Mit dem Wetter wurde es aber auch nicht langweilig in den letzten Wochen... Von einem Montag zum anderen gab es einen Temperatursprung von fast 30 Grad. Der Schnee taute überall, nur in meinem Vorgarten nicht, und plötzlich war es warm und sonnig. Der erste Zitronenfalter flog durch den Garten - jetzt sollten auch die vertrockneten Stängel aus dem Garten fliegen, alle Krabbeltiere waren nun auch wach. Die alten Blütenstände vom Einjährigen Silberblatt (Lunaria annua) habe ich selbstredend vorher eigenhändig auf Puppen vom Aurorafalter untersucht, denn der fliegt nicht so früh wie der als Falter überwinternde Zitronenfalter.
Und dann war es wie immer beim Frühjahrsputz: Beim Sport soll man sich aufwärmen, bei der Gartenarbeit lässt man meistens das Stretching weg, schnappt sich die Schere und legt los. Macht ihr das anders? Ich gehe immer gleich in die Vollen bzw. in die Hocke, denn wie macht man Aufwärmübungen für die Scherenhände? Es ist ja auch nur Gartenarbeit und kein Hochleistungssport, obwohl man den ersten Muskelkater des Jahres vom Staudenbeeteabräumen eigentlich schon kennen sollte und es besser wissen müsste.
Diesmal allerdings passierte schon am ersten Tag etwas, das mich etwas überrumpelt hat. Auf allen Vieren im Null-Eurobeet wollte ich die morschen Himbeeräste abschneiden. Der genaue Tathergang ließ sich später nicht mehr rekonstruieren, aber irgendwie bin ich an eine wie ein Flitzebogen gespannte Himbeerrute geraten und habe es knüppeldick mit selbiger bekommen - sie ist mir mit Schmackes ins Gesicht geschlagen. Erst viel später beim Blick in den Spiegel habe ich gemerkt, dass ich die ganze Zeit mit blutender Oberlippe herumgerannt bin. Ich würde jetzt gern sagen: Da müsst ihr erstmal den anderen sehen, aber selbstverständlich durfte die auffällig gewordene Himbeerrute dran bleiben, schließlich hat sie bewiesen, dass sie nur so strotzt vor Saft und Kraft und Spannkraft.
Da lobe ich mir ja die Zwiebelblumen. Die sind niemals gewaltbereit, zumindest nicht gegenüber dem Gärtner. Was sie unten rum so treiben und ob sie andere Zwiebeln mobben, bekommt man ja nicht so mit.
In jedem Fall sind sie gerade die wichtigste Nahrung für Hummelköniginnen (hier eine Gartenhummel) und Honigbienen.
Und es werden immer mehr Zwiebelzwerge in meinem Garten! Die Elfen-Krokusse haben offenbar eine kritische Masse erreicht und jetzt geht die Vermehrung plötzlich ganz rapide vonstatten. Während Crocus vernus immer weniger wird, wenn man nicht immer wieder nachstopft, gibt Crocus tommasinianus den Platzhirsch,
Hier eine Luftaufnahme, die die Ausmaße der rosafarbenen Invasoren zeigt. Diese Szene hat etwas von einer Herde Flamingos, die über eine Klippe springen, um dann auf einer Cocktailparty herumzustehen.
Apropos Flamingo: Keine Angst vor Ringeltauben, diesen grauen Riesen mit den rosa Füßen. Die dicken Kawentsmänner sehen nur aus wie gefiederte Abrissbirnen, treten aber auf keinen Krokus, der ihnen beim Watscheln auf dem Rasen im Weg steht.
Der gewitzte Elfen-Krokus hat es sogar geschafft, sich in die geschlossenen Reihen vom weißen Krokus 'Miss Vain' zu drängen - eine Sorte, die sich als sehr langlebig erwiesen hat, hoffentlich auch mit den subversiven Zwiebeln, die sie infiltrieren.
Auch der VIP-Krokus ist noch da und mit den Jahren - es sind jetzt acht - ein ganz schöner Blumenstrauß geworden.
Die Wilde Karde, die ich mal gejätet in einem öffentlichen Garten am Wegesrand fand und mitgenommen habe, hat sich als sehr durchsetzungsstark erwiesen und mit ihrer Blattrosette alle einfach überwachsen - zumindest, bis die Krokusse und Traubenhyazinthen einfach durch die hindurch gewachsen sind. Nun spielt sie Fakir.
Wie man sieht, ist es im Garten oft ein Hauen und Stechen - nur meistens bekommt der Gärtner dabei keinen Schlag ins Gesicht...