Freitag, 13. Juni 2014

Die Ziest-Herausforderung

Liebe Pflanzenzüchter, tut doch mal was zur Ehrenrettung einer kleinen Staude, die völlig zu Unrecht höchst selten in Gärten zu finden ist. Das hat der wilde Wald-Ziest (Stachys sylvatica) doch nun wirklich nicht verdient.


Na gut, der Geruch seiner Blätter ist etwas befremdlich, wenn man an ihnen reibt, aber das muss man ja nun auch nicht ständig tun - einfach Finger weg! Und, ja, zugegeben, ohne Blüten sieht er immer ein bisschen aus wie eine böse Brennnessel, weshalb er von vielen Gartenbesitzern auch sogleich als eine solche eliminiert wird (nicht ohne sich dabei über den fehlenden Schmerz zu wundern).

Doch seine Blüten sind einfach fantastisch - lilafarben mit einer filigranen Zeichnung, die glatt als Kunstwerk durchgehen könnte. Außerdem mäandert er durch den Garten, taucht an neuen Stellen auf und blüht sogar in der Sonne noch ganz zufrieden vor sich hin, obwohl er von Hause aus ein Kind des Waldes ist.


Wo er nicht hinpasst oder sich zu breit macht, kann man ihn leicht herausziehen. Meist kommt dann eine Schleppe von Rhizom hinterher, die seine Untergrundtätigkeit beweist. Nicht nur durch Ausläufer pflanzt er sich fort, sondern auch durch Samen, was seine plötzliche Anwesenheit in mit Kompost gemulchten Blumentöpfen erklärt.

Aufgrund seiner langen Blütezeit ist er bei Hummeln als zuverlässige Nahrungsquelle bekannt. In meinem Garten beobachte ich sogar seit einiger Zeit mit Freuden die Anwesenheit der Wald-Pelzbiene (Anthophora furcata), die von den größer werdenden Ziestbeständen angelockt wird.

In der Werbetrommel darf auch seine Eignung als Wildgemüse nicht fehlen!

Aber ganz offensichtlich wird das Alles nicht dazu ausreichen, den kleinen Stinker als geliebte Gartenstaude zu etablieren. Zu unbekannt ist er - und wenn man ihn nur flüchtig kennt, sind die Vorurteile gegenüber seiner wuchernden Tätigkeit einfach übermächtig.

Dabei macht er sich neben Frauenmantel oder - wie hier - Geranium phaeum recht gut:



Im direkten Vergleich mit den Blüten des Nesselkönigs (Lamium orvala) zeigt sich, wie winzig die des Ziests sind - nebeneinander sehen sie aus wie Pat und Patachon. Beide Stauden können zusammen im Schatten unter Gehölzen wachsen.

Und jetzt kommt ihr ins Spiel, liebe Pflanzenzüchter! So tut doch was! Drängt den Geruch des stinkenden Stachys sylvatica in Richtung Zitronenaroma, von mir aus auch Erdbeereis mit Sahne. Oder verpasst ihm ein neues Kleid aus weißbuntem Laub, denn durch diesen Trick mit den panaschierten Blättern ist doch am Ende sogar der Giersch salonfähig geworden.

Irgendwas wird euch schon einfallen, es soll ja nur ein bisschen Ziest-Zauberei sein. Als kleiner Anreiz sei gesagt, dass ihr durch die großzügige Ausläuferbildung in Bälde richtig reich sein werdet, versprochen. Es wäre doch wirklich zu schade, wenn wir diese bei Bienen so beliebte Wildstaude nicht aus ihrem Schattendasein herausholen könnten! Also - ich zähle auf euch!

21 Kommentare:

  1. Super Beitrag Elke!
    Den kann ich nur unterschreiben!

    LG Carola

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  2. Du kannst auf mich zählen...bei mir wächst er schon...;-) LG Lotta.

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  3. Liebe Elke,
    den wilden Ziest kenne ich (noch) nicht - aber da jetzt ein paar Wildstaudenbeete in Planung sind …. steht er jetzt auf meiner Liste. Denn schön ist er ja allemal!
    Danke für das schöne Pflanzenportrait!
    Viele Grüße von Renate

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  4. Toll Elke, ich habe ihn auch und ich finde die Blüten eine Augenweide. Gerade in den letzten beiden Wochen habe ich 2 Gärten mit diesem schönen Begleiter bereichern dürfen- Ich freue mich, dass Du ihn so sehr in Szene gesetzt hast :-)
    Lieben Gruß Cordula

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  5. Hallo Elke, den wilden Ziest kannte ich noch nicht, nur den enormen Ausbreitungsdrang vom Wollziest. Einmal gepflanzt ist er auch überall. Neben deinem Geranium sieht der wilde Ziest toll aus.
    LG Sigrun

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  6. Hallo Elke,
    den wilden Ziest kannte ich bisher noch nicht, er ist wirklich sehr schön, vor allem die Farbe! Ein wenig erinnern mich die Blüten an den Wiesensalbei, der hat auch die Gabe, überall, vor allem im Rasen, aufzutauchen. Das 2. Bild mit der anfliegenden Biene (?) ist klasse!

    Liebe Grüße, Bärbel

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  7. Liebe Elke,
    wieder was gelernt. Ich wusste gar nicht wie diese Pflanze heißt. Ich hatte immer gedacht es sei eine Taubnessel, gestern im Garten bei genauerem hinsehen...

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende Alexandra

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  8. Hallo Elke,
    ich lese Deinen "etwas anderen" Gartenblog schon eine ganze Weile und freue mich jedes Mal auf Deine außergewöhnlichen Sehweisen und Berichte!
    LG
    Constance

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  9. Wir Gärtner müssen unseren Blickwinkel ändern, ich will jedenfalls das dieser Ziest so bleibt wie er ist...dass er stinkt, ist mir noch gar nicht aufgefallen. Da gibt es doch ganz andere Kandidaten ;-) Ich sitze vor ihm immer im Hochsommer..der blüht bei mir noch nicht....und beobachte die 'Hummelschubser', ich meine damit Wollbienen, die ihr Revier verteidigen gegen Eindringlinge . Ich meine, du hast auch eine von ihnen fotografiert auf einem deiner Fotos in ihrem typischen rasanten Anflug.
    LG
    Sisah

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  10. Hihi... Erdbeer-Sahne... Du bist gut. Dann wird das arme Pflänzchen noch durch uns aufgegessen :o)... also ich könnte da nicht an mich halten *kicher*. Wunderschöne Fotos von dem Ziest. Hab noch ein schönes Wochenende.
    En liebe Gruess
    Alex

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  11. Ja, der Waldziest. Mir ist er erst letztes Jahr aufgefallen, als ich bei großer Hitze mit meinem alten Hund einen kurzen Waldspaziergang gemacht habe. Ein paar Samen mitgenommen, ein halbes Pflänzchen. Jetzt wächst er im Garten zu Ehren seiner selbst und meines inszwischen im Hundehimmel weilenden viebeinigen Begleiters. Es waren die letzten Spaziergänge mit ihm.
    Ich wusste nur nicht, wie die Plfanze heisst. Du hast einen sehr schönen Blog und bei vielen Ansichten stimme ich mit Dir überein.

    LG Gitta

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  12. da stimme ich Sisah zu, nicht alles muss unbedingt "attraktiver" gezuechtet werden - ich mag lieber pflanzen mit charakter, zumal ein "stinker" relativ ist - und nicht in meinem bett wachsen soll:) leider kenne ich hier nur st. officinalis - aber vielleicht koenntest du ja ein bisschen saatgut von deinem ziest zum tauschen sammeln? davon wuerde ich gern etwas im garten ziehen.....

    viele gruesse von der insel
    Bettina

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  13. Soso, ein kleines Stinkerchen ist diese Pflanze? ;o)) Da würde sie gut zu meinem Heiligenkraut am Buddhahügel passen - das riecht auch nicht wirklich fein... (fällt mir heuer erstmals auf)... Bei mir gibt's auch nur den Wollziest, und den mögen die Bienen und Hummeln ebenfalls sehr, aber ich hätt auch nix gegen seine natürlichen Verwandten. Und auch nichts gegen Brennnesseln, die schmecken ja sogar ziemlich gut als Spinat... (ich brauch nur noch mehr Platz und Zeit ;o))
    Alles Liebe, Traude

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  14. Nach deinem Blogeintrag entdeckte ich den wilden Ziest tatsächlich bei einem Spaziergang im Wald und freute mich, als ich an dein Blog dachte. Ich rieb an den Blättern und nahm einen kräftigen Atemzug. Ich weiß gar nicht, ob ich den Geruch mag oder er mir zu streng ist. Er ist definitiv würzig, herb, kribbelt schon fast ein wenig in der Nase. Aber neben seiner unangenehmheit hat er doch eine interessante Note.

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  15. Nun, du preist uns ja diesen wilden Ziest aufs entzückendste an und ebenso toll zeigst du uns diesen kleinen Stinker auch. Aber ich glaub, ich verzichte dennoch mal auf ihn ... wenn ich Rhizome höre, dann sehe ich unseren kleinen Garten schon ganz zugewachsen damit.
    Liebe Grüsse
    Ida

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  16. Wunderschön sieht der wilde Ziest auf deine Bildern aus. Vielleicht hält er dank Dir bald Einzug in mein Gärtchen. Heute durfte erstmal eine Spinnenblume im Beet Platz nehmen :-)

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  17. Hallo liebe Elke, tolle Bilder! Und wieder mal ein super Post, bei dem du für eine verkannte Pflanze in die Bresche springst. Vielleicht könnte man ihn mit Erdbeerminze kreuzen, dann wär das mit dem Erdbeer/Sahne Aroma geritzt ;-)
    Lieben Gruß von Heike

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  18. Liebe Elke,
    wie schön, der Post hat mir einen Blick ins Bestimmungsbuch gespart! Ich hatte ein paar Pflänzchen heimlich im Nachbargarten ausgebuddelt (tschuldigung, Bianca) und in mein Wäldchen gepflanzt.
    Die Pflanzen jetzt standesgemäß mit vollem Namen begrüßen zu können, ist mir eine ebenso große Freude wie die schönen Blüten. Ich mag auch das Laub.
    Mehr Platz für Underdogs!
    wünscht sich: Jutta.




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  19. Den hatte ich, soweit ich mich erinnern kann, auch noch nie. Bei uns wächst diese Pflanze leider auch nirgends. Die meisten pflanzen sich lieber Wollziest in den Garten.
    Mit Ausläufern hätte ich jedenfalls kein Problem, die erzeugen so manche Pflanzen ...

    Liebe Grüße auch hier
    Sara

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  20. ich liebe auch den ziest...wunderbarer begleiter bei meinen rosen..obststräucher ( hochstamm) liebe grüße wiebke

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  21. Diese Herausforderung nehme ich gerne an !! Ich hab ihn schon den süßen Stinker *hihi* und du hast böse Brennessel im Garten ?? da hast du dich bestimmt verschrieben !! Auch sie sind doch eine Kostbarkeit der Natur ;-)
    Ach liebe Elke, wie hab ich deine wunderschööööne Schreibweise vermisst !!!!!
    ;o) ....

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