Im Frühjahr habe ich mit ein paar Nachbarn zusammen außerhalb meines Gartens ein neues Beet angelegt, das dank großzügiger Spenden einiger einschlägig bekannter Wucherpflanzen (ausläufertreibende Wildrosen, Seifenkraut und Ranunkelstrauch) sowie milder Gaben von Kollegen und Nachbarn (Johannisbeere, Holunder, Astern, Johanniskraut, Storchschnäbel) schnell kostenfrei seine Erstausstattung erhielt. Hinzu kamen meinerseits ein paar Stecklingsversuche (Jostabeere) und Sämlinge (Eberesche, Pfaffenhütchen), die die Vögel in meinen Garten gepflanzt hatten.
So wirkte das immer noch recht kahl, aber zum Glück habe ich letztes Jahr aus Helgas Garten eine Überraschungssamen-Mischung bekommen und aus dem Kleinen Horrorgarten eine Samenspende in Form von Duftwicken, einjährigem Rittersporn und Marrokanischem Leinkraut. Dazu noch die Dahlien und Gladiolen aus dem Testpaket und schon war für zukünftige Sommertage gut vorgesorgt, obwohl die Samen von mir am unglücksseligen Karfreitag ausgebracht wurden.
Nun konnte die Party beginnen! Aus dem bunt gemischten Samentütchen erschienen Cosmeen, Phacelia, Ringelblume, blauer Lein und herrlicher Mohn (von den Sträuchern ist auf den Bildern nichts zu sehen, sie wurden von dem bunten Treiben völlig an die Wand gespielt). Das Leinkraut blüht zu dieser Stunde immer noch und ist die Wucht in Tüten - wie kann eine einzige Art nur in so vielen verschiedenen Farben blühen?
Auch einige wilde Partycrasher mogelten sich unter die geladenen Gäste - weil sie aber so gut gekleidet waren, ließ ich sie gewähren. Eine besondere Show war die Schafgarbe, die trotz umgeklappter Grasnarbe einfach wieder an die Oberfläche trieb und fantastische Dinge mit den Dahlien anstellte - sie gab dem großen Beet ein Thema.
Ich hatte einen Heidenspaß, jeden Tag nach dem Beet zu schauen, um Neuigkeiten zu entdecken. Einmal konnte ich blattlausjagende Grabwespen bei der Arbeit an der Mariendistel beobachten, dann wieder fand ich zwei Raupen vom Nachtkerzen-Schwärmer, die die gelben Gäste vertilgten.
Kurz: Leere Beete sind anfangs wunderbar leicht und kostengünstig zu bepflanzen, indem man Blumensamen auf die noch sonnenverwöhnten Flecken ausbringt. Ein paar spontane, wilde Gäste dazu und die Party ist perfekt. Später, wenn das Ensemble schattiger wird, ist es nicht mehr so einfach, Sommerblumen zwischen die Stauden und Sträucher zu bekommen. Und ich als unverbesserlicher Staudenjunkie werde nicht ewig Platz vorhalten können für die euphorischen Einjährigen, die Dahlien und Gladiolen.
Dennoch: Die Samen für das nächste Jahr sind gesammelt, zur Not wird einfach noch mehr Rasen abgestochen! Sonst wäre ich wohl ein schlechter Gastgeber...