Montag, 9. September 2013

Wunschfilm

Liebes Fernsehen, ich wünsche mir jetzt eine Sendung, die es so noch nicht gab. Eine Reise zu den Ursprüngen unserer Gartenpflanzen würde ich gerne einmal sehen - aus welchen Teilen der Erde kommen unsere Stauden, in welchem Lebensraum wachsen sie dort und welche Gesellschaft haben sie am Naturstandort. Danach soll bitte gezeigt werden, wie die Wildarten züchterisch bearbeitet wurden und wann man damit angefangen hat. Ein bisschen so wie in den Vorher-Nachher-Shows soll das aussehen, nur eben ohne Lockenstab und Wimperntusche.

Die erste Folge der neuen Serie ist auch gar nicht so teuer, denn man kann schon in den Alpen anfangen, wo man eine große Zahl von Gartenstauden entdecken kann. Vom Gipfel in den Garten hat es weniger das Edelweiß geschafft, dafür aber viele altbekannte Beetblumen, die wir teilweise gar nicht mehr mit den Bergen in Verbindung bringen.


Ich habe mal ein bisschen mit der Recherche angefangen und zeige hier ein paar der möglichen Kandidaten für die Sendung. Ist zwar alles nur privat, aber es kostet auch keine Fernsehgebühren. Da ich Anfang September in den Berchtesgadener Kalkalpen unterwegs war, finden sich hier leider keine Frühlingsblüher, wie die Gemswurz. Aber auch zur fortgeschrittenen Jahreszeit blüht noch eine ganze Menge.

Da wäre zum einen das Alpenveilchen (Cyclamen europaeum), das schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts seinen Weg nach England antrat und später in mehreren Sorten erhältlich war. Man kann es in den Wäldern finden, ich habe es allerdings nur in Tal-Lagen erspäht.

 
Die Christrose (Helleborus niger) ist ebenfalls eine alte Bekannte. Sie lebt gern im Wald, man kann sie aber manchmal selbst auf sonnigen Almen entdecken. Sie wächst schon lange auch in den Gärten außerhalb der Alpen, wo sie erst im 19. Jahrhundert Konkurrenz durch exotischere Arten bekam.




Eine auffällige Erscheinung im Spätsommer ist der Blaue Eisenhut (Aconitum napellus), der bis auf 2500 m klettert. Er ist wirklich mit allen Wassern gewaschen - man kann ihn auf Almwiesen, in Wäldern, Felsschluchten und sogar am Ufer des Königssees finden, wo er sich nasse Füße holt. Bei soviel Anpassungsfähigkeit ist es kein Wunder, dass er mit Leichtigkeit Eingang in die Gärten gefunden hat.


Bei manchen Pflanzen wundert es allerdings, dass sie nicht flächendeckend in unseren Gärten zu sehen sind. Zum Beispiel der Klebrige Salbei (Salvia glutinosa), der in Wäldern und auf Lichtungen zu hause ist. Mit seiner späten Blütezeit und ungewöhnlichen Farbe ist diese Staude eine Bereicherung für licht-schattige Gartenecken. Er mag kalkhaltige Böden und ist ansonsten anspruchslos. Gute Staudengärtnereien führen diesen sensationellen Salbei zum Glück im Sortiment.



Der Bunte Hohlzahn (Galeopsis speciosa) könnte ebenfalls gartenwürdig sein. Zwar ist er einjährig, aber scheinbar äußerst genügsam, denn man kann ihn in der Sonne wie im Schatten als auch auf ganz unwirtlichen Böden, wie Schotter, finden.



Nun sollen diese Beispiele natürlich nicht dazu animieren, die schönen Stauden beim nächsten Wanderurlaub einfach auszugraben. Das wäre zwar sehr günstiges, aber auch sehr illegales Gärtnern. Stattdessen kann man sich bei so einer Ortsbesichtigung einmal anschauen, was die lieben Kleinen alle so für Ansprüche haben. Findet man sie im schattigen Laubwald oder eher in der vollen Sonne auf dem Bergrücken? Welche Nachbarpflanzen kann man finden? Kultiviert man nämlich eine dieser Stauden bereits richtig erfolgreich, sollte man sich auch einmal an die Gesellschafter des Naturstandortes wagen. Das "Wer mit wem" kann man also beim Wandern im Vorbeilaufen klären - oder vielleicht auch ganz bequem beim Fernsehen, wenn die neue Serie kommt.

Christrose und Leberblümchen sind solche Traumpaare, die man in den Alpen finden kann, wenn es ganz gut läuft auch noch mit Alpenveilchen zusammen (Bild links und oben rechts). Auch der Klebrige Salbei macht eine gute Figur neben ihnen im Schatten. Eine andere interessante Kombination fand ich in einem schattigen Tal, wo Akeleiblättrige Wiesenraute mit Blauem Eisenhut und Schwalbenwurz-Enzian aufs Innigste verbandelt war (Bild unten rechts).

 
Hat man die Ansprüche dieser Pflanzen dann gut getroffen, werden sie sich prima vermehren. Das ist dann wahrhaft günstiges Gärtnern.

Also, liebes Fernsehen, wann läuft die erste Folge der neuen Serie? Ich schalte auch ein, versprochen!

21 Kommentare:

  1. Wozu das Fernsehen bemühen, liebe Elke?! Du machst das so viel besser. Also, ich bin mit deinen Beiträgen höchst glücklich.

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Elke,

    ich liebe ja auch total solche Wanderungen durch die Alpen. Ich bin dann immer die Letzte - nicht das ich K.O. wäre, aber vor lauter Blumen fotografieren komme ich nicht mehr hinterher. Am Samstag konnte ich im Botan. Garten DD im Alpinum eine Fülle an solchen Blumen bewundern, im September natürlich nicht mehr blühend. Aber die Standortansprüche waren perfekt berücksichtigt. Es gab die Sonnenanbeter und am Nordhang die Schattenpflanzen auf einem künstlichen begehbaren Alpenhügel.

    LG Sigrun

    AntwortenLöschen
  3. Das wäre eine gute Idee! Wobei ich persönlich nicht so der TV-Gucker bin. Heute gibts ja eigentlich alles auch im Internet.

    Bei manchen Pflanzen wunderts mich auch, aber vielleicht, weil die so banal sind, da sie massenhaft in der Natur vorkommen ... der Mensch strebt bekanntlich oft nach Höherem ;-)

    In den Alpen war ich leider noch nie, sollte in diesem Jahr erfolgen, doch ein Todesfall kam uns da leider in die Quere ...

    Liebe Grüße
    Sara

    AntwortenLöschen
  4. Ich mußte lachen. Die Idee ist wirklich nett, bloß wird so eine Sendung leider nicht massentauglich sein. Aber sind das Gartensendungen überhaupt? *kopfkratz*

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Frau Bönisch, ich würde das Thema auch als Buch kaufen! ;-)

      Löschen
    2. Ich nähme Buch & die DVD.
      Gerne auch Teil 2 "Zimmerpflanzen und Ihre Herkunft"!

      Löschen
  5. Sehr interessanter Artikel! Leberblümchen und Christrosen sollten auch bei mir im Garten wachsen, aber ob ich bereits den optimalen Standort gefunden habe, wage ich zu bezweifeln.

    lg kathrin

    AntwortenLöschen
  6. Das war jetzt aber richtig klasse und man kann das ganz in Ruhe genießen. Wozu brauchen wir da noch Fernsehn? Im Ernst - hab vielen Dank für deinen wunderschönen Beitrag.
    Herzliche Grüße
    Elke (Mainzauber)

    AntwortenLöschen
  7. Ein wunderbarer Beitrag - ich bin dabei, sie können auch bei mir filmen.

    Sigrun

    AntwortenLöschen
  8. Wow, da hast du ein paar wundervolle Schätzchen in der freien Natur herrlich schön in Szene gesetzt ! Hut ab ! Schade, dass allesamt immer seltener werden... GLG, Christine

    AntwortenLöschen
  9. Ein ganz wunderbarer Beitrag liebe Elke!
    ... und ich habe auch nichts hinzuzufügen.
    Wann fängst Du beim Fernsehen an? Die Sendezeiten halte ich mir frei!
    Viele Grüße von Renate

    AntwortenLöschen
  10. Ich bin begeistert! Herzlichen Dank für deinen Post.
    Herzlichst
    yase

    AntwortenLöschen
  11. Sehr kurzweilig und informativ, vielen Dank! Ich bin dabei...beim Filmgucken...LG Lotta.

    AntwortenLöschen
  12. Tolle Idee, toller Post! Mehr davon! Fernsehen hab ich keins, aber dein Blog :-D
    Sei herzlich gegrüßt!
    Astrid

    AntwortenLöschen
  13. Hallo Elke,
    akeleiblättrige Wiesenraute neben blauem Eisenhut? Na, dann weiß ich ja jetzt, wo ich mein kürzlich erstandenes Pflänzchen hinsetzen muss, ich glaube, neben dem Eisenhut ist noch ein Plätzchen frei...Wieder einmal ein sehr interessanter Post, und so einen Film würde ich mir auch mal wünschen!

    Liebe Grüße, Bärbel

    AntwortenLöschen
  14. Hallo Elke,
    ich würde auch einschalten!!! Ein schöner Post, man findet so viele schöne Pflanzen in der Natur, man bzw Frau muss nur die Augen auf machen!
    Liebe Grüße
    Dagmar

    AntwortenLöschen
  15. Hallo Elke.Schöne Wanderung durch die Alpen und noch schöner so viele
    wunderschöne Pflänzchen zu sehen die auch bei uns im Garten wachsen.
    Aber die Alpen hast du auch gesehen? nicht nur Pflänzchen.HIHIIIIIii
    Schön hast du alles umgesetzt.
    Angenehme Woche noch und liebe GRÜße Jana.

    AntwortenLöschen
  16. Eine super Idee, liebe Elke!
    Da macht die nächsten Wanderungen gleich noch interessanter :) - nur eines... was, wenn ich die Pflanzen nicht erkenne? Ich glaube, ich bräuchte dich als fachkundige Begleiterin ;). Vielleicht kannst du ja mit dem Fernsehen einen Deal machen, dann produzierst DU die Sendungen und ich kann sie mir in Ruhe daheim anschauen, um danach beim Wandern mein neugelerntes Wissen anzuwenden!
    Lieben Gruß, Doris

    AntwortenLöschen
  17. Hallo Elke,
    schön beobachtet und schön beschrieben. Ich habe fleißig dazugelernt, welche Alpen-beheimateten Pflanzen sich in unserem hiesigen Garten wiederfinden.

    Gruß Dieter

    AntwortenLöschen
  18. Hallo Elke
    Ja, genau, macht endlich mal Fernsehen mit Hirn! Der Bauer soll gefälligst seine Frau selber suchen, die Eltern ihre Kiddies selber erziehen, die Hunde nur noch an Besitzer abgegeben werden, die mehr können als nur "Hiiiiiiier" zu schreien und dann, ja dann hättet Ihr vom Fernseher endlich mal wieder Zeit ne Sendung mit Grips für uns zu machen. Also ich würd einschalten.
    Hab wieder viel gelernt in diesem Post, Elke. Danke dafür. Habe nicht gewusst, dass Christrose und gar das Leberblümchen so einen Gewaltsmarsch vom Berg zu uns ins Tag zurück gelegt haben. Hut ab :o).
    En liebe Gruess
    Alex

    AntwortenLöschen
  19. Hallo Elke,

    vielen Dank für die immer wieder schönen und informativen Posts!

    Liebe Grüße

    Carola

    AntwortenLöschen

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden.