Samstag, 30. Dezember 2017

So war 2017: Halbtrocken

Was haben eigentlich meine gute Vorsätze für 2017 so gemacht? Sind sie durchgekommen? Ich will ehrlich sein: Die meisten leider nicht, Schwamm drüber. Einen guten Vorsatz immerhin kann ich noch schnell umsetzen: Ich wollte endlich auch mal einen Jahresrückblick machen. Im Garten herrscht ja sowieso tote Hose, da kann man so schön im Bilderarchiv wühlen.

Was gab es also dieses Jahr an Pleiten, Pech und Pannen oder großer Freude zu berichten? Welche Experimente haben sich bewährt, welche nicht und natürlich das wichtigste Thema: Wie war das Wetter?

Nun, der Winter war wieder kein richtiger, an beiden Enden des Jahres. Dann war es Anfang April erst ganz muckelig warm und sonnig, bis ein blöder Kälteeinbruch den Apfelbauern die Schweißperlen auf die Stirn getrieben hat. Mein Zierapfel, der alte Schwerenöter, hat keine seiner Blüten verloren, mein Säulenapfel war sogar noch ausgebuffter und hat in weiser Voraussicht lieber auf das Blühen verzichtet.

Hier war 2017 ansonsten wie so mancher Rotwein: Halbtrocken. Mal wieder gab es bis in den Juni hinein kaum Niederschläge, sodass ich zum Äußersten greifen musste und mir Regen zum Geburtstag gewünscht habe, sogar laut. Hat auch funktioniert, in der Nacht vom 24. auf den 25. Juni fing es an zu regnen. Daraufhin durfte ich mir von den Kollegen ein halbes Jahr lang anhören, dass ich Schuld sei am verregneten Sommer, Herbst und überhaupt. Wer bitte, der bei klarem Verstand ist, wünscht sich Regen?

Die Kohlmeisen hatten mit und ohne Niederschlag nur schlechte Bruten, was mir sehr leid getan hat. Plötzlich waren aber im Sommer zehn Haussperlinge im Garten, die seitdem Stammgäste sind und Futter bekommen.

Dann gab es im August einen Verlust zu beklagen, denn die beste Katze der Welt ist im Alter von 17 Jahren gestorben. Danke, dass du uns so lange mit deiner immer freundlichen Gesellschaft beehrt hast, Quietschie. Wir werden dich nie vergessen.

Immerhin habe ich schöne Gartenreisen gemacht im In- und Ausland, habe nette Gartenfreundinnen kennengelernt, zum Beispiel Sigrun vom Blog "Bergblumengarten", die ich in Bamberg getroffen habe. Sie hat mich gleich erkannt, weil ich mit der Kamera vor der Nase in den Beeten steckte.


Auch in Bielefeld und anderswo in Ostwestfalen gab es einige schöne Gärten zu sehen: 








Der eigentlich geplante Fotowettbewerb "Günstig Gärtnern" hat diesmal nicht geklappt, es hat sich kein Sponsor gefunden.

Und das bisschen Gemüse auf der Terrasse? Die Tomatenernte war dieses Jahr gar nicht so schlecht.


Besonders gefallen hat mir die Sorte 'Black and Red Boar', die ich als Jungpflanze von einer anderen neuen Freundin bekommen habe. Die Früchte waren riesig und sehr lecker, leider aber auch sehr wenige.





Begeistert hat mich auch ein Neuzugang von der Pflanzentauschbörse Gütersloh im April, der Kerzen-Knöterich. Scheu war er nicht, hat gleich losgelegt mit dem Wachsen und ewig geblüht. Weiter so!

Weniger gelungen war der Hängende Flaschengarten, den ich aus der Plastikflasche aus Holland gebastelt habe. Er funktioniert zwar wirklich tadellos was die Hydraulik angeht, allerdings wird das Wasserbecken mit der Zeit unappetitlich grün und trägt wenig zum wohnlichen Ambiente bei. Wie macht ihr Urban-Gardening-Göttinnen das bloß, die ihr diese Dinger am Küchenfenster hängen habt? Schrubbt ihr die regelmäßig oder werft ihr sie nach dem Fototermin schnell weg?

Ein voller Erfolg ist aber weiterhin die kleine selbstgezogene Tamarinde, sie wächst und gedeiht.



Mein neues Buch "Mein Bienengarten", das im Januar erschienen ist, ist bereits nachgedruckt worden, was für eine Freude.


Für 2018 wünsche ich mir, dass es immer mal wieder ordentlich regnet. Auch wenn ich dann wieder schuld bin am vermeintlich schlechten Wetter. Mir doch egal.

Samstag, 23. Dezember 2017

Kaffee auf Rädern

"Oh, wer um alle Rosen wüßte, die rings in stillen Gärten stehn - oh, wer um alle wüßte, müßte wie im Rausch durchs Leben gehn." Und so weiter und so fort. So schrub weiland Christian Morgenstern. Wir kennen das Gedicht, zumindest den Anfang, sicher alle, denn es wird nur allzu gern zitiert. Vor allem in der Gartenliteratur. 

Mir fällt eine Variante dazu ein: "Oh, wer um all die Samen wüsste, die rings in stillen Kammern stehn, oh, wer um alle wüsste, müsste ganz beschämt durchs Leben gehn". So ist es nämlich und ich bin keinen Deut besser, denn auch ich habe schubladenweise Blumen- oder Gemüsesamen herumliegen, die für immer ungesät bleiben werden, oder wenn doch gesät, dann nach all der Zeit bestimmt ungekeimt.


Das finde ich irgendwie nicht nett und habe deswegen auch ein ganz schlechtes Gewissen.

Und dann wiederum sammle ich von anderen Pflanzen keine Samen, weil ich denke, dass sie ewig leben. Wenn sie dann doch überraschend das Zeitliche segnen, fühle ich mich schuldig, und all die anderen in der Schublade vor sich hin alternden Samen sind kein Ersatz für die verlorengegangene Pflanze.

Nur bei meinem Kaffee (Coffea arabica) gehe ich immer auf Nummer Sicher und lege mir beizeiten eine Sicherungskopie zu. Das geht aber nur bei Kaffeebohnen in the green, denn die Saat bleibt nicht lange keimfähig und eine Samenbank würde rein gar nichts bringen, außer die Schublade noch mehr vollzustopfen.


Dieses Jahr bin ich noch einen Schritt weitergegangen mit meinen Sicherungsmaßnahmen und habe Mutter- und Tochterpflanze umgetopft in Selbstbewässerungstöpfe. So müssen sie keinen Durst erleiden und leben hoffentlich länger.

Die kleine Version hat diesen lustigen Topf bekommen, bei dem ein grünes Blümchen anzeigt, ob der Untersetzer Wasser braucht. Ist die Blume sichtbar, ist alles in Ordnung, verkriecht sie sich, muss man Wasser unten einfüllen, das mit Hilfe eines Dochtes zu den Wurzeln hochgezogen wird.



Die große Pflanze habe ich zum Coffee to go umgebaut, bzw. Kaffee auf Rädern: Der fahrbare Untersatz ist praktisch, weil er ein großes Volumen bietet und mobil ist. Die Pflanze ist mittlerweile so stattlich geworden, dass ich ihr nicht mehr mit mickrigen Topfgrößen kommen kann und sie auch nicht ständig hochheben möchte, wenn unter ihr geputzt werden soll. Und den alten Topf beim Putzen mit dem Fuß wegzuschieben machte immer ein nervenzerfetzendes Geräusch...




Und so haben jetzt beide Kaffeepflanzen zu Weihnachten ein neues Unterteil bekommen und werden hoffentlich steinalt. Der große funktioniert sogar als Weihnachtsbaum - rote Kugeln hat er ja schon!


Mit diesem in alter Tradition gänzlich unweihnachtlichen Artikel (und ich hab's wirklich versucht - man beachte die Lichterkette im Kaffee!) möchte ich euch aber doch auch Frohe Weihnachten wünschen!

Samstag, 16. Dezember 2017

Grüne Minna für Meisen

Manchmal wird man vom Schnee genauso überrumpelt wie die Pflanzen, weil der Wetterbericht so oft falsch lag und man ihm nicht mehr geglaubt hat. Die Gartenbewohner kennen aber keine Wettervorhersage und leben einfach in den Tag hinein. Die Rosen blühen weiter und selbst die Kapuzinerkresse kommt noch ganz unverfroren daher.




Was soll man bei Schnee und Eis den gefiederten Gartengästen anbieten, wenn man nicht rechtzeitig für einen Vogelfutterspender gesorgt hat? Oder der vorhandene in die Reinigung muss?




Hoffentlich findet sich dann noch ein leerer Tetrapak im Haus, den man gut ausgespült und getrocknet als Piepmatz-Provisorium einsetzen kann.

Mein Mini-Milchkarton stammt aus dem letzten Kurzurlaub mit Ferienwohnung. Er ist grün und hat sogar ein Schwalben-Logo aufgedruckt. Die gehören aber nicht zur Kundschaft.
Ich habe dem Tetrapak unten alle Ecken abgeschnitten und Holzstäbe über Kreuz durchgesteckt. Das sind die Sitzstangen. Dann habe ich etwas oberhalb der Stäbe einen Einschnitt über Eck gemacht und nach innen gedrückt. Oben noch den Giebel durchbohrt und einen Faden eingefädelt.


Nun kann man dem Ding das Futter über die Ausgießöffnung eintrichtern. Schraubdeckel drauf und ab damit in den Garten. Ein Regenschutz ist wichtig, da durch die Öffnungen unten Wasser eindringen kann - und nasses Futter wird mit sofortiger Wirkung verschmäht.

Natürlich haben die Blaumeisen wie immer als erste kapiert, wie der Recycling-Vogelfutterspender funktioniert. Wenn die Spatzen wieder Sitzfleisch beweisen und den anderen Spender nicht freigeben wollen, haben die kleineren Singvögel jetzt die Milchbar als Ausweichmöglichkeit.
 
Die Amseln und Rotkehlchen können zusätzlich noch am Spindelstrauch speisen.




Und die Kapuzinerkresse lebt trotz Schneefall immer noch...

Samstag, 9. Dezember 2017

Enthemmte Frühstarter

Zwiebelblumen-Neulinge erschrecken ab September regelmäßig, wenn sie das Laub der austreibenden Traubenhyazinthen entdecken.


Das wird dann schnell als Zeichen des Klimawandels gewertet, ist aber im Hause Muscari armeniacum völlig normal. Nur direkt nach dem Pflanzen der trockenen Zwiebeln haben sie für solche Mätzchen keine Zeit mehr, da treiben sie lieber im Frühjahr aus, wie es sich für eine ordentliche Zwiebelblume gehört, so wie auf diesem Bild:


Man muss die Frühstarter auch nicht groß abdecken oder bemuttern, die meisten Winter schaffen sie trotz Kampfbelaubung auch so.

Was den Traubenhyazinthen als eine gute Idee erschien - immerhin können sie den ganzen Herbst und Winter lang die ungeteilte Aufmerksamkeit der Sonne genießen, ohne durch Stauden gestört zu werden - kann im Garten Probleme machen. Für die kleinen Blaublüher mindestens.

Man sollte sie daher mit Bedacht pflanzen und folgende Verhaltensregeln beachten:

  • Im Rasen sind die Zwerge weniger gut aufgehoben als Krokusse, da zur Zeit des Laubaustriebs im Spätsommer noch letzte Rasenmäherdurchläufe sein müssen. Und dann können die Zwiebeln von vorne anfangen mit ihren Blättern... 
 
  • Traumpartner sind früh einziehende Stauden oder solche mit ganz zartem Laub. Hostas zum Beispiel räumen früh das Feld und lassen die Traubenhyazinthenblätter allein im Beet zurück.
 
  • Immergrüne Stauden als Nachbarn sollten wenigstens klein sein. Durch eine dünne Blätterdecke kommen die Zwiebelzwerge noch hindurch.
  • Muscaris lassen sich mit ihrem vorwitzigen Wesen gut als Markierzwiebeln zwischen solche setzen, die erst im Frühjahr Laub bilden.  Oder als schützender Ring. So werden bei weiteren Herbst-Pflanzaktionen keine Pflanzen mit dem Spaten getroffen, weil die Traubenhyazinthen das Areal mit Blättern bewachen. 
 
  • Beete, die mit Quecken durchwachsen sind, sind für Muscaris doppelt doof: Sowohl im Herbst als auch im Frühjahr hat man beim Gräser-Jäten doch immer wieder ihre Blätter zwischen den Fingern.

Natürlich muss man im Frühjahr nochmal ein Auge auf die sonnenliebenden Zwiebelblumen haben. Auch dann sind ihnen Nachbarstauden vom Leib zu halten. Meist ziehen sie nämlich später ein als Krokusse. Traubenhyazinthen sind in Gärten, die schon bis zum Anschlag gefüllt sind, schwierig - aber immerhin keine Vorboten des Klimawandels, sondern einfach nur kleine Blatt-Exhibitionisten, die von Sonne nie genug kriegen können...


Samstag, 2. Dezember 2017

Schatzsuche

Gestern habe ich mich wieder mal ins Getümmel gestürzt und die Gladiolen-Zwiebeln aus dem Null-Euro-Beet ausgehoben, bevor der Frost nächste Woche so richtig zubeißt. Eigentlich wollte ich auch eine Dahlie mit einsammeln, die ich vor ein paar Wochen noch gesehen hatte. Nun war sie allerdings spurlos verschwunden, so sehr ich auch gesucht habe.

Die Gladiolen sind schwieriger zu übersehen, da sie mit ihrem schwertförmigen Laub wie ein Ausrufezeichen im Beet stehen und damit den Weg zur Zwiebel weisen.





Meine Lieblingsmethode zum Bergen der Überwinterungsorgane ist folgende: Blätter orten, unten am Stiel fest zupacken und sanft, aber beherzt dran ziehen. Klappt in der Hälfte der Fälle auch ganz gut. In der anderen Hälfte gibt es einen Ruck und man steht nur mit dem grünen Teil in der Hand da. Peinlich. Hoffentlich hat das keiner gesehen - und auch nicht, dass mir dabei schon wieder ein Zweig von einem Strauch mit Schmackes ins Gesicht geschlagen ist.

Nun muss die Schaufel ran. Stelle merken und buddeln also. Doch wo war denn nun das Loch gleich noch, wo die Blätter aus dem Boden kamen? Wie schwer kann das sein, es wiederzufinden? Schwer genug, im dichten Bewuchs schaffe ich es regelmäßig, das Fleckchen zum Graben nicht mehr zu entdecken. Noch peinlicher.

Habe ich die Stelle dann doch gefunden, heißt das noch lange nicht, dass die Zwiebel auch darunter ist. Mehrmals habe ich weiträumig in Richtung China gegraben, ohne auch nur die winzigste Gladiole aufzuspüren. Dann halt nicht, wird eben im Boden überwintert. Und so schwindet der Vorrat an Zwiebeln von Jahr zu Jahr, obwohl die Pflanzen sich alle Mühe geben, die Verluste durch Tochterzwiebeln wieder auszugleichen - die man spätestens im nächsten Herbst dann erst recht nicht wiederfindet...




Zur Sicherheit habe ich dann auch noch am Laub einer Iris gezogen. Da sie aber wirklich keine Gladiole war, hat sie Widerstand geleistet und wollte ihr Laub lieber nicht hergeben. Da habe ich den Irrtum dann doch gemerkt.


Da der Eimer mit den gehobenen Schätzen leider noch weniger gefüllt ist als im letzten Jahr, sind mir Zweifel gekommen, ob die Idee, die Zwiebeln bunt im Beet zu verteilen, wirklich so gut ist. Vielleicht sollte ich sie konzentrierter Pflanzen, zum Beispiel vor dem Pflaumenbaum, wo der Rasen sich sowieso immer weiter zurückzieht.

Aber die Entscheidung hat ja noch Zeit. Jetzt hocken die Gladiolen erstmal in Zeitungspapier eingewickelt in einem kuschligen Karton auf dem nicht so kuschligen Dachboden. Bis ich dann im Frühjahr wieder zum Gladiolen-Gladiator werde und die Bande erneut einpflanze...