Mein Garten hat schon viele Christrosen über sich ergehen lassen müssen. Keine einzige davon habe ich gekauft, alle bekam ich geschenkt, was die Pflanzen aber auch nicht daran hinderte, sich frühzeitig vom Acker zu machen. Während Helleborus niger in den Alpen sogar auf Viehweiden fröhlich vor sich hin wächst, werden sie in meinem Garten nie alt. Vielleicht, weil es keine Kuhfladen gibt. Kompost mit Eierschalen drin gibt es jedenfalls reichlich, aber auch das ist offensichtlich kein Grund, noch auf eine Blüte oder zwei zu bleiben.
Nein, Christrosen und ich werden wohl keine dicken Freunde mehr. Dabei sind sie jedes Jahr im Baumarkt so häufig, wie sie in meinem Garten selten sind. Wie kann eine Pflanze, die so unverfroren schon im Winter blüht, nur andererseits so ein Weichei sein? Hat sie psychische Probleme nach ihrem Baumarkt-Dasein? Ob Gesprächstherapie hilft? Man muss ihr ja noch nicht mal einen Rauswurf androhen, wenn sie nicht unverzüglich blüht, die geht ja schon von selbst.
Ich kaufe mir auch keine im Gartencenter, denn das ganze Plastik und der Torf wären nur vergebliche Liebesmüh, da sowieso mit dem baldigen Ableben der Pflanze zu rechnen ist. Und nur als kurzfristige Deko und Wegwerfartikel ist mir so eine Staude auch zu schade.
Mit Lenzrosen (Helleborus orientalis) kommt mein Garten dagegen prima klar. Gekauft habe ich die auch nicht, sie sind vor sechs Jahren per Post aus Hannover angereist.
Keine Winterblüher bei mir also, weil die Christrosen solche Mimosen sind? Wenn es nicht unbedingt strahlendes Weiß sein muss, habe ich jetzt die Lösung: Das Aussehen der Lenzrosen gepaart mit der frühen Blüte der Christrose. Lila ist das neue Weiß!
Schon um Weihnachten herum blüht diese Pflanze, die ich als Ableger aus dem Garten meiner Mutter bekommen habe, wo sie sicher schon Jahrzehnte auf dem Buckel hat und damit eindeutig länger lebt als alle meine Christrosen zusammen.
Doch welche Art soll das bitteschön sein? Ist es eine Kreuzung? Ist es ein Trick? Einige Merkmale sind auffällig: Während der Blüte ist das Laub verschwunden. Die Blüten erscheinen zu mehreren an einem Stiel mit einer hübschen Halskrause aus Blättern.
Die Blütezeit ist so lang, dass sie sich mit den ersten Lenzrosen die Klinke in die Hand gibt. Auch verblüht sieht die Pflanze noch schick aus.
Vermutlich handelt es sich hier nicht um eine Hybride, sondern um die Purpur-Nieswurz Helleborus purpurascens. Ihre Blütezeit reicht von November bis Februar, das Laub wird im Herbst abgeworfen. Passt also alles.
Als Nachbarin hat die Schöne ihre stachlige Verwandte stehen, die Korsische Nieswurz (Helleborus argutifolius). Sie habe ich letztes Jahr im Sommer als Sämling geschenkt bekommen. Die Art stammt von Korsika und Sardinien und ist somit weitgereist, meine Pflanze dagegen musste nur einmal über den Teutoburger Wald hüpfen und stammt aus Steinhagen - wo es immerhin bald einen Badesee gibt, also fast wie am Mittelmeer.
So hat sich meine Helleborus-Sammlung zusammen mit Helleborus foetidus nun auf 4 Arten erhöht. 5, wenn man die kläglichen Überreste des letzten Versuchs mit der vermaledeiten Christrose mitzählt...