Samstag, 15. Juni 2013

Steinreiche Spornblume

So langsam verstehe ich, warum die Spornblume (Centranthus ruber) genau gegenüber der Rose de Resht ihre blühenden Zelte aufgeschlagen hat. Sie hat sich dort selbst angesiedelt, und das war gar kein Zufall, da steckt der große Plan dahinter, die Welt erröten zu lassen. Zumindest meinen Hauseingang. Ist doch schön, wenn die Stauden mitdenken und bei der Gartenplanung behilflich sind. Das tun ja viele Pflanzen, die sich selbst aussäen, aber die gute Centranthus geht sogar noch einen Schritt weiter und sucht sich von ganz alleine eine Stelle, wo sie einen Partner findet, der nicht nur zur selben Zeit, sondern zu allem Überfluss auch noch in der derselben Farbe blüht. Ich selbst hätte es nicht besser planen können, vor allem, weil ich natürlich im Leben nicht auf die Idee gekommen wäre, die Staude einfach in pure Steine zu setzen, ohne Erde weit und breit. In der Kieselsteinrinne der Dachtraufe fühlt sie sich aber so richtig sauwohl, also darf sie da bleiben.


Ich komme bald nur noch mit der Machete zur Haustür, weil Signora Spornblume sich so breit macht, aber es sei ihr gegönnt. Denn dieses Jahr hat sie sich mit der edlen Rose auf der anderen Seite des Weges scheinbar abgesprochen - beide blühen um die Wette, so dass es eine wahre Freude ist, nach Hause zu kommen. 

Das Empfangskomitee in Rot macht sich zwar äußerst wichtig und stellt sich gerne in den Weg, aber die letzten Meter waren noch nie so unterhaltsam. Finde ich zumindest. Briefträger und Zeitungsbote aber werden vor allem die breite Staude sicher sehr verfluchen, wenn sie keine Schlangenmenschen sind. Vielleicht verpassen sie ihr sogar einen Tritt, wenn keiner hinschaut, aber das ist mir egal. Da müssen sie durch. Denn nie hätte ich es für möglich gehalten, dass Centranthus zu so einem beeindruckenden Busch heranwachsen könnte, so ganz ohne Substrat an den Wurzeln.



Ein paar Meter weiter macht es ihr eine Akelei nach, auch da werde ich schauen, ob sie zur Blüte kommen wird.

Pflanzen, die sich von Berufswegen stark durch Samen verbreiten, werden immer mal wieder an Stellen keimen, wo die Bedingungen nicht optimal sind. In meinem Garten sind die schon froh, wenn sie einen Platz finden, an dem noch niemand anderes seine Wurzeln in Erde räkelt. Man kann die Sämlinge einfach wieder entfernen und an besserer Stellen setzen, oder - wenn sich einfach keine findet - abwarten, was passieren wird. So kann man ungeahnte Erkenntnisse gewinnen - lassen sich womöglich immer wieder abgeschriebene Standortansprüche widerlegen? Sind die Stauden vielleicht gar nicht so wehleidig?

Im Falle der Spornblume lassen sich auch andere Experimente durchführen, etwa: Wie schmal darf ein Weg sein, bevor er den Namen nicht mehr verdient? Oder wie tolerant sind Briefträger, wenn sie von einer Pflanze angefallen werden? Egal, wie das Ergebnis ausfallen wird, meine Centranthus hat sich den außergewöhnlichen Standort verdient!

13 Kommentare:

  1. Ein wunderschönes Bild :-) ich habe die beiden auch nah beieinander stehen.... Die Spornblume habe ich dazu noch in weiß gepflanzt und finde sie sehr dankbar! LG steffi

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  2. Nun Elke, die beiden haben sich wirklich verdient. Es schaut wunderschön aus und jetzt weiss ich endlich, was eine Spornblume ist. Hab die in Nachbars Garten heute auch bestaunt.
    Liebe Grüsse
    Ida

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  3. Also wadlbeißende Hunde wären ein akzeptables Argument, fröhliche Blüher nie und nimmer. Alle Briefträger dieser Welt sollten froh und zufrieden sein, von solcher Pracht angestreift zu werden ;-) Was die Spornblume betrifft: Ich kenne sie aus Irland, wo sie vorzugsweise aus alten Steinmauern und Ruinen treibt und blüht was das Zeug hält. Mein Verdacht geht also dahin, dass sie Wege und sowas viel mehr goutiert als so dunkle, schnöde und gehaltvolle Erde. Sauer muss sie wohl sein, damit das rote Ergebniss einen Stock höher umso verführerischer und süß daherleuchtet...

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  4. Also, solange es sich nicht um Fußangelspornblumen handelt - dass es die gibt, habe ich mir gerade angelesen - kann der Briefträger doch nicht meckern - oder? Sie sieht auf alle Fälle sehr schön aus.
    Herzliche Grüße
    Elke (Mainzauber)

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  5. Ich finde es wirklich manchmal verblüffend, wo sich Pflanzen selbst aussäen...der Fingerhut mag es z. B. im sonnigen Abschnitt des Gartens am liebsten, dabei hatte ich ihn eigentlich für den halbschattigen Teil auserkoren...LG Lotta.

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  6. Ja, die Spornblume ist ein herrlicher Ritzenfüller. Aus den Beeten sind sie bei mir verschwunden. Doch dafür habe ich am Fuß der Teichmauer eine üppige Staude und selbst in der Schotterfläche am Haus gefällt es ihr.
    Und meine pink Variante hält es nicht im Vorgarten - sie will immer auf die Straße schauen und benügt sich im Schotterstreifen vor der Hecke.
    Und Deine hat sich zauberhafte Gesellschaft gesucht!
    LG Silke

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  7. Eine perfekter Spornblumenhorst. Diesen romantischen, üppigen Eingangsbereich hätte keine Gärtnerin schöner hinbekommen (vor allem deshalb, weil Menschen ja dazu neigen, für sich selbst den meisten Platz einzuplanen).
    Bei mir sind's momentan die Kaukasus-Storchschnäbel, die einen Großteil unserer Gartenwege malerisch überwogen. Aber ich bringe es nicht übers Herz, sie zu herunterzuschneiden, ehe sie ganz verblüht sind - besonders da die Hummeln das reiche Buffet sehr zu schätzen wissen. Und im kleinen Waldgärtchen machen sich momentan Dutzende Fingerhüte, Wiesenglockenblumen und Margeriten derart breit, dass der kleine Trampelpfad entlang der oberen Böschung derzeit stellenweise unpassierbar ist. Aber auch die lasse ich in Ruhe, denn mensch muss ja nicht jederzeit überall rumtrampeln können.

    Herzliche Grüße,
    Iris

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  8. Liebe Elke,
    sieht doch toll aus.
    Und der Briefträger schafft das schon ;-)
    Ich lasse auch erstmal alles wachsen.
    Herausnehmen kann man es ja immer.
    Oft passieren dann die schönsten Kombinationen.
    So wie hier :-)
    Ganz viele liebe Sonntagsgrüße
    sendet dir Urte

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  9. Hallo Elke,
    das sieht sehr schön aus! Die Natur kann das wirklich manchmal besser als wir! Hier wuchern die Wege auch langsam aber sicher zu, allerdings mit Frauenmantel und Mutterkraut...Die Spornblume habe ich in weiß und rot, hier ist sie aber leider nicht so wüchsig und versamungsfreudig, mag wohl keinen fetten Lehmboden. Was ja der karge Standort, den sie sich bei Dir ausgesucht hat, belegen würde. Vielleicht sollte ich mal ein paar Samen sammeln und in den Schotter um Haus streuen...;-)

    Liebe Grüße, Bärbel

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  10. Hallo Elke,
    bin schon auf deinen Bericht gespannt: Briefträger von Pflanze angefallen! :) :)
    Meine Spornblume mickert eher vor sich hin, liegt sicher am Standort-halbschatten.
    Liebe Grüße
    Dagmar

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  11. Hallo Elke.Schön ist deine Blumenpracht besonders die Rosen.
    Schönen Tag und liebe Grüße Jana.

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  12. wunderbar, wenn sich die pflanzen ihren eigenen platz suchen. meine spornblume blüht dieses jahr zwar unermüdlich, aber ausgesäet hat sie sich noch nicht, aber ich hoffe noch.

    gruss

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