"Der gewünschte Gärtner ist zur Zeit nicht erreichbar." So oder ähnlich werden meine Gartenbewohner den Urlaub empfunden haben, denn es kam niemand mehr mit der Gießkanne vorbei, um die Dürre bei den Stauden zu lindern, nur die Töpfe hatten alle paar Tage einen Gießdienst. Zum Glück bekommt man von den Hilferufen nichts mit, wenn man nicht zuhause ist. Man muss ihnen auch nicht anworten mit einem herzlichen "Nach meiner Rückkehr am 17.9.2022 werde ich Ihre Nachricht umgehend bearbeiten. In besonders dringenden Fällen können Sie sich auch an die Unwetter-Zentrale wenden."
Es kam dann dankenswerterweise doch anders. Während der ersten Urlaubswoche war es tatsächlich noch viel zu trocken, der Phlox hat einige Triebe notgeschlachtet und stillgelegt, also vertrocknen lassen, um die anderen zu retten. Doch dann regnete es endlich ausgiebig. Die Fette Henne ist trotzdem haltlos in alle Richtungen auseinandergefallen und sieht wieder mal aus wie eine große rosafarbene Krake, aber das tut sie auch, wenn ich dabei bin.
Dafür gab es auch einige positive Überraschungen: Der Kaukasische Rankspinat (Hablitzia tamnoides), eine essbare Staude, die ich im März in den Schatten an der Terrassenwand neu gepflanzt habe (aus einem Ablger, er lässt sich sehr gut teilen!), hat endlich zugegriffen und das Rankgerüst entdeckt. Nach etlichen Monaten hat er gelernt, wie man rankt. Ich muss ihn also doch nicht zur Schulung schicken. Er nimmt dazu die Blattstiele und wickelt sie um den Rankobelisken. Na, geht doch!
Der Palmkohl im Topf hat wie auch die Tomaten den Luxus einer Tropfbewässerung genießen dürfen musste sich also rein gar keine Sorgen machen im Urlaub. Außer über Kohlweißlinge und Schnecken, aber die haben ihn offenbar in Ruhe gelassen. Sogar sein kleiner Bruder (rechts im Bild), der schon mehrfach von Schnecken komplett gefressen wurde, hat sich noch mal an neue Blätter herangewagt.
Der Staudensellerie, arg bedrängt von Purpur-Leinkraut, ist auch so ein Knaller. Gezogen aus einem Gemüserest hat er den Sommer im Kübel verbracht und ist jetzt wieder so groß, dass man noch mal ernten kann!
Die Etagenzwiebel setzt noch einen oben drauf und die Herbstzeitlose hat es dieses Jahr tatsächlich zu drei Blüten gebracht, ohne von den Schnecken gefressen zu werden:
Die Oca im Topf hat sich wie eine grüne Flutwelle über die Terrasse ergossen. Die Blätter schmecken herrlich nach Sauerampfer, aber eigentlich möchte ich ja später die Knollen ernten. Wie viele es wohl werden bei der irren Blattmasse?
Der Zierapfel musste den Rasen in meiner Abwesenheit unbedingt mit Äpfelchen zuschmeißen. Ein paar habe ich gleich dazu benutzt, den nicht mehr taufrisch aussehenen Trockenstrauß im Tontopf zu ersetzen und die Äpfel einzufüllen. Dieses Arrangement kommt mit und ohne Strauß ganz ohne Heißkleber und Steckschaum aus. Im Topf sind Abschnitte und Reste von Lavendel- und anderen Stielen, um die hineingesteckten Blumen und jetzt die Äpfel festzuhalten. Ich mag es nämlich nicht, perfekt kompostierbare Dinge mit Heißkleber, der aus Kunststoff besteht, in Restmüll zu verwandeln.
Links Original-Topfschmuck vor dem Gammel, rechts mit Nachfüll-Deko:
Und so ist der Urlaub mal wieder gut gegangen, ich bin erholt und der Garten auch. Ich mache mir da vorher immer große Sorgen, ob die Pflanzen ohne mich auskommen werden, aber es hat ja dann endlich geregnet, uff!