Samstag, 15. Februar 2025

Wächst nicht gibt's nicht

Ihr kennt es sicher auch, diese Problemzone im Garten, wo man schon alles versucht hat, aber nichts so richtig wachsen will. Bei mir ist es zum Einen die Fläche unter dem Pfaffenhütchen, wo sich eine Süßdolde tapfer hält (aber nicht aussät) und die nervige invasive Silberblättrige Goldnessel immer hinwuchern möchte. Aber das möchte ich wiederum nicht. Sogar der sonst alles bewachsende Bärlauch, dem es völlig schnuppe ist, ob er in der Sonne oder im Schatten wächst, packt diese Stelle nicht mit der Kneifzange an. Das liegt daran, dass das Pfaffenhütchen sehr flach wurzelt und daher den Stauden Konkurrenz um Wasser, Nährstoffe und einfach auch den Wurzelraum macht.

Ein anderes schwieriges Beet ist das unter den drei Kugel-Ahorn-Bäumen in der Siedlung. Auch dort konkurrieren die flach wurzelnden Ahorne mit den krautigen Pflanzen um Wasser und Nährstoffe - man kann kaum etwas einpflanzen, das größer als ein Samenkorn ist, weil der Boden so stark durchwurzelt ist. Der Auftrag von neuer Erde oder Kompost bedeutet nur, dass der Ahorn das sofort spitz kriegt (Spitz-Ahorn halt) und seine Wurzeln einfach direkt nach oben in die neue Erdschicht schickt. Ich versuche daher, die Nachbarn zu überzeugen, das Laub wenigstens als dünne Schicht liegen zu lassen und nicht im Frühjahr restlos wegzuräumen und zu entsorgen, aber das klappt nicht so richtig, zu unordentlich sieht es anscheinend aus. Die Fläche wurde vorletztes Jahr umgestaltet, viele neue Stauden gepflanzt und bisher geht alles gut - aber Kunststück, das Jahr 2024 war so nass, dass keiner unter der Fuchtel der Ahorne Durst leiden musste. In einem Dürresommer wird es vermutlich anders aussehen. Interessanterweise wächst ausgerechnet dort eine dicke Narzisse richtig prima und blüht auch jedes Jahr, obwohl die es ja eigentlich feuchter mögen. Sie ist sogar eine ehemalige Topfpflanze - und daher sowieso Kummer gewohnt? 

Carex foliosissima 'Icedance' kommt da ganz hervorragend klar, Geranium macrorrhizum auch, außerdem ist der ein super Laubschlucker. Die Rote Spornblume wächst dort sogar im Schatten, auch Salbei und Lavendel hocken zusammen mit Fetter Henne sehr nah an den Baumstämmen, am Beetrand gibt es noch - ebenfalls nicht vollsonnig - die Zypressen-Wolfsmilch.

Leider gibt es jetzt zu diesem Beet nur Winterbilder. In diesem Licht erscheint jede Problemzone noch problematischer als im Sommer, nur das erste Foto zeigt die Pflanzen von ihrer Schokoladenseite, während die Übersichten eher dröge Suchbilder sind:

Fette Henne, Astern

Geranium macrorrhizum, am unteren Rand Frauenmantel



'Icedance' mit Waldsteinia ternata


Lavendel, Zypressen-Wolfsmilch, Fette Henne, Astern


Noch mehr Problemzonen werden im neuen Buch von Katrin Lugerbauer behandelt:

Wächst nicht gibt's nicht

Problemzonen im Garten in langlebige Beete verwandeln. Staudenglück trotz Staunässe, Wurzeldruck & Co.


Wächst nicht gibt's nicht. Problemzonen im Garten in langlebige Beete verwandeln. Staudenglück trotz Staunässe, Wurzeldruck & Co. Katrin Lugerbauer. 2025. 144 S., 125 Farbfotos, geb. ISBN 978-3-8186-2455-2. € 25,00


Aus dem Inhalt:
  • Warum wächst es an manchen Stellen nicht?
  • Schwierige Standorte und welche Pflanzen damit klarkommen:
    • Trockenheit und Sonne
    • Durchlässiger, sandiger Boden und magerer Boden
    • Tiefer Schatten
    • Trockener Schatten
    • (Stau-)nasser Boden
    • Verdichteter Boden
    • Wechselnde Verhältnisse
    • Pflanzsteine
  • Bestehende Beete optimieren und schnelle Lösungen
    • Beeten zu neuem Schwung verhelfen
    • Stauden, die dem Unkraut trotzen
    • Zuverlässige Bodendecker
    • Pflanzen, die sich rasch entwickeln
    • Wintergrüne Stauden

Nacktschnecken haben kein eigenes Kapitel bekommen. Katrin begründet das so, dass es regionale Vorlieben bei den Schnecken gibt, eine Liste mit resistenten Pflanzen also nicht jedem helfen kann, und dann schwankt es auch von Jahr zu Jahr, was sie fressen. In sehr schneckenreichen Jahren haben sie mir auch schon den Bärlauch und die Storchschnabelblüten angefressen, was sie sonst nicht tun. Erstaunt hat mich die Aussage, dass Eupatorium purpureum von Schnecken angefressen wird, in meinem Schleimerparadies Eupatorium cannabinum aber immer mit allem durch- und vor allem zur Blüte kommt. Anscheinend sind die beiden Arten unterschiedlich beliebt?

Zu den im Buch genannten Problemzonen gibt es Tabellen mit Stauden, die sich dafür eignen. Wem die Blütenfarbe wichtig ist, findet einen passenden bunten Punkt zu jeder Staude. Gut finde ich, dass viele heimische Pflanzen erwähnt werden.

Bevor es an die schwierigen Standorte geht, wird zunächst beschrieben, wie man den Boden grundsätzlich verbessern kann, und wie man ihn mulcht, je nach dem, welche Ansprüche die Stauden haben und welchen Boden man vorfindet. Es wird empfohlen, lieber den Standort zu akzeptieren und die dazu passenden Pflanzen zu wählen, als ihn für die Lieblingsgewächse aufwendig zu verbessern.

Mir gefällt sehr gut, dass Katrin nicht zu Unkrautfolien und Bändchengewebe rät und dafür plädiert, einen bestehenden Garten, den man umgestalten möchte, nicht zu roden, sondern die vorhandenen Gehölze zu erhalten und vielleicht aufzuasten, um mehr Licht zu gewinnen. Sie empfiehlt außerdem, das Laub liegen zu lassen, gerade bei den Beeten mit trockenem Schatten.

Wie immer bei Katrin handelt es sich um einen fundierten Ratgeber mit ihren eigenen, immer hervorragenden Fotos, der aus der Erfahrung geschrieben ist – klare Leseempfehlung für alle, die nachhaltig ihre Beete auffrischen oder problematische Stellen begrünen möchten.

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....und jetzt noch zur Gewinnerin meiner Verlosung von "Richtig gute Pflanzen für Insekten": Gewonnen hat Nina mit dem Kommentar

Bin auch gerne beim Lostopf dabei und brauche immer wieder Inspiration für einen Naturgarten. Heute habe ich es endlich geschafft den Weihnachtsbaum zu zerlegen, um Totoholzhaufen aus ihm zu machen. Und siehe da, wir haben an Weihnachten ein Vogelnest im Wohnzimmer gehabt ohne es zu merken :) bin gespannt welche neuen Tiere ich mit dem Buch entdecken kann!


Schick mir deine Adresse und das Buch kommt zu dir!

Samstag, 8. Februar 2025

Ich zaudere mit der Zaubernuss

Es sollte wirklich drauf stehen: Winterblüher können die Verkehrssicherheit gefährden - vor allem in den Farben Gelb, Rot oder Orange! Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie einen Gärtner, eine Gärtnerin oder in Ihrer Apotheke. Ich weiß wovon ich rede, denn meine Mutter war genauso pflanzenbegeistert wie ich  (nur nicht so begeistert von Wildpflanzen im Garten). Und so begab es sich, dass ich als Fahranfängerin fast einen Unfall gebaut hätte, weil meine Mutter als Beifahrerin plötzlich kerzengerade im Sitz saß und wild gestikulierend "Da...!" schrie. Noch während ich panisch das Verkehrshindernis, den Blitzer oder sonstige Katastrophen zu entdecken versuchte und darüber nachdachte, ob eine Vollbremsung oder das sofortige Lenkradverreißen größeren Schaden verhindern könnte, kam dann doch die Aufklärung: "...die Zaubernuss blüht!" So kann es passieren, dass die Hamamelis als alte Heilpflanze im Februar so manchen Auffahrunfall verursacht.

Und was soll ich sagen - etliche Jahrzehnte später bin ich genauso eine gemeingefährliche Beifahrerin geworden.

Ja, ich geb's ja zu - Zaubernüsse sind um diese Jahreszeit einfach herrlich und kein Strauch kann so den Winterblues vertreiben und die Sensationsgier fördern. Solche leuchtenden Blüten im trüben Grau - wo gibt's das sonst schon?






Bis auf die Virginische Zaubernuss, die eine richtige, anerkannte Heilpflanze ist, im Herbst blüht und daher nicht als Unfallverursacherin gilt, blühen alle anderen Arten im Winter. Das erregt Aufmerksamkeit und Begehrlichkeiten - wer möchte nicht etwas Blühendes im Februar im Garten haben, und dann noch auf Augenhöhe?

Die Sträucher werden allerdings sehr ausladend und ein ruppiger Schnitt zerstört schnell den Habitus, daher habe ich von einer Zaubernuss im Reihenhausgarten bisher abgesehen.

Auch ist mir der Platz zu schade, um ihn mit einer Pflanze zu füllen, die wenig für Insekten bietet. Um diese Zeit sind ohnehin wenige unterwegs und wenn die ersten Hummeln und Schwebfliegen aufwachen, ist die Winter-Duftheckenkirsche beliebter, denn sie blüht auch noch im März und später immer weiter.

Man darf aber schon annehmen, dass die auffällige Blütenfarbe der Zaubernüsse und noch dazu der Duft Insekten anziehen sollen. Nur für den Wind als Bestäuber, der auf solche Äußerlichkeiten ohnehin nicht achtet, wäre das doch zu viel Aufwand.

Bei Hamamelis mollis aus China scheint man nicht mal zu wissen, wer sie in ihrer Heimat bestäubt. In Innsbruck aber wurde es von Ende Februar bis Anfang März untersucht und es erschienen Honigbienen, die Gehörnte Mauerbiene, die Lehmwespe Ancistrocerus nigricornis, Schwebfliegen, Zehnpunkt-Marienkäfer und der Kleine Fuchs.

In den letzten Wochen war es aber einfach zu kalt für solche Beobachtungen. Ich werde später auch mal schauen, welche Blütenbesucher ich finden kann. Für Raupen ist die Zaubernuss vermutlich ziemlich unattraktiv. Daher schaue ich sie lieber gern in anderen Gärten an, auch wenn ich dabei das Unfallrisiko erhöhe, anstatt mir eine eigene in den Garten zu holen.

Man kann Zaubernüsse auch aus Samen vermehren, am besten im Herbst, wenn die Samen aus den Kapseln geschleudert werden. Dann muss man sie in Erde gesät der Kälte Winterkälte aussetzen, oft sogar zwei Jahre lang. Oder man schneidet jetzt im Februar Stecklinge. Das ist die Variante des günstigen Gärtnerns - wenn auch des äußerst geduldigen Gärtnerns...

Samstag, 1. Februar 2025

Zieräpfel - Zierde oder Zankapfel?

Neulich  - Weihnachten war längst vorbei - habe ich auf dem Friedhof einen hübschen, noch voll und dicht mit knallroten Früchten behangenen Ast einer Korallenhülse (Ilex verticillata) gefunden. Dass er trotzdem im Müll gelandet ist, dürfte wohl daran liegen, dass er als Weihnachtsschmuck gekauft worden war und im neuen Jahr etwas anderem weichen musste. Mir doch egal, ich fand ihn hübsch und habe ihn in den großen Kübel vor der Haustür gesteckt, wo er großartig aussah, auch ohne Weihnachtsfest vor der Tür. Leider gibt es kein Bildmaterial davon, was auch dem Umstand geschuldet ist, dass die Beeren in atemberaubender Geschwindigkeit verschwanden. Erst war der halbe Ast kahlgefressen, dann hing nur noch eine mickrige Anstandsbeere daran. Die verblieb ein wenig länger am Zweig, lag dann aber irgendwann auch unten, ohne dass sie gefressen wurde. Wer die Früchte verputzt hat, ist nicht überliefert. Im Schnee waren verräterische Amselspuren zu sehen, aber es kann auch eine Maus gewesen sein.

Wenn die Vögel (oder Mäuse) doch bei meinem Zierapfel 'Golden Hornet' auch mal so gründlich wären. Nach anfänglicher Amseleuphorie mit 6 Vögeln gleichzeitig im Baum und einmal einer Wacholderdrossel ließ der Andrang bald nach, kaum dass die Äpfel schwarz geworden waren. Gelb und braun ist noch in Ordnung, schwarz und hart aber ganz und gar nicht mehr.

Nur der Kernbeißer genehmigt sich ab und zu die ganz harten Mumien.

In vielen Ratgebern und Gartenzeitschriften ist immer wieder der Satz zu lesen, dass die Äpfel durch Frost mürbe gemacht werden müssen, damit Vögel sie überhaupt anrühren. Zumindest bei 'Golden Hornet' stimmt diese Aussage nicht. Die Äpfel ähneln sehr ganz normalen Speiseäpfeln und werden im Herbst matschig, ganz egal, ob sie Frost erfahren haben oder nicht.


Hier konnte Ende Oktober sogar noch ein Admiral von den Früchten profitieren, da einige schon geplatzt waren und das Fruchtfleisch freilag:



Ab November fallen sie auch schon in Massen zu Boden und bedecken die Staudenbeete und den Rasen quadratmeterweise mit matschigen Früchten, die tief in den Rasen getreten werden, wenn man sie nicht rechtzeitig entfernt, getreu dem beliebten Motto "Lass liegen, tritt sich fest!", das man nicht zuhause im Wohnzimmer beherzigen sollte. Der ansonsten allesfressende Waschbär scheint sich offensichtlich auch nicht für sie zu interessieren.

Ganz anders viele rotfrüchtige Zieräpfel wie 'Red Sentinel'. Seine Früchte bleiben lange attraktiv und werden ab Januar nach Frost dann auch endlich mal von den Amseln gefressen.



Weitere Sorten mit Zierwirkung bis in den Januar hinein sind:

  • 'Butterball' - der ist auch sehr, sehr lecker
  • 'Cardinal'
  • 'Evereste'
  • 'Professor Sprenger'
  • 'Pom Zai'
  • 'Wintergold'

 Diese Sorten sollen auch wenig krankheitsanfällig gegen Schorf sein.



Eigentlich bräuchte man also mehrere Sorten für die Vögel, damit immer Äpfel zum Verputzen da sind. 'Golden Hornet' für den Herbst und länger knackig bleibende Sorten für den Spätwinter. Aber wer hat schon so viel Platz? Zum Bestäuben von Speiseäpfeln würde jedenfalls einer schon genügen.