Kann nach dem langen, verregneten Winter, in dem man die Sonnentage an einer Hand abzählen konnte, ein sonniger Sonntag als schlechtes Wetter gelten? Wenn man eine Saatgutbörse in einem Saal betreibt schon. So geschehen am Sonntag. Jeder andere wäre vom Wetter her passender gewesen, aber der Termin ging auch nur von 14 bis 17 Uhr, also haben sich viele Besucher doch nicht abhalten lassen. Immerhin gab es so auch keinen Sonnenbrand. Dafür strahlten die Standbetreiber und die bunten Samentütchen, die oft selbstgemacht waren, um die Wette.
Bei diesen handgefertigten und -beschickten Päckchen hat man ja schon echte Skrupel, solche kleinen Kunstwerke aufzureißen! Vielleicht gaaaanz vorsichtig und dann mit eigenen Samen befüllen, wenn die Nachzucht gelungen ist? Sowas kann ja eine tolle Motivation sein, für anständig Pflanzennachwuchs zu sorgen. Für manche Tütchen braucht man allerdings eine Nähmaschine.
Diese hier stammen aus einem Kleingartenverein:
Es gab aber nicht nur Saatgut, sondern auch bequemere Möglichkeiten, Pflanzen zu bekommen oder Gemüse anzubauen.
Die Biobaumschule Upmann hatte Stauden und Sträucher im Angebot.
Der Stand von Hof Jebel bot Saatkartoffeln in Hülle und Fülle. Vom Bamberger Hörnchen bis hin zu lilafarbenen Sorten wie die Blaue Anneliese.
Aber nicht alles aufessen, sondern anbauen, auch wenn sie so lecker aussehen!
Auch in Sachen Naturschutz und Naturgärten gab es Stände.
Und weil man jeden Tag eine gute Tat tun soll und gegen das Insektensterben ankämpfen muss, habe ich mir noch schnell die arme Graue Gartenwanze geschnappt, die von innen an der Fensterscheibe hockte und gefangen war. Bevor ihr also auch noch graue Haare gewachsen wären, habe ich sie mir gegriffen und draußen wieder freigelassen.
So konnte sie den sonnigen Sonntag doch noch im Freien verbringen und musste sich nicht am Ende aufs Gemüse stürzen!
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Das Buch besteht hauptsächlich aus sehr ausführlichen, doppelseitigen Pflanzenportraits. Der Titel würde zunächst vermuten lassen, dass es sehr viele Gemüse-Arten bzw. -Sorten gibt, die auch mit wenig Wasser auskommen, doch in der Einleitung betont Sigrun, dass die meisten Gemüse tatsächlich sehr durstig ist und man am besten vorbeugt, indem man den Boden mulcht und so wasserspeicherfähig macht. Erprobt hat sie dieses Wissen im sehr trockenen Franken, wo sie auf einem SoLaWi-Acker gegen die Dürre gekämpft hat. Dazu gibt es Wissen zu Nützlingen im Garten.
Doch es gibt auch echte Klimahelden, die mehr Trockenheit und/oder Hitze wegstecken. Dazu gehören Amaranth, Artischocke, Portulak und Kichererbse.
Da die Sommer immer heißer werden, rät Sigrun auch zu Pflanzen, die früher nur im Gewächshaus gezogen werden konnten. Zum Beispiel kann man mittlerweile gute Ernten bei Auberginen oder sogar Melonen einfahren. Hier ist der Wasserbedarf aber trotzdem hoch.
Auch einige weniger bekannte Gemüse wie der Malabarspinat werden vorgestellt. Wenn richtiger Spinat zum Schossen neigt, können andere Arten, die es gelassener angehen und bei Hitze nicht gleich in Panik verfallen, in die Bresche springen.
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Malabarspinat |
Und so zeigt Sigrun auf, dass es sich durchaus lohnt, mal über den Tellerrand zu schauen, Erdnüsse und Tomatillos anzubauen, aber auch die Klassiker wie Tomate und Paprika. Sicher ist für jeden etwas dabei in diesem Buch!
Hier könnt ihr noch etwas zur Entstehungsgeschichte des Buches lesen - als Interview mit der Autorin.
Wer jetzt Lust auf den Gemüseanbau bekommen hat - vielleicht gibt es bei euch auch eine Saatgtutbörse?