Samstag, 2. Dezember 2023

Winter auf Stippvisite

Schnee im Garten. Einerseits immer wieder lästig, weil man ihn von den Wegen schrubben muss, andererseits natürlich für die Pflanzen ein ganz natürlicher Frostschutz, wenn man ihnen nicht den Schnee auf die Mütze wirft, den man von den Wegen gekratzt hat, denn der ist oft zu schwer und pappig. Klingt erstmal komisch, dass Schnee vor Kälte schützen soll, aber er ist immer noch eine wärmere Decke als Kahlfrost.



Nun liegt der Schnee also auf den Beeten und man freut sich, dass die Pflanzen wohl nicht erfrieren werden, außer es sind wirklich extrem zartbesaitete Kandidaten darunter, die am liebsten immer mindestens 5 Grad und Fußbodenheizung hätten. Wenn der Schnee sehr nass ist, ist er allerdings auch sehr gewichtig. Die dicken, zusammengepappten Flocken legen sich in großen Brocken auf die Äste und sind schwer wie Blei. Gefährlich neigen sich Zweige zu Boden und man weiß aus Erfahrung, dass die sich nie wieder aufrichten werden, höchstens mit einer Zwangsjacke.

Die Samenstände vom Alant sind egal, die dürfen Schnee und Stieglitz gern belasten.


Die Amseln immerhin räumen schon aus Eigeninteresse gewissenhaft den Schnee von den Zieräpfeln, da kann man sich drauf verlassen.




 

Für die Amseln sind auch die kleinen, zuckersüßen Hagebutten der Rosa multiflora interessant, die sie gar nicht so athletisch von den Zweigen klauben.  


Die Nächte sind kalt und die Verkehrsmeldungen überschlagen sich wie so manches Auto. In den Kommentarspalten der Zeitungen im Online-Medium liest man wie jedes Jahr dieselben Texte: "Jaja, wegen drei Flocken bricht wieder das Chaos aus, als hätte es früher keinen Winter gegeben", während der Artikel, unter dem dies kommentiert wurde, Bilder von einem in den nächstbesten Graben gerutschten Bus zeigt. Also alles wie immer. Neu ist nur, dass Kommentatoren denjenigen, die wegen der Witterung lieber im Home-Office bleiben, vorwerfen, das Wetter nur als Ausrede zu benutzen und gleichzeitig auf den fehlenden Räumdienst in den Nebenstraßen zu schimpfen.

Derweil versinken die Amseln bis zum Bauch im Schnee. Das Eichhörnchen findet seine Vorräte nicht wieder, denn es ist nicht im Home-Office geblieben, obwohl es ein paar Tage vorher noch in weiser Voraussicht seinen Kobel mit Moos ausgebaut hat.

 


Also isst es den Nachtisch zuerst und schnappt sich einen Zierapfel.


 

Ein anderes Eichhörnchen hat sich in dem Halbhöhlennistkasten über der Haustür einen Nest gebaut und schreit Zeter und Mordio, wenn es zuhause ist, man selber auch und man sich dann zu lange vor der Tür mit irgendwas beschäftigt. Briefkastengucken muss bitte schleunigst erledigt werden.

Bei der ebenfalls im Vorgarten angesiedelten Regentonne klappt das zum Leidwesen des Untermieters aber nicht so schnell. Und die pumpt man noch hektisch leer, weil es am Wochenende -12 Grad werden sollen. Ach nee, doch nur -8. Ach nee, doch nur 0. War die leere Tonne also völlig für die Katz?

Und weiter beginnt man zu zweifeln: Hätte die Oca unter dem Schnee doch überlebt und noch viel mehr Knollen geliefert, wenn man sie nicht schon am letzten Sonntag wegen Frostalarm ausgegraben und gegessen hätte? Immerhin haben die Pflanzen sogar an den Stängeln Knollen produziert, die wollten also wachsen, aber jetzt sind bis auf ein paar für das nächste Jahr alle geerntet.

Die Kapuzinerkresse jedenfalls hängt matschig in den Seilen, vielleicht wäre die Oca jetzt also doch hinüber.


 

Jedes Jahr also das Gleiche. Ob an Weihnachten wieder 20 Grad plus angesagt sind?

Samstag, 25. November 2023

Der geduldige Ampfer

Was, wenn man etwas für die Artenvielfalt tun möchte, dies dann auch klappt und die Artenvielfalt gnadenlos zurückschlägt? So geschehen bei meinem Gemüse-Ampfer dieses Jahr. Bei der Saatgutbörse im März fand ich Samen von diesem Ampfer, die man kostenlos mitnehmen konnte. Prima, ich wollte schon immer einen essbaren Ampfer haben, der groß wird, in meinem Garten nicht untergeht, aber auch immer wiederkommt. Außerdem sollen die Raupen vom Kleinen Feuerfalter auch diese Art nicht verschmähen, auch wenn ihnen Sauer-Ampfer lieber ist.

Also habe ich die kostbaren Samen ausgesät. Das dauerte aber auch. Der lateinische Name Rumex patientia heißt wohl, dass man Geduld braucht? Auf Englisch wird er tatsächlich auch patience dock genannt. Aha, wehte daher der Wind?

Im Frühjahr setzte ich die winzigen Pflänzchen ins Beet, bevor es in den Urlaub ging und sie im Topf vertrocknet wären. Sie wuchsen auch ein wenig, aber bald zeigte sich die Artenvielfalt selbst in diesem zarten Alter mit Macht: Die Blätter wurden miniert und starben ab. Vermutlich handelte es sich um Larven der Minierfliege Pegomya solennis. Weg war der Ampfer. Und es war gerade mal Sommer, nicht Herbst. Mist! Aus der Traum vom eigenen ausdauernden Gemüse? So hätte ich mir das mit der Förderung der Biodiversität aber nicht vorgestellt! Wenn die Larven wenigens das Wort Entschuldigung oder wenigstens Sorry in das Blatt miniert hätten, aber so viel Anstand hatten sie nicht.

Dann geschah ein Wunder: Im Spätsommer erschienen neue Blätter, die sogar größer waren als die ersten im Mai.

Und weil ich das erst jetzt mal wieder für diesen Beitrag dokumentiert habe, gibt es nun novembermäßig matschige, dunkle Bilder - aber steht doch wie ne Eins, das kleine neue Blatt, oder?



 

Jetzt gilt es noch zu bangen wegen der Schnecken, aber vielleicht heißt der Ampfer doch Rumex patientia, weil er geduldig einige Unbilden erträgt und einfach wiederkommt? Ich hoffe es! Hier ist er jedenfalls schon wieder angefressen:


 

Und weil Ampfer so toll ist, habe ich auch noch einen kleinen Blut-Ampfer von einem Schuttberg in einer Schrebergartenanlage geholt. 


Auf diesem Bild ist ein größeres Exemplar zu sehen, das habe ich dagelassen:


 

Der wuchs in einem großen Haufen Schotter einfach so, hatte sich dort erfolgreich ausgesät. Sogar Hornveilchen und Sämlinge der Mittelmeer-Wolfsmilch wachsen dort.

Blut-Ampfer ist nicht nur lecker, sondern sieht auch sehr gut aus, der ist schon der Schönling unter allen Ampfer-Arten. Und wenn er in Steinen wächst, ist Ampfer eventuell allgemein sehr geduldig? Da hat er mir jedenfalls einiges voraus...

Samstag, 18. November 2023

Lasst Laub leben!

So, der Zierapfel ist fast kahl, der Säulenapfel mag noch nicht loslassen. Die Zieräpfel sind jetzt gut zu sehen und der Großteil gelb, aber auf dem Wege in den Aggregatzustand matschig. Die Drosseln freut's, die futtern die mürben Dinger mit großem Appetit auf. Die streitbaren Amseln scheuchen die Ringeltauben kilometerweit, wenn sie zu lange im Baum sitzen, nur die Wacholderdrossel hat manchmal die Erlaubnis, mitzufuttern. Wenn die Amselbande die Spendierhosen anhat, dauert es schon mal eine Viertelstunde, bis die Wacholderdrossel verscheucht wird.


 

Nun liegt das ganze Laub also unten. Ich habe es mit Harke und Händen auf die Beete befördert, möglichst gerecht verteilt, und staune nun, wie viel das schon wieder ist. Aus dem Park flattern reichlich Blätter von Ahorn, Eiche und Buche heran.


 

Jedes Jahr im Herbst denke ich, die Stauden werden die nächsten drei Jahre unter dem Laub ersticken. Tun sie dann am Ende doch nicht, bis zum Frühjahr ist erstaunlich wenig davon zu sehen. So wenig, dass ich mit Freude den baumlosen Vorgarten mit allem Laub bewerfe, das der Wind von fremden Bäumen vor's Haus treibt. Im Moment ist die Modefarbe lila, weil unweit eine Blutpflaume steht. 

Und weil die Laubschicht der beste Lebensraum für kleine Vielbeiner ist, bin ich Influencer geworden. Ich habe es zu meiner Mission gemacht, den Leuten die kleinen Tiere nahezubringen. Diesen Herbst hatte ich schon zwei Vorträge zum Theme Bodenleben und zwei Zeitschriften durfte ich mit Kugelspringern zutexten.

Denn wer könnte ein besserer Botschafter gegen Laubsauger und pro Laubschicht sein als die korpulenten Knutschkugeln? Sind sie nicht putzig?




 

In der aktuellen Ausgabe der Gartenflora konnte ich gleich einen ganzen Haufen Kugelspringer unterbringen:


 

Ich hoffe, meine Mission gelingt, denn Kugelspringer haben keine Lobby, Laubsauger schon.

Also, geht auf Laubsafari, lasst es im Garten anstatt in der Biotonne und freut euch an ihm - besseren Mulch mit mehr Leben darin gibt es nicht! Lasst Laub leben!

Samstag, 11. November 2023

Zitronenfalter falten

Neulich wurde mir ein Video aufgedrängt, indem eine Person Schmetterlinge aus gelben Ginkgo-Blättern faltet. Das ging ziemlich fix und in einer fließenden Handbewegung. Man legt zwei Blätter aufeinander, am besten ein kleineres auf ein größeres, drückt sie seitlich zusammen, bildet eine Schlaufe aus den Stielen und fädelt die Stiele sofort durch diese Schlaufe, sodass sich ein Knoten bildet. Das sind dann die Fühler und die beiden Blätter bleiben zusammen. Es sah am Ende sogar ganz hübsch aus. Nun ist es ja Herbst und gelbe Ginkgo-Blätter liegen überall dort herum, wo Ginkgos wachsen, sofern die städtischen Laubbläser sie noch nicht entdeckt haben.




 

Also bin ich dort mal hin und habe ein paar Blätter mitgenommen. Und dann habe ich versucht, diese Schmetterlinge zu falten. Was soll ich sagen? Wenn ich davon ein Video gemacht hätte, wäre das abendfüllend geworden, weil ich das mit dem Einfädeln nicht fließend hinbekommen habe. Ich war nicht geschickt genug dafür. Falls ich es wie ein blindes Huhn mal geschafft hatte, rissen beim Zuziehen der Schlaufe gleich die Stiele ab. Vielleicht braucht man einen speziellen Ginkgo dafür, einen Gummi-Ginkgo?

Das hier ist das einzige Objekt, das von den vielen Versuchen zu etwas halbwegs Schmetterlingsähnlichem geführt hat. Und damit es auf keinen Fall eine Verwechslung gibt, habe ich das Ding auf die letzten Alant-Blüten gesetzt. Jetzt sieht es doch täuschend ähnlich aus, oder? Oder?

Ich habe nur Handybilder von dem Machwerk, um ja nichts zu beschönigen.




 

Origami aus kompostierbaren Materialien im Vorbeigehen hat bei mir nicht funktioniert, ich bin untröstlich.

Das Ganze ist jedenfalls wahrlich kein Grund, sich für das Bastelmaterial einen Ginkgo in den Garten zu pflanzen!

Samstag, 4. November 2023

Gärtnern mit der Autokorrektur

Wie heißt es so schön: "Bei Benutzung der Autokorrektur Hure bewahren!" Ruhe war natürlich gemeint, bevor jetzt hier jemand auf schräge Gedanken kommt. 

Neulich las ich etwas zu Laubsaugern (man war dagegen) und dort stand als Begründung: "Hummus als Schutzschicht für den Boden kann sich nicht bilden." War das jetzt die Autokorrektur oder ganz viel Hunger, der zu diesem Tippfehler geführt hat? Ich bin jedenfalls maßlos enttäuscht, dass sich bei mir kein Hummus bildet, obwohl ich das ganze Laub ordnungsgemäß liegen lasse.

Kommt hier hinten etwa Hummus raus?


In Videos gibt es ja oft Untertitel für Leute, die das Handy auf stumm schalten, um nicht mitten im Meeting ganz negativ aufzufallen, wenn plötzlich irgendetwas laut los plärrt. Anscheinend werden diese Untertitel automatisch generiert, denn es war zu lesen: "Reinfahren vertreibt Blattläuse". Ja, stimmt, wenn man in Blattläuse reinfährt sind sie so platt wie Schildläuse, aber das macht man im Garten wegen der Kollateralschäden eigentlich nicht so oft. Gemeint war Rainfarn, ihr habt es sicher erraten.



Natürlich wird auch oft Beet in Bett umgewandelt, was zu einigen Missverständnissen führen kann - wer nimmt schon Rote Bete mit ins Bett ? So kuschelig ist die auch nicht. Rote Bete wiederum klappt erstaunlich gut und wird nicht in etwas anderes verschlimmbessert wie Rote Beete oder rotes Bett. Auch das allseits beliebte Hochbeet wird schnell zu Hochbett - obwohl Hochbeete eigentlich gerade deutlich mehr im Trend liegen als Hochbetten. Immerhin lässt sich beides kombinieren, wie das Beispiel hier zeigt - vielleicht hat die Autokorrektur also doch manchmal Recht?


 

Aus unerfindlichen Gründen wird mir auch immer Gartentiere in Gartenzwerge umgewandelt, obwohl ich von ersteren deutlich mehr im Garten habe. Einige sind zwar durchaus Zwerge, aber wenn ich schreibe, dass ich wieder viele Gartenzwerge in der Laubstreu gefunden habe, verstehen das nur Eingeweihte noch.

Wohingegen mein Lieblingsvertipper Wepsen statt Wespen von der Autokorrektur gern in Weisen umgewandelt wird. So schlau sind die ja auch wieder nicht. Außerdem bin ich immer wieder froh, dass die Autokorrektur mittlerweile gelernt hat, dass ich Kompost meine, wenn ich Kompost schreibe, und nicht Kompott oder Komplott oder sonstwas, was genauso wenig wie Hummus in meinem Garten zu finden ist.

Und wenn aus Sorbus Airbus wird, hat man mit der Nomenklatur ein echtes Problem. Lieber eine Eberesche als einen Jet im Garten!

Was sind eure Lieblings-Korrektur-Desaster oder -vertipper?

Samstag, 28. Oktober 2023

Nicht geschüttelt, nur berührt

Ich weiß nicht, warum die Martinis bei James Bond unbedingt geschüttelt, aber nicht gerührt sein müssen, und es ist mir auch ziemlich wurscht, aber in ausführlichen, mitunter schmerzhaften Versuchsreihen konnte ich zweifelsfrei belegen, dass es für alle Beteiligten gesünder ist, wenn man Insekten nur berührt, aber nicht schüttelt.

Das fing schon im Frühjahr an, als ich einen Ölkäfer auf den Finger nahm, um zu demonstrieren, wie harmlos dieser als giftig verteufelte Käfer ist. Er ist absolut gefährdet, aber wirklich giftig ist er nur bei absoluter Fehlbehandlung. Tatsächlich verhielt sich der korpulente Käfer auf dem Finger tadellos. Nun wollte ich aber irgendwann weitergehen und dachte, ich könnte ihn mal eben herunter schütteln. Nun saß er aber auf dem Pullover und hatte sich so festgekrallt, dass er nicht einfach abzuschütteln war. Stattdessen ging er sofort in Alarmbereitschaft und stieß Tropfen mit Gift aus. In dieser Situation kann man mehrere Fehler machen. Man könnte sich den Käfer ins Auge halten oder ihn verschlucken. Beides wäre sehr dumm, auch für den Käfer. Ich habe davon abgesehen und ihn dann doch lieber wieder sanft ins Gras komplimentiert. Passiert ist nichts.


 


 

Nun bin ich aber anscheinend nicht lernfähig. Denn als ich letzte Woche eine Erdhummelkönigin gestrandet auf der Straße fand, ließ sich sie auf den Zeigefinger krabbeln, der in einem dünnen Handschuh steckte. Wieder hatte ich es eilig und wieder dachte ich, es wäre eine hervorragende Idee, die Hummel auf eine Blume zu schütteln. Die Hummel dachte anders, hatte sich so in den Handschuh gekrallt, dass sie nicht schnell abrutschen konnte, und stach kurzerhand zu.

Ich kann euch sagen: Macht das nicht zuhause nach! Diese Hummelkönig war wie eine Bulldogge und ließ den Stachel unbeirrt im Finger drin. Sie hatte ganz augenscheinlich einen Scheißtag, war sowieso schon auf der Straße gelandet und ließ sich ab jetzt nichts mehr bieten. Das tat mehr weh, als wenn man mal kurz von einer viel kleineren Arbeiterin gestochen wird (habe ich schon ausprobiert), die auch nur einen Bruchteil der Giftmenge im Gepäck hat. Irgendwann krabbelte ihre Majestät doch auf eine Blüte, sie hatte noch was anderes vor als zum Dauerbienenstich zu werden.

Noch über eine Stunde lang brannte die Einstichstelle wie Hölle und der Finger wurde immer dicker. Noch drei Tage lang hatte ich eine Schwellung, die den ganzen Zeigefinger bis zur Hand runter einschloss, sodass er sich nicht mehr vollständig krümmen ließ. Dazu kam hin und wieder Juckreiz.

Wer hätte gedacht, dass die kuschlige, gemütlich wirkende Hummel am Ende gefährlicher ist als ein unkuschliger Ölkäfer, vor dem die Medien jedes Jahr völlig hysterisch warnen? Zumindest, wenn man sie schüttelt.



Also, nach diesen zwei Erlebnissen kann ich sagen: Insekten möchten nicht geschüttelt werden. Wenn man das mit ihnen machen möchte, sollte man sie wenigstens vorher auf Stichwaffen kontrollieren. Ich habe davon abgesehen, abschreckendes Bildmaterial anzufertigen. Hoffentlich glaubt ihr es mir auch so.

Samstag, 21. Oktober 2023

Der begehbare Pflanzkübel

Wenn in einem botanischen Garten Kübel stehen, ist das eigentlich immer sehr schön und man möchte sie am liebsten nachpflanzen. 

 




So war es auch jetzt im Oktober und vor einigen Jahren im Hortus Botanicus Leiden, als im Kübel der entzückende Orient-Knöterich (Persicaria orientalis) mit dem englischen Namen 'Kiss me over the garden gate' blühte. Wer kann da schon widerstehen?




 

Dieses Jahr hatten sie eine andere Art Kübel ausgestellt, die garantiert niemand nachpflanzen wird - wetten? Glaubt ihr nicht? Dann seht selbst!



 

Diese Pflanztöpfe wären also begehbar, doch dafür sind sie nicht da. Sie sollen zeigen, was sich alles von selbst in Pflasterfugen ansiedelt. Auf Augenhöhe zur Abwechslung und ohne mit Füßen getreten zu werden - eine ganz neue Erfahrung für die Fugenflora, die sonst einiges aushalten muss und immer einen drauf kriegt. Hier steht sie plötzlich im Mittelpunkt und kann auf niedere Gewächse herabsehen.

Wie man sieht, dauert das Experiment schon einige Jahre an. Der Sommerflieder ist schon stattlich groß geworden. Einge Pflanzen wurden mit Kreide auf den Pflastersteinen beschriftet.

Ein gepflasterter Kübel also. Wenn man möchte, kann man noch einen oben draufstellen und schauen, was dann als Subkultur so wächst.

Das ist kein 'Kiss me over the garden gate', das ist eher 'Sticks and stones may break my bones' oder 'The road to hell is paved with good intentions' - denn so fühlen sich sicher die Gärtner, die so einen steinschweren Kübel umstellen müssen.

Und, wer pflanzt die Kübel jetzt nach? 😉

 

Samstag, 14. Oktober 2023

Schnittiges Gras

Man sagt ja immer, scharfe Messer sind weniger gefährlich als stumpfe, weil die Schnitte in die Haut glatt verlaufen und schnell wieder zuheilen. Ich denke zwar immer, dass mit einem scharfen Messer auch schnell der halbe Finger durchtrennt ist, während das stumpfe nur eine Wunde hinterlässt, aber da bin ich auf weiter Flur alleine mit. Und sicher gibt es keine Studien zum Thema, denn da würden sich nur ganz schlecht freiwillige Probanden finden. Ich weiß jetzt aber aus eigener Erfahrung, dass auch für Gräser gilt: Je schärfer die Blattkante, umso sauberer der Schnitt! Und Carex morrowii 'Ice Dance' sieht sind nicht nur extrem schneidig aus, es ist auch das Damaszenermesser unter den Stauden!


Ich hatte die fixe Idee, mal schnell ein paar Halme und Ausläufer auszureißen und natürlich keine Handschuhe an. Und so ein Carex verteidigt sich gegen solche Übergriffe mit allen Mitteln und ist bis an die Zähne bewaffnet. Schon hatte ich einen fiesen, blutenden Schnitt am kleinen Finger. Der schloss sich aber erstaunlich schnell wieder und hörte auf zu bluten - dieses Gras ist also ein ganz scharfes! Zum Gemüseschnippeln wird es aber wohl nicht reichen.

Aber wer hätte gedacht, dass auch Harken scharfe Zähne haben? Kaum hatte ich den Rasen abgeharkt und von Laub befreit, lag da ein Fingerhut herum, der vorher  - davon bin ich felsenfest überzeugt - noch fest eingewurzelt war. Und dann sah ich, dass die Wurzel lebte - es hingen Wurzelläuse daran, bleich und schlecht gelaunt ob des plötzlichen Tageslichts. Sie fuchtelten ganz erbost mit den Beinen herum - vielleicht genossen sie aber auch nur die plötzliche Beinfreiheit über der Erde?

Wie pflanzt man aber eine Wurzel mit Bewohnern bloß wieder ein? Ich habe es einfach gemacht und kann jetzt schlecht nachschauen, wie es den Krabblern unter der Erde geht.




Wer findet den Springschwanz auf dem Bild?

 

Dem Fingerhut ging es gut und so denke ich, dass diese unterirdische Blattlausart keinen großen Schaden anrichtet - und irgendwie gehört sie ja auch zum Ökosystem dazu.

Wem das jetzt zu viele Beine waren, dem zeige ich jetzt noch diese beinfreien Fotos aus dem Reich von "Einfach Garten", den ich am Sonntag bei Kaffee und Kuchen besichtigen durfte. Schön, oder?



 













Seht ihr den Regenbogenfarn in diesem Beet?


 


Von dem hat mir Susanna einen Ableger gegeben - mein Farnbeet wird also immer reichhaltiger. Und bald muss ich noch mehr Carex morrowii 'Ice Dance' rausreißen. Dann aber mit Handschuhen!