Mittwoch, 27. Februar 2013

Monstergenuss

Jetzt mal ganz ehrlich - was macht ihr als Erstes, wenn ihr ein neues Gartenbuch in den Fingern habt? Brav von Anfang an durchlesen? Wirklich? Oder doch mogeln und als erstes die Bilder angucken und womöglich noch das Ende herausfinden? Ich gestehe, ich bin wahrscheinlich der Albtraum eines jeden Autors und gehöre zur letzteren Sorte, schließlich sind wir Menschen ja auch Augentiere.

Und so blättere ich abends auf dem Sofa völlig ahnungslos das niegelnagelneue Buch "Mein Genussgarten" von Katharina Adams aus dem Ulmer-Verlag durch, als mir auf Seite 53 plötzlich der Atem stockt: Ein riesengroßes Bild eines Blütenstandes prangt dort, begleitet von einer illustren Schar nektartrunkener Kundschaft: Eine Hummel, drei Honigbienen und ein C-Falter sitzen einträchtig auf dieser Blume - und passen dort nur alle zusammen drauf, weil es sich hier um ein wahres Monstrum handelt - mit einer Verbänderung, die nicht von schlechten Eltern ist. Wenn dort als Bildbeschreibung nicht "Ehrenpreis" (vermutlich ist es ein Veronicastrum virginicum) gestanden hätte, wäre ich gar auf die Idee gekommen, dass es ein monstergültiger Allium sphaerocephalon sein könnte, aber das Abblühen von unten nach oben sähe ihm gar nicht ähnlich.



Nun ist dieses reich bebilderte, opulente Buch aber gar kein Kuriositätenkabinett. Und eigentlich sollte ich von vorn beginnen, denn gelesen habe ich den Band am Ende natürlich doch - aber zuerst musste ich mir diese Sensation noch von der Seele schreiben. Das kommt davon, wenn man nur mal kurz gucken will.

"Mein Genussgarten" soll nämlich alle Themen beackern, die sich rund um das Thema Genießen drehen. Und da gibt es eine ganze Menge Facetten zu beleuchten: Angefangen von gemütlichen Sitzplätzen, Obst-, Gemüse- und Kräuteranbau, Feiern im Garten bis hin zum sinnvollen (und schmerzfreien) Anlegen eines Barfußpfades.

Nicht fehlen dürfen natürlich Duftpflanzen und alle streichelzarten, weich behaarten Gewächse und solche, die aufgrund glatter Frucht-Oberflächen zum Handgreiflichwerden einladen. Was auf die Ohren bekommt man mit Brunnen und leisem Wassergeplätscher. Sehr zu meiner Freude werden auch Insekten nicht als lästig empfunden, sondern als durchaus optische und akustische Bereicherung. Bienen- und Hummelgebrummel gilt ausdrücklich als förderungswürdig, daher sind auch Anleitungen für Insektennisthilfen dabei. Schmetterlinge und wie man sie bewirtet ist ebenfalls ein Thema für Genießer - sie müssen auch nicht unbedingt bunt sein, denn auch vom Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) wird geschwärmt. Wie man Singvögel anlockt wird allerdings nicht näher behandelt.


Irgendwie schwingt der Biogarten zwischen den Zeilen immer mit - hier wird giftfrei und ohne Kunstdünger gewerkelt.

Der Untertitel des Bandes könnte zudem auch noch "günstig gärtnern" heißen, denn es gibt viele Tipps zum Sparen, Selbermachen, Recyceln und Renovieren. Nichts wird grundlos weggeworfen, Tische, Bänke und Sitzkissen werden aufgemöbelt und es wird nach kostenlosen Pflanztöpfen gesucht. Rezepte und Ideen für Geschenke aus dem Garten runden das Ganze ab.

Manchmal fehlen allerdings bebilderte Anleitungen und überhaupt Abbildungen. Die Lavendelgarbe zum Beispiel könnte ich ohne erklärende Fotos und nur mit Text nicht nachbauen, da verlässt mich meine Vorstellungskraft. Dafür hat mich der Monster-Ehrenpreis aber nachhaltig beeindruckt.

Das Thema Genussgarten wird in anderen Büchern deutlich oberflächlicher behandelt als Frau Adams es getan hat, stattdessen bekommt man hier viele wertvolle Tipps von einer leidenschaftlichen Gärtnerin, die dankenswerterweise auch in die Tiefe gehen.
Alles in Allem also ein stimmiges Buch, das ganz unkompliziert zum Selbermachen, Improvisieren und einfach nur Genießen einlädt - auch von kuriosen Gewächsen.

Freitag, 22. Februar 2013

Baumhaus

Einen Garten ohne Baum kann ich mir nur schwer vorstellen. Im kleinen Revier braucht man aber die gehölzgewordene Allzweckwaffe - gertenschlank soll er sein, aber trotzdem bei Bedarf den kühlsten Schatten seit Erfindung des Waldes werfen. Er soll immer aussehen wie aus dem Ei gepellt, nicht wehleidig sein und sich auch noch mit möglichst viel fabelhaftem Fußvolk unterpflanzen lassen.

Im kleinen Garten ist es zudem wichtig, dass das Gehölz im Frühjahr schön und bienentauglich blüht, und im Herbst nette Früchte produziert, die auch noch den Vögeln schmecken. Das sind ja gleich drei Dinge auf einmal.

Das ist zugegebenermaßen ein bisschen viel verlangt. Und so verzeihe ich meinem Flaggschiff, dem Zierapfel "Golden Hornet", auch seine Unfähigkeit, Früchte zu produzieren, die länger als November hübsch aussehen. Das kriegt er einfach nicht hin, das ist seine größte Charakterschwäche. Stattdessen hängen auch ohne frostige Temperaturen bereits im Herbst aufplatzende und farblich nicht sehr appetitlich aussehende Dinger am Baum, die Äpfel sein sollen. Die Amseln stört das wenig, die legen auch so im Winter gerne mal einen Obsttag auf meinem Apfelbaum ein. Sogar das Eichhörnchen wurde schon dabei beobachtet, wie es einen halben Apfel zu sich genommen hat.

Im Frühjahr ist sowieso wieder alles in Butter, wenn Mister "Golden Hornet" eine große Show veranstaltet, indem er sich über und über in Blüten gehüllt präsentiert. Denn das kann er, das hat er gelernt. Zu seinen Füßen findet dann ein ebensolches Spektakel statt, wenn die Frühlingsblüher sich gleichermaßen mächtig ins Zeug legen. Sozialkompetenz hat der Zierapfel nämlich auch und lässt sich bereitwillig unterpflanzen.

Soweit, so gut. Nun hätte ich aber gerne noch einen Zweck von meinem Hausbaum erfüllt, und ich finde, da verlange ich nicht zuviel. Nein, ein Anker für eine Hängematte soll er ja gar nicht sein, er soll nur lediglich einen Nistkasten tragen. Bisher wollte ich ihm diese Last nicht zumuten. Aber so langsam mehren sich die Zeichen, dass er es kann.

Da wäre zum einen der Baumläufer, der neulich einen zaghaften Versuch unternahm, den Zierapfel als Nahrungsquelle zu benutzen. Das ist doch wohl ein untrüglicher Beweis dafür, dass der Baum von der Tierwelt als solcher wahrgenommen wird (und nicht, dass mein Garten mittlerweile als Wald durchgeht, hoffe ich)? Schließlich hat der kleine Vogel ja auch seinen Stolz und kriecht nicht an jedem dürren Stängel entlang.

Und dann wäre da noch Nachbars Katze, die ihn - öfter als mir lieb ist - als Kratzbaum frequentiert.

Immergrün ist so ein Zierapfel auch, wie das linke Foto beweist!


Außerdem hat der Zierapfel schon letztes Jahr erfolgreich Vogelfutter feil geboten in Gestalt eines formschönen Spenders (der für noch mehr Unterpflanzung in Form von Sonnenblumen und Getreide sorgte...).



So sind sich Jäger und Gejagte wohl einig: Es handelt sich hier um einen Baum, der den Namen auch verdient.

Also wurde es höchste Zeit, dass "Golden Hornet" dieses Jahr eine tragende Rolle übernimmt und bei der Familienplanung behilflich ist. Einer dieser wirklich unverwüstlichen Holzbetonnistkästen sollte es sein, für eine dauerhafte Bindung zwischen Baum und Anhängsel.

Der Baum steht nicht wirklich so schief...


Wer in das Baumhaus einziehen wird, ist noch nicht klar, ich schätze, die Kohlmeisen werden das Rennen machen, sie führten bereits eine erste Wohnungsbesichtigung durch. Soviel Glück, dass es die seltenen Feldsperlinge sind, werde ich wohl nicht haben.

Der geneigte Leser wird jetzt zu Recht anmerken, dass es doch günstiger wäre, so eine Nisthöhle aus Restholz selbst zu bauen. Jawoll, ist es auch. Wer aber wie ich mit zwei linken Händen verflucht ist und nur windschiefes Zeugs und einen blauen Daumen fabrizieren kann - das aber reproduzierbar - tut den Vögeln auch keinen Gefallen. Und wer nicht basteln kann, muss kaufen - dann aber lieber nur einmal in der robusten, rottefreien Variante.

Freitag, 15. Februar 2013

Scharfe Sachen

Sie ist die schönste aller Hexen. Mal schlank, mal pummelig, kann sie einfach alle Farben tragen. Am liebsten natürlich Grün. Und gerade Männern scheint sie reihenweise den Mund wässrig zu machen, vor allem wegen ihrer inneren Werte: Die scharfe Chili-Schote.



Brandgefährlich zu essen ist scheinbar plötzlich in aller Munde. Wie kommt das, fragt man sich. Gerade die Herren der Schöpfung liefern sich regelrechte Wettkämpfe, wer am längsten gute Miene zum scharfen Spiel machen kann. Auf Parties wird gern Chili-Schnaps oder anderes schmerzhaftes Zeugs zum Verköstigen angeboten, Schadenfreude inklusive - bloß nicht das Gesicht verziehen, und auf gar keinen Fall Schwäche oder gar Tränen zeigen! Dann lieber heimlich kalte Milch trinken, bis die schlimmsten Qualen vorüber sind.

Ist die Scoville-Skala womöglich die letzte Mutprobe der Neuzeit, und noch dazu eine völlig legale? Nebenbei bemerkt muss ich sicher nicht erwähnen, dass der Erfinder der Schärfe-Skala natürlich auch ein Mann war, der gute Herr Scoville eben.

Jalapeño

Ich gebe zu, auch ich esse gerne scharf, aber ich schmecke gern noch die restlichen Zutaten im Essen. Dummerweise sind aber gerade Chili-Früchte so unglaublich adrett, farbenfroh und formenreich, dass ich schon ernsthaft überlege, dieses Jahr auch höllische Habaneros anzubauen, denn die haben sogar Eigengeschmack und produzieren nicht nur Schmerzen. Chilipflanzen können die Sammelleidenschaft entfachen wie kein anderes Gemüse. Wo normale Nutzpflanzen an Sortenarmut leiden und viele Varietäten in Vergessenheit geraten oder gar aussterben, kann das den Chilies wohl kaum passieren, denn die sind einfach Kult und werden von Anhängern rund um den Globus verehrt und vermehrt. Der Schärfe wegen. Auch hier scheinen die Züchter wieder hauptsächlich Männer zu sein?

Jalapeño


Egal, der Anbau ist jedenfalls richtig einfach und macht Spaß. Jetzt ist der Zeitpunkt genau richtig, um mit der Aussaat zu beginnen. Erfolgserlebnisse stellen sich am ehesten mit Jalapeños und Verwandten (Capsicum annuum) ein, sie keimen zuverlässig und wachsen so rasch, dass sie noch im selben Jahr Früchte tragen. Ab spätestens Mai kann die Pracht auf der Terrasse herumlungern, wo in der vielen Sonne die Früchte auch an Aroma gewinnen und hübsch rot werden. Umbringen kann man die Pflanzen zuverlässig mit zuviel Wasser im Übertopf. Außerdem müssen die Nachtschattengewächse im Herbst zum Überwintern in die gute Stube, denn sie sind echte Frostbeulen und mit allem unter 5°C extrem unzufrieden. Falls sich in der Sommerfrische die leidige Seiltanztruppe namens Spinnmilben eingefunden hat, kann man sich auch gern von den Pflanzen trennen und lieber einen Neuanfang aus Samen wagen. Gesunde Exemplare aber sind durchaus mehrjährig zu kultivieren.

Alles in allem sind Jalapeños robuste und fruchtbare Sträucher - einfacher im Umgang als Tomaten, auch handlicher. Dafür bringen uns die Paradeiser allerdings auch nicht zum Weinen.






Zum Glück ist  Jalapeño-Schärfe aber ganz leicht zu dosieren: Es gibt drei Stufen, die je nach Sonneinstrahlung, der die Früchte ausgesetzt waren, variieren können:

1. Stufe: Sehr scharf: Ganze Frucht zerhacken und ins Essen werfen - und bloß nicht heulen, ich hab euch gewarnt!
2. Stufe: Mittelscharf: Frucht feinsäuberlich entkernen, die Samen kann man ja dann weiterverschenken oder aussäen. So wird die Sache schon viel milder.
3. Stufe: Für ganz Vorsichtige: Werden auch noch die weichen Häute entfernt, an denen die Samen wachsen, schmeckt es oft nur noch nach Paprika. Das ist aber langweiliger und beim besten Willen nicht mehr als Mutprobe zu werten.

Nachher auf jeden Fall gut Hände waschen und sich nicht die Augen reiben, denn das brennt in jedem Fall, auch wenn die Suppe nur wenig schmerzhaft ist.

Zu guter Letzt noch ein Tipp, wie man überzählige Früchtchen NICHT konservieren kann: Rohe Schoten im Ganzen durch den Mixer ziehen und unter Speise-Öl einschließen. Funktioniert im Kühlschrank höchstens wenige Wochen ohne grauslige Gärung - und echter Chilischnaps geht anders.



Das in den Chilis enthaltene Capsaicin soll übrigens wie Schokolade die Endorphin-Produktion anregen. Und das kann ja auch Frauen nicht schaden, oder?

Samstag, 9. Februar 2013

In die Tasten hauen

Schriftsteller und Hobby-Literaten aufgepasst: Hier kommt eine Lösung für zu Tode malträtierte Tastaturen. Denn auch bei fortgeschrittenem Verschleiß muss das Gerät zur Gedankenübertragung in den Computer ja nicht unbedingt in den Müll. Stattdessen kann man was Tolles für den Garten oder anderswo damit basteln: Kunst mit Botschaft. So gesehen neulich in der zu Unrecht verkannten Großstadt am Teutoburger Wald. Genauer gesagt befand sich dieses Fundstück im selbigen, an einer Parkbank.



Buchstäblich wurden die Tastaturelemente dieser Sitzgelegenheit aufgedrückt - ein Altersruhesitz für schwächelnde Drucksachen. Wie das geht? Weiß ich auch nicht, ich vermute aber mal, dass man dazu Nägel mit Köpfen braucht, diese nicht bis zum Anschlag in das Holz treibt und am Ende den Buchstaben mit Klebstoff daran befestigt.

Jetzt kann man natürlich zuhause versuchen, komplette Gedichte zu arrangieren, allerdings wird man bald feststellen, dass ganz schön viele Tasteninstrumente dafür nötig sind, möchte man mehr als "qwertz" schreiben.

Es lässt sich also leicht ausrechnen, dass unser unbekannter Bielefelder Künstler für seinen Spruch 4 Tastaturen schlachten musste, allein für die vielen Es.

Mit den ausgewaideten Resten kann man dann noch versuchen, etwas Gesellschaftskritisches gegen die zunehmende Technisierung der Umwelt zu basteln - wie wäre es mit Sempervivum-Pflänzchen oder Kressekeimlingen in den Lücken?

Man könnte auch alte Töpfe, Gläser oder leere Konservendosen damit bekleben und so ausdrücken, was darin wächst. Beispielsweise braucht man für die wundervollen Wörter "Salbei", "Wildkraut", "Rose" oder "Thymian" nur eine einzige Tastatur - die beiden letzteren kann man sogar aus ein und demselben Gerät bewerkstelligen - ist das nicht unglaublich effektiv? Für meinen wahnsinnig langen Vornamen allerdings benötigt man schon wieder zwei - wie verschwenderisch.


Wer nicht selbst buchstabieren möchte, der verwendet einfach meinen unangefochtenen Lieblingsknopf auf jeder Tastatur, der sogar von Natur aus schon mit einem der schönsten aller Wörter bedruckt ist: Nein, nicht Alt, sondern Pause! Und die mach ich jetzt mal. Viel Spaß beim In-die-Tasten-Hauen!

Samstag, 2. Februar 2013

Schneewittchen

Meine Christrosen (Helleborus niger) sind ein bisschen wie Schneewittchen: Man weiß nie, wann sie aufwachen. Sie gelten deswegen auch als zickig und unzuverlässig. Tatsächlich kann ich auch nach meinen Exemplaren weder die Uhr noch den Kalender stellen. Die blühen, wann sie wollen. Wenn sie überhaupt wollen.

Letztes Jahr zum Beispiel blühte eine Pflanze im März, die anderen lieber gar nicht. Diesen Winter lief es schon besser: Meine älteste Staude fing bereits zu Weihnachten an und blüht immer noch. Selbstredend, dass das eine andere Christrose war als die, die im Frühling geblüht hat.

Helleborus niger lebt nach dem Motto: Gut Ding will Weile haben. Und so freue ich mich dieses Jahr ganz besonders über dieses wunderbare Exemplar, und zwar aus mehreren Gründen:

  • Die Rötelmäuse, die sich aus den Blüten gerne einen Salat zubereiten, haben es offenbar noch nicht entdeckt. Oder sind verreist.
  • Die Staude ist eng befreundet mit einer Frühlingsprimel - so eng, dass selbst mit chirurgischen Mitteln keine Trennung mehr möglich ist. Trotzdem kommen beide irgendwie klar.

  • Der olle Kahlfrost hat ihr letzten Februar nichts ausgemacht, obwohl die Art ja nun mal wintergrün ist.
  • Die weißen Blüten waren diesen Januar fast zwei Wochen unter Schnee begraben und sind einfach wieder auferstanden.
  • Wie auch diese sind alle meine Christrosen adoptiert, denn sie werden gerne als Wegwerfpflanzen betrachtet - nach der Blüte hinfort damit. Und so nehme ich immer gerne ausrangierte Stauden in Pflege.

Christrosen-Adoption ist also der beste, einfachste und günstigste Weg seinen Garten damit zu bestücken. Wie man das macht? Zum Einen unbedingt bei gartenlosen Mitmenschen auf Topfpflanzen achten und sich gegebenenfalls als Interessent zur freundlichen Übernahme nach der Blüte anbieten. Wer ein Grab zu pflegen hat, wird ebenfalls reichlich Pflanzen absahnen können, denn die Grünabfallbehälter auf Friedhöfen sind im Frühjahr voll mit Christrosen. Die kann man nach getaner Arbeit dann mitnehmen. Die dritte Möglichkeit sind Gartencenter, die ausrangierte, blütenlose Staudentöpfe verramschen - meistens im März. Die Aussaat ist schon schwieriger und recht langwierig.

Im Garten angekommen sollte man den Stauden einen halbschattigen bis schattigen Platz zuweisen und sie regelmäßig mit zerstoßenen Eierschalen verwöhnen. Denn als Pflanze der Kalkalpen mögen die so etwas. Nadelgehölze als Nachbarn können sie deswegen aber überhaupt nicht leiden.

Eine Gabe Kompost im Frühjahr kann nie schaden. Umso besser, wenn dort schon Eierschalen inklusive sind.

Sommertrockenheit vertragen sie nach meiner Erfahrung ganz vorzüglich, man kann sie nach der Blüte also auch ruhig mal vergessen. Ist mir sogar schon passiert.

Hat man schließlich so wie ich einige Exemplare von Helleborus niger zusammengesammelt, wird man sich gehörig über die verschiedenen Blühzeitpunkte wundern. Habe ich ja weiter oben auch schon getan. Die Blütezeit der Art soll zwischen Februar und März liegen. Da der Handel es aber ganz verkaufsfördernd findet, Christrosen auch schon zu Weihnachten blühend unter's Volk zubringen (schließlich heißen die Dinger ja Christ- und nicht Karnevalsrose), gibt es viele Sorten, die vorgehen, 'Praecox' zum Beispiel. Das muss aber nicht sein - die Pflanzenvermehrer mogeln oft einfach, gaukeln den Stauden den Vorfrühling vor und im übernächsten Jahr blühen sie dann doch wieder im Februar.

Für Insekten sind die echten Vorfrühlingsblüher natürlich sinnvoller und man kann sie auch viel besser mit anderen Blüten kombinieren. Den voreiligen Weihnachtspflanzen bleibt als adretter Nachbar höchstens der Italienische Aronstab (Arum italicum), der zur selben Zeit auf der Bildfläche erscheint, ähnliche Standortwünsche hat und prima ins Farbschema passt.

Helleborus orientalis-Hybriden sollen übrigens einfacher sein und zuverlässiger blühen. Aber die bekommt man auch selten geschenkt.

PS: Dieses Bild hier ist für Alex aus dem Gwundergarten - erkennst du die Pflanze?