Samstag, 26. April 2025

Zu Besuch im Staudenparadies

Wenn man für den Rundgang in einem nicht gerade hektargroßen Garten so lange wie für eine halbe Wanderung im Teutoburger Wald braucht, bedeutet das unzweifelhaft, dass man im Garten eines Sammlers ist. An jeder Ecke gibt es interessante Stauden zu sehen, Trockenmauern begleiten die Wege und bieten noch mehr Platz für noch mehr Pflanzen, oft in hochinteressanten Sorten.



In so einem spannenden Garten war ich am Ostersamstag in Steinhagen zu Gast. Da ich mit dem Fahrrad hingefahren war, hatte ich mich schon ausgetobt und konnte die langsame Gangart im Garten genießen. Gerd Vornholt hatte eingeladen, seinen Garten zu besichtigen. Ich kenne ihn vom Schneeglöckchenfest in Hiddenhausen, wo er immer einen Stand mit seinen Staudenschätzen hat.

Hat man den Vorgarten durchquert, fällt als erstes der Bereich mit den getopften und verkaufsfertigen Pflanzen auf.

Danach umrundeten wir den großen Teich, in dem sich Molche tummelten. Am Ufer wuchsen mehrere Prachtexemplare vom Königsfarn. Die Gelbe Azalee verbreitete ihren Duft.


Die kleinen Schätze am Wegesrand waren aber auch nicht schlecht. Ich war sofort ganz verliebt in den Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella) 'Rosea', von dem ich ein Töpfchen mitnehmen durfte.

 Hier mit Schwarzem Schlangenbart, der immer wieder im Garten auftaucht, genauso wie der Sauerklee.

Hier hat der Schlangenbart Früchte und wird umgarnt von Farnblättrigem Lerchensporn (Corydalis cheilanthifolia):

Eine andere heimische Stauden ist die Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus):


Beide gefleckt: Ein heimisches Knabenkraut, das von selbst am Teichufer aufgetaucht ist, und ein amerikanisches Trillium chloropetalum:

Hostas sind überall zu finden. Besonders hervorgehoben ist diese im Fass mit Farnblättrigem Lerchensporn (Corydalis cheilanthifolia):

Die Wege werden von weiteren Lerchenspornarten, Frühlings-Primeln, Frühlings-Gedenkemein (Omphalodes verna) und Kaukasus-Gedenkemein (Omphalodes cappadocica) begleitet.

Wildtulpen mit Immergrün im Vorgarten:

Heuchera kuschelt mit Immergrün:

Dem Tränenden Herz blutet sicher dasselbige bei den vielen Löchern in den Blüten:


Noch mal Königsfarn mit ebenso dekorativem Totholz und Buschwindröschen:


Im Sammlergarten darf natürlich auch ein besonderes Buschwindröschen, die Sorte 'Vestal', nicht fehlen:


Stolz fuhr ich mit einem Töpfchen Wald-Phlox, Wald-Sauerklee und Diamantgras wieder nach Hause. Die Idee mit dem Schlangenbart neben dem Sauerklee werde ich sofort nachpflanzen!

Mehr Einblicke in den Garten zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr gibt es auf Susannas Blog.

Freitag, 18. April 2025

Das singende Staudenbeet

Moos, wie es singt und lacht? Nein, das nicht, aber erinnert ihr auch noch an letzte Woche (hoffentlich), wie ich von der einen Kaiserkrone berichtet hatte, mit der ich zwecks Fotoshooting ein Lilienhähnchen anlocken wollte?

Hier geht die Soap-Opera über die Royals in meinem Staudenbeet nun also weiter. Es tut sich was an den königlichen Kaiserkronen!

Kaiserkronen sind zwar nicht Günstig Gärtnern, aber Lilienhähnchen fliegen einem tatsächlich so zu, wie ich feststellen durfte. Ich stand vor ein paar Tagen im Garten und sah etwas Rotes schnurstracks auf die Pflanze zufliegen. Zack, war ein Lilienhähnchen zielsicher auf der Kaiserkrone gelandet. Nun hatte sie also einen Hofnarren.




Der Käfer fraß ein wenig an den Blättern und lebte fortan nach einem kurzen Ausflug auf Lauchlaub auf der Kaiserkrone - jeder braucht mal eine Luftveränderung.

Wenn doch nur alles so einfach funktionieren würde! Wo kam der Käfer her? Weit und breit kenne ich keine einzige andere Kaiserkrone oder Lilie. Die müssen also doch sehr gute Flieger sein. In einem Jahr hatte ich sie mal am Salomonssiegel, aber keine Larven gefunden.

Nun saß dieses ausnehmend schön rot lackierte Insekt also auf der Pflanze und ich konnte meine Finger nicht bei mir behalten. Nach den Fotos habe ich es mir geschnappt. Dabei muss man eine Hand unter das Laub halten, damit der Käfer sich nicht auf Nimmerwiedersehen fallen lässt. Als ich ihn geschnappt hatte, habe ich ihn vorsichtig zwischen zwei Finger genommen und ihn ans Ohr gehalten. Es erklang ein empörtes "Mimimi!". Wirklich beeindruckend diese Sangeskunst, könnte glatt ein Hit werden, noch dazu bei diesem gut aussehenden Kerl - da sehe ich doch glatt eine rote Boygroup vor mir!

Spagat und artistische Einlagen können sie immerhin auch:

Nach dem Vorsingen ließ ich das Hähnchen frei. Es flog davon und ward seither nicht mehr gesehen. Ist das der Königsweg in der Schädlingsbekämpfung? Einmal durchkitzeln, bis er um Gnade winselt, und der Käfer hat die Schnauze voll? Vielleicht bin ich da etwas auf der Spur...

Samstag, 12. April 2025

Nobel geht die Welt zugrunde

Günstig Gärtnern? Mit Kaiserkronen eigentlich unmöglich. Die Zwiebeln dieser imperialen Frühblüher gehören wirklich zu den teuersten überhaupt. Sogar, wenn man von besonderen Sorten absieht, die selbst so etwas wie Schneeglöckchen zur Luxusware werden lassen. Nein, es sollten stinknormale Kaiserkronen werden. Doch normal sind sie eben nicht. Sie lassen sich offenbar schwerer vermehren als andere Geophyten und sind daher nicht gerade Bückware im Gartencenter. Ein bisschen sparen kann man höchstens, wenn man Packungen mit mehreren Zwiebeln als bunte Mischung kauft und die Farbe keine Rolle spielt, denn in diesen Überraschungspaketen kann von Gelb bis Orange dann alles dabei sein.

Es gibt auch Sorten mit panaschiertem Laub, wie hier im Berggarten Hannover. Da möchte ich den Preis lieber gar nicht erst wissen.

Überhaupt wurden im Berggarten wohl keine Kosten und Mühen gescheut, denn es ist alles voll mit Kaiserkronen:

Es gibt sogar lilafarbene und welche mit unfassbar vielen Blüten, wohl durch eine Verbänderung entstanden.



Meine sind nur Feld-Wald-und-Wiesen-Kaiserkronen, falls man bei Ihrer Majestät überhaupt von so etwas sprechen kann. Und auch im Unterhalt sind die noblen Blumen mit der Krone aus Blüten und Blättern auf dem Kopf nicht günstig. Sie möchten viel Dünger haben und nur die besten Plätze im Garten.

Warum ich sie dann überhaupt haben wollte? Weil sie in dem Ruf stehen, aktiv im Untergrund gegen Wühlmäuse vorzugehen. Außerdem brauche ich dringend ein Bild von Lilienhähnchen mitsamt Larven und mit Kaiserkronen kann man sie locken.

Also habe ich die Investition letztes Jahr in Kauf genommen und drei Zwiebeln mit Überraschungsfarbe erstanden.

Nun ist das gar nicht so einfach, im Herbst Blumenzwiebeln zu setzen, wenn man nicht mehr weiß, wo schon welche schlafen. Und nun hat es nur eine Kaiserkrone wirklich auf einen relativ freien Platz geschafft. Daher ist sie groß und prächtig, die anderen klein und mickrig, eingezwängt zwischen Hasenglöckchenlaub.

Die eine große Pflanze ist jetzt natürlich orangefarben, die mickrigen gelb. Umgekehrt wäre schöner gewesen, aber bei Kaiserkronen ist ja jede Farbe eine Sensation.


Mit der Zeit senken sich die Knospen herab und färben sich noch leuchtender. Bei dem Bild oben stehen sie noch kreuz und quer, beim nächsten herrscht schon mehr Ordnung in ihren Reihen:



Die Löcher in den Blättern sind leider kein Fraß von Lilienhähnchen, sondern von Nacktschnecken. Die gehen leider an Fritillaria imperialis ran, war ja wieder klar.

Die eine haben sie komplett zu Klump gefressen, die andere, die so schön gelb blühen möchte, immerhin halbwegs heile gelassen, sie ist aber bestenfalls als Kaiserkrönchen zu bezeichnen. Das war jetzt sehr teures Schneckenfutter.


Die Pflanzen haben jetzt zur Blütezeit noch etwas organischen Dünger von mir bekommen. Hoffentlich bleiben die Diven dann wenigstens noch eine Saison, mit oder ohne Lilienhähnchen. Sonst wäre das ein teurer Spaß gewesen.

Samstag, 5. April 2025

Narzissen: Mysterium oder Massenware?

Narzissen sind Massenware, vor allem zu Ostern. In meinem Garten sind sie es leider nicht. Ich pflanze und pflanze, rette weggeworfene Narzissenballen mit meistens der Sorte 'Tête à Tête' vom Friedhof und habe dann, wenn es gut läuft, im nächsten Frühjahr schöne gelbe Batzen im Garten. Aber eigentlich träume ich auch von einer Narzissenwiese oder einem Narzissenwald, wie man sie oft an alten Gehöften sieht.



Doch lange halten die Diven bei mir immer nicht, sonst gäbe es im Garten wohl nur noch Stehplätze, wenn jede der geretteten 'Tête à Tête's noch da wäre. Ich habe auch Pflanzen, die jedes Jahr zuverlässig wiederkommen, aber nur mit Blättern. Blüten wollen sie nicht rausrücken. 

Nur eine hohe Narzisse dankt mir ihre Rettung und blüht wirklich jeden Frühling. Mit genau einer Riesenblüte, die immer zuverlässig von mir wegschaut, als würde sie einen Fluchtweg aus dem Garten suchen, wo Narzissen anscheinend so sehr gequält werden, dass sie das gelbe Handtuch werfen. 


Was läuft da schief? Nun, zum einen die Schnecken, die sich gern auf die Blüten stürzen, bis es so aussieht, als wären die Narzissen verschwunden, dabei sind sie nur einfach grün, weil alles Gelbe gefressen wurde. Oft warten sie nicht mal, bis die Knospe richtig aus dem Boden ist, und vernichten sie schon zuverlässig. Auch in meiner ausdauernden Flaggschiff-Narzisse mit der einen großen Blüte habe ich schon Nacktschnecken oben aus dem Gelben rausgepult, schwindelfrei sind die Biester ja.



Und dann liest man ja immer, dass Narzissen im Gegensatz zu Tulpen einen feuchten oder frischen, nährstoffreichen Boden wollen, der nie austrocknen darf. Und wie zum Hohn wächst seit ein paar (auch trockenen Jahren) eine Narzisse im Gemeinschaftsbeet unter den Kugelahorn-Bäumen und blüht immer üppig. Sie stammt mit Sicherheit von so einem Ostertopf aus dem Gartencenter.

Also, wenn da der Boden nicht sowas von vollständig austrocknet, dann weiß ich es nicht. Niemand schneidet die sich entwickelnden Samen heraus oder düngt die Pflanze. Im Gegenteil: Unter den Ahornen ist es eher staubtrocken und die Bäume saugen mit ihren flachen Wurzeln alles an Nährstoffen weg, was sie kriegen können.

Anscheinend hat diese Narzisse die Pflegeanleitungen für ihre Gattung nicht gelesen. Hoffentlich tut sie es auch nicht. Ich werde es ihr jedenfalls nicht unter die gelbe Nase reiben.

Narzissen sind Massenware und Mysterium gleichermaßen, oder?


... und jetzt ist es ohnehin so trocken, dass die Schnecken Pause haben. Regen wäre mir aber doch lieber.