Montag, 28. März 2016

Ostereier suchen mal anders

Als ich klein war, hieß es immer: Plastik kannste dir Millionen Jahre lang in die Ecke legen und es sieht immer noch aus wie neu. Heute weiß man, dass Plastik sehr wohl altern und verfallen kann, was es ja irgendwie wieder menschlich macht. Nur leider bröselt es dann so vor sich hin und findet sich irgendwann auf einer Reise durch alle Weltmeere wieder. Und da möchte man es doch bitteschön nicht haben, denn dort hat es keinen guten Einfluss.

Kunststoff hat also heutzutage niemand mehr so richtig lieb und trotzdem werden wir es nicht los. Es läuft uns bei jedem Einkauf nach. Plastiktüten nehme ich schon keine mehr, und doch rennen sie mir die Bude ein. Meine Mutter zum Beispiel packt da immer ihre Mitbringsel drin ein und lässt sie dann bei uns.

Und einen großen Vorteil haben die doofen Tüten ja doch, seien wir mal ehrlich: Wie sollten wir Pflanzenverrückten denn sonst die ganzen Findelpflanzen nach Hause transportieren, ohne dass wir danach unseren Rucksack von Grund auf sanieren können?

Letztes Wochenende beim Spaziergang war es wieder soweit: Am Wegesrand lagen gerodete Sträucher mit halbem Wurzelballen, darin Unmengen mitleiderregender Märzenbecher. Tja, mitgefangen, mitgehangen - das Kompostierwerk macht keine Unterschiede. Aber ich konnte die Zwiebeln dann doch nicht ihrem schweren Schicksal überlassen. Zum Glück hatte ich eine lebensrettende Plastiktüte dabei. Alle Zwiebeln, die beim Ziehen an den Blättern nachgaben, habe ich eingesammelt und in den Garten gepflanzt (das Foto entstand nach der Rupfung).



Nur das Riesenstück Wurzelballen, das neben den Sträuchern lag, passte nicht mehr. Dann war ich auch noch krank und konnte die Unglücksraben nicht so schnell wieder besuchen und mitnehmen.

Würden sie an Ostern noch da sein? Statt auf Eier- ging ich also auf Zwiebelsuche. Diesmal aber - Achtung, Innovation! - mit einer alten, geräumigen Stofftasche! Würde es auch ohne Plastik gehen?

Und welch Jubel, die Märzenbecher hatten auf mich gewartet. Bückt sich denn außer mir keiner für eine notleidende Zwiebel? Diesmal habe ich sie alle eingesackt, was für ein tolles Ostergeschenk. Auf dem Rückweg hielt die Stofftasche und hat mich nicht von oben bis unten mit Erde vollgekrümelt. Jetzt kann sie in die Wäsche, das hat sie sich verdient.



Die Märzenbecher stehen nun im Garten und haben vielleicht einen Trojaner mitgebracht, denn irgendein Rhizom hielt die ganze Bande so gut zusammen. Aber egal was es ist, die Märzenbecher waren es wert.

Die Praxis hat gezeigt: Wenn die Findelpflanzen nicht allzu schlammig oder durchweicht sind, geht es auch ohne Plastiktüte. Was für ein Glück...

Freitag, 25. März 2016

Insellösung

Auf der Hitliste der beliebtesten und meistgestellten Fragen steht diese hier ganz oben: "Was würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?". Die Antwort lässt mehr oder minder tief blicken - ist es ein Bild oder ein Buch? Das Fahrrad oder die Hängematte? Stellt man dieselbe Frage aber einem leidenschaftlichen Gärtner, wird der sich mit dieser viel zu simplen Ausgangslage nicht zufrieden geben. Er wird wissen wollen, wo denn besagte Insel wohl läge - Nord- oder Südsee? Viel oder wenig Niederschlag? Hohe oder niedrige Wintertemperaturen? Schnecken oder andere gefräßige Nachbarn?


Erst wenn das geklärt ist, kann er entscheiden, welche eine Pflanze ihn begleiten dürfte in den neuen Garten auf der einsamen Insel. Die Wahl wird trotzdem keine leichte sein. Die Rose vielleicht? Das ist irgendwie zu einfach. Wäre eine Pflanze nicht besser, die sich auch mal nützlich machen kann? Topinambur möglicherweise - unten essbar, oben hübsch? Oder doch lieber der stets zufriedene Echte Salbei - der ist schließlich gut im Beet und in der Küche? Der Fragende sollte sich aber bloß nicht wundern, wenn der Gärtner jeden Monat eine andere Lieblingspflanze hat - komischerweise stets eine, die gerade blüht oder fruchtet.


Sollte der Ernstfall aber tatsächlich eintreten und der Gärtner müsste wirklich auf diese Insel, darf man sicher sein, dass er zusätzlich zu dieser einen Pflanze noch Samenpäckchen in den Socken schmuggeln würde, und Blumenzwiebeln im Wurzelballen versteckt hätte. Denn so leicht lässt sich ein Pflanzenmensch nicht beschränken.

So ähnlich ist das auch mit den ganz kleinen Gärten. Man ist zwar in der Regel nicht auf einer einsamen Scholle, aber auch dort muss man sich aus der schieren Fülle der zur Verfügung stehenden Pflanzen auf ein paar wenige einigen. Man kann nicht alles haben. Aber man kann es so machen wie unser reisender Gärtner und dem Garten möglichst viele Pflanzen unterschummeln: Man kann zum Beispiel überall Blumenzwiebeln versenken, die passen immer noch rein und sind im Frühling unverzichtbar. 


Unter den Stauden sollte man solche auswählen, die lange blühen, sich aber auch zu benehmen wissen. Wenn sie schon wuchern, sollten sie wenigstens den Giersch unterbuttern können, so wie der Punktierte Gilbweiderich das in meinem Garten schafft. Ansonsten sollte man zugunsten des Gartenfriedens lieber auf zahme Exemplare zurückgreifen, die ihre Nachbarn nicht allzu sehr in die Enge treiben. Akelei und Glockenblumen, wie die Pfirsichblättrige, sind immer eine gute Wahl, außerdem Fette Henne, Sonnenhut oder Monarde - und natürlich der eingangs erwähnte Echte Salbei, um nur ein paar zu nennen.

Obstgehölze zum Naschen sind auch in kleinen Gärten eine großartige Idee. Möchte man Johannis- und Stachelbeeren bequem mit Stauden unterpflanzen, sollte man zu Stammveredelungen greifen - die sind platzsparend und dulden immer noch das ein oder andere Lungenkraut zu ihren Füßen. Auch Säulen- und Spalierobst arrangiert sich prima mit Stauden und ist schön schmal.


Um noch mehr Blüten auf kleinem Raum zu versammeln, sind Spaliere und Rosenbögen unverzichtbar. Der Garten lässt sich so ganz einfach nach oben erweitern, sei es mit blühender Clematis, Wicken oder rankenden Geißblättern. Selbst in Sträucher hinein kann man sie klettern lassen, wofür sich besonders die spätblühenden Clematis-Arten und -Sorten eignen. So bekommt man die Gehölze dazu, ein zweites Mal zu blühen. Die robusten Kleinstrauchrosen - eigentlich eher stachlige Bodendecker - können auch gut klettern, wenn man sie an Zäunen oder kleinen Obelisken hinauf leitet.

Bei soviel Himmelsstürmern überall muss man sich am Ende nicht wundern, wenn es sich im Garten anfühlt wie auf einer einsamen Insel. Einer blühenden, nur für uns.

Samstag, 19. März 2016

Upcycling gefälscht und in echt

Letzte Woche war ich mal wieder beim Möbel-Schweden - mit dem Fahrrad zur Vermeidung von allzu großen Kaufanfällen, sicher ist sicher. Am liebsten geh ich immer in die Blumentopfabteilung. Dort gibt es viel zum Anziehen für meine Zimmerpflanzen, das auch noch ohne Auto zu transportieren ist.

Diesmal war ich aber etwas verblüfft angesichts der Neuheiten im Regal: Da Upcycling ja momentan ein Trend ist, den es nicht zu verschlafen gilt, gibt es nun Upcycling-Plagiate fertig zu kaufen. Niemand muss mehr viel zu heißen Kaffee aus Einweg-Pappbechern in prekären Situationen ausleeren, um den Behälter anschließend bepflanzen zu können. Nein, denn diese Arbeit wird einem fortan abgenommen: Die Becher gibt es leer und im Dreierpack zu kaufen. Ohne Umwege, aber auch ohne Up und ohne Cycling können die Dinger nun Pflanzen beherbergen. Soviel Service kostet aber und man bekommt vorher keinen Kaffee. (Ich verzichte darauf, die Artikel zu verlinken.)

Das hier sind echte Kaffeebecher, rechts mit echtem Kaffee bepflanzt:

Um diese geniale Geschäftsidee des Möchtegern-Wiederverwertens noch weiter zu treiben, gibt es sogar Konservendosen-Imitate. Ohne Inhalt und ohne Kalorien, aber mit Preisetikett. Auch das sieht aus wie Upcycling, ist aber keins.

Dabei kann man Konservendosen auch im Supermarkt kaufen und nach Aufessen ihres Inhalts für die Gemüseanzucht wiederverwenden. Ein ewiger Kreislauf: Raus mit dem Gemüse, rein mit dem Gemüse. Oder den Blumen.




Ein prima Gewächshaus mit Durchblick fiel mir in der Arbeit in die Hände: Ein Kollege wollte uns mit österlich aufgemotzten Schaumküssen eine Besprechung versüßen. Hat geklappt und schon war das kleine Anzucht-Gewächshaus leergegessen:


Nun keimen Salbei und Löwenmäulchen darin. Mit dem Messer habe ich oben Löcher in die Vertiefungen gepiekst, sodass die Schildchen aus den Samentüten dort hinein gesteckt werden können, denn innen passten sie nur liegend. Alles kostenlos und echtes Upcycling - und die Katze kommt auch nicht ran mit ihrem Löwenmäulchen!




Hier mit angeschalteter Nebelmaschine:



Gekauft habe ich im Möbelhaus übrigens am Ende doch nichts. Man wundert sich aber schon, was wohl als Nächstes kommt: Kaffeesatz abgepackt in der Tüte, um den Kompost zu verbessern?

Samstag, 12. März 2016

Ja, wo keimense denn?

Irgendwann hatte ich mal die grandiose Idee, meinen Eltern Bärlauchsamen zu schenken, weil sie so gerne welchen im Garten gehabt hätten. Zu der Zeit besaß ich selbst nur einen Balkon, der zwar ein Schattendasein fristete und daher ganz gut für Bärlauch geeignet gewesen wäre, aber trotzdem haben die Pflanze und ich nie zusammen auf dem Balkon gesessen.

Mein Vater streute also die gekauften Samen unter der Forsythie aus, markierte die Stelle mit den zukünftigen kleinen Stinkern gut und wartete ab. Und da sie nie gekeimt sind, wartet er noch heute.

So wie hier hätte das aussehen sollen, aber sie wollten nicht:


Nun ist das mit Bärlauch nicht so wie mit seinem kulinarischen Verwandten, dem Schnittlauch. Den streut man nach Lust und Laune und auch mal im Affekt irgendwohin, und solange das Saatgut seine besten Jahre noch nicht hinter sich hat, wird da schon irgendwas keimen. Das geht sogar im April noch ganz gut. Hat bei mir jedenfalls hervorragend geklappt. Am besten keimt er frisch von der Samenkapsel weg.

Der Bärlauch aber ist eher von der langsamen Truppe. Der möchte am liebsten alle Jahreszeiten mal auf sich wirken lassen. Vom Reifen des Samenkorns an der Mutterpflanze bis zur Keimung hat er sich zumindest drei Jahreszeiten in epischer Breite angeschaut. Doch erst wenn der Frost ihm den Wecker gestellt hat, beginnt Bärlauch in aller Ruhe mit dem Austreiben, denn er gehört zu den Kaltkeimern. Viele Samen brauchen sogar Jahre bis zur Keimung, da lassen die sich auch durch ganz viel Frost nicht hetzen.


Wer also seine Geduld mal so richtig strapazieren möchte, der sät Bärlauch im Winter und hofft, dass er in ferner Zukunft ein bisschen Pesto aus dem Garten essen kann.

Da ist es viel einfacher, eine Pflanze zu kaufen oder sich schenken zu lassen. Haben die Beete genug Schattenplätze und durch Falllaub und Kompostgaben einen humosen Boden, wird der Bärlauch sich rasch durch Selbstaussaat im ganzen Garten breitmachen und sich ins Zwiebelchen lachen - ganz so, als hätte er nie etwas davon gehört, dass der Anbau nichts für schwache Nerven sei.

Sind die Bärlauch-Babies dann endlich da, verzeiht man ihnen das ganze Rumgezicke sofort - die sind wirklich das zwiebelgewordene Kindchenschema und an Extravaganz nicht zu überbieten mit dem dicken Samen, der nicht wie beim Schnittlauch oben auf dem Keimblatt, sondern wie eine Handtasche an der Seite des Zwiebelchens getragen wird. Diese kleine Diva habe ich vor einer Woche im Garten gefunden, von der Amsel gejätet:


Meine Eltern jedenfalls haben bis heute noch keinen Bärlauch. Mein Kleinstgarten jedoch ist mit seiner Durchlaucht in allen Altersklassen gesegnet - dank einer Initialpflanzung von Ablegern. Ich sollte ihnen wohl mal ein paar Pflänzchen schenken...

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Für alle zeckengeplagten Gärtner, insbesondere für Silke: Das hier der Beweis, dass die Zeckenrollen von den Mäusen angenommen werden: Beim Kompostverteilen fand ich einen kuschligen Mäuseschlafsack im Komposter (die zugehörige Gelbhalsmaus eilte in Panik davon), der feinsäuberlich mit der Zeckenrollenwolle zusammengebaut wurde:

Samstag, 5. März 2016

Die Tulpe hat gesprochen

Achtung, Spoiler-Alarm! Wer sich lieber überraschen lassen möchte und nicht wissen will, ob seine wertvollen Tulpenzwiebeln sich dieses Jahr zu einer Blüte aufschwingen werden oder nicht, sollte jetzt lieber nicht weiterlesen.

Denn wir kennen es ja alle: Tulpen blühen im Jahr nach der Pflanzung immer ganz pflichtbewusst und so prächtig, als ob es kein Morgen mehr geben würde. Und leider gibt es oft tatsächlich kein Morgen mehr, denn in den Folgejahren kann man sich nicht darauf verlassen, dass eine Blüte im Beet erscheinen wird. Tulpen können zwar durchaus lange am selben Ort überleben, solange keine Wühlmaus was dagegen hat, leider aber oft nur mit immer wiederkehrendem Grün ohne Blüten.

Wenn man genau hinschaut, ist am Laubaustrieb jetzt schon zu erkennen, ob eine Tulpenzwiebel zur Blüte gelangen wird oder sich wieder beleidigt auf die faule Haut legt. Das geht ganz einfach: Blühfaule Zwiebeln schieben nur ein einziges Laubblatt, das wie eine Zunge aussieht, die einem die Tulpe höhnisch herausstreckt. Fleißige Pflanzen dagegen haben mehrere tütenförmig ineinander gewickelte Blätter, wovon eines um diese Jahreszeit spitz nach oben ragt.


An diesen winzigen Wildtulpen sieht man das ganz gut: Meine Tulipa bakeri 'Lilac Wonder', deren Zwiebeln ich vor 10 Jahren gepflanzt habe. Sie haben aber nur höchstens in den ersten drei Jahren geblüht und dabei immer die Vergissmeinnicht fressen wollten (siehe Archivbild unten links). Nun in ihrem verflixten siebten blütenlosen Jahr endlich erscheint wenigstens an einer Pflanze mehr als ein einziges Laubblatt. Das gibt Anlass zur Hoffnung:



Diese Viridiflora-Tulpe 'Spring Green', 2009 gesetzt, droht ebenfalls mit einer erneuten Blüte, die so aussehen wird wie rechts im Bild:


Die Streber-Tulpen im botanischen Garten sehen fast alle proper aus und werden wohl ein großes Schauspiel abgeben, so wie auf den Fotos aus dem letzten Jahr:


Wer seinen Blick für die verräterischen Blätter einmal geschult hat, kann in fremden Gärten mit dieser geheimnisvollen Gabe ganz schnell zum gefeierten Tulpenpropheten aufsteigen und Wetten abschließen. Sowas beeindruckt ganz kolossal. Und Tulpenwetten haben ja schließlich Tradition...

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Apropos Zwiebeln: Vor ein paar Wochen stand ein großes Überraschungspaket von Gärtner Pötschke mutterseelenallein vor der Haustür. Darin unter anderem ein großes Anzuchtgewächshaus für meine Tomaten, dazu Saatgut, Dahlien und weiteren Knollen sowie ein Netz mit Steckzwiebeln.


Da sich Tomaten gut mit Zwiebeln verstehen sollen und beide in verschiedenen Tiefen wurzeln, habe ich mir überlegt, die beiden zusammen in die ganz großen Kübel zu pflanzen. Die Zwiebeln würden ein paar Wochen Vorsprung bekommen. Was meint ihr, wird das gut gehen?