Unsere Regentonne hat einen Deckel. Das ist gut, denn dann ertrinken keine Vögel darin und auch Mückenlarven können sich nicht im Wasser entwickeln. Stattdessen hocken aber ganz oft Tiere am Beckenrand, und zwar innen im Dunklen, die nicht so gertenschlank sind wie Mücken: Bei jedem Öffnen muss ich Asseln oder auch mal Tausendfüßer aus dem Wasser retten, weil sie ihren Schwimmreifen wieder nicht angelegt hatten und beim Lüften des Deckels irgendwo abgerutscht sind. Die passen also offenbar noch zwischen Deckel und Tonne hindurch.
Ein Rätsel sind jetzt im Herbst aber die vielen Springschwänze, die sich in Rudeln auf dem Wasser tummeln - Poolparty im Finstern? Die meisten der Schwimmer gehören zur Art Vertagopus arboreus. Und wenn die im Wasser leben würden, würden sie ja aquaticus heißen anstatt arboreus, oder? Eine faszinierende Farbe haben sie ja schon, als wären sie einer blauen, glitzernden Lagune entsprungen. Sie sollen trotzdem eher an Bäumen, unter Rinde, an Holzzäunen und Totholz leben.
Was machen sie dann in der Regentonne? Und sind sie dort glücklich, Poolparty hin oder her? Der Wellengang ist zwar meist gering, außer, ich hole Wasser aus der Tonne, aber trotzdem - so recht vorstellen kann ich mir nicht, dass sie freiwillig aufs Wasser gehen.
Sie bilden auch immer schnell Schicksalsgemeinschaften und versuchen, auf dem Rücken größerer Tiere ihre Furca einzusetzen, um doch noch in Sicherheit springen zu können. Große Sprünge machen sie trotzdem nicht. Wie man sieht, können sie sich auf dem Wasser aber häuten.
Diese Aggregation enthält auch noch einen braunen Entomobrya-Springschwanz, der im Sommer eher an Holz vorkommt und gegen Herbst Richtung Boden in die Laubstreu wandert, aber nicht ins Nasse:
Das vergleichsweise riesige graue Tier habe ich nicht erkennen können.
Hier haben sie sich sogar alle auf ein Floß gerettet - könnt ihr erkennen, was es ist?
Richtig, ein Birkensame, der sich hervorragend als Boot eignet.
Entweder sie verwechseln die zugegebenermaßen recht holzähnliche Regentonne mit einem Baum und klettern auf demselben Wege hinein wie die Asseln, weil sie grundsätzlich Feuchtigkeit mögen, oder aber sie werden mit dem Regen vom Dach gespült. Dachpfannen sind ja Holz auch nicht so unähnlich, auch dort wachsen Moose.
Das hieße wiederum, dass die Kanalisation voll sein müsste mit diesen kleinen blauen Schlümpfen, die sich unglücklicherweise in einem völlig falschen Lebensraum wiederfinden würden.
Vielleicht ist die Regentonne also ein Auffangbecken gestrandeter Springschwänze. Ich fische sie jedenfalls ständig daraus. Mehr kann ich nicht tun.
Habt ihr dieses Phänomen auch schon einmal beobachtet? Schaut gern mal in eurer Regentonne nach.