, wo sie sind, der Bienen zuliebe.

    13 Kommentare:

    1. Liebe Elke,

      in Nachbars Garten findet man ja oft sehr schöne Dinge, die man selbst nicht hat. Das weckt dann oft auch Begehrlichkeiten.
      So ist es ganz normal, dass der erste Blick zwar erst in den Garten geht, aber der zweite und dritte sicher zum Nachbarn nach rechts und links.
      Im Laufe der Jahre habe ich allerdings die Erfahrungen, dass von alleine meist nichts Gutes rüberkommt, denn oftmals wird zwischen den eigenen Pflanzen und dem Gartenzaun keine Ordnung gehalten. Was dann durch Zaun wächst, ist oft Unkraut.

      Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.

      Liebe Grüße
      Jutta

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    2. Hallo Elke
      Gröhl, das sind ja hervorragende Ideen. Hmm, manchmal habe ich aber schon Probleme, die eigenen Pflanzen zum Verbleib in meinem Garten zu überreden. Zum Beispiel Echinacea (in allen Farben) haut immer unauffindbar ab. Jetzt muss ich dann doch mal bei den Nachbarn ausspionieren, ob die allenfalls Nachts mit dem Spaten bei uns anrücken und doch nicht die vermaledeiten Schnecken an dem Verschwinden schuld sind. Auch Lupinen, Rittersporn und manche Glockenblumen sind nicht zum Verweilen zu überreden *seufz*. Ich muss ein schlechter Gastgeber sein.
      Ui, das hätte ich Dir jetzt wohl besser nicht geschrieben, freu ich mich doch schon auf Deine Röschen... nicht dass Du es Dir noch mals anders überlegt. Deine werde ich natürlich hegen und pflegen und düngen, bis sie rülpsen und sagen: "Ich kann nicht mehr, könntest Du Deine Fürsorge bitte mal wo anders hinrichten?!".
      Hab ein gemütliches Wochenende
      Alex

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    3. Liebe Elke
      Oh ja, Nachbars Garten. Also der eine von den unsrigen Nachbarn hat seine Wiese seit über Zehn Jahren einmal im Jahr gemäht und das wars. Also der Miro und der Nero hatten ihre Freude dran, denn es hatte viele Mäuse. Aber es war auch Brachland und in ein zwei Jahren soll es überbaut werden und dann richtige neue Nachbar. Ich hoff, nicht solche mit nur Thuja.
      Dein Post ist wieder einmal mehr so richtig typisch Elke. Einfach genial mit so viel Wahrheit dahinter.
      Hab einen gemütlichen Abend
      Ida

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    4. Liebe Elke,
      ich amüsiere mich immer königlich über deine Lauser-Ideen. Den nachbarlichen Samenständen mit dem Rechen eins überbraten - wer sonst käme auf solche geniale Anleitungen. Aber im Ernst, aus Nachbars Garten habe ich auch schon schöne Sachen bekommen. Wie du schon sagst, standorterprobt und pflegeleicht.
      Schöne Grüße, Johanna

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    5. Die Amseln abzurichten ist eine faszinierende Idee - ich muss dann mal weg... ;)

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    6. Wie wäre es, in der Nacht still, heimlich und leise die Grundstücksgrenze so zu verlegen, dass man plötzlich doch Besitzer der begehrten Nachbarpflanzen ist?

      Aber dieser Pfanzenneid ist schon sehr verbreitet. Manchmal glaube ich, dass die sonntäglichen Spaziergänge nur einen Zweck haben: die Bepflanzungen in der unmittelbaren Nachbarschaft auszuspionieren.

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    7. Hallo liebe Elke.
      Bloß gut mit unserem Nachbarn verstehen wir uns bestens.
      Im Garten gibt es kaum Möglichkeiten das Pflänzchen von Nachbars Garten bei uns rüberwachsen.Eigentlich nur Unkraut mit Pflanzen haben sie es nicht so.
      Ja im Vorgarten gibt es schon Probleme.Ich habe es gern ordentlich.Aber Nachbar nicht so.Da schaue ich drüberweg.Sonst verstehen wir uns gut.
      Na ja liebe Elke man muß aus allem das beste machen.
      Wünsche dir eine schöne Woche und liebe GRüße Jana.

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    8. Liebe Elke,

      was für ein spaßiger Post, der einen wieder so was von schmunzeln lässt ;)

      Unsere Nachbarn haben leider gar nichts anzubieten ausser Traumrasen ;) Wir halten unseren Löwenzahn im Zaum, damit er sie nicht angreift, dafür lieben und füttern sie unseren Hund ;)

      Lg Sandra

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    9. Ich halte es mit der letzten Möglichkeit... direkte Ansage! Aber oft wird auch das Ein- oder Andere über den Zaun gegeben... auch Sachen die ich nicht mag... Liebe Grüße und eine schöne Woche Annette

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    10. Gode billeder.
      Jeg holder rigtig meget af dit sidste billede.
      Smuk blomst. Skøn farve.
      Tak for kigget.

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    11. ist ja bloss gut, dass du zu weit weg bist - sonst wuerde ich denken, die ruepelhafte amsel, die meine steintroege attackiert, wurde von dir abgerichtet:)) zum glueck sind meine nachbarn alle weit weg und durch wiesen von mir getrennt - weil ich naemlich nur von der asphalt/rasen/einzelrose als alibi faktion umgeben bin! da kommt nix ueber den zaun ausser neid:)) dabei haette ich nichts gegen eisenhut invasionen und co! uebrigens - das bueschel im blog war keine einzelne flechte - sondern der "ballen", den ich in meiner tasche gesammelt hatte. so grosse hab ich leider auch nicht an den baeumen haengen:))

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    12. Nun, du möchtes ja leider auch kein Exempar meiner gesunden, vielseitig in der Küche einsetzbaren Grünpflanze, die so gern in meinem Garten wächst und sich so sehr wohl fühlt, dass sie nicht an einen Umzug in Nachbars Garten denkt. Sie wäre in liebevolle Hände abzugeben, ich buddel sie auch aus. Vitaminhaltig und vor Spurenelementen berstend: Giersch. Komisch, dass meine Nachbarn ihn noch nicht entwendet haben...

      Herzliche Grüße und ein Dankeschön für deine spritzigen Gartenmanöver,

      Jo

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    13. Liebe Elke, als von unseren Nachbarn erhielten wir vorwiegend nur Efeu und das in rauen Mengen. Kaum hatten wir in so gut wie möglich entfernt, war er auch schon wieder da und das noch hartnäckiger als davor.

      lg kathrin

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