Samstag, 2. April 2016

Das eiskalte Händchen

Man sagt, der Mensch sei lernfähig. Nun, ich kann da nur von mir sprechen, aber oft merke ich mir rein gar nichts. Jedes Frühjahr wieder frage ich mich zuverlässig: Was ist das bitteschön für eine Pflanze, die wie ein eiskaltes Händchen aus der Erde kommt, wie im besten Horrorstreifen?


Und jedes Mal komme ich erst nach mehreren Rateversuchen auf die Lösung. Nein, das ist weder eine Zaunrübe noch ein Tränendes Herz und auch keine Zahnwurz. Meine Güte, das ist einfach nur ein Lerchensporn, noch dazu ein vollkommen Hohler (Corydalis cava). So wie jedes Jahr wieder. Warum nur kann ich mir das nicht mal merken?



Der Gefingerte (Corydalis solida) macht jedenfalls so ein Gruselkabinett nicht mit. Der scheint schneller zu wachsen und macht rasch große Horste mit vielen Blüten. Der Hohle dagegen hat bei mir meist nur ein bis zwei Blüten und wenige Blätter.


Angeblich werden die Knollen vom Hohlen Lerchensporn irgendwann so groß und geräumig, dass ein ganzes Ameisenvolk darin Platz hat, wenn auch ein sehr kleines. Da muss man aber wohl Geduld haben und zwar recht viel.

Der Gefingerte Lerchensporn, zu erkennen an seinen geschlitzten Tragblättern, hat dagegen eine grundsolide Knolle. Und obwohl sie sich keinen Hohlraum leistet, scheint sie in meinen Beeten trotzdem schneller zu wachsen.


So langsam bekomme ich eine leise Ahnung, warum der Gefingerte Lerchensporn als gartenwürdiger erachtet wird. Von ihm gibt es weitaus mehr Sorten. Vom Hohlen scheint es nämlich gar keine zu geben, ich kenne jedenfalls keine.

Das ist alles ein bisschen dubios, denn in der freien Wildbahn ist der Gefingerte deutlich seltener zu finden als der Hohle und noch dazu kalkmeidend. Das kann er in meinem Garten aber mal ganz schnell vergessen, denn hier bekommt er die volle Breitseite Eierschalen über den Kompost gereicht. Warum er nun also in meinem Garten den Hohlen Lerchensporn, der Kalk richtig gut leiden kann, so übertrumpft, ist mir ein Rätsel.

Vielleicht wird sich das Blatt irgendwann wenden und Corydalis cava wird seinen dominanten Verwandten auf Dauer doch übertrumpfen. Und dann kann ich mich über noch viel mehr eiskalte Händchen wundern..

21 Kommentare:

  1. Ups, da muss ich mir unseren Lerchensporn morgen mal genauer anschauen. Ich war immer der Meinung, dass wir nur den Hohlen Lerchensporn haben, denn die Mutterknollen kamen vor Urzeiten mal aus dem Wald. Aber bei Deinen Bildern bin ich nun etwas verunsichert. Jedenfalls ist es schön, dass er da ist. Bei uns liebt er gut gemulchten Boden und hält sich kaum an den Wegesrändern auf - meidet also vielleicht wirklich Kalk. Doch leider muss er sich in diesem Frühjahr ziemlich durchkämpfen. Ich werde ihn wohl kaum rechtzeitig - noch während der Blüte von der Wildnis befreien können. Bei dem schönen Wetter wird er wohl nur einige wenige Tage blühen …
    VG Silke

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  2. Ich wundere mich sehr häufig darüber, dass einige meiner Pflanzen genau dort perfekt gedeihen, wo es ihnen, laut Katalog, gar nicht zusagen soll.
    Inzwischen pflanze ich nach meinem Geschmack und nicht nach Standortvorgaben.
    Sogar eine Hosta blüht prächtig, obwohl sie fast den ganzen Tag in praller Sonne steht.
    Deine Lerchenspornerkenntnisse sind interessant. Ich hab keine von beiden im Garten. Sollte ich echt mal ändern

    Liebe Grüsse
    Gaby

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  3. aparte pflänzchen hast du da!
    im bahnwärtergarten habe ich die noch nicht gesehen.... dafür habe ich gerade ein vielversprechendes, namenloses blätterbündel vom bahndamm ins beet verpflanzt - bin gespannt was da rauskommt - und ob überhaupt :-)
    xxxxx

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  4. Ob es sich bei den Exemplaren in unserem Garten um hohle oder gefingerte handelt kann ich gar nicht sagen :) da muss ich morgen gleich mal nachschaun. Ich weiß nur, dass ich heute beinahe einen Abkömmling davon mit einer Akelei verwechselt hätte *schäm* und dass der Weiße nicht mehr an seinem alte Platz, sondern an ganz anderer Stelle zum Vorschein kam ;)
    Danke fürs auf *die Sprünge helfen* und einen schönen Abend
    Sabine

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  5. Gruselig :)))
    Aber Lerchensporn steht schon auf der haben-wollen Liste. Muss mich wirklich darum kümmern!
    Herzlichst
    yase

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  6. Hm, die Lerchensporne sind aus meinem Garten wieder abgewandert.
    Ob ich es noch mal probieren sollte?
    Liebe Grüße!

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  7. Ich bin mir nicht sicher, welchen Lerchensporn ich habe... aber aus einer einzigen Knolle aus dem Wald hat sich mittlerweile ein riesiger Teppich gebildet!!!
    Viele Grüße von
    Margit

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  8. Hallo Elke,
    kalt erwischt fühle ich mich oft im Frühjahr, wenn ich nicht mehr weiß ;-) was denn da in meinen Beeten aus der Erde kommt...nur der weiße gefiederte Lerchensporn macht es mir leicht, er wächst überall, bleibt hier die letzten Winter grün und ist fast schon ein Dauerblüher :-). Den hohlen hab ich in einem Jahr flächendeckend im Wald rund um den Hermannsweg gesehen...wunderwunderschön.
    LG und einen schönen Sonntag, Marita

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  9. ein schönes Porträt an den Lerchensporn... Und ich habe ebenfalls beide Arten nebeneinander im Garten und sie arrangieren siech gut miteinander und sie sind wiederum sehr beliebt im Frühjahr (zusammen mit dem Rauling ;-) ).....
    Hast Du eigentlich Pestwurze im Garten? Du wirst sie lieben, mußt aber einen feuchten Platz für sie haben...
    LG Cordula

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    1. Hallo Cordula,
      Pestwurze habe ich leider nicht. Ich konnte sie heute im Park bewundern, aber im Garten kann ich ihr keinen feuchten Boden bieten. Auch Huflattich dürfte bleiben, wenn er käme, aber der will es ja auch nicht so trocken haben...
      VG
      Elke

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  10. Hallo Elke,
    nächstes Jahr brauchst Du Dir dann ja nur diesen informativen Beitrag anzusehen ;) Ich habe auch regelmäßig im Frühjahr Probleme die neu aufgelaufenen Pflanzen zu identifizieren. Deshalb zupfe ich beim Ersten jäten meist nur Vogelmiere und Giersch aus - da bin ich mir i. A. sicher nicht ausversehen irgendwas Hübsches, was sich ausgesät hat, auszureißen.

    Liebe Grüße aus dem Wendland
    Silke

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  11. ich habe (hatte?) nur einen lutea - der es hier aber scheinbar auch nicht sooo gern mag. vielleicht sind deine pflanzen ja mit mir verwandt, ich tu naemlich auch nie, was man mir sagt:) nein, im ernst, mir geht es hier eigentlich immer so, dass alles, was lt. literatur wie wahnsinnig wuchern sollte - wenig oder garnix tut. dagegen wachsen hier pflanzen (knabenkraeuter z.b.), die angeblich schlecht bis garnicht im garten wachsen. das hat ihnen wohl keiner gesagt, weil sie sich naemlich munter immer weiter ausbreiten:) die lampionblume dagegen, die angeblich in jedem garten wild ausufert - siechte bei mir etwas dahin, bis sie ganz verschwand. nix selbstaussaat, nix wurzelauslaeufer, weg war sie... so ist das im gaertnerleben eben - wenn man selbst nicht tut, was einem gesagt wird - kann man von seinen zoeglingen auch nix anderes erwarten?:)

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  12. Hallo Elke,
    eine wunderschöne Staude, leider wurde sie in unserem Garten von den Schnecken gefressen. Sehr schade finde ich.
    LG Dagmar

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  13. Hallo Elke,
    ich habe gerade deinen Kommentar bei mir gelesen. Vielen Dank. Ich bin einfach von einer Wühlmaus ausgegangen, aufgrund der Ganglöcher. Und weil wir immer wieder auch in der Nachbarschaft Wühlmäuse haben. Gesehen habe ich bisher in Natura noch keine.
    Dann brauch ich mir wohl keine Gedanken zu machen oder? Dort stehen nämlich meine schönste Helleboren.
    LG Dagmar

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  14. Ich bins nochmal. :) Vielen Dank habe es verbessert und unter den Post noch einen Nachtrag geschrieben. Ich wußte natürlich, das es eine Blindschleiche ist, da war ich wirklich etwas lässig beim schreiben. Man sollte nie posten wenn man einen turbulenten Tag hatte. Da lässt die Konzentration wohl nach. Wir haben schon so lange Blindschleichen im Garten und noch nie eine Ringelnatter.
    Meist sind sie bei kaltem Wetter im Komposthaufen zu finden. Hin und wieder erwische ich welche beim jäten. Incl einer kurzen Schrecksekunde, bis ich sehe was da kriecht.
    Nochmals vielen Dank
    Dagmar

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  15. So, jetzt komme ich endlich mal wieder zum Bloglesen...auch wenn ein bisschen PC-freie Zeit mal ganz gut tut. Ich versuche gerade, meine austreibenden Winzlinge zu erkennen...das schult ja auch den Blick. Trotzdem kommt es da regelmäßig zu Überraschungen von Pflanzen, die ich gar nicht kenne. Den Lärchensporn habe ich nicht....aber ein Gewächs aus deinem Buch hat hier schon mal neu Einzug gehalten....die Kätzchenweide, die nun herrlich blüht und lockt...:-)
    LG Sigrun

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  16. Liebe Elke,
    äußerst anmutig kommen deine Lerchensporne daher.
    Ich frage mich gerade, warum ich keine im Garten habe?
    Danke für diesen interessanten Beitrag.
    Liebe Gartengrüße von Christine

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  17. hihi..
    eine lustige Überschrift
    sieht aber auch wirklich etwas eingentümlich aus
    schöne Pflanzen hast du da aber
    liebe Grüße
    Rosi

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  18. Wer hätte das gedacht bei Dir! ;-) :-) Aber ich kenne das selber. Und trotz des Blogs merke ich mir manches nicht, obwohl man ja heute diese wunderbare Möglichkeit des bildlichen Dokumentierens hat.
    Einen hohlen Lerchensporn habe ich allerdings noch nie aus der Erde kommen sehen, insofern wüßte ich gar nicht, daß es ein solcher ist. Dann ist der Meine wohl ein Gefingerter, der hübsche blaublühende Corydalis elata, den ich allerdings gekauft habe. Den aus dem Wald wollte ich nicht im Garten, den schaue ich mir lieber dort an - sonst habe ich ja keinen Anreiz mehr, in den Wald zu gehen, wenn ich mir alles in den Garten hole. Inzwischen wachsen sogar vereinzelt Buschwindröschen bei mir, was ich gar nicht wollte. ;-)

    Liebe Grüße
    Sara

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  19. Ist doch auch egal welche von beiden oder?! Sie sind beide schön, ich kenne sie flächendeckend im Schlosspark, wo sie sich mit dem Bärlauch matcht. Dieses wundern kenne ich auch von mir, sie sehen am Anfang sehr komisch aus der Wäsche :-) und ich hatte auch mehrfach AHA Erlebnisse mit ihnen!

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  20. Ich sag ja, ich hab viel zu wenig Platz, liebe Elke ;-)
    Aber gefallen tun sie mir schon!
    Ganz viele liebe Freitagsgrüße
    sendet dir die Urte

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