Wer gerne als Kind mit Bauklötzchen gespielt oder später im geschäftsfähigen Alter die Siedler von Catan bis zur Eroberung der Meere verhandlungssicher durchexerziert hat, für den ist dieses Buch hier. Denn dort kann man nach Herzenslust den eigenen Garten zum Zwecke der Selbstversorgung zusammenpuzzeln, bis man seine Lieblings-Esswaren möglichst platzsparend untergebracht hat.
Das Werk nennt sich Mini-Farming - Selbstversorgung nach Plan für jede Gartengröße von Brunhilde Bross-Burkhardt und ist für 29,99 € im BLV-Verlag erschienen.
Bevor es ans Verteilen der Module für Gemüse, Obst, Getreide, Honig und auch Fleisch geht, gibt es zunächst eine Spielanleitung. Die Fruchtfolge wird erklärt, das Kompostieren angerissen und die einzelnen Warengruppen vorgestellt.
Die Bienenhaltung ist genauso Thema wie die Kleintierunterbringung zum Zwecke der Versorgung mit Eiern, oder eben für den gelegentlichen Gänse- oder Kaninchenbraten. Zum Glück für Vegetarier gibt es aber auch Beschreibungen von Obstsorten, Gemüse und Kräutern. Selbst ein Mini-Feld für das von vorne bis hinten selbstgemachte Brot ist Bestandteil des Buches.
Sobald die einzelnen Module der Mini-Farm vorgestellt wurden, finden sich Pläne für jede Gartengröße von ca. 100 bis 700 Quadratmetern, auf denen die Bestandteile sinnvoll arrangiert sind. Abgerundet wird das Ganze durch Selbstbau-Tipps von Weiden-Flechtzäunen und andere baulichen Elementen, sowie Einlagerungs- und Konservierungsmethoden.
Allerdings wird das Buch natürlich keinen Imkerkurs ersetzen und auch den richtigen Baumschnitt lernt man nicht. Zudem bleiben einige Fragen offen: Kann man wirklich ruhigen Gewissens sein eigenes Getreide mahlen, ohne früher oder später dem mordenden Mutterkorn anheim zu fallen?
Mir ist ja klar, dass Selbstversorgung nichts für Zimperlieschen ist, aber sollte man allen Ernstes zur bei Tierschützern verpönten Lebendrupfung von Gänsen greifen, um eigene Daunenkissen zu füllen? Sind Honigbienen tatsächlich die einzigen Profis für die Befruchtung der Obstbäume, oder ist die Förderung von Wildbienen inklusive Hummeln nicht auch eine gute, varroafreie Variante, die zudem mit noch weniger Platz auskommt und selbst bei schlechtem Wetter funktioniert, nur eben ohne Honig zu bekommen?
Man liest aber gute Tipps, wie man Kaninchen und Geflügel artgerecht unterbringt, auch wenn man sie nur als Haustier halten und nicht essen möchte.
Mutterkorn an Wiesengras |
Mir ist ja klar, dass Selbstversorgung nichts für Zimperlieschen ist, aber sollte man allen Ernstes zur bei Tierschützern verpönten Lebendrupfung von Gänsen greifen, um eigene Daunenkissen zu füllen? Sind Honigbienen tatsächlich die einzigen Profis für die Befruchtung der Obstbäume, oder ist die Förderung von Wildbienen inklusive Hummeln nicht auch eine gute, varroafreie Variante, die zudem mit noch weniger Platz auskommt und selbst bei schlechtem Wetter funktioniert, nur eben ohne Honig zu bekommen?
Man liest aber gute Tipps, wie man Kaninchen und Geflügel artgerecht unterbringt, auch wenn man sie nur als Haustier halten und nicht essen möchte.
Die Autorin schreibt dabei immer kenntnisreich. Schade ist, dass es keine bebilderten Schritt-für-Schritt-Anleitungen etwa für den Schnitt von Spalierobst oder den Bau einer Kräuterspirale gibt.
Das Alleinstellungsmerkmal des Werkes ist die gelungene Modularisierung des eigenen Gartens - durch dieses Baukastensystem kann man sich gut klarmachen, was man eigentlich selbst anbauen möchte und wie man den bestehenden Raum dafür gewinnbringend zusammenpuzzeln kann. Selbst an einen Reihenhausgarten wurde gedacht. Als Ideengeber ist es daher auf jeden Fall hilfreich.
Und wer weiß, vielleicht wird man wie beim Siedlerspiel am Ende tatsächlich mit dem Nachbarn Handel treiben - tausche Getreide gegen Holz...