Montag, 21. April 2014

Silbersee

Dass das Einjährige Siberblatt (Lunaria annua) in Windeseile einen ganzen Garten unter sich begraben und in einen Silbersee verwandeln kann, weiß jedes Kind. Ich jedenfalls wusste dies bereits seit frühester Jugend, da meine Mutter sich mit einem Silberblatt und seiner reichen Nachkommenschaft auf ihrem Grund und Boden so sehr gestraft fühlte, dass sie nicht müde wurde, sich darüber zu beklagen. Es war ein Kreuz mit diesem Kreuzblüter. Schließlich und endlich wurde feierlich seine Ausrottung angekündigt. Sie hat es auch am Ende bezwungen - dank eisernem Willen und viel Jäten.

Aber schon damals hatte ich ein weiches Herz für diese Pflanze und hätte sie gern noch länger im Garten herumvagabundieren sehen. Es war dem armen Kreuzblüter jedoch nicht vergönnt - bis heute hat er keine Wurzel mehr in elterliche Gefilde gesetzt.



Ich weiß daher nicht, ob es eine verspätete Trotzreaktion gegenüber meinen Altvorderen war, aber in meinem Garten wollte ich die spontane Zweijährige unbedingt haben. Außerdem fand ich, dass die Pflanze dringend mal wieder unter Leute muss, denn man sieht sie kaum noch in den Gärten. Also her mit dem Grünzeug, koste es, was es wolle. Nun, wuchernden Wegelagerern ist eines gemeinsam: sie kosten in der Regel gar nichts, da viele Leute froh sind, wenn sie sie irgendwie loswerden, noch dazu an gutgläubige Gärtner, die von dem einnehmenden Wesen der milden Gabe keine Ahnung haben.

Und so verstreute ich ganz zuversichtlich geschenkte Samen in der Gegend herum, nur um rein gar nichts keimen zu sehen. Selbst im Topf vorgezogene Jungspunde verschwanden auf mysteriöse Weise, sobald sie Kontakt mit meinem Garten bekamen.


Letztes Jahr gegen Ende des Winters fand ich dann im Gebüsch an einer Schrebergartenanlage verwilderte Silberblätter, die noch Samen in ihren vorjährigen Schoten hatten. Wenn das kein Schatz war - und ein Wink mit dem Zaunpfahl, es doch noch einmal mit ihnen zu versuchen. Ich säte sie aus und wieder wollten sie nicht keimen. Ich legte vor lauter Ungeduld schließlich Erbsen in die Kokosquelltöpfe, damit wenigstens irgendwas wuchs.

Monate später - die Erbsen konnten schon geerntet werden - erschienen mit einem Mal seltsame Keimblätter direkt neben dem Gemüse. Trotz der großen Nähe zu den Erbsen wuchsen die Sämlinge energisch und waren bald als kleine Silberblätter zu erkennen. Das muss eine wirklich robuste Auslese sein, dachte ich mir, und pflanzte den ganzen Topfinhalt samt Rest-Gemüse unter den Zierapfel.


Nun zeigt sich, dass die gesammelten Samen wahrhaftig von äußerst durchsetzungsstarken Gesellen stammen - es wird geblüht, und wie! Vielleicht darf man den Keimlingen nicht alles auf dem Silbertablett servieren, dann strengen sie sich mehr an.

Ja, ich weiß, bei anderen Leuten sind die Pflanzen dreimal so groß, aber meine hatten auch eine schwere Kindheit. Ich für meinen Teil mag meine Bonsai-Silberblätter und könnte sie den lieben langen Tag bewundern.





Es stellt sich jedoch die berechtigte Frage, ob mein Garten bald für immer im Silbersee schwimmen wird, oder ob dies wieder nur ein kurzes Gastspiel ist. Wenn meine Mutter die Pflanzen sieht, wird sie auf jeden Fall den wuchernden Weltuntergang prophezeien, aber da lassen wir es jetzt mal drauf ankommen...

21 Kommentare:

  1. Wir haben auch Silberblatt im Familiengarten. Stetig und in angenehmer Menge. Ich hab Order bekommen drumherum um die Pflänzchen mit der Unkrautoptik zu jäten. Die planen also nicht in jedem Garten die feindliche Übernahme.
    Viel Erfolg mit deinen Hübschen!

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  2. Ich träume schon so lange von Silberblättern, die bei uns auch "Judas-Silberlinge" genannt werden.
    Also du meinst, es ist Unkraut und wächst von selbst? Das werde ich ausprobieren :)
    Danke, einmal mehr für deinen wunderschönen Blog!
    Herzlichst
    yase
    Die heute noch Tomaten sät!

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  3. Hallo Elke,
    wenn du genügend Schnecken im Garten hast brauchst du dir keine Gedanken über violette Blütenmeere durch Silberlinge zu machen. Leider ! Mir gefällt die Pflanze auch, aber ich habe es leider nur einmal geschafft ein kleines Beet damit zu gestalten, vermutlich hat in diesem Jahr der Ritterspornaustrieb besser geschmeckt.
    Dir noch einen schönen Ostermontag
    Dagmar

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  4. Da zeigt sich mal wieder,man muss nur Geduld haben,erzwingen lässt sich nichts.
    Ging mir bei meinem kleinblütigen Storchschnabel auch so. X-mal Ableger bekommen, doch egal wo ich ihn hinsetzte, es wurde nichts.Dann habe ich aufgegeben. Jetzt wächst er in einer Ritze zwischen Teichfolie und Randstein.Tja...
    Eine schöne Woche ! Elke.

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  5. Ich verliere meine Silberblätter auch immer wieder... Sie stammten aus dem Garten meines Vaters in Badisch-Sibirien, der sie wiederum aus der Eifel über Bonn dorthin mitgenommen hat. Mit mir kamen sie wieder nach Köln. Aber richtig dauerhaft heimisch sind sie nicht geworden, denn zur Zeit hab ich keine mehr...
    Alles sehr geheimnisvoll.
    LG
    Astrid

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  6. Oh, das ist ja spannend... In unserem Garten blühte (und silberblättelte) damals im ersten Gartenjahr eine solche Pflanze, seither nicht mehr... Aber in einem Garten auf meinem Arbeitsweg wuchern sie ganz schön! Ich habe mir schon einmal überlegt, ein durch den Zaun hängendes Silberblättchen als Saatgut mit nach Hause zu nehmen...? Jetzt überlege ich das nochmals gut, denn mein Gärtchen ist doch recht kein... LiebeGrüsse, Miuh

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  7. Hm, da muss ich jetzt aber wirklich mal einhehend googeln. Ich kenne das Silberblatt ja gar nicht. Und dass es zu einem ganzen Silbersee ausarten könnte, ist dem Schönling so gar nicht anzusehen.
    Liebe Grüsse
    Ida

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  8. Liebe Elke,
    ich kenne das Silberblatt auch noch aus dem Garten meiner Eltern. Allerdings wuchs es da am Rande eines Staudenbeetes immer sehr zaghaft vor sich hin. Von einer feidlichen Übernahme war es jedenfalls weit entfernt und viel gejätet wurde bei uns auch nicht! ;)
    Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinen "Kleinen", auf dass sie sich ein hübsches Fleckchen in deinem Garten finden!

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  9. Liebe Elke,
    wahrscheinlich sind die Bielefelder Nacktschnecken genauso gefräßig wie die Braunschweiger & Hannoveraner. Daher brauchst Du Dir wohl gar nicht so viel Sorgen zu machen ;-) Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, wie die Silberlinge an allen möglichen und unmöglichen Stellen erschienen, obwohl die grünen Pflanzen rechtzeitig geschnitten und getrocknet wurden, um sie im Herbst als Deko zu verwenden. Heutzutage freue ich mich ebenfalls über jedes Pflänzchen, was noch irgendwo erscheint. Aber sie sind wirklich sehr selten geworden und bleiben meist auch kleiner. Oder liegt es daran, dass die Gärten immer enger werden!?
    LG Silke

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  10. Liebe Elke,
    ich mag das Silberblatt sehr gerne und würde mich in meinem Garten sehr darüber freuen. Da kämpfe ich mit ganz anderen Dingen die sich penetrant breitmachen. Sehr schön finde ich auch die Lampionblume, diese wuchert bei günstigen Bedingungen jedoch tatsächlich sehr heftig. Meine Nachbarin verzweifelt daran!

    Liebe Grüße Alexandra

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  11. bei mir tauchen sie auch an verschidenen Stellen auf, aber sie keimen besonders gut im offnen Boden
    sind keine Plage, einfach schön!!
    Grüße Frauke

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  12. Ich glaube in diesem Jahr habe ich auch eine Pflanze Silberblatt bei mir im Garten gefunden, und ich freue mich sehr über den neuen Gast, hoffe das er bleibt.
    Mara-Tiziana

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  13. Das Silberblatt blüht erst im zweiten Jahr, also nicht so viel Unkraut hacken, sonst ist es weg.
    Im Herbst trockne ich die Pflanzen und jede Blüte hat reichlich Samen die lass ich dann überall im Garten rumfliegen.
    Der Rest ist dann eine schöne Deko zusammen mit Lampionblumen und Tannenzweigen.
    http://www.gartenratgeber.net/pflanzen/silberblatt.html
    wenn die Pflanze einmal im Garten ist, dann wandert sie überall hin, aber es gibt schlimmeres ;-)
    Ich mag das Lila sehr gern , viele Grüsse von Conny

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  14. Ich find sie auch wunderschön - irgendwann waren sie da, aber ein Silbersee ist es noch nicht. Es gibt doch weiße, oder? Die hätt ich auch gern. Hoffentlich hau ich beim Hacken nicht so viele um, denn leider!! habe ich hier ein Springkraut, dass jemand mir eingeschleppt hat, und da fällt so mancher Silberling zum Opfer, wenn ich hackend unterwegs bin.

    Sigrun

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  15. zum glueck ist unser garten unter baeumen und straeuchern sowieso wild - da koennen ruhig silberne seen wachsen:) und im gemuesebeet kann ich sie ausziehen, aber so streufreudig sind sie garnicht. jedenfalls wuerde ich keinen krieg gegen sie anzetteln, einmal im jahr maehen reicht voellig, dass sie nicht ueberhand nehmen!
    auch springkraut hatten wir mal, aber das ist von selbst irgendwann verschwunden.... irgendwie wird bei mir nie das invasiv, das andere gern ausrotten wuerden - nur giersch und hahnenfuss, die bleiben uns wohl auf immer erhalten!

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  16. Hallo Elke,
    ich habe vor kurzem bei einer Freundin, die ein Silbersee-Beet hat, kleine Ableger ausgegraben. Allerdings habe ich festgestellt, dass sie sich wegen ihrer Pfahlwurzel nicht unbedingt zum Umpflanzen eignen, dazu kamen dann noch Attacken diverser Schnecken. Aber 2 Pflänzchen sind, zwar mickrig, noch da. Zur Not ernte ich bei meiner Freundin im Herbst noch mal Samen (also wenn dann bei Dir auch noch mal Bedarf besteht...). Ich mag das Silberblatt auch sehr gern, sowohl die Blüte als auch die Samenstände, die vor allem im Winter wunderschön sind.

    Liebe Grüße, Bärbel

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  17. Liebe Elke,
    es ist wieder mal ein Genuss zu entdecken, was alles bei dir wächst. Als Kind habe ich mal die Nachbarin gefragt, wie die Pflanze am Zaun heißen würde, und sie wurde mir fälschlicherweise als Silber"taler" verkauft. Daran kann ich mich noch gut erinnern, da mir ein paar "Taler" mitgegeben wurden zum spielen. Lange habe ich die Pflanze nicht mehr gesehen und fand letztes Jahr in Italien dann einen Zweig mit "Talern" und habe ihn ins Reisegepäck gesteckt. Danke für die Vorstellung der schönen Pflanze!
    Einen schönen Abend und viele Grüße,
    Bianca

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  18. Hallo Elke!
    Ich könnte eine ganz ähnliche Silberblatt-Geschichte schreiben. In den 80er habe ich sie immer bei meiner Tante im Garten bewundert und stundenlang die braunen Blätter abgezupft, die das Silberblatt einschließen. Und ich wollte sie seit Jahren auch unbedingt in meinem Garten haben.
    Bei einem Saatgut-Versand habe ich endlich Samen entdeckt (irgendwie scheint es in Niederbayern nirgendwo mehr Silberblatt zu geben, auch bei meiner alten Tante wächst es nicht mehr!).
    Vor zwei Jahren habe ich dann genauso mühsam ausgesät wie sie - in Töpfe und an jeden möglichen Standort. Ergebnis: Nichts.
    Erst als ich vorhin auf ihrem Blog die Blüten gesehen haben war mir klar, dass an einer ganz trocken Stelle am Zaun das Silberblatt auch bei mir zum ersten Mal blüht! Juhu! Ohne Sie hätte ich den Erfolg wahrscheinlich erst im Herbst erkannt. Oder möglicherweise hätte ich die "lila Blume" nach dem Verblühen ausgerupft.
    :)
    Danke übrigens für Ihren tollen Blog!
    Maria aus dem Landkreis Landshut

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    1. Hallo Maria,
      ach, das freut mich aber!
      Ja, die Silberblätter sind wie Fingerhut - wo man sie haben will, wollen sie nicht. Dafür wächst der Fingerhut jetzt aus meiner Buchsbaumhecke....
      VG
      Elke

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  19. Auch ich habe in Februar Silberblätter, die panschierte Form, ausgesät und sie keimten recht fix. Gestern habe ich sie (7 stück) ausgepflanzt und nun hoffe ich, dass sie nicht zu Schneckenfutter werden, obwohl ich bisher erst eine Schnecke gesichtet habe. Ob sie hier jemals anfangen zu wuchern? Ein Jahr müssen sie nun behütet werden bis sie überhaupt erstmal blühen.

    Liebe Grüße!
    Ich drücke uns beiden die Daumen für eine zahlreiche Vermehrung!

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  20. ;-) da freue ich mich aber über diese Begegnung hier! Silbertaler gehören seit Jahren neben den Akeleien zu meinen Lieblings-Gartenvagabunden, und sorgsamst achte ich darauf, dass die einjährigen unscheinbaren Sämlinge nicht aus Versehen ausgerupft werden... Ich kenne gute und weniger gute Jahre, das hat auch mit Wetter zu tun, ist es im Herbst zu nass und zu kalt, reifen nicht soviele wie in anderen Jahren... Lieben Gruß Ghislana (neulich hatte ich sie auch im Blog: http://jahreszeitenbriefe.blogspot.de/2014/04/samstagskaffee-aus-meinem-wilden-garten_19.html

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