Schnee im Garten. Einerseits immer wieder lästig, weil man ihn von den Wegen schrubben muss, andererseits natürlich für die Pflanzen ein ganz natürlicher Frostschutz, wenn man ihnen nicht den Schnee auf die Mütze wirft, den man von den Wegen gekratzt hat, denn der ist oft zu schwer und pappig. Klingt erstmal komisch, dass Schnee vor Kälte schützen soll, aber er ist immer noch eine wärmere Decke als Kahlfrost.
Nun liegt der Schnee also auf den Beeten und man freut sich, dass die Pflanzen wohl nicht erfrieren werden, außer es sind wirklich extrem zartbesaitete Kandidaten darunter, die am liebsten immer mindestens 5 Grad und Fußbodenheizung hätten. Wenn der Schnee sehr nass ist, ist er allerdings auch sehr gewichtig. Die dicken, zusammengepappten Flocken legen sich in großen Brocken auf die Äste und sind schwer wie Blei. Gefährlich neigen sich Zweige zu Boden und man weiß aus Erfahrung, dass die sich nie wieder aufrichten werden, höchstens mit einer Zwangsjacke.
Die Samenstände vom Alant sind egal, die dürfen Schnee und Stieglitz gern belasten.
Die Amseln immerhin räumen schon aus Eigeninteresse gewissenhaft den Schnee von den Zieräpfeln, da kann man sich drauf verlassen.
Für die Amseln sind auch die kleinen, zuckersüßen Hagebutten der Rosa multiflora interessant, die sie gar nicht so athletisch von den Zweigen klauben.
Die Nächte sind kalt und die Verkehrsmeldungen überschlagen sich wie so manches Auto. In den Kommentarspalten der Zeitungen im Online-Medium liest man wie jedes Jahr dieselben Texte: "Jaja, wegen drei Flocken bricht wieder das Chaos aus, als hätte es früher keinen Winter gegeben", während der Artikel, unter dem dies kommentiert wurde, Bilder von einem in den nächstbesten Graben gerutschten Bus zeigt. Also alles wie immer. Neu ist nur, dass Kommentatoren denjenigen, die wegen der Witterung lieber im Home-Office bleiben, vorwerfen, das Wetter nur als Ausrede zu benutzen und gleichzeitig auf den fehlenden Räumdienst in den Nebenstraßen zu schimpfen.
Derweil versinken die Amseln bis zum Bauch im Schnee. Das Eichhörnchen findet seine Vorräte nicht wieder, denn es ist nicht im Home-Office geblieben, obwohl es ein paar Tage vorher noch in weiser Voraussicht seinen Kobel mit Moos ausgebaut hat.
Also isst es den Nachtisch zuerst und schnappt sich einen Zierapfel.
Ein anderes Eichhörnchen hat sich in dem Halbhöhlennistkasten über der Haustür einen Nest gebaut und schreit Zeter und Mordio, wenn es zuhause ist, man selber auch und man sich dann zu lange vor der Tür mit irgendwas beschäftigt. Briefkastengucken muss bitte schleunigst erledigt werden.
Bei der ebenfalls im Vorgarten angesiedelten Regentonne klappt das zum Leidwesen des Untermieters aber nicht so schnell. Und die pumpt man noch hektisch leer, weil es am Wochenende -12 Grad werden sollen. Ach nee, doch nur -8. Ach nee, doch nur 0. War die leere Tonne also völlig für die Katz?
Und weiter beginnt man zu zweifeln: Hätte die Oca unter dem Schnee doch überlebt und noch viel mehr Knollen geliefert, wenn man sie nicht schon am letzten Sonntag wegen Frostalarm ausgegraben und gegessen hätte? Immerhin haben die Pflanzen sogar an den Stängeln Knollen produziert, die wollten also wachsen, aber jetzt sind bis auf ein paar für das nächste Jahr alle geerntet.
Die Kapuzinerkresse jedenfalls hängt matschig in den Seilen, vielleicht wäre die Oca jetzt also doch hinüber.
Jedes Jahr also das Gleiche. Ob an Weihnachten wieder 20 Grad plus angesagt sind?