Kennt ihr das auch? Manchmal hat man eine Pflanze, die so perfekt ein Beet aufwertet, und man vorher nicht mal wusste, dass da überhaupt Platz gewesen wäre? Prompt weiß man: Wenn dieses Gewächs verschwindet, wird man es schmerzlich vermissen, es wird eine riesengroße Lücke reißen. Fortan wird man wissen, dass da, genau da, ein Plätzchen frei wäre für ein ganz besondere Erscheinung. Also würde man am liebsten vor der Pflanze stehenbleiben und sie nicht mehr aus den Augen lassen.
Mein neuer Liebling, die Engelwurz, ist nicht mal besonders klein und dennoch passte sie noch an die Gartengrenze neben das Totholz und ich habe mich ernsthaft gefragt, wieso da so viel Platz frei ist und ich vorher nie auf die Idee gekommen bin, dort etwas hinzupflanzen. Aber es ist auch schwer für kleine Pflanzen, sich in der letzten Reihe zu behaupten, nur bei einer Engelwurz muss man sich gar keine Sorgen machen, die überragt einfach alles. Leider ist sie eben auch meistens zweijährig und stirbt nach der Blüte ab - und jetzt will ich dieses Schauspiel natürlich am liebsten jedes Jahr haben.
Ich hatte ja Ende April einen großen Topf mit einer noch größeren Engelwurz bekommen, ein Prachtexemplar mit Blättern von einem halben Meter Länge. Und dann bin ich sofort zwei Wochen in den Urlaub gefahren und die zum Abschied noch mal gut gewässerte Pflanze hat in der Zeit keinen Tropfen Regen abbekommen. Das ging ganz knapp noch mal gut, sie hat es überlebt. Und jetzt blüht sie ganz fantastisch.
Sie sollte eine Angelica gigas sein, aber eigentlich müssten die rötlich blühen, diese blüht aber weiß. Es könnte die heimische Angelica sylvestris sein, was ich noch besser finden würde.
Die Blattachseln sind bauchig aufgetrieben wie eine Badewanne und tatsächlich sammelt sich darin Regenwasser. Es sollen sogar etliche Tiere in diesen Phytotelmata leben.
Der Knaller ist aber die riesige Doldenblüte, die eine Doppeldolde ist und aus vielen kleinen Döldchen besteht.
Die Entfaltung jeder weiteren Knospe ist eine riesengroße Show.
Wespenmänner, Schwebfliegen, Maskenbienen, der Stahlblaue Grillenjäger, Honigbienen, Hummeln, Käfer und Weichwanzen tummeln sich hier.
Das Landkärtchen war auch schon da - was diesem ramponierten Exemplar wohl zugestoßen ist?
Da die Pflanze auch Blattläuse versorgt, ist sie von Marienkäfern und Schwebfliegen umlagert.

Die Bestäubung sollte also gesichert sein - ich werde Samen sammeln und sofort wieder aussäen, damit ich auch im nächsten Jahr diesen prächtigsten aller Lückenfüller wieder im Garten habe! Denn ich weiß jetzt schon, dass ich meine neue beste Freundin Angelica sehr vermissen werde.