Wenn die Rosenknospen mehr Beine haben als Kelchblätter, verfallen Gartenbesitzer gern in Panik - Blattläuse an der geliebten Rose? Wird die das überleben? Wird sie blühen? Die Antwort ist in der Regel: Ja und ja. Meine Rosen können auf jahrelange Belagerungszustände auf ihren Kronjuwelen zurückblicken und haben doch immer rechtzeitig und unbeeindruckt geblüht, wie die bei Blattläusen als Geheimtipp geltende Kletterrose 'Manita':
Das liegt auch an den vielen Helferlein im Biogarten, die sich über die Plage freuen und sie in Nullkommanix verspeisen. Hier findet sich zum Beispiel ein dickes weißes Schwebfliegenei an der Rosenknospe, aus dem später eine gefräßige Larve schlüpfen wird, die sich eine Laus nach der anderen schnappt, bis die Knospe wieder beinfrei ist. Die Schwebfliegenlarven wiederum werden von Schlupfwespen parasitiert. Ein ganzes Narungsnetz ist also von der Blattlausindustrie abhängig. Wäre doch schade, sie in die Krise zu stürzen und die Läuse und all ihre Fressfeinde mit Gift zu schädigen?
Manche Läuse sind sogar rötlich und versuchen so, den Gärtner milde zu stimmen und lieber nicht groß aufzuallen, indem sie eine schöne Farbe bieten, wie hier an der Kartoffelrose.
Andere, hier an der Vogel-Wicke, sind himmelblau.
Und wer als Laus als Feinschmecker unterwegs ist und lieber Blütenblätter anzapft, wird sich in Bälde auf dem Boden wiederfinden und zu Fuß gehen müssen. Kelchblätter sind dagegen eher eine sichere Bank, auch wenn sie vielleicht etwas fad schmecken.
Das hier ist die Blattlausgrabwespe, die darauf lauert, dass die Ameisen mal wegschauen, damit sie unbemerkt sich eine schwarze Laus vom Beinwell pflücken kann, die sie an ihre Larven verfüttert - Proteinpakete to go. Denn Ameisen sind sehr darauf erpicht, ihre Läusekolonie zu verteidigen und mögen keine Viehdiebe.
Diese Ameise schaut sich besorgt eine verunfallte Laus an:
Hier hat eine Marienkäferlarve schon ganze Arbeit geleistet:
Diese goldene Laus wurde der Rose von einer Blattlausschlupfwespe verliehen, die sie von innen aufgefuttert und sich dann in der leeren Hülle verpuppt hat.
Wem das alles noch nicht reicht als Argument, Läuse an Rosen und anderen Pflanzen zu tolerieren, der schaue sich nur diesen fleißigen Spatzenpapa an, der akribisch alle Rosenknospen nach Läusen absucht, um sie an seine Babies zu verfüttern. Die Schwebfliegenlarven finden das natürlich nicht so schön, die könnten gut ohne Spatzenbesuch leben.
Auch Zilpzalp, Blaumeise und Mönchsgrasmücke pflücken Blattläuse von den Pflanzen.
Mein Problem ist nur: Wann schneide ich die verblühten Rosen, wann den Beinwell, um das hochinteressante Nahrungsnetz rund um die Blattlaus nicht zu zerstören? Auch im Biogarten ist nicht alles einfach.