Jeder, der einen zunehmend schattigen Garten hat, hat sich sicher schon gefragt, ob das nun das Ende ist vom Gemüse, vom Obst, vom Liegestuhl in der Sonne und überhaupt, ob jetzt die Schattenseiten des Lebens anbrechen und es vorbei ist mit Dolce Vita.
Da klingt die Idee eines Waldgartens doch nicht schlecht, oder? Dabei geht es darum, zusammen mit Gehölzen einen Garten zu schaffen, in dem sich möglichst viel ernten lässt. Die Sträucher und Bäume werden danach ausgewählt, ob sie etwas Essbares hergeben würden - am besten auf jeder Ebene, von der Kraut- über die Strauch- bis zur Baumschicht. Es darf durchaus auch gerankt werden, der Kaukasische Rankspinat ist zum Beispiel hier ein heißer Kandidat, der sich am laufenden Meter ernten lässt und wie Spinat zubereitet wird. Der Clou dabei ist, dass es durchaus noch sonnige Stellen geben muss, um Gemüse anbauen zu können, es ist also eher ein Waldrandgarten. Durch die Gehölze erhöht sich aber die Artenvielfalt, sodass Schädlinge eher weggefuttert werden als in einer - wenn auch super sonnigen - großen Monokultur. Zusätzlich werden die Nährstoffe des Bodens optimal genutzt, weil alle Pflanzen in unterschiedlichen Tiefen nach ihnen fahnden.
Der Haupt-Verlag hat ein Buch zu diesem Thema herausgebracht: Praxisbuch Waldgarten von Volker Kranz und Frederik Deemter:
Auf dem Titelbild sieht man schon, wohin es führen soll: Eine Lichtung dient der Anzucht von "normalem" Gemüse, die weiteren Bilder zeigen, dass auch Pilze und nicht ganz gängige Früchte im Fokus sind.
Der erste Teil des Buches widmet sich den vielen planerischen Fragen. Was kann und darf man aus einem Grundstück machen, das im Grundbuch als Wiese eingetragen ist? Was ist mit einem Waldgrundstück? Rechtlich kann das durchaus kniffelig sein, denn man darf in einem Forst nicht einfach eine Ölweide pflanzen, weil sie kein offizieller Forstbaum ist. Eine Esskastanie würde aber gehen. Am besten ist es aber, wenn man einen Hausgarten hat, da darf man sich viel mehr erlauben. Allerdings darf er auch nicht allzu klein sein. Im Buch sind 700 qm schon grenzwertig, da muss ich mit meinem Kleinstgarten gar nicht erst anfangen, einen Waldgarten anlegen zu wollen.
Ein Thema ist auch die Frage, wie man mit der Sukzession umgeht. Nicht nur im älter werdenden Waldgarten, sondern auch bei der Umgestaltung eines Grundstücks. Wie schneidet man die Bäume und welche dürfen bleiben?
Auch viele praktische Kniffe werden erörtert. Zum Beispiel, dass es sehr, sehr unangenehm werden kann, Brombeeren unter eine Walnuss zu pflanzen, wenn man die Nüsse wiederfinden möchte. Bis einer heult. Und die Brombeere wird es nicht sein, die heult, denn die gewinnt ja immer. Auch die Frage: Gießen oder nicht, wird gestellt. Und wie viel Ertrag kann man erwarten bei wie viel Arbeitseinsatz? Ganz klar wird gesagt: Wer nicht viel tun will im Waldgarten, wird nicht satt werden.
Der zweite Teil handelt von den Pflanzen und Pilzen, die man anbauen kann, und davon, was man mit ihnen anstellt. Tabellen ergänzen die bebilderten Pflanzenportraits. Gewarnt wird vor Pflanzen, die invasiv sein können.
Ich habe im Buch viele Anregungen bekommen, weiß aber nun auch, dass mein Garten nicht zum Waldgarten taugt. Die Lichtung wäre schon eine arg kleine. Mit dem Park nebenan und den umliegenden Grundstücken lebe ich allerdings wiederum in einem parzellierten Waldgarten. Da wäre es klug, Gehölze zu setzen, die man auch in der Küche nutzen kann. Wenn da nur nicht die Wildbienen wären, für die ich auch so viele Sträucher brauche. Ein guter Kompromiss sind Beerensträucher, die werden auch von Sandbienen genutzt.
Mein "Waldgarten" mit Zierapfel - der ist essbar, aber muss auch geschnitten werden, um die Lichtung zu erhalten, hier vor und nach dem Schnitt |
Das Buch hat mir gut gefallen, ich werde sicherlich die ein oder andere Idee mitnehmen. Und vielleicht habe ich ja mal ein anderes, größeres Grundstück, wer weiß.