Samstag, 30. Dezember 2023

Den Schneeglöckchen die Ohren lang ziehen

Eines meiner Lieblingsschneeglöckchen ist die Sorte 'Flore Pleno', von mir zärtlich Dickerchen genannt. Ich habe für frühe Insekten viele einfach blühende Galanthus nivalis im Garten, aber diese gefüllte Varietät ist was für's Herz - und ein bisschen Pollen bietet sie trotz ihrer Leibesfülle.




 

Das Schöne an ihr ist, dass sie sich die Seele aus dem Leib blüht, und das bei Wind und Wetter. Denn wenn sich die Standardvariante bei Regen zuklappt, klappt eben das bei 'Flore Pleno' nicht mehr - sie hat wegen Überfüllung geöffnet.

Und weil mir das korpulente Glöckchen so gut gefällt, wollte ich gern mehr davon haben. Im Frühjahr nach der Blütezeit habe ich also versucht, mir ein paar Zwiebeln vom Rand her abzustechen. Doch weder mein Schäufelchen noch mein Atem waren lang genug dafür. Ich wollte den armen Kerlchen auch nicht die Blätter abstechen und die Zwiebeln im Boden lassen, so tief saßen sie.

Also gab ich auf, das Dickerchen wollte nicht auf Diät gesetzt werden.

Und jetzt im Winter traue ich meinen Augen nicht: Da liegen doch tatsächlich Zwiebeln oben auf dem Horst auf, der natürlich schon im Dezember wieder austreiben muss, weil es ja nicht kalt genug ist. Vielleicht wollte mir das Schneeglöckchen etwas entgegen kommen, um dem Spaten zu entgehen.


Untrüglich erkennt man die Sorte anhand ihrer aufgeblähten Knospen, wie sie nur 'Flore Pleno' hat.






Das war ja einfach! Jetzt habe ich die losen Zwiebeln also an anderen Stellen eingepflanzt. Wie ich das Dickerchen kenne, wird nicht lang gefackelt und es wird auch dort einen neuen, schönen Tuff bilden, denn der Ursprung bestand auch nur aus einer Zwiebel.

Auch andere Zwiebeln konnte ich loseisen.

Manchmal muss man also einfach nur abwarten und die Zwiebeln fallen einem in den Schoß.

Samstag, 23. Dezember 2023

Frohe Weihachten

Nachdem der Sturm die Christbaumkugeln von den Ästen wehte und die Weihnachtsmärkte schließen mussten, wünsche ich all meinen Lesern trotz Orkan und Dauerregen Frohe Festtage!





Und das wäre nicht günstig gärtnern, wenn ich nicht etwas kostenloses zu zeigen hätte: Diesen Tannenzweig habe ich auf dem Parkplatz vom Bioladen herrenlos herumliegen sehen, mitgenommen und mit Fliegenpilzen dekoriert an die Haustür gehängt. Manchmal liegt Weihnachten auf der Straße, man muss es nur finden. Gut, der Zweig hat dann als erstes einen auf Purzelbaum gemacht und ist gleich wieder runtergefallen, aber mit der doppelten Dosis Klebestreifen ging es dann nicht mehr bergab.


Macht euch ein paar gemütliche Tage!

Samstag, 16. Dezember 2023

Das Matsch-Herbarium

Hattet ihr auch früher ein Herbarium? Ich hatte zumindest eine Pflanzenpresse, wobei die meisten Blätter doch irgendwie in den dicksten Schinken aus dem Bücherregal geplättet wurden. Im Garten geht das aber auch ganz gut, denn durch den nassen Schnee der letzten Wochen haben sich viele Pflanzen vor Angst platt auf den Boden gelegt. 

Mein Beinwell macht gerade einen auf Instant-Mulch. Das kann er gut, die letzten Fetzen, die beim Verrotten übrig bleiben, stören im Frühjahr auch nicht mehr.




Der Rhizinus im Botanischen Garten Bielefeld ist erfroren, aber seine riesigen Blätter liegen jetzt flach und das sieht sogar sehr hübsch aus.

Der Apothekergarten als Hochbeet-Herbarium - hier zeige ich ihn doch schnell mal im Überblick und mit Burg im Hintergrund, denn der Teil ist ja nagelneu und dieses Jahre erst eingeweiht worden.

Die Echte Engelwurz, die ebenfalls in den Mauerbeeten im Apothekergarten wächst, sieht immer noch hübsch bunt aus, obwohl ihre Triebe auch eher zweidimensional geworden sind.

Der Kerzen-Knöterich in meinem Garten ist Matsche, da kann man nichts mehr beschönigen, und beweist, dass nicht alle Stauden als frostdekoriertes Kunstwerk im Garten taugen - es sei denn, man möchte Stängelmikado spielen.

Da müssen es schon stabilere Kollegen wie Sonnenhut sein, der seine Samenstände wacker aufrecht präsentiert.


Hübsch sieht noch die Wilde Karde mit ihrer Rosette aus.

Die ist sowieso bis zum Frühjahr eine pflanzliche Flunder und der Schnee kann sie nicht weiter platt bügeln als sie ohnehin schon ist.

Die wächst jetzt auch schon wieder dort, wo eigentlich Rasen wachen sollte, aber auch der ist dieses Jahr ziemlich Matsche, denn nach dem vielen Regen bekommt es ihm gar nicht, wenn er betreten wird.

Schauen wir mal, was sich im Frühjahr aus der Matsche wieder hochschwingt. Der Beinwell ganz sicher.

Samstag, 9. Dezember 2023

Oca in Maßen statt Massen

Ihr wollt doch sicher wissen, wie viele Ocas ich geernet habe und ob ich jetzt nie mehr irgendwelche Knollen einkaufen muss? Wer sie noch nicht kennt: Oca wird auch Knolliger Sauerklee (Oxalis tuberosa) genannt und kommt ist Südamerika. Sie ist folglich nicht winterhart. Das Dumme ist, dass sie die Knollen erst ausbildet, wenn die Tage kürzer werden, also so ab September. Man muss also warten, bis der Frost kommt, und sie vorher rechtzeitig ausgraben. Wartet man zu lange, sind die Knollen zwar nicht gleich Matsche, aber sie stinken. Das reichte mir letztes Jahr als Zeichen, sie nicht zu essen.

Hier sind Ocas beim Schneeglöckchenfest im Frühjahr ausgestellt mit anderen Knollen - ganz schön klein gegenüber Kartoffeln und Rote Bete, was?

 

Da es dieses Jahr sehr spät kalt wurde, habe ich sie tatsächlich erst Ende November geerntet - ich schätze, es war noch eine Woche später als letztes Jahr. Wer sich an die Ernte vom letzten Jahr erinnert, wird bemerken, dass die neue Ernte ziemlich mager ausgefallen ist. 

 

Das liegt daran, dass ich drei hübsche Knollen zur frostfreien Überwinterung im Schlafzimmer aufbewahrt habe, sie aber bis auf eine geschimmelt haben, weil ich den Deckel von der Dose zugemacht hatte. Man sollte also für ausreichende Belüftung sorgen. In Folge dessen konnte ich im Mai nur eine Knolle einpflanzen, bzw. eine Pflanze, denn natürlich wurde die letzte ihrer Art im Schlafzimmer irgendwann ungeduldig, wollte nicht mehr schlafen und hat ausgetrieben. Also habe ich sie schon im März getopft und bis Mai drin behalten.







Nun kann man aber sehen, was man aus einer Knolle ernten kann. Viel ist das nicht. Interessanterweise hat die Pflanzen auch an den oberirdischen Stängel Knollen gebildet. 

 

 

 

Es besteht nicht wie bei Kartoffeln die Gefahr das Vergrünens, sie waren alle rot und essbar. Da die letzte verbliebene Knolle rot war, habe ich dieses Jahr auch nur rote Knollen geerntet. Ich habe sie bis auf drei für's nächste Jahr in die Suppe getan, wo sie anschließend nicht mehr von Kartoffelstücken zu unterscheiden waren, denn sie haben die rote Farbe beim Kochen verloren.

Ob es nächstes Jahr wieder mehr Oca zu ernten gibt, nachdem ich dieses Mal wieder nur drei Knöllchen übergelassen habe, aber sie nun trocken lagern werde? Man darf gespannt sein.


Samstag, 2. Dezember 2023

Winter auf Stippvisite

Schnee im Garten. Einerseits immer wieder lästig, weil man ihn von den Wegen schrubben muss, andererseits natürlich für die Pflanzen ein ganz natürlicher Frostschutz, wenn man ihnen nicht den Schnee auf die Mütze wirft, den man von den Wegen gekratzt hat, denn der ist oft zu schwer und pappig. Klingt erstmal komisch, dass Schnee vor Kälte schützen soll, aber er ist immer noch eine wärmere Decke als Kahlfrost.



Nun liegt der Schnee also auf den Beeten und man freut sich, dass die Pflanzen wohl nicht erfrieren werden, außer es sind wirklich extrem zartbesaitete Kandidaten darunter, die am liebsten immer mindestens 5 Grad und Fußbodenheizung hätten. Wenn der Schnee sehr nass ist, ist er allerdings auch sehr gewichtig. Die dicken, zusammengepappten Flocken legen sich in großen Brocken auf die Äste und sind schwer wie Blei. Gefährlich neigen sich Zweige zu Boden und man weiß aus Erfahrung, dass die sich nie wieder aufrichten werden, höchstens mit einer Zwangsjacke.

Die Samenstände vom Alant sind egal, die dürfen Schnee und Stieglitz gern belasten.


Die Amseln immerhin räumen schon aus Eigeninteresse gewissenhaft den Schnee von den Zieräpfeln, da kann man sich drauf verlassen.




 

Für die Amseln sind auch die kleinen, zuckersüßen Hagebutten der Rosa multiflora interessant, die sie gar nicht so athletisch von den Zweigen klauben.  


Die Nächte sind kalt und die Verkehrsmeldungen überschlagen sich wie so manches Auto. In den Kommentarspalten der Zeitungen im Online-Medium liest man wie jedes Jahr dieselben Texte: "Jaja, wegen drei Flocken bricht wieder das Chaos aus, als hätte es früher keinen Winter gegeben", während der Artikel, unter dem dies kommentiert wurde, Bilder von einem in den nächstbesten Graben gerutschten Bus zeigt. Also alles wie immer. Neu ist nur, dass Kommentatoren denjenigen, die wegen der Witterung lieber im Home-Office bleiben, vorwerfen, das Wetter nur als Ausrede zu benutzen und gleichzeitig auf den fehlenden Räumdienst in den Nebenstraßen zu schimpfen.

Derweil versinken die Amseln bis zum Bauch im Schnee. Das Eichhörnchen findet seine Vorräte nicht wieder, denn es ist nicht im Home-Office geblieben, obwohl es ein paar Tage vorher noch in weiser Voraussicht seinen Kobel mit Moos ausgebaut hat.

 


Also isst es den Nachtisch zuerst und schnappt sich einen Zierapfel.


 

Ein anderes Eichhörnchen hat sich in dem Halbhöhlennistkasten über der Haustür einen Nest gebaut und schreit Zeter und Mordio, wenn es zuhause ist, man selber auch und man sich dann zu lange vor der Tür mit irgendwas beschäftigt. Briefkastengucken muss bitte schleunigst erledigt werden.

Bei der ebenfalls im Vorgarten angesiedelten Regentonne klappt das zum Leidwesen des Untermieters aber nicht so schnell. Und die pumpt man noch hektisch leer, weil es am Wochenende -12 Grad werden sollen. Ach nee, doch nur -8. Ach nee, doch nur 0. War die leere Tonne also völlig für die Katz?

Und weiter beginnt man zu zweifeln: Hätte die Oca unter dem Schnee doch überlebt und noch viel mehr Knollen geliefert, wenn man sie nicht schon am letzten Sonntag wegen Frostalarm ausgegraben und gegessen hätte? Immerhin haben die Pflanzen sogar an den Stängeln Knollen produziert, die wollten also wachsen, aber jetzt sind bis auf ein paar für das nächste Jahr alle geerntet.

Die Kapuzinerkresse jedenfalls hängt matschig in den Seilen, vielleicht wäre die Oca jetzt also doch hinüber.


 

Jedes Jahr also das Gleiche. Ob an Weihnachten wieder 20 Grad plus angesagt sind?

Samstag, 25. November 2023

Der geduldige Ampfer

Was, wenn man etwas für die Artenvielfalt tun möchte, dies dann auch klappt und die Artenvielfalt gnadenlos zurückschlägt? So geschehen bei meinem Gemüse-Ampfer dieses Jahr. Bei der Saatgutbörse im März fand ich Samen von diesem Ampfer, die man kostenlos mitnehmen konnte. Prima, ich wollte schon immer einen essbaren Ampfer haben, der groß wird, in meinem Garten nicht untergeht, aber auch immer wiederkommt. Außerdem sollen die Raupen vom Kleinen Feuerfalter auch diese Art nicht verschmähen, auch wenn ihnen Sauer-Ampfer lieber ist.

Also habe ich die kostbaren Samen ausgesät. Das dauerte aber auch. Der lateinische Name Rumex patientia heißt wohl, dass man Geduld braucht? Auf Englisch wird er tatsächlich auch patience dock genannt. Aha, wehte daher der Wind?

Im Frühjahr setzte ich die winzigen Pflänzchen ins Beet, bevor es in den Urlaub ging und sie im Topf vertrocknet wären. Sie wuchsen auch ein wenig, aber bald zeigte sich die Artenvielfalt selbst in diesem zarten Alter mit Macht: Die Blätter wurden miniert und starben ab. Vermutlich handelte es sich um Larven der Minierfliege Pegomya solennis. Weg war der Ampfer. Und es war gerade mal Sommer, nicht Herbst. Mist! Aus der Traum vom eigenen ausdauernden Gemüse? So hätte ich mir das mit der Förderung der Biodiversität aber nicht vorgestellt! Wenn die Larven wenigens das Wort Entschuldigung oder wenigstens Sorry in das Blatt miniert hätten, aber so viel Anstand hatten sie nicht.

Dann geschah ein Wunder: Im Spätsommer erschienen neue Blätter, die sogar größer waren als die ersten im Mai.

Und weil ich das erst jetzt mal wieder für diesen Beitrag dokumentiert habe, gibt es nun novembermäßig matschige, dunkle Bilder - aber steht doch wie ne Eins, das kleine neue Blatt, oder?



 

Jetzt gilt es noch zu bangen wegen der Schnecken, aber vielleicht heißt der Ampfer doch Rumex patientia, weil er geduldig einige Unbilden erträgt und einfach wiederkommt? Ich hoffe es! Hier ist er jedenfalls schon wieder angefressen:


 

Und weil Ampfer so toll ist, habe ich auch noch einen kleinen Blut-Ampfer von einem Schuttberg in einer Schrebergartenanlage geholt. 


Auf diesem Bild ist ein größeres Exemplar zu sehen, das habe ich dagelassen:


 

Der wuchs in einem großen Haufen Schotter einfach so, hatte sich dort erfolgreich ausgesät. Sogar Hornveilchen und Sämlinge der Mittelmeer-Wolfsmilch wachsen dort.

Blut-Ampfer ist nicht nur lecker, sondern sieht auch sehr gut aus, der ist schon der Schönling unter allen Ampfer-Arten. Und wenn er in Steinen wächst, ist Ampfer eventuell allgemein sehr geduldig? Da hat er mir jedenfalls einiges voraus...

Samstag, 18. November 2023

Lasst Laub leben!

So, der Zierapfel ist fast kahl, der Säulenapfel mag noch nicht loslassen. Die Zieräpfel sind jetzt gut zu sehen und der Großteil gelb, aber auf dem Wege in den Aggregatzustand matschig. Die Drosseln freut's, die futtern die mürben Dinger mit großem Appetit auf. Die streitbaren Amseln scheuchen die Ringeltauben kilometerweit, wenn sie zu lange im Baum sitzen, nur die Wacholderdrossel hat manchmal die Erlaubnis, mitzufuttern. Wenn die Amselbande die Spendierhosen anhat, dauert es schon mal eine Viertelstunde, bis die Wacholderdrossel verscheucht wird.


 

Nun liegt das ganze Laub also unten. Ich habe es mit Harke und Händen auf die Beete befördert, möglichst gerecht verteilt, und staune nun, wie viel das schon wieder ist. Aus dem Park flattern reichlich Blätter von Ahorn, Eiche und Buche heran.


 

Jedes Jahr im Herbst denke ich, die Stauden werden die nächsten drei Jahre unter dem Laub ersticken. Tun sie dann am Ende doch nicht, bis zum Frühjahr ist erstaunlich wenig davon zu sehen. So wenig, dass ich mit Freude den baumlosen Vorgarten mit allem Laub bewerfe, das der Wind von fremden Bäumen vor's Haus treibt. Im Moment ist die Modefarbe lila, weil unweit eine Blutpflaume steht. 

Und weil die Laubschicht der beste Lebensraum für kleine Vielbeiner ist, bin ich Influencer geworden. Ich habe es zu meiner Mission gemacht, den Leuten die kleinen Tiere nahezubringen. Diesen Herbst hatte ich schon zwei Vorträge zum Theme Bodenleben und zwei Zeitschriften durfte ich mit Kugelspringern zutexten.

Denn wer könnte ein besserer Botschafter gegen Laubsauger und pro Laubschicht sein als die korpulenten Knutschkugeln? Sind sie nicht putzig?




 

In der aktuellen Ausgabe der Gartenflora konnte ich gleich einen ganzen Haufen Kugelspringer unterbringen:


 

Ich hoffe, meine Mission gelingt, denn Kugelspringer haben keine Lobby, Laubsauger schon.

Also, geht auf Laubsafari, lasst es im Garten anstatt in der Biotonne und freut euch an ihm - besseren Mulch mit mehr Leben darin gibt es nicht! Lasst Laub leben!