Was ist die Farbe von München im Hochsommer? Für mich Orange mit viel Gelb - Farben wie die Sonne. Kunststück, um die Jahreszeit, werdet ihr sagen. Aber München ist selbst da Orange, wo die Sonne nie scheint, zum Beispiel in der U-Bahn am Marienplatz. Und auch dort, wo Jahreszeiten egal sind, wie beim Gelb der Theatinerkirche.
München hat wirklich viel Orange - aber diese Kanadagänse hier im Nymphenburger Schlosspark (Eintritt frei) haben beschlossen, dass das beileibe nicht ihre Farbe sei. Sie mögen doch lieber gedecktere Töne, da sind sie konservativ. Und so nehmen sie sich die Münchner Freiheit heraus und mampfen die knalligen Farben einfach auf. Gänse als Pflanzenschädlinge - sowas ist unbekannt im kleinen Reihenhausgarten. Wenn man die Gans zum Gärtner macht, kann man sich immerhin das lästige Rasenmähen sparen.
Nebenan im botanischen Garten kosten die Sommerfarben fünf Euro Eintritt pro Person (Gänse kostenlos), aber dafür gibt es auch viel heiße Luft in Form von Tropenhäusern - und einen sensationellen Senkgarten mit Seerosenbecken.
Das spannendste an München war das Olympiagelände (Eintritt frei) - nicht nur, weil wir gleich alt sind (es hat sich aber deutlich besser gehalten).
Leider waren die Wiesen gerade gemäht worden, man konnte trotzdem noch die Blattrosetten vom Wiesen-Salbei erkennen.
Vom Olympiaberg hat man eine gute Übersicht über die Stadt. Außerdem fand hier das Gipfeltreffen der Neophyten statt: Bocksdorn und Schlanke Karde hatten das olympische Motto aufgegriffen und sich dort versammelt:
Das Olympiadorf schließlich war dann die ganz große gärtnerische Überraschung - die schon einmal komplett neu gebauten Sportlerbungalows dienen als Studentenwohnheim und boten einen spektakulären Anblick: Von den Bewohnern bemalte Fassaden wetteiferten mit den Taglilien, die in verschiedenen Farben die engen Gassen säumten - aber ganz streng immer nur eine Sorte pro Reihe!
Und das passt - Hemerocallis mit ihren fröhlichen Farben mildern die harten Kanten und wirken naturnah und unkompliziert - irgendwie studentisch.
Auch die Studenten selbst gärtnern ein bisschen mit, tanzen schon mal aus der Reihe und haben im Farbschema bleibend Sonnenhut und Kapuzinerkresse beigesteuert - Pflanzen, die auch zum studentischen Budget passen. Und wer weiß - vielleicht haben sich unter den Stauden auch noch gelbe Krokusse versteckt?
Nicht nur also, dass die grandiosen Taglilien meinen Eindruck von München als Stadt in Orange bestärkt haben. Sie haben mir außerdem die Augen dafür geöffnet, diese anspruchslosen wildhaften Sorten auch einmal als Hauptperson zu betrachten - denn selbst in Reih' und Glied haben sie nichts Strenges an sich. Und eigentlich ist Orange doch auch ganz schön?