Welche Pflanze ist die Stil-Ikone des Shabby Chic? Die Dachwurz natürlich, das gute alte Sempervivum. Wo haben wir sie nicht schon überall gesehen? Keine Suppenkelle, die ohne sie auskommt, wenn sie nicht mehr austeilt, sondern im Garten Karriere macht. Keine olle Bratpfanne ohne die kleine Sukkulente. Schwindelfrei ist sie in jedem Fall, und so findet man sie in vielen kleinen hängenden Gärtchen aus Trödelmaterial, ob tönerne Dachpfanne oder rostiges Schaufelblatt.
Sowas wollte ich auch immer mal haben, aber bisher hatte es immer nur zur bepflanzten Minigießkanne gereicht. Wo allerdings eine ziemlich dicke Matrone drin hockt und keine andere Sempervivum-Rosette neben sich duldet, eine echte Monopolstellung mit Verdrängungswettbewerb.
Ein tönernes Teesieb ist auch noch da, da passt schon mehr rein, die Löcher werden langsam von Moos bewachsen.
Letzte Woche aber habe ich den ganze großen Coup gelandet. Wir waren wieder mal in unserer Lieblings-Schrebergartenkolonie spazieren, die mit der exklusiven Hanglage und dem professionellsten Bienenhotel aller Zeiten.
Vor einer Parzelle lag ganz viel Zeug rum, vom alten Bierkrug über Spazierstöcke bis hin zu Übertöpfen aller Größen. Und auf der Hecke stand ein Schild mit den magischen zwei Wörtern: "Zum Mitnehmen".
Na, wenn das mal keine Einladung ist, her mit dem Shabby Chic!
Da stand er nämlich: Ein weißer, angerosteter Durchschlag mit dem gewissen Etwas. Der konnte doch wohl eine ganze Herde Dachwurzen beherbergen. Also habe ich ihn mitgenommen und hinten an den Rucksack montiert, weil er vermutlich vom Fahrradgepäckträger gerutscht wäre. Und eine Beule sollte er nun wirklich nicht auch noch kriegen.
Zuhause durfte er dann erstmal eine Runde in der Spülmaschine drehen. Danach glänzte das löchrige Ding richtig und der Schmuddel war ab.
Damit die Blumenerde aber nicht gleich wieder aus den Löchern herausrinnt und die weiße Weste wieder eintrübt, habe ich zunächst aus Zeitungspapier eine Schüssel geformt und sie dem Behälter angepasst. Wenn die Pflanzen ausreichend Wurzeln gebildet haben, darf sie ruhig verrottet sein.
Und dann hinein mit dem Sempervivum ins antike Vergnügen. Dazu gibt es noch einen Sämling der Ranken-Glockenblume, die schön am Durchschlag herunterhängen und blühen soll.
Als Aufpasser noch die alte Tonhenne dazu und fertig ist der Shabby Chic - we proudly present: Dachwurzen in ihrem natürlichen Lebensraum: Alten Haushaltswaren.