Samstag, 15. Juli 2017

Schöne Schötchen (...und Besuch Schloss Ippenburg)

Erbsen sind gut, Zuckerschoten sind noch besser. So lecker sind sie, dass sie es bei mir nie bis in die Küche schaffen. Und wie unglaublich praktisch, weltbewegend und überhaupt fantastisch wäre es doch jetzt, wenn man die hübsch grünen Schoten der Breitblättrigen Platterbse (Lathyrus latifolius) auch essen könnte? Sie sehen aus wie Zuckerschoten, sind überaus reichlich vorhanden an der spendablen Rankstaude, haben aber einen gravierenden Nachteil: Sie sind gänzlich unbekömmlich und sogar giftig.




Die Staudenwicke möchte bitteschön nicht gegessen werden, soviel steht mal fest. Worüber sie leider nicht genug nachgedacht hat: Die Giftigkeit mag vordergründig zum Vorteil gereichen, auf lange Sicht aber wäre ihr ein Platz in viel mehr Gärten sicher, wäre sie nur essbar. Und da heißt es immer, nur Menschen könnten nicht langfristig denken. Aber nein, die wunderbare Wicke setzt einzig und allein auf ihre Schönheit.

Also kann man getrost auf die Schoten verzichten, wenn man die Damen nicht vermehren möchte. Fleißiges Zupfen ist angesagt, um die Blütezeit zu verlängern. An meinem Rosenbogen bin ich auch ganz bemüht, aber im Null-Euro-Beet, das ich nicht ständig im Blick habe, herrscht schon mal der Schlendrian - und dann heißt es Nachsitzen und hunderte Schoten auf einmal abzwicken. Die Nachblüte freut nicht nur uns, sondern auch eine ganze Reihe schöner Tiere:

Der Zitronenfalter, frisch geschlüpft und erst seit Kurzem von einer Immobilie zum Reisenden geworden, mag die Blüten so gern, dass er nach einer kurzen Flugrunde gleich wieder da ist und weiternuckelt.



Auch dem Grünader-Weißling (Pieris napi) schmeckt's:




Blattschneiderbienen lieben die Blüten ebenfalls heiß und innig. Das erste Mal dieses Jahr habe ich nicht nur Megachile ericetorum, sondern auch Megachile nigriventris an den Wicken gesehen.


M. nigriventris

Diese Varietät mit dem ungewöhnlichen dunklen Rand steht bei meiner Mutter im Garten und ich könnte schwören, dass sie früher noch nicht da war. Da hat sich eine ganz neue Sorte gebildet, die ich leider noch nicht vermehren konnte.



Das liegt zum einen daran, dass meine Mutter auch immer alle Schoten entfernt, zum anderen an ihm hier: Dem Erbsenkäfer.








Seine Larven fressen die Samen, was man aber erst merkt, wenn der Käfer schlüpft und sich herausbohrt. Er hat's am Besten: Was wir uns erträumen, nämlich sowohl Erbse als auch Wicken essen zu können, ist ihm vergönnt. Im Frühjahr hat man dann nichts Keimfähiges mehr von den gesammelten Samen in der Schublade. Und so sorgt der Käfer dafür, dass sich die Wicken nicht allzu sehr vermehren, indem sie ihre Samen in der Gegend herumwerfen.


Man kann es nicht oft genug sagen: Holt euch die rankenden Platterbsen in den Garten, lasst sie sich an Obelisken, Zäune und Rosenbögen heranschmeißen - das schmückt und lockt fröhliche Insekten an. Auch wenn man die schicken Schoten nicht essen kann, aber da wollen wir mal nicht so kleinlich sein und lieber wieder Zuckerschoten pflanzen...

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Apropos Zuckerschoten: Am letzten Wochenende habe ich den Küchengarten auf Schloss Ippenburg in Bad Essen besichtigt - er ist im Sommer jeden Sonntag geöffnet. Hinterm Schloss geht's auch weiter, mit einem opulenten Rosen- und Staudengarten. Hier ein paar Impressionen (Klick auf ein Bild startet die Diaschau):

















14 Kommentare:

  1. Was für wunderbare Bilder und wieder einmal ein sehr informativer Text! Ich werde dieses Jahr bei meinem Rosenbogen einmal nicht alles Verblühte abschneiden. Mal sehen... ob sie Hagebutten ansetzen. Die Nachblüte fällt sowieso immer sehr spartanisch aus!
    Das Bild von Schloss Ippenburg mit den Disteln im Vordergrund ist übrigens der Knaller!!!
    Viele Grüße von
    Margit

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  2. Liebe Elke, ich wollte heuer unbedingt Duftwicken aussäen, habe es dann aber zeitlich nicht mehr geschafft. Nächstes Jahr wird das aber bestimmt gemacht.

    LG Kathrin

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  3. Ich habe vollstes Verständnis für die Staudenwicke und würde auch nicht gegessen werden wollen. Außerdem machen die wunderschönen Blüten die Ungenießbarkeit wieder wett :)
    Wunderbare Eindrücke vom Garten bei Schloss Ippenburg! Das Foto mit den Disteln im Vordergrund ist wirklich fantastisch geworden.
    LG, Varis

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  4. Liebe Elke,
    bei mir gibt es beides im Beet, Erbsen und Wicken. Die einen zum Essen, die anderen eher als Nahrung für die Seele. Das hat ja auch beides seine Berechtigung. Deine Wicken sind wunderschön und der Besuch auf Schloss Ippenburg war sicher ein Vergnügen.
    Liebe Grüße
    Katharina

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  5. Wunderschöne Aufnahmen und wieder einiges dazugelernt. Danke für die Infos.
    Liebe Grüße Elisabeth

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  6. Liebe Elke, diese Wicke habe ich mir auch in den Garten geholt und sie ist jetzt im dritten Jahr, blüht aber nur sehr wenig. Sie hat einen warmen und trockenen Standort und die Schoten werden abgemacht, aber irgendwie wächst sie woanders wie Unkraut nu bei mir zickt sie rum ... Was mache ich blos falsch? Na, ich werde es mal genauer nachlesen müssen - Wickenexkurion sozusagen. Vielen Dank für die wunderbaren Bilder und den interessanten Text. Es grüßt herzlich Marion

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  7. Wicken
    Kommen auf den Einkaufszettel......
    Danke!
    Herzlichst
    yase

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  8. Hallo Elke,
    ja die diese Platterbsen sind wirklich schön, so eine richtige Bauergartenpflanze. Ich hatte mir schon mal eine aus Samen gezogen, leider hat es ihr bei uns nicht so gut gefallen. Sie brauchen doch mehr Sonne. Und Ippenburg ist wirklich schön, wir waren vor Jahren mal dort.
    LG Dagmar

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  9. oh, ist das ein schöner Beitrag! Und die Fotos erst!

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  10. Herrliche Bilder machst du, liebe Elke. Und die Staudenwicke steht schon so lange auf meiner Wunschliste, irgendwie vergesse ich das immer. Das wäre der ideale Insektenmagnet. Ich staune, wie beliegt der Kugellauch bei den Insekten ist. Und die Kugeldisteln mögen sie ja auch. Man muss insgesamt mehr für die Krabbler tun, sie haben es richtig schwer.
    lg Johanna

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  11. die Staudenwicke mag es auch sehr trocken , behauptet sich elbst neben Efeu und Quecke . So auch auf unserem Wall , früher ein Knick und rankt auf dem Wildschutzzaun.
    Vor allem im WInter wird si als Staude wieder kelin und treibt dann wieder ganz sicher aus. Und auch bei mir sind es verschidene Farben die sich selbst vermehrten. Die Pflanzen sehe ich auch imme an einer Autobahnböschung kurz vor Kiel. Seitdem ich in Köln in einem Blumenladen in der City, es war eine mächtiger Blütenzweig ,berechtigt für viel Geld sah , sehe ich sie noch mit ganz anderen Augen! lg Frauke

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  12. Jetzt habe ich mir gleich mal die Schoten von meiner Wicke vorgenommen und einige abgeschnitten...vielleicht blüht sie dann auch länger. Aber so seltenen Besuch konnte ich daran noch nicht erkennen. Vielleicht ist die Staudenwicke ja auch beliebter, als die Duftwicke.
    Der Küchengarten sieht wunderbar aus...die vielen Kugeldisteln vor dem Schloss.....herrliche Einblicke.
    LG Sigrun

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  13. Hallo Elke,
    der Küchengarten von Schloss Ippenburg ist immer wieder sehenswert. Ich habe Verwandte in Osnabrück. Da bietet sich ein Ausflug immer an. Die alten Rosen an den Bäumen gefallen mir dort auch ganz besonders.
    Viele Grüße,
    Anette

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  14. Liebe Elke,
    Staudenwicke habe ich (noch) keine im Garten - aber bei den Bildern wächst der Wunsch heran. Da wir allerdings hauptsächlich Nutzpflanzen anbauen besteht bei mir die Sorge der Verwechslung bei der Ernte (vor allem für alle Gartenbetreuer im Sommer, wenn wir nicht da sind). Aber vielleicht findet sich ja ein Plätzchen im Vorgarten - wer weiß...
    Liebe Grüße
    Marie

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