Sonntag, 9. Juni 2013

Gießkannenprinzip

Heute basteln wir ein Bienenhotel. Und ihr seid live dabei (nun ja, fast). Was man dazu als Allererstes braucht, ist wohl ein regendichter Hohlkörper. Ich nehme dazu ja immer gerne ausgediente Metallgießkannen. Wer hier schon länger mitliest, wird vielleicht wissen, dass ich in dem Punkt Wiederholungstäterin bin. Nur habe ich dieses Gefäß nicht selbst kaputt gemacht, sondern es hatte einen eingebauten Fehler, konnte nach einigen Jahren das Wasser nicht mehr halten. Da diese Gießkanne im Büro stand, war das Leck dann auch ganz schnell das Aus für eine gute Zusammenarbeit. Denn ein bisschen Getröpfel mag im Garten vielleicht noch angehen, auf Schreibtischen in der Nähe von Elektronik aber macht man sich damit keine Freunde.



Also gab es nur zwei Möglichkeiten: Ab in den Müll oder ab in den Garten. Ich habe mich für letzteres entschieden. Immerhin hat sie im Gegensatz zu der anderen noch eine Tülle, die fest am Kannenkörper angebracht ist.

Nun fehlt also nur noch das Innenleben. Und damit das überhaupt einziehen will, braucht man noch mehr Hohlkörper, diesmal aber atmungsaktive aus Naturmaterialien. Irgendwelche hohlen Stängel also. Da kann man jetzt Bambus nehmen, der ist aber nicht heimisch und so hart, dass man oft schon wieder die Säge braucht, mindestens aber eine gute Astschere, die kraftvoll zubeißen kann. Dazu hatte ich keine Lust und habe lieber das Fahrrad genommen. Um damit verwilderten, doofen Stauden-Knöterich vom letzten Jahr zu holen. Dessen Stängel sind nämlich auch hohl und haben praktischerweise Internodien wie der Bambus, mit denen sich eine Niströhre hinten lichtdicht beenden lässt.


Was auch geht, sind tote Äste von Schefflera, dieser ausladenden Zimmerpflanze.  Das habe ich mal ganz aus Versehen herausgefunden, als ich ein bisschen nachlässig war und am Ende das gute Stück zerkleinern durfte. Für ganz schlanke Bewohner mit sagenhafter Wespentaille eignen sich sogar Äste vom Wald-Geißblatt aus dem Garten - die werden mit dem Alter zwar nicht schöner, aber hohler.

Hat man dann die Zweigstelle schön bestückt, muss man sie waagerecht aufhängen. Ich habe das in der Nähe der anderen Kanne getan, damit die Insekten einen Wiedererkennungswert haben. Hat aber wohl nicht ganz geklappt, denn die Nisthilfe erfreute sich zwar sofort einiger Beliebtheit, anstatt der Äste wurde aber von einer exaltierten Mauerbiene als erstes die Tülle besiedelt. Die anderen Bewohner hatten zum Glück nicht ganz so große Ansprüche an den Wohnraum und nahmen schließlich auch mit den Zweigen Vorlieb.


Auch andere, größere Flugobjekte haben einen Hang zur Metall- und Elektroindustrie - hier ein paar Pressefotos aus der Serie "Schöner Wohnen für Vögel". Wer erkennt die Bewohner dieser ungewöhnlichen Nistkästen, die wohl eher aus der Wohnungsnot heraus bezogen wurden? Kleiner Tipp: Ein Vogel ist blau, was vielleicht auch die Behausung erklärt. Immerhin ein Quartier mit Weitblick. Das andere, braune Modell hat dagegen Kabelanschluss.



Bevor man also Schrott einfach entsorgt, lieber noch einmal nachschauen, ob er nicht vielleicht mit Leben gefüllt ist. Denn Platz ist auch in der kleinsten Gießkanne...

19 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    ich muss dir jetzt einfach mal den "Ideen-bringen-Ehren-Orden" verleihen! Danke für die super Idee - ich habe zwar keine ausgedienten Gießkannen herumstehen, aber 3 (!) ehemalige Briefkästen :). Da lässt sich doch sicher auch der eine oder andere Brut-/Nistplatz daraus bauen...
    Lieben Gruß, Doris

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  2. Ein Bienenhaus! Und du gibts eine Bauanleitung dazu.... Ich bin hocherfreut!
    Würden auch Hortensien-Stiele gehen? Die sind ja auch hohl, oder Holunderäste?? Das steht nämlich bei mir so rum.....meine alten Giesskannen sind etwas sehr gross, wäre eine alte Dose auch ausreichend??
    Fragen über Fragen.....
    Herzlichst
    yase

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    1. Hallo yase,
      hohle Äste gehen alle ganz gut, wenn sie innen glatt genug sind.
      Holunderäste sind für andere Bienen, sie nagen das Mark daraus, wollen die Äste dann aber senkrecht hängen haben. Dann müssen sie auch nicht regengeschützt sein, denn sie werden nur einmal benutzt.
      Dosen gehen auch, man muss nur aufpassen, wie man sie aufhängt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Seile, die man innen in der Dose herumführt, bei starkem Regen auch Wasser in die Nisthilfe leiten, was nicht gut ist.
      VG
      Elke

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  3. Ist ja eine geniale Idee...werde mich gleich mal in den Garten begeben und schauen, was ich da so finde...LG Lotta.

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  4. Liebe Elke,
    genial ist gar kein Ausdruck. Jetzt weiss ich endlich, wozu dieser riesige Knöterich bei uns wächst. Er wird demnächst zum Insektenhotel verarbeitet. Den blauen Bewohner auf dem Fernrohr-Nistkasten sehe ich nicht (ist er denn zu sehen?). Schon putzig, dass viele Vögel gekaufte Nistkästen verschmähen und dann mit solchen Behausungen vorlieb nehmen. Auf jeden Fall habe ich mich wieder köstlich amüsiert.
    Schöne Grüße, Johanna

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  5. Danke für dien Tipps, den Knöterich haben wir auch in der Wildnis am Kanal.
    Aber es reichen nicht nur Nistplätze, was nütz das schönste Hotel ohne entsprechende vier Sterne-Küche.
    Da kann die Auswahl am Büffet nicht groß genug sein an Wild- und Beikräutern.
    habt Mut auch Unkraut-Menues anzubieten, die Nabu hat da tolle Speisekarten
    Frauke

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  6. Überlege auch schon seit einer Weile, ob ich ein Insekten"hotel" installieren sollte ... andererseits bin ich froh, mal nicht so viel herumhängen und - stehen zu haben. Aber das wird die Zeit zeigen ...
    So kann man es jedenfalls machen - man braucht nicht immer fertige Hotels zu kaufen ...

    Liebe Grüße
    Sara

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  7. So guet: Platz ist in der kleinsten Giesskanne :o). Toller Spruch und genialer Post.
    Hab einen guten Start in die neue Woche.
    En liebe Gruess
    Alex

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  8. Na, das ist ja wieder eine 1 A Idee. Meine Gießkanne lebt noch, ich werde wohl wieder auf das gute alte Holznest zurückgreifen.

    Sommerabendregengrüße über den Gartenzaun,
    Jo

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  9. Ah, wie süß. Jetzt sehe ich die Meise auch. Ich hatte zuerst im blauen Teil geguckt, vor allem im Guckloch. Ist das niedlich, die guckt da raus, wie andere Leute abends aus ihrem Fenster die Straße beobachten.
    lg Johanna

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  10. Gute Idee und viel dekorativer als einfache Konservendosen ! Die Kannen sind sicher vom Schweden oder!
    Liebe Grüße
    Dagmar

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  11. Liebe Elke,

    vielen Dank für diese super Anleitung für ein Bienenhotel. Bei Deinem herrlichen Geschreibsel ist natürlich auch wieder für den Schmunzelfaktor gesorgt - ganz besonders aber bei den drei Wohnungen. Die kleine Blaumeise hätte ich fast nicht gesehen.

    Liebe Grüße
    Jutta

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  12. Liebe Elke,
    das gefällt mir :-) eine hübsche und
    nützliche Zweitverwertung!
    Ganz viele liebe Grüße
    sendet dir Urte

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  13. Hallo liebe Elke
    Da kann man echt sagen ... Platz ist in der kleinsten Giesskanne. Eine tolle Idee und wirklich nachahmungswürdig.
    Wünsch dir eine perfekte Woche. Herzlichst
    Ida

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  14. Deine Idee ist ganz wundervoll und gefällt mir richtig gut! Mal schauen wo ich mir ein kleines Insektenhotelchen hinbauen kann! LG steffi

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  15. super Idee liebe Elke,
    unser Insektenhotel muss ich auch mal wieder renovieren :-)
    Viele Grüße von Renate

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  16. Liebe Elke, das ist eine super Idee. Sobald ich etwas mehr Luft habe, möchte ich mir auch so etwas basteln.

    lg kathrin

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  17. Hallo Elke,
    das ist ja mal ein schickes Bienen-Penthouse!
    Ich liege meinem Mann schon seit Jahren in den Ohren, er soll mir endlich mal ein schönes großes Bienenhotel bauen, aber Deine Idee ist ja wirklich schnell und unkompliziert! Nur Stauden-Knöterich haben wir hier keinen...

    Die Vogelbehausungen sind auch klasse! Die Blaumeise suche ich allerdings immer noch, wo ist sie denn?

    Liebe Grüße, Bärbel

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  18. Liebe Elke, eben gerade bin ich über Deine Gießkannen Hotels gestolpert. Wunderbar, ich habe auch noch eine undichte kleine Metall Gießkanne umherstehen, jetzt weiß ich endlich was ich damit machen kann.
    Vielen Dank für diese schöne Idee.
    LG Cordula

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