Sonntag, 27. Mai 2012

Personalvermittlung

Gutes Personal ist schwer zu finden. Das gilt auch für die vakanten Stellen im Garten, die es mit Stauden zu besetzen gilt. Bei befristeten Ausschreibungen, zu füllen mit Einjährigen, kommt es nicht so sehr darauf an. Bei einer Festanstellung jedoch sollte alles passen.

Für die Indigolupine oder Färberhülse (Baptisia australis) kann ich ein lobendes Empfehlungsschreiben ausstellen. Diese viel zu selten gepflanzte Staude ist eine Idealbesetzung für sonnige, trockene Plätze und eine echte Perle. Sie ist zuverlässig, pünktlich, nie krank und stets guter Laune. Im Mai kommt sie zwar immer blau zur Arbeit, aber in ihrem Fall ist das etwas Gutes.

Hier ist er nun - mein Mitarbeiter des Monats:





Seit fast 10 Jahren (genaueres weiß man leider nicht aufgrund eines Vorgesetztenwechsels) arbeitet die Indigolupine nun in meinem Garten. Den branchenüblich hohen Anforderungen ihrer Position - insbesondere handelt es sich hier um zeitweise sehr trockenen Boden, dann wieder extreme Winterkälte - zeigt sie sich jederzeit gewachsen - und zwar bis locker 1,20 m Höhe!



Ihr Austrieb erinnert immer etwas an grünen Spargel:


Ihr gesundes Laub kann nicht verleugnen, dass es sich um einen Schmetterlingsblüter handelt:



Sowohl bei der Gärtnerin als auch bei ihren Mitstauden ist sie stets beliebt: Sie drängt sich nicht auf und lässt anderen ihre Freiräume. Sie wächst langsam, treibt keine lästigen Ausläufer. Ihre Aufgaben nimmt sie sehr ernst und blüht jedes Jahr im Mai wieder zuverlässig.

Auch Kunden gegenüber verhält sie sich immer korrekt und pflegt einen tadellosen Umgang:



Die verblühten Stängel zurückzuschneiden ist als Weiterbildungsmaßnahme der schönen Staude nicht geeignet: Sie lässt sich dadurch auf keinen Fall zu einer zweiten Blüte hinreißen. Man bringt sich dadurch allerdings um ihr zweites Talent: Die sich ebenfalls tiefblau färbenden Schoten, die bei Samenreife so schön klappern.


Das einzig Negative, das man über sie sagen kann, ist eine gewisse Nachlässigkeit im Hochsommer, wenn sie sich etwas schlaff auf ihre Umgebung herniedersinken lässt. Dann hilft ein baldiges Motivationstraining mit einer Staudenstütze.

Überhaupt muss man sie von Jugend an gut einarbeiten und fördern, damit sie ihre Stärken zeigen kann. Baptisia wächst sehr langsam, wird aber mit dem Alter immer schöner. Für gute Besonnung am Arbeitsplatz sollte stets gesorgt sein. Übermäßige Lohnsteigerungen in Form von Dünger braucht sie nicht - Kompost genügt.

Wie findet man nun so eine gute Mitarbeiterin? Auf Personalmessen in Form von Gartencentern wird man ihr selten begegnen. Auch das Abwerben aus einem anderen Garten wird nur gegen eine hohe Ablösesumme erfolgen können, da die Staude so langsam wächst und nicht wuchert.

Die Rekrutierung von eigenen Azubis dagegen gelingt problemlos: Die Aussaat ist einfach, man muss nur während der Ausbildungszeit ein wachsames Auge auf die sich gemächlich entwickelnden Sämlinge haben.

Egal ob selbst ausgesät oder käuflich erstanden - Baptisia ist in jedem Fall eine wirklich loyale Staude für ein ganzes Gartenleben.

Sonntag, 20. Mai 2012

Hängende Gärten



Einen Nationalpark im Miniaturformat und direkt vor der Haustür - so etwas wollte ich immer haben. Fotomotive mit guter Liegestuhlanbindung frei Haus und dabei noch etwas für die Fauna tun, das schwebte mir vor, als ich von einem eigenen Garten träumte. Nun, wo ich mein privates Schutzgebiet habe, ist es fast so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Großwild wurde zwar noch nicht gesichtet, aber immerhin die Insekten fühlen sich wohl: Wenn der Laden brummt, bin ich zufrieden.

Und damit es so richtig brummt, sind Wildrosen sehr zu empfehlen, denn es gibt so viele verschiedene Arten mit unterschiedlichen Blühzeitpunkten, dass alle Bienen über eine lange Zeit gut bewirtet sind.

Mit ihren flachen Schalenblüten sind sie ideal - vom winzigen Käfer bis zur pummeligen Hummel ist jeder Typ von fliegender Kundschaft vertreten.

Wartungsarm sind die Wildrosen außerdem noch, mal abgesehen von den Ausläufern, die manche gern auf Wanderschaft schicken.


 




Alles könnte also so schön sein im winzigen Nationalpark. Wenn nur er nicht wäre:



Dieser niedliche Kerl ist ein Blütenstecher, ein sehr kleiner Rüsselkäfer (Anthonomus), der ein einziges Ei in eine Rosenknospe legt und anschließend den Blütenstiel punktiert. Die Knospe baumelt zunächst schlaff und bemitleidenswert herunter, bis sie früher oder später zu Boden fällt.


Schön sehen diese hängenden Gärten beileibe nicht aus. Die stichhaltigen Beweise für die Anwesenheit das Käfers liegen am Ende auf der Terrasse herum oder auf der angrenzenden Vegetation, bis sie schließlich unbemerkt im Dickicht verschwinden. Im Inneren der Knospenkonserve macht sich die Käferlarve gut verborgen über den leckeren Pollen-Inhalt her.


In meinem Garten werden nur die frühen wilden Rosen befallen, darunter Bibernell-, Alpenhecken- und Büschelrose. Die Kletterrosen mit ihren dicken Knospen lässt er offenbar in Ruhe. Die dezimierten Rosen gehen davon natürlich nicht ein. Auch kann man den kleinen Käfer wohl kaum für das Bienensterben verantwortlich machen, obwohl er den brummenden Blütenbesuchern schon gehörig in die Suppe spuckt, wenn er alle Blüten ungeöffnet für sich selbst konserviert. Das Problem ist auf jeden Fall optischer Natur: Nicht auszudenken, wie wunderschön die Rosen aussehen würden, wenn er ihnen nicht hunderte von Knospen entwenden würde.

Aber wäre es nicht ein bisschen vermessen, in seinem Nationalpark nur die Insekten mit Tischmanieren zu dulden? Und so tue ich dem Blütenstecher auch nichts an, entsorge allenfalls die heruntergefallenen oder abgeknickten Knospen, falls ich sie finde. Zumindest bei der Büschelrose (Rosa multiflora) sieht man später sowieso  keinerlei Unterschied, ob ein paar Knospen fehlen oder nicht. Und so brummt der Laden am Ende doch noch.

PS: Wer uns Ostwestfalen helfen möchte, den richtig großen Nationalpark Teutoburger Wald-Senne Wirklichkeit werden zu lassen, der unterschreibe bitte hier - jede Stimme zählt!

Donnerstag, 17. Mai 2012

Tauschtomaten

Selbstgezogene Tomatenfrüchte sind lecker, gesund und tendenziell immer zu wenig. Ganz im Gegensatz zu Tomatenpflänzchen - von denen man jedes Frühjahr garantiert wieder zu viele ausgesät hat. 

Im Selbstversuch habe ich herausgefunden, dass es nichts bringt, einfach mal genau so viele Pflanzen anzusetzen, wie man voraussichtlich auf der Terrasse unterbringen kann, ohne dass großes Gedränge herrscht. Dann nämlich werden die Samen alles daran setzen, uns angesichts so geringer Wertschätzung einen gehörigen Strich durch die Rechnung zu machen: Sie werden die Keimung verweigern oder sich nicht von ihrer Samenhülle befreien können. Von manchen Sorten kann man sowieso gar nicht genug säen: Während mein Goldschatz "Golden Currant" sich vermehrt wie Unkraut, keimten "Celsior" und "Fredi" nur spärlich.

Hilft also alles nichts: Um eine überfüllte Fensterbank mit dem Flair einer japanischen U-Bahn kommt man von März bis Mai nicht herum.


Aber was tun mit dem jungen Gemüse, wenn man am Ende wieder mit viel zu vielen Pflanzen dasteht? Verschenken ist eine prima Idee, funktioniert aber nur bei tomatenlosen Zeitgenossen. In Ermangelung dessen habe ich dieses Jahr etwas Neues ausprobiert: Ich habe meine überzähligen "Golden Currant"-Sämlinge zur Staudenbörse in den botanischen Garten geschleppt.

Diese Veranstaltung war in der Vergangenheit nicht zum Tauschen, sondern zum Kaufen gedacht. Wegen der verwirrenden Bezeichnung irrten aber jedes Jahr wieder tauschwillige Gärtner umher (ich war auch schon einmal darauf hereingefallen).

Dieses Jahr allerdings stand in großen Lettern tatsächlich das magische Wort auf den Plakaten: Tauschen! Jetzt war es offiziell - na, endlich!

Also habe ich voller Vorfreude meine Tomaten per Fahrradkurier (mein Mann) in den botanischen Garten verfrachtet.



Geparkt wurde wie immer am schönsten Fahrradständer der Welt:



Die Staudenbörse war bei schönem Wetter und strategisch günstigem Termin einen Tag vor Muttertag sagenhaft gut besucht. Die Kundschaft holte die grüne Ware schubkarrenweise ab! Sogar ein ganzer Reisebus voller pflanzenbegeisterter Menschen wurde gesichtet.


Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Es gibt stets viele Raritäten zu kaufen bei günstigem Kurs. Der botanische Garten selbst bietet auch seltene Sämereien oder Staudenableger an, wie zum Beispiel Gunnera manicata.

Nur das mit dem Tauschen wollte nicht so recht klappen. Gegen Tomaten zu tauschen wäre kein Problem gewesen, aber das hätte mein Platzproblem nicht ansatzweise gelöst.

Also blieb mir am Ende nichts anderes übrig, als die Pflanzen gegen das beliebteste Tauschmittel der Welt einzuwechseln: Münzen. Ich habe aber nur Geld in homöopathischen Dosen verlangt, schließlich waren die armen Sämlinge schon viel zu lange in zu wenig Erde gestanden und sahen etwas schwindsüchtig aus. Innerhalb von einer halben Stunde war alles ausverkauft.

Also, liebe Bielefelder: Ich hoffe, wir sehen uns nächstes Jahr zur selben Zeit bei der Staudenbörse im botanischen Garten - zum Tauschen! Ich werde sicher wieder meine Wildtomaten mitbringen, denn auch dann werden es wie jedes Mal hoffnungslos zu viele sein.
 

Freitag, 11. Mai 2012

Birken-Striptease

Früher dachte ich immer: Wenn ich einmal groß bin, habe ich einen Garten mit einem kleinen Birkenwäldchen. Birken waren nämlich schon immer meine Lieblingsbäume: Schlank, licht und mit dieser unglaublich weißen Rinde ausgestattet, die ihnen so schnell keiner nachmacht.


Mittlerweile bin ich groß, aber mein Garten ist es nicht. Der wächst auch genauso wenig wie ich das in meinem Alter noch tue.


Also lassen wir das besser mal mit dem flotten Birkenhain.  Nicht, dass sie es nicht versucht hätten. Birken werden schließlich ständig frei Haus eingeflogen. Keim- und sonstige Hemmungen haben sie nicht, so dass man das Birkenwäldchen gleich gratis zum Garten dazubekommt, wenn man nicht aufpasst. Habe ich aber. Denn so klappt das nicht mit den weißen Riesen. Nicht so und nicht hier.


Und so bleibt mir nur, sie im Park zu bewundern. Mit ein bisschen Glück findet sich auch meine Lieblingsart dort: Die Himalaya-Birke (Betula utilis) mit ihrer extravaganten Rinde. Die ist schon so ein bisschen der Star unter den Parkbäumen, eine wahre Lichtgestalt ganz in Weiß und Grün.

Was sie außerdem noch auszeichnet, ist die Tatsache, dass sie liebend gern die Hüllen fallen lässt. Auch vor Spaziergängern, da ziert sie sich nicht besonders. Ihre Rinde rollt sie in großen Stücken ab und lässt sie vom Winde verwehen. So kommt auch unsereins zu einem Spurenelement Birke für den eigenen Garten.


Aber was macht man dann mit der weißen Ware? Nun, man könnte jetzt natürlich den eigenen Apfelbaum als Birke verkleiden. Funktioniert nicht nur an Karneval und hätte im Winter sogar einen richtig positiven Effekt auf den Baum, denn die weiße Hülle beugt Frostspannungen im Stamm vor. Vielleicht verwirrt diese Tarnung sogar Frostspanner? 

So verlockend diese Idee auch ist, so aufwendig und wenig praktikabel ist sie leider. Man bräuchte schon viele große Stücke, um auch nur den untersten Baumbereich zu tapezieren. Hinzu kommt, dass sich die Nachbarn vermutlich scheckig lachen würden.

Also bleiben wir mal bescheiden und verkleiden einfach eine leere, ausgewaschene Konservendose. Dann sieht sie richtig edel aus und verliert etwas von ihrem industriellen Charme.


Dieser kostenlos veredelte Blumenübertopf überzeugt bestimmt jeden und ist ganz schnell hergestellt: Einfach Höhe und Umfang mit dem Maßband ausmessen, auf die Rückseite der Birkenrinde anzeichnen und ausschneiden. Entweder man schlägt anschließend Nieten in die Ecken (so eine Art Blumentopf-Mieder) oder bindet die Rinde einfach komplett mit Paketschnur an die Dose. Tesafilm tut's auch, mit Klebstoff dagegen kann man die Dose nicht mehr auswechseln, sollte sie einmal rostig geworden sein.



Da die Rinde so schön weiß ist, kann man auch prima Aussaaten darauf vermerken, schließlich wurde sie schon in alten Zeiten als Papier verwendet.

Und so kommt man auch als Kleinstgartenbesitzer zu seinem Stückchen Lieblingsbaum!


Samstag, 5. Mai 2012

Wolfsmilch im Schafspelz

Die Gattung Euphorbia (Wolfsmilch) hat Karriere gemacht. Vor allem die großen, ornamentalen Arten wie die Palisaden-Wolfsmilch (Euphorbia characias) oder die allseits erfrischende "Schnee auf dem Berge" (Euphorbia marginata) hatten ihren großen Durchbruch. Nur eine zierliche, einheimische Art ist größtenteils in Ungnade gefallen und somit nur selten in Gärten zu entdecken: Die Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias). Sie gilt als gnadenloser Wucherer, den man nur schwer beherrschen kann. Hier ein Versuch ihrer Rehabilitation.



Um es gleich vorweg zu nehmen: Ja, sie ist ein äußerst gewiefter Untergrundaktivist, der plötzlich einen halben Meter neben seinem Ursprungsort an neuen Stellen auftauchen kann - zur Not auch im Rasen. Und nochmals ja, sie geht sehr in die Breite, wenn es ihr irgendwo gefällt.
Sie an einen sonnigen Ort zu pflanzen, wo sie keinerlei Konkurrenz hat, ist ungefähr so wie in den Urlaub zu fahren und die Haustür nicht abzuschließen. Man sollte sie vorsichtshalber nicht in neue Beete setzen, die noch eingesät werden müssen, sondern sie lieber in bereits etablierte Pflanzengesellschaften stecken - oder mit anderen stadtbekannten Wucherern kombinieren.

Denn nun die guten Nachrichten: Ihre Ausläufer lassen sich jederzeit von größeren Stauden einen Platzverweis erteilen - in ihrem Schatten hat das wuchernde Wölfchen keine Chance. Und es kommt noch besser: An kargen trockenen Orten, wo sonst nichts wachsen will, wie auf Mauerkronen oder Schotterrasen, ist sie ein idealer, flächendeckender Lückenbüßer. Und ein hübscher noch dazu:



Sie ist bei aller Zartheit vollständig winterhart und schädlingsfrei. Selbst an exponierter Stelle in einem Fensterbanktopf hat ein Exemplar bei mir schon mehrere strenge Winter überlebt.
Ihre tannenwedelartigen Triebe sind so zart und weich, dass man sie ständig knuddeln möchte - wahrlich ein Wolf im Schafspelz!


Fein gemacht mit Perlenkette:



Hinzu kommen früh im Mai gelbgrüne Blüten, die zart duften und unglaublich lange halten. Auf ihnen treibt sich stets eine illustre Gesellschaft von Gartengästen herum.


Selbst mit Samenansätzen überzeugt die Staude noch:


Den Herbst quittiert die Zypressen-Wolfsmilch mit attraktivem gelben Laub, das eine ausgezeichnete Fernwirkung hat.

Beklagt sich also irgendwo ein Gärtner über den bösen Wolf, sollte man hellhörig werden: Bestimmt lässt sich dort ein Ausläufer abstauben! Die kleinsten Teilchen wachsen bereitwillig an, wenn man sie die erste Zeit lang mit Wassergaben verwöhnt.

Wem die Staude jetzt immer noch suspekt ist oder nicht schön genug, der kann es mit der außergewöhnlichen, rot belaubten Fens Ruby probieren - noch schöner geht nicht! Spätestens im roten Abendkleid muss diese Wolfsmilch doch salonfähig werden, oder?

Dienstag, 1. Mai 2012

Windige Angelegenheit

Seit einiger Zeit bemerke ich seltsame Gebilde in Bielefeld und Umgegend. Sie kommen in allen Farben des Regenbogens daher, in den verrücktesten Farbkombinationen - mal mehr und mal weniger dezent. Ihr Hauptlebensraum sind Schrebergärten und Ackerränder in der Nähe von Hausgärten, nie sah ich sie im Einzugsbereich einer repräsentativen Terrasse. In noblen Villenvierteln kommt die Art so gut wie gar nicht vor.

Die einfachen Vertreter bestehen nur aus zwei Plastikflaschen (oder was davon übrig blieb) und reichlich Klebstoff (rechts im Bild). 

Fortgeschrittene Formen dagegen bestechen durch elegante Schraubvorrichtungen, die auf geschickten Werkzeuggebrauch schließen lassen. Man beachte den technisch und künstlerisch anspruchsvollen Einsatz von farbigem Klebeband beim linken Beispiel, wohingegen die zweite Variante durch geschmacklich einwandfreien Farbgebrauch besticht. Das dritte Exemplar schließlich war wohl mal eine Essigflasche und dürfte auch geruchlich anspruchsvoll sein, beeindruckt aber letzten Endes durch kleidsame farbige Ränder an den seitlichen Auswüchsen:

Diese fröhlich-bunten oder transparenten Wesen befallen mit Vorliebe Pfähle und Pfosten, wo sie scheinbar nutzlos obenauf sitzen, vorzugsweise in mehreren Metern Höhe, so dass sie nicht zu übersehen sind. Ein gewisser Geltungsdrang lässt sich offenbar nicht leugnen, auch Fressfeinde scheinen sie nicht zu kennen. Des weiteren fällt eine gewisse Affinität zu Obstbäumen und Feldfrüchten ins Auge - sollte es sich hier womöglich um eine Symbiose handeln? Nur, was ist denn nun der Nutzen dieser Kreationen?

Weht ein kleines Lüftchen, wird der Sinn ein wenig erhellt: Die schrillen Geräte drehen sich bei Wind um ihre eigene Achse, und zwar mit Hilfe ihrer seitlich angebrachten Flügel. Dabei kreiselt bei den kunstvolleren Exemplaren das psychedelische Streifenmuster gleich mit, so dass sie an Auffälligkeit kaum zu überbieten sind.

Was also sollen sie bewirken? Dass Einbrecher entnervt aufgeben angesichts dieses Feuerwerks an Farben und verwirrenden, beweglichen Mustern? Dass gelangweilte Spaziergänger ob dieser optischen Stimulation gebannt stehen bleiben und darüber das abendliche Fernsehprogramm vergessen? Oder soll etwa der Gartennachbar mit dieser Taktik in die Irre geleitet und von Unkrautwuchs abgelenkt werden?

So verlockend all diese Beweggründe auch sein mögen, so lautet meine Arbeitshypothese, dass es sich wohl um raffinierte Vogelscheuchen handeln muss. Dafür spricht die räumliche Nähe zu Kirschbäumen.


Ob es funktioniert, und wenn ja, wie lange? Werden nicht auch Insektenfresser dadurch von ihrer dankenswerten Arbeit im Obstbaum abgehalten?


Kann vielleicht jemand von euch Licht ins Dunkel bringen und hat Erfahrungen,  wie sich diese Art des kreativen Kunststoffrecyclings auf die Vogelwelt und damit die eigene Ernte auswirkt? Für sachdienliche Hinweise bin ich dankbar.