Es war der Spätsommer der rasenden Riesenraupen! Vor allem die Schwärmer haben es mir angetan, immerhin sind sie der Mercedes unter den Nachtfaltern.
Riesenraupe Nummer 1: Mittlerer Weinschwärmer
Endlich ist mein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen und ich habe eine Raupe vom Mittleren Weinschwärmer gefunden. Gefunden hatte ich zwar vor Jahren schon mal eine, aber kein Foto davon. Das sollte sich im Urlaub an der Ostsee ändern. Es lief eine über den Radweg, und zwar sehr eilig. Weil es weit und breit nur gemähten Acker, gemähten Ackerrandstreifen, öde Böschung, Straße und eben den Radweg gab, habe ich sie eingesammelt, auch, weil ich keine Fotosession auf dem Radweg machen wollte. Sie musste dann in der vorderen Rucksacktasche ein paar Kilometer mit zum Campingplatz fahren. Dankenswerterweise hat sie auch nicht geköttelt. Glaube ich.
Wenn die Raupe sich bedroht fühlt, zieht sie den Kopf und den Hals ein, wird dadurch dicker, und die aufgemalten Augen treten hervor, was Feinde abschrecken soll:
Nach dem Fotografieren wollte ich sie im Dünenwäldchen aussetzen, weil ich dachte, sie will sich schon verpuppen. Stattdessen wirkte sie plötzlich unentschlossen und suchend. Immer wieder inspizierte sie Pflanzen, verwarf aber die Idee jedes Mal, dass es sich bei diesen um eine Zwischenmahlzeit handeln könnte. Also habe ich sie wieder aufgegriffen und sie mit zum Drüsigen Springkraut genommen, dass überall auf dem Campingplatz zu finden war. Und voila: Sie war hellauf begeistert und fing sofort an zu futtern. Mission erfüllt und noch mehr Fotos im Kasten.
Riesenraupe Nummer 2: Windenschwärmer
Auch diese kleine grüne Einhorn ist mir zugelaufen, auf dem Wanderweg. Weil sie aber sehr groß war und ich einfach keine Zaun- oder Ackerwinden für sie auftreiben konnte, habe ich sie nur in Sicherheit gebracht, wahlweise zum Entsetzen oder zur Freude (je nachdem) der Passanten, die das Riesentier entweder ganz scheußlich oder hochinteressant fanden.
Windenschwärmerraupen fressen in ihrem südlichen Verbreitungsgebiet auch an Süßkartoffelpflanzen. Vielleicht tun sie das aber auch schon bei uns, immerhin boomt ihr Anbau auch in Privatgärten.
Falls sich aus meiner Raupe ein Falter entwickelt hat, muss er schleunigst von Maasholm in den Süden fliegen, da er unsere Winter nicht überlebt. Da diese aber immer milder werden, schaffen es vielleicht bald einige Exemplare, wer weiß?
Riesenraupe Nummer 3 (Sesamstraßen-Edition): Brombeerspinner
So haarig wie riesig, das ist der wuschelige Brombeerspinner. An der Ostsee fand ich die Raupen überall an den Dünen. Auch hier habe ich viele vom Weg entfernt, damit sie nicht zertreten werden.
Erst nach einer zweistelligen Anzahl der Zugriffe hatten sich einige Raupenhaare in meiner Haut festgesetzt und es hat gepikt, war aber nicht schlimm.
Manche Raupen waren viel kleiner, einige hatten schon einen Kokon einer Schlupfwespe an ihrem Pelz. Das habe ich aber erst bei einem Tier entdeckt, als ich ein anderes aus der Brandung gerettet hatte. Sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen - vielleicht war das auch sehr mickrige Exemplar parasitiert und wollte in der Ostsee Selbstmord begehen? Jetzt konnte es dank mir noch mal den langen Fußmarsch antreten.
Die Raupen fressen nicht nur Brombeeren, sondern auch an vielen anderen Pflanzen, hier an Eiche:
Doch auch die Riesenraupen fangen mal klein an, hier Brombeerspinner im Juni, gerade aus dem Ei geschlüpft:
Jetzt hätte ich natürlich noch mehrere Wünsche offen: Einmal eine Raupe vom Taubenschwänzchen zu finden, das wäre was!