Freitag, 13. Dezember 2013

Rabenmutter

Rabenmütter gibt es nicht nur bei Menschen und bei Raben (wobei letztere mit ihrem Nachwuchs stets sehr fürsorglich umgehen). Man kann sie auch dort antreffen, wo man sie am wenigsten vermuten würde, nämlich im Pflanzenreich.

Nun muss sich Grünzeug ja wahrlich nicht zwischen Kindeln und Karriere entscheiden, trotzdem gibt es auch darunter Exemplare, die sich erst Nachwuchs zulegen und ihn dann völlig vernachlässigen.

Eine mir bekannte Phalaenopsis-Orchidee, die lieber anonym bleiben möchte, ging in dieser Beziehung mit ganz schlechtem Beispiel voran: Anscheinend durch die vorweihnachtliche Stimmung beeinflusst, dachte sie sich erst, ihr Kindel(ein) kommet, um es sich dann ganz schnell anders zu überlegen. An einem alten Blütenstängel hatte sie angefangen, einen Ableger heranzuziehen, der schon mit winzigen Blättchen und noch winzigeren Wurzeln ausgestattet war (links im Bild).

Wenn eine Orchidee so etwas tut, ist das eigentlich immer ein Grund zur Freude, denn so erhält man kostenlos eine neue Pflanze durch vegetative Vermehrung. Für uns Laien ist dies der einzige Weg, eine Phalaenopsis zu vervielfältigen, da die Anzucht aus Samen nur unter Einsatz von allerhand Spezialsubstrat und -wissen gelingt.

Diese Rabenmutter-Pflanze aber hat dem Nachwuchs viel zu früh den Saft abgedreht, obwohl ich ihr schon mit einem Besuch bei Pro Familia gedroht hatte. Sie ließ den Stängel einfach vertrocknen, dabei hing der Ableger noch dran und war viel zu klein, um schon auf eigenen Wurzeln zu stehen.

Also habe ich schnell Jugendamt gespielt und ihr das Kindel weggenommen, bevor es ganz zu spät war. Die Blätter fingen nämlich bereits an zu verschrumpeln, was sich auch nach einem warmen Vollbad nicht ändern wollte. Ein anderer Ableger ist deutlich größer und wird wohl durchkommen (oben rechts im Bild). Er war direkt neben der Mutterpflanze gewachsen und ließ sich kinderleicht abtrennen. Ob der Unglücksrabe noch was wird, ist zu bezweifeln. Ich habe ihn zusammen mit dem größeren Nachwuchs in Orchideensubstrat gesetzt und hoffe auf ein Wunder. Und das wird es auch brauchen.

Eine selbstgezogene Orchidee wäre ja ein wirklich sensationelles Weihnachtsgeschenk. Allerdings erst im nächsten Jahr, wenn die Ableger etwas mehr hermachen und keine Sozialfälle mehr sind.

Die eigensinnige Phalaenopsis-Rabenmutter werde ich jedenfalls weiterhin genauestens beobachten, scheint sie doch an sich sehr vermehrungsfreudig zu sein, wenn auch nicht gerade von der konsequenten und mütterlichen Sorte....

14 Kommentare:

  1. Liebe Elke,

    bei dieser Orchideenart scheinen Rabenmütter sehr verbreitet zu sein, denn mir ist das schon zweimal passiert. Schade um die kleinen Kinder, denn meine Hilfe war leider nicht von Erfolg gekrönt.

    Liebe Grüße
    Jutta

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  2. Ach...ist ja interessant...da sollte ich jetzt wohl auch mal Studien betreiben...aber veilleicht wohnt hier ja gar keine Rabenmutter...oder auch keine, die überhaupt Mutter werden möchte...wir werden sehen...LG Lotta.

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  3. Huhu! Völlig unbedarft, wurde auch ich mit einem Orchideen-Sozialfall beschenkt. Ich habe mein Kindel mir wenig Orchideensubstrat in eine hohe Glasvase gesetzt. Wenig Wasser. Wegen des Regenwaldklimas.... Erst ging echt lange nichts. Dann erholte es sich zunehmend, und nun macht es gar einen Blütentrieb!
    Dein Orchideenbaby wird schon!
    Herzlichst
    yase

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  4. Hallo Elke,
    das ist wieder so lustig. Aber eigentlich ist es ja ernst, wenn der Rabenmutter das Kind entzogen werden muss. Hoffentlich ist das Kind noch zu retten. Meine Phalaenopsis hat leider noch nie Nachwuchs bekommen.

    LG Sigrun

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  5. du hast ja ein Händchen für Findelkinder und Zugeflogenes, das wird sie bei Dir auch noch groß!
    meine Schwiegermutter hat auch ein Händchen dafür, sie zeigte stolz eine Orchidee , die sie von uns vor Jahren bekam, sie zieht davon immer wieder Ableger und hat auch noch viele Blüten,
    Da schenkt ich dann auch gerne noch eine Pflanze!!
    Bei mir hätte sie keine Chance, sie gehen irgendwann leider immer ein, allen erprobten Ratschlägen zum Trotz, mögen sie mich nicht!!
    Aber ich vertrage auch nicht den Duft der Erde, , also bewundere ich sie anderswo.
    Grüße von Frauke

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  6. War scheinbar nach dem Prinzip, der stärkere kommt durch gedacht!
    Ich drücke die Daumen!

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  7. Liebe Elke
    Schon wieder was dazu gelernt. Derzeit blühen bei mir zwei Orchis ... und eine davon hab ich schon vier! Jahre. Eine Sensation bei mir. Auf jeden Fall werde ich sie jetzt aber grad mal etwas genauer "beaugapfeln", vielleicht ist da ja auch irgendwo Nachwuchs in Sicht.
    Aber du hast schon recht, das zeugt schon etwas nach einer Rabenmutter bei dir :-) Hast es wieder amüsant auf den Punkt gebracht.
    Hab einen schönen 3. Advent. Liebe Grüsse
    Ida

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  8. Liebe Elke,
    na - immerhin Mutter, wenn auch Rabenmutter. :-))
    Meine Orchideen scheinen alle die Pille zu nehmen ;-)
    Bin gespannt - vielleicht schaffst du sie doch
    durch zubringen! Weihnachten ist doch alles möglich!
    Ganz viele gemütliche Adventsgrüße
    sendet dir Urte

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  9. Hihi, ein typischer Elke-Post. Ich kicher heir vor mich hin. Wie es doch Parallelen gibt zwischen Menschen und Orchideen. Vielleicht sollte man den Nachwuchs bekannter Rabenmütter schon unterstützen, bevor die Nabelschnur vertrocknet. Könnte man die Miniwürzelchen nicht schon befeuchten und ihnen sozusagen schon das eigenständige Versorgen lehren? Auf jeden Fall wieder ein köstlicher Post.
    Liebe Grüße, Johanna

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  10. Hallo Elke,
    ich glaube ich habe nur Rabenmütter. Es gibt nämlich überhaupt keinen Nachwuchs , noch nicht mal ein ganz Kleiner!
    Dir noch eine schöne Adventswoche
    Dagmar

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  11. Das ist wirklich ein toller Beitrag!! Ich muss ganz ehrlich zugeben, mit Orchideen habe ich es nicht so, die letzte, die ich geschenkt bekommen habe, ist mir eingegangen...

    lg kathrin

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  12. Liebe Pflegemutter,
    behandle Mama und Kind gleichermaßen gut und ich drücke Dir die Daumen, dass Du Freude daran haben kannst, Deinem Kindl beim Wachsen zuzusehen :-)
    LG Cordula

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  13. "Ihr Kindel(ein) kommet" - klasse, hab mich gerade köstlich amüsiert!!!
    Hmm, ich habe ja auch einige Schmetterlingsorchideen, aber Kinder haben sie bisher noch keine produziert, außerdem sind sie momentan sehr blühunwillig! :-( Wahrscheinlich bin ich in diesem Fall die Rabenmutter, weil ich sie düngermäßig total vernachlässige...
    Ich drück die Daumen, dass Du den Nachwuchs groß bekommst!

    Liebe Grüße, Bärbel

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  14. Hi Du
    Es ist bald Weihnachten, da soll es Wunder geben :o). Hmm, also diese Rabenmutter würde ich schon dem Jungendamt melden (und dann deren Gesicht fotografieren).
    Hab noch eine gute Woche.
    En liebe Gruess
    Alex

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