Samstag, 27. Mai 2023

Siegertypen

Geht es nur mir so oder denkt ihr auch, es droht schon wieder eine Dürre? Nach dem Elend der letzten Jahre kann ich Sonne im Mai gar nicht mehr richtig genießen, weil ich immer Angst habe, dass es so schnell keinen Regen mehr gibt. Ich bin völlig pladder-paranoid, so lautet das Fachwort. Manche nennen es auch plemplem.

Wie gut, dass es Pflanzen gibt, die einem in jeder Situation, ob feucht-fröhlich oder nervig trocken, Freude bereiten. Mit Sedum kann man nichts verkehrt machen. Und diese Sukkulenten sind sich auch nicht zu fein, in Dingen vom Dachboden oder in Trödel zu residieren. Sie brauchen nicht viel Erde und nicht viel Wasser. Was sie aber wollen, ist viel Wasserabzug, wenn es mal zu nass wird. Daher kann man Tonscherben oder was man gerade an Trümmern übrig hat, unten in den Topf legen. Sie lassen sich gekonnt über den Topfrand hängen und können so auch etwas ramponierte Gefäße schön kaschieren. Besonders die Felsen-Fetthenne (Sedum rupestre) oder Tripmadam ist hierbei gut zu gebrauchen. Auch Sempervivum und Mauerpfeffer lassen sich einsetzen.

Hier eine kleine Kollektion von der Bodensee-Insel-Reichenau, wo ich ganz besonders viele Arrangements mit Sukkulenten gefunden habe. So sehen Sieger aus!







 

Auf der Landesgartenschau Balingen gab es das größere Kaliber in Form einer Trockenmauer. Auch dort schmiegt sich Sedum in jede Ritze und trumpft in der prallen Sonne richtig auf. Sie sind Fugen-Finder und Nischen-Nutzer.








Sukkulenten sind wie geschaffen für trockene Plätze - von denen es ja immer mehr zu geben scheint.

Samstag, 20. Mai 2023

Monster-Monat

Der Mai ist nicht nur der Wonnemonat, sondern auch der Monat der Monster, denn in keinem anderen Monat sieht man so viele großkalibrige Käfer und ihre Larven. Das muss man natürlich mögen, aber wenn man für Käfer etwas übrig hat, findet man richtige Wuchtbrummen zum Anfassen.

Der Klassiker ist natürlich der gute alte Maikäfer. Der hat trotz seiner imposanten Ausmaße und der sehr gefräßigen Larven (die auch ordentlich zubeißen können, wenn man ihnen über die Straße helfen möchte, falls ein Vogel sie fallengelassen hat - und nachdem ich sie in der Hand hatte, konnte ich den Vogel sehr gut verstehen) sehr dicke Sympathiepunkte.

 



Auch beliebt, groß und wunderschön mit Metallic-Lack fliegt der Rosenkäfer umher und futtert Pollen und Blütenblätter, auch von Rosen. Bei mir im Garten findet er aber die Blüten der Akeleiblättrigen Wiesenraute immer besser als Rosenblüten, auch wenn beide zusammen und direkt übereinander blühen.

Flieder ist ebenfalls nach seinem Geschmack. Hier scheint er die weißen Blüten zu bevorzugen. Auch Mariendisteln mag er.

Sie sind eher unbeholfene Flieger und mögen große Blüten, die sie auch treffen, wenn sie so durch die Luft eiern.






 

Trister ist der Trauer-Rosenkäfer mit seinen schwarzen, weißgepunkteten Flügeldecken. Auch er ist ein eifriger Blütenbesucher, der sich aber an Wickenblüten von Ameisen wegmobben lässt. Hier an Phacelia:

Auch zu sehen im Mai ist der Immen- oder Bienenkäfer, ein Räuber, der als Larve auch vor Honigbienen nicht zurückschreckt, sonst aber den harmlosen Blütenbesucher gibt.



Und was ist bitte dieses Michelin-Männchen?


 

Das aufgeblasene Etwas an Labkraut ist die Larve des Tatzenkäfers. Ein Käfer, der als erwachsenes Tier mit Quadratlatschen durchs Leben geht.

Der ungefochtene König in der Disziplin Kawenzmann-Käfer ist aber der Schwarzblaue Ölkäfer. Er ist wirklich riesig und schimmert schwarz-blau-metallisch. Er ist Vegetarier, seine Larven sind aber Parasiten bei Wildbienen. Sie sitzen auf Blüten und springen auf eine Biene auf, um sich ins Nest transportieren zu lassen. Ist es die falsche Art, haben sie Pech gehabt. Wegen des sehr seltenen Ölkäfers ist noch keine Wildbiene gefährdet worden.


Leider wird wegen des Käfers gerne Panik verbreitet, weil er giftig ist und bei Gefahr auch Gifttropfen absondern kann. Um geschädigt zu werden müsste man ihn aber schon essen, und wer möchte das schon? Ich habe ihn auf meinen Finger krabbeln lassen und lebe noch. Von einer Käfermahlzeit habe ich abgesehen.

Kleiner, aber nicht minder dekorativ ist der Malachitkäfer. Die Käfer futtern Pollen, die Larven erbeuten Insekten.


Was sind eure Lieblingskäfer?

Samstag, 13. Mai 2023

Das Tulpenrätsel

Neulich sind wieder Keimlinge aufgetaucht, beu denen ich mich nicht erinnern konnte, sie gesät zu haben. Also, sie waren ein einem Topf, ansonsten könnte es ja auch einfach Unkraut sein, aber dabei ging ich von Absicht aus. Nur welcher? Was für Sämlinge waren das? Und was hatte ich mir dabei gedacht?

Fragen über Fragen. Und dann blühte plötzlich auch noch eine orangefarbene, elfengleiche, gertenschlanke Tulpe, bei der ich auch von nichts wusste. Wo kam sie her? Welchen Namen trug sie? Ich kann mich da ja auch nicht einfach zurücklehnen und denken: Eine Tulpe ist eine Tulpe ist eine Tulpe. Der Artname sollte es schon sein, und warum nicht auch noch der Sortenname, wo wir gerade dabei sein?




Also suchte ich nach Bildern von ähnlichen orangefarbenen Tulpen. Tulipa orphanidae 'Whittallii' könnte es sein. Um die Verwirrung perfekt zu machen, gibt es aber auch Tulipa whittallii, die Feuertulpe. Die beiden Namen könnten auch noch dieselbe Art meinen, je nachdem, wo man schaut.

Im Botanischen Garten haben wir ganz viele dieser Feuertulpen im Steingarten, aber sie wirken korpulenter und nicht so zart wie meine, die sich anscheinend an den benachbarten Weinbergtulpen orientiert hat. Kulturelle Aneignung auch bei Tulpen? Das schlanke Laub passt aber zu meinem Kandidaten.

 



An wem sie sich jedenfalls nicht orientiert, ist der fette 'Black Hero', den ich anno domini 2020 aus dem Botanischen Garten geholt habe, als das große Tulpenbeet gerodet wurde und (fast) alle Tulpen entsorgt werden mussten. Und der Held hat seitdem nie mehr geblüht- aber dieses Jahr. Zumindest eine Blüte gibt es, sehr heldenhaft, ich bin begeistert! Sie ist umzingelt von Tulipa bakeri 'Lilac Wonder', die dieses Jahr so schön blüht wie zu ihren glorreichen Anfangszeiten.

Wer mir also den Namen der Tulpe nennen kann, immer her damit!

Woher sie kommt, ist immer noch unklar. Sollte ich sie etwa mit den weggeworfenen Zwiebeln von der wilden Waldmülkippe mit nach Hause genommen haben? Da sind auch einige andere rätselhafte Dinge beigewesen, darunter einige vermehrungsfreudige Ungeheuer mit Brutzwiebeln wie Klunker (Doldiger Milchstern?):



Rätsel über Rätsel...

Samstag, 6. Mai 2023

Die Barbapapas im Topf

Kennt ihr noch die Barbapapas? Die Zeichentrickserie habe ich als Kind geliebt. Und jetzt habe ich selbst einen. Einen Violetten. Der lebt aber unterirdisch und ich kann ihn erst im Herbst wiedersehen. Er soll ja auch noch wachsen und sich vermehren. Denn er ist eine lila Kartoffel, also, pardon, eher eine Sie. Denn er sieht aus wie Barbarella.

Und das kam so: Anfang März war die Saatgutbörse in Bielefeld. Das ist immer ein Highlight. Man bekommt kostenlos Saatgut und Pflanzen - und manchmal eben auch Kartoffeln. Es handelte sich um eine violette Sorte, die schon angefangen hatte zu treiben. Da war sicher jemandem die Kartoffelernte über den Kopf gewachsen. Aber besser als sie zu kompostieren. Ich nahm also eine Kartoffel mit. Eine, wohlgemerkt, ich habe ja selbst nicht viel Platz. So wird man sicher nicht zum Selbstversorger, aber man bekommt mit Glück ein paar lila Knollen.

Zunächst habe ich die Kartoffel in einen kleinen Topf gepflanzt. Damit sie nicht ganz übermütig wird, durfte sie im kühlen Schlafzimmer wohnen und - trotz aller Ähnlichkeit mit einem zu dem Zeitpunkt noch stark gealterteten lila Barbapapa - nicht im Bett schlafen. Und dann wölbte sich der Topf immer mehr... Klarer Fall, im April musste sie raus und ausgewildert werden. Gar nicht so leicht, den Wurzelballen loszuseisen, so stark hatte er den Topf gedehnt.. 
 

Und dann kam dies zum Vorschein: Das ist doch schon mehr ein Barbapapa! Gleich zwei pralle lila Knollen unter einem kräftigen Trieb, der auch einen Hauch von violett zeigt.


Jetzt nur keinen Fehler machen, liebe Schnecken, dann seid ihr dran, das verspreche ich euch! Meine Kartoffeln will ich für mich alleine haben! Und damit das so bleibt, habe ich gleich mal Kaffeeprütt und Schafwolle auf den Topf gegeben.

Zeitgleich schaute ich in die Biotonne, die sich eine Nachbarin mit uns teilt, und fand ausgetriebene Kartöffelchen! 


 


Na, wenn das nicht zu meinem Selbstversorger-Kartoffel-Kübel passte! Natürlich habe ich sie gerettet und eingepflanzt, obwohl sie im Vergleich zu meiner lila Sorte eher farblos daherkommen. 

Ich finde, sogar das Laub der lila Kartoffel hat etwas Farbe:

 

 

Man darf jetzt gespannt sein! Aber am meisten freue ich mich auf meine Barbapapas. Und selbst wenn die Schnecken jetzt zuschlagen sollten, weiß ich ja, dass in der Erde sich die Anzahl schon verdoppelt hat.

Samstag, 29. April 2023

Stauden tauschen wie die Profis

Es war wieder Staudenbörse im Botanischen Garten Gütersloh. Das ist das Günstig-Gärtnern-Highlight des Jahres und darf auf keinen Fall verpasst werden. Denn natürlich bricht es einem das Herz, wenn man überzählige Pflanzen im Komposter schwitzen lässt, bis sie Matsche sind. Sie in guten Händen zu wissen ist doch gleich ein viel besseres Gefühl. Vor allem, wenn man fremde Stauden im Tausch bekommt. Es gibt aber sogar Gehölze in Gütersloh, man könnte sich also die gesamte Erstaustattung eines Gartens ertauschen.


Wenn man keine Tauschwährung dabei hat, kann man spenden. Ist trotzdem günstiger und nachhaltiger als der Baumarkt.


 

Da ich immer mit dem Zug fahre, damit ich es nicht übertreibe mit dem Staudenanschleppen, spende ich natürlich hauptsächlich an diverse Bahnunternehmen und rechne mir anschließend schön, wie kostenlos die Stauden doch waren. Aber da man ja auch immer nette Leute trifft sehe ich es als Eintrittsgeld für ein paar schöne Stunden. Die Stauden sind umsonst, basta!

In diesem Jahr gab es besonders viel zu ertauschen, fand ich. Es spricht sich wohl langsam herum, außerdem war es trocken und sonnig. Bevor die wurzelnackten Stauden also den Trockentod erleide konnten, waren sie auch schon alle verteilt. Die gehen da weg wie warme Semmeln.








 

Hier ist Vorsicht geboten, seht ihr den blinden Passagier im Gilbweiderich? 


Ich habe einen Herzenswunsch erfüllt bekommen und einen Hirschzungenfarn mitgenommen - den letzten! Und weil die Schnecken die Astern immer niedermachen, habe ich diesmal zu einem größeren Batzen mit viel Erde dran gegriffen. Als Tauschangebot hatte ich Bärlauch dabei, ich habe nämlich mittlerweile mehr als ich essen kann und viel mehr als die Nachbarstauden gutheißen. Beim Ausgraben hatte ich das Gefühl, sie geben mit Hinweise, welcher Bärlauch bitte auch noch mit nach Gütersloh muss. Oder gegessen werden soll.

So wohnt der Bärlauch jetzt auf der anderen Seite vom Teutoburger Wald. So schnell sehe ich ihn wohl nicht wieder.




Samstag, 22. April 2023

Die Sache mit den Bienen

Als Naturgärtner mit dem Ansinnen, die Insekten zu fördern, fragt man sich manchmal, ob man alleine ist auf der Welt. Da wird vertikutiert, bis die (Rasen-)Schwarte gekracht, gedüngt und umgegraben, auf dass alle Wildbienen das Weite suchen und im gemästeten Grün keine Lücken mehr finden. Oder ein lückiger Rasen, der von Sandbienen besiedelt ist, wird knöcheltief mit Holzhackschnitzeln oder gar Schotter zugeschüttet. Da schält sich keine Biene mehr heraus. Auch die einschlägigen Gartenmagazine überbieten sich heuer mit den Tipps für einen makellosen Rasen, Wildbienen sind dabei egal oder lästig. Sie sollen gefälligst hübsch und ordentlich aufgereiht im Baumarkt-Bienenhotel hocken - dafür hängt man es schließlich an den Stabgitterzaun -  aber doch bitte nicht die Gartengestaltung als Ganzes stören! Wo kämen wir denn da hin?

Ist es also gar nicht möglich, Wildbienen auf breiter Front in Gärten zu fördern, weil ein "gepflegter" Rasen bzw. Garten immer Vorrang hat? Oft resigniere ich angesichts leerer, laubfreier Beete mit einzelnen Baumarktpflanzen oder Hochbeeten gefüllt mit Torferde.

Dass es auch anders geht, zeigen mehrere Beispiele aus der Umgebung. In der Nähe steht zum Beispiel ein Imbisswagen, unter dem die trockene, weil überdachte, Erde gerade aussieht wie ein Schweizer Käse. Schön durchlöchert haben Frühlings-Pelzbienen die Fläche und nisten hier in einer summenden Kolonie voller kleiner Pelztiere. Als ich mich auf den Boden geschmissen habe, um sie zu fotografieren, kam auch gleich der Besitzer und hat mir erklärt, dass die Bienen seit Jahren dort nisten und er auf sie aufpasst. Sie kommen hier nicht unter die Räder, auch wenn es so aussieht:





 

Man braucht aber nicht unbedingt einen Imbisswagen und lehmige Erde - die sind als Bienenhotel leider auch nicht als Kombi im Handel erhältlich. Ein Sandarium tut es auch. Solch ein Sandkasten für Bienen wurde in einem Schrebergarten in der Nähe angelegt und er wird gut angenommen.


Gerade sind dort Frühlings-Seidenbienen zu beobachten und man sieht gut, wie tief sie graben, denn der hinausgeförderte Sand hat eine ganz andere Farbe als der obere.


Damit die Fläche nicht als Katzenklo missverstanden wird, sind stachlige Äste darauf drapiert. Es wirkt, allerdings auch gegen lästige Fotografinnen.




 

Ein paar Bilder konnte ich trotzdem machen. Diese Szene sieht zwar nett aus, aber das Weibchen war längst tot, als das Männchen sein Glück versuchte...



Auch Furchenbienen wohnen hier oder in den Pflasterfugen im Weg. Auch die Brutparasiten wie Wespenbienen und Blutbienen sind nicht weit und laufen ungeniert in die Bienengänge.

Hier die Große Blutbiene:



Die Frühlings-Seidenbienen beschränken sich auch nicht nur auf das Sandarium. Sie nisten auch in den umliegenden Beeten und fallen gleich durch ihre scheunentorgroßen Nistgänge auf. Zur Not verschwinden sie unter den Stauden und man sieht ihr Nest gar nicht. Man sollte in diesem Fall im Frühjahr nicht zu viel jäten, pflanzen oder umgraben, um die Kolonie nicht zu stören.

 



Wenn diese Beispiele nicht wären und man nicht doch immer wieder Gleichgesinnte treffen würde, müsste man wirklich resignieren. Wie macht ihr das? Wie geht ihr mit beratungsresistenen Gartenbesitzern um?