Eva Demski hat ein Buch geschrieben: "
Gartengeschichten". Darin bezieht sie die 7 Todsünden auf das Gärtnerleben - und zwar ungemein treffend und humorvoll, so dass sich jeder Gärtner öfters darin wiederfinden wird. Da ich mir nie anmaßen würde, dies besser beschreiben zu können, nehme ich mir stattdessen die 10 Gebote vor. Hier sind sie nun also ungekürzt und in Farbe - die ganzen 10 Gebote für das günstige Gärtnern (sie lassen sich völlig kostenlos auch in gute Neujahrsvorsätze verwandeln):
Du sollst nicht stehlen
Selbstredend, wird man jetzt ausrufen - stehlen ist ja wohl etwas zutiefst verabscheuungswürdiges und damit ein absolutes Tabu beim Gärtnern - oder? Ein Samen in Ehren wird wohl niemand verwehren - beim Spaziergang am Wegesrand gesammelt zum Beispiel. Allerdings hat der Spaten in der Wiese nebenan höchstens dann etwas dort zu suchen, wenn demnächst sowieso alles bebaut wird. Ich habe leider schon mehrfach
beobachtet, wie Menschen auf öffentlichem Grün Krokusse und Scillas
ausgebuddelt haben - Pflanzen, die sowieso nicht die Welt kosten. Dabei gräbt man weder in Parkanlagen noch in der Natur etwas aus, schon gar nicht in Naturschutzgebieten. Höchstens Neophyten sind eine Ausnahme - den Schmetterlingsstrauch in der Pflasterfuge darf man sich wohl bedenkenlos aneignen.
Du sollst deine Stauden ehren
Stauden sind die Stehaufmännchen unter den Gartenpflanzen - im Winter oft unsichtbar, kommen sie im Frühling mehr oder weniger zuverlässig wieder. Man sollte es ihnen daher im Garten so gemütlich wie möglich machen, damit man über Jahre Freude an ihnen hat. Viel günstiger als viele Exemplare zu kaufen, kann es außerdem sein, durch die richtige Schnitttechnik vor der Blüte die Pflanze zum Verzweigen anzuregen, was mehr Fülle produziert. Dieses sogenannte Pinzieren funktioniert zum Beispiel bei Phlox und Astern. Bei vielen Stauden führt ein Rückschnitt nach der Blüte dazu, dass sie nochmals Knospen ansetzen.
Du sollst begehren deines Nächsten Pflanzen
Beim Nachbarn wachsen immer die schönsten Gewächse. Sie zu begehren ist nicht schwierig. Man darf sie auch sicher gerne haben, wenn man nett fragt. Wahre Pflanzenfreunde werfen schließlich ungern Pflanzen weg. So kann man die besten und an das Klima angepassten Stauden erwischen.
Du sollst am Sonntag nicht ins Gartencenter gehen
Besuche im Gartencenter sind nie ganz ohne, aber oft ohne Hemmungen. Schnell gibt man mehr aus, als man wollte. Das ist unter der Woche schon schlimm genug, aber verkaufsoffene Sonntage, die man aus Mangel an unterhaltsamen Alternativen besucht, können besonders verhängnisvoll sein. Zuhause steht man dann da mit zu vielen neuen Pflanzen bei zu wenig freier Fläche.
Du sollst die Blattläuse nicht töten
Gift einzusetzen gegen die alles belagernden Beetschwestern mit den sechs Beinen ist nicht nur teuer, sondern auch völlig unnötig. Das saugende Problem ist in der Regel binnen weniger Wochen gegessen, wenn Marienkäfer, Florfliegen- und Schwebfliegenlarven mit dem Mampfen begonnen haben. Wer den Anblick der Blattlaus-Vollversammlung dennoch nicht erträgt, kann allenfalls zum Wasserstrahl greifen, um sie giftfrei abzuspülen. Im Bild ist die Wicken-Blattlaus (Megoura viciae).
Du sollst die Stängel nicht brechen
Den Garten winterfest zu machen heißt bei vielen Gärtnern leider, ihn eigentlich für den Frost zu entblößen: Da werden die alten Staudenstängel abgeschnitten und möglichst weit weg von den Eigentümern entsorgt. So kann der Winter richtig kraftvoll zubeißen und empfindliche Gewächse ins Jenseits befördern. Nützlinge, die in den Strünken überwintern, können ihren Dienst im nächsten Jahr nicht wieder aufnehmen. Vögel ernähren sich außerdem gerne von den alten Samenständen. Ich lasse daher die besten Stücke stehen, bis es im nächsten Jahr wieder wärmer geworden ist. Möchte man allerdings Bienen fördern, die in den Stängeln von Königskerzen oder Wilder Karde nisten, darf man zwei komplette Winter lang nichts abschneiden.
Du sollst das Wasser ehren und auffangen
Ohne Regenwasser geht gar nichts im Garten. Mindestens einen Sammelbehälter sollte man also vorsehen, damit man kostenloses Nass im Überfluss hat. Durststrecken im Sommer lassen sich so ein wenig mildern und die Zimmerpflanzen freuen sich auch.
Du sollst Gartenabfälle zu Kompost werden lassen
Statt aus Wasser Wein kann man aus Garten- und Küchenabfällen Kompost machen. Das ist zwar auch wie ein Wunder, aber trotzdem ganz natürlich. Die meisten Stauden, Sträucher und Bäume sagen zu einer guten Gabe des schwarzen Goldes nicht nein. Gemüse liebt die Humusgabe sowieso. Selbstgemacht in der eigenen Miete ist der organische Dünger kostenlos und umweltfreundlich. Und der Gärtner ist stolz wie Oskar, wenn der eigene Dünger gut und günstig gelungen ist.
Du sollst Vater- und Mutterpflanzen vermehren
Alles, was man selbst vermehren kann und möchte, sollte man ruhig vervielfältigen, und sei es als Geschenk. So erhält man an den Standort angepasste Pflanzen und wird unabhängig von den großen Saatgutfirmen. Stauden lassen sich teilen oder wie Gemüse sowie Ein- und Zweijährige Pflanzen über Samen vermehren. Von vielen Sträuchern lassen sich Stecklinge oder Ausläufer ziehen. Das geht zwar langsamer als kaufen, macht aber auch viel mehr Spaß.
Du sollst die Standortansprüche nicht missachten
Der geeignete Standort ist ein guter Anfang für eine lange, glückliche
Beziehung zu den Pflanzen - Sonnenanbeter mögen keinen Schatten und
umgekehrt. Spätaustreibenden Spezies, wie dem Sonnenhut (Echinacea purpurea und Rudbeckia fulgida),
muss man den Kopf freihalten, sonst sind sie bald Geschichte, denn
allzu leicht lassen sie sich von wuchsstarken Nachbarn im Frühjahr zu
Tode verschatten.
Falls ich richtig gezählt habe, waren sie das jetzt - meine 10 Gebote des günstigen Gärtnerns. Das 11. lautet selbstverständlich: Du sollst den Garten genießen! Das muss schließlich auch mal sein.