Samstag, 30. Juni 2018

Sommer - süß und hinter Glas

Den Sommer einsperren und im tiefsten Winter wieder rauslassen? Klingt komisch? Ist es auch, geht aber ganz gut, sogar mit Aussicht und hinter Glas. Dazu muss man nur die Früchte des Sommers, die man alle gar nicht so schnell aufessen kann, wie sie wachsen, einsperren, bzw. einkochen.

Stachelbeeren zum Beispiel. Ein Kilogramm hat ein Strauch, der sich wohlfühlt, mindestens an den Ästen. Und nach dem Abpflücken und Ausputzen kommt das Marmeladekochen. So halten die Früchtchen ewig, sind nicht mehr sauer, sondern zuckersüß, und wecken noch lange die Erinnerungen an den letzten Sommer, als das Leben uns vorkam wie im Schlaraffenland.





Allerdings sollte das Einkochen schon ein bisschen mit Stil erfolgen. Nichts ist schlimmer, als im Herbst vor einem antiken Gurkenglas zu stehen - auf dem bedruckten Deckel prangen grüne Spreewälder, das alte Etikett ist auch nicht ganz spurlos verschwunden. So denkt man dann eher an Kartoffelsalat als ans Frühstücksbrötchen mit Marmelade, da kann man noch so oft "Stachelbeeren 2018 (wirklich)" drauf schreiben. Auch schön: Alte Champignongläser, Brechbohnen oder gar Leberwurst.

Überhaupt, die Etiketten. Da hat man endlich Gemüse im Glas gefunden, das einen unbedruckten Deckel hat, und prompt geht das Etikett in der Spülmaschine nicht ab, noch nicht mal im zweiten oder dritten Waschgang oder mit roher Gewalt. Vom Loslassen-Können haben diese Aufkleber wohl noch nichts gehört. Und mit weißen Fetzen am Glas macht das Frühstück auch schon wieder weniger Spaß.

Irgendwann habe ich entdeckt, welche Konservengläser sich gut als Marmeladengläser auf dem zweiten Bildungsweg eignen. Am besten funktionieren Biomais und Bio-Kichererbsen aus dem Supermarkt oder Bioladen. Der Schraubdeckel ist neutral, das Etikett nur leicht angeklebt. Es löst sich einfach und vollständig.





Sollte ein Deckel nach ein paar Jahren Marmeladekochen mal nicht mehr gut schließen oder sich weigern, beim Abkühlen dieses alle Mühe belohnende Plopp-Geräusch zu machen, kann man ja noch mal Kirchenerbseneintopf kochen. Am besten im Winter.

Samstag, 23. Juni 2018

My first Häcksler

/*In Zusammenarbeit mit IKRA*/ 
Wildrosen heißen meiner Meinung nach Wildrosen, weil sie im Mai wie wild mit ihren Ästen um sich schlagen und mir in kürzester Zeit den Garten vollwuchern. Eben noch senkrecht gehaltene Zweige lassen sich nach einem Gewitter plötzlich bis auf den Boden hängen und nehmen den Stauden die Sonne. Dieses Kunststück zumindest ist die Spezialität von Rosa x salaevensis. Auch nach dem Trocknen kommen die nicht wieder in die Senkrechte. Also muss ich spätestens im Juni die Schere in die Hand nehmen und die Widerspenstigen zurechtstutzen. Dabei kommt schnell ein riesiger Haufen stachliges Schnittgut zusammen. Dieses Mal war der Garten nach dem dreiwöchigen Kanada-Urlaub ganz besonders verlottert.

Die Kletterrose 'Manita' kommt trotzdem später dran, die muss erst noch zuende blühen:


Der Garten ist leider zu klein für einen großen Asthaufen oder eine Benjeshecke. Bisher habe ich die Äste daher immer mühsam in kleinere Stücke zerschnitten, damit möglichst viel in die Biotonne passt. Wie wild habe ich auf den Haufen eingehackt und konnte am Ende ewig die Stückchen aufsammeln, die noch auf dem Rasen herumlagen. Zum guten Schluss kam dann noch eine artistische Einlage, als ich in die Biotonne geklettert und auf dem Inhalt herumgehüpft bin, damit auch der letzte Rest noch hineinpasst. Knapp wurde es immer.

Damit ist jetzt Schluss. Ab sofort wird die Arbeit nicht nur einfacher, sondern ich kann nun das Schnittgut auch im Garten behalten, anstatt es zu entsorgen.

Ich habe nämlich einen nagelneuen Halbgott in Weiß zuhause - den ILH 3000 A Leisewalzenhäcksler von IKRA. Das Gerät wurde mir freundlicherweise von der Firma IKRA zum Testen zur Verfügung gestellt.


Walzenhäcksler zerschneiden im Gegensatz zu Messerhäckslern die Äste nicht, sondern quetschen sie. So entsteht Material, das man entweder zum Kompostieren oder zum Mulchen benutzen kann. Mikroorganismen haben bei diesem Zweig-Mus mehr Angriffsfläche. Vorher habe ich aber noch die Schnirkelschnecken herausgeschüttelt und das meiste ein paar Tage auf dem Rasen liegen lassen, damit Insekten eine Chance zur Flucht hatten.

Das Schnittgut lässt der Häcksler in eine große Wanne fallen, die man einfach abnehmen und entleeren kann. Aber Vorsicht: Beim Rausziehen des Behälters lässt die Maschine gern das Material, das sie noch zwischen den Zähnen hat, daneben gehen.


Ich war ganz begeistert, dass der Helfer auch dicke Rosenäste klein macht und dass er die Zweige selbstständig einzieht, wenn er sie einmal zu packen gekriegt hat. So kann man gut allein arbeiten: Während das Gerät noch auf dem einen Ast herumkaut, kann man schon mal den nächsten vorsortieren und bereit halten. Sogar Ranken vom Wilden Wein mampft er wie ein Kaninchen.




Nicht so gut funktionieren dicke Astgabeln ohne lange Zweige. Die rollen nur auf den Walzen herum und werden nicht gegriffen. Auch das mitgelieferte paddelähnliche Plastikteil zum Nachstopfen erreichte dieses hartnäckige Ding nicht, also musste ich es mit einer Metallstange (bei natürlich ausgeschaltetem Häcksler) heraus angeln. Dann habe ich es noch mal mit den spitzen Enden voran in den Schlund geworfen und mit einem Ast nachgedrückt - schon war das Teil gegessen. Beim nächsten Mal weiß ich, dass ich Verzweigungen noch weiter vorschneiden muss oder wenigstens einen längeren Hebel dran lasse.

Mit 92 dB ist der Häcksler leiser als die meisten anderen Geräte. Und das hier kommt am Ende dabei heraus:




Das Häckselgut ist schön klein geworden, ich habe es teilweise in den Komposter gegeben, den Großteil aber unter den Stauden und Sträuchern verteilt. Ich bin gespannt, wann es in beiden Fällen nicht mehr zu sehen ist.

Nach der Arbeit kann man das Gerät auf Rollen hinter sich herziehen, das ist auch praktisch.

Ich bin jedenfalls froh und dankbar über meinen Helfer. Wieder ein kleiner Schritt in Richtung Müllvermeidung und Kreislaufwirtschaft.

Samstag, 16. Juni 2018

Aschenputtel oder Cinderella?

Manchmal ist man im Garten ja schon enttäuscht. Und das, obwohl die betreffende Pflanze alles gegeben hat und sogar blüht. Müsste ich der Rose, die ich selbst aus Samen gezogen habe, ein Zeugnis ausstellen, würde darin stehen: Hat sich bemüht, den viel zu hohen Anforderungen gerecht zu werden. Aber wenn Rosenzüchten so einfach wäre, dann könnte es ja jeder. Versucht habe ich es trotzdem und weiß jetzt die Arbeit der Pflanzenzüchter noch mehr zu schätzen. Viele Jahre und noch mehr Geld investieren, bis man eine neue Sorte erschaffen hat? Doch, so läuft's wohl wirklich.

Ungefähr sowas hier wollte ich züchten, nur damit ihr mal eine Vorstellung von meinen überzogenen Vorstellungen habt (der Zierlauch ist optional):



Ist aber nichts geworden, aus der Traum. Dabei waren die Samen meiner Rose nicht von schlechten Eltern. Die Mama war 'Hedi Grimm'. Das ist belegt, weil die Hagebutte von dieser Rose stammte, Vater unbekannt. Die Frucht habe ich vor Ewigkeiten mal von Silke (Wildwuchs unter Aufsicht) bekommen und ausgesät.

Hier sind die Jungpflanzen zu sehen, das war 2015.


Die große blüht dieses Jahr und hatte schon immer so vielversprechend rötliches Laub, wie die edelste der Edelrosen. Und können diese Blätter lügen?



Ja, offenbar schon. Denn was jetzt im Null-Euro-Beet dabei raus kam, ist alles andere als spektakulär, sondern eher ordinär. Die Blüte sieht aus wie noch eine Rosa multiflora - weiß und ungefüllt und auch nicht eben riesigDabei habe ich von der schon mehr als genug Exemplare. Aber jetzt reiße ich sie auch nicht mehr raus. Das hat sie sicher gewusst und auf Zeit gespielt.



Jahrelang hat mich Madame nämlich mit ihren hübschen Blättern hingehalten und mir die Welt versprochen - herausgekommen ist nur eine Otto-Normal-Blüte. Wenn sie wenigstens rosa wäre. Mit ganz viel gutem Willen könnte man sagen, dass die Mitte im Verblühen einen Hauch rötlich wird.



Aber eins kann diese Rose ganz hervorragend: Stacheln produzieren (aua).

Naja, wenigstens haben die Bienen jetzt ein bisschen mehr Pollen und Hagebutten für die Vögel gibt es offenbar auch. Die Nachbarn lassen sich vielleicht auch von der Blattfarbe blenden und glauben, ich hätte eine wahnsinnig teure Edelrose gepflanzt. Vielleicht sollte ich sie 'Aschenputtel' nennen?

Samstag, 9. Juni 2018

Unkrautbekämpfung und Rasenmähen auf kanadisch

Das Unkraut einfach aufessen. Das kann man machen. Beim Giersch zum Beispiel. Man kann das Unkraut aber auch aufessen lassen - wenn man in Kanada in den Bergen wohnt und pelzige Mitbewohner im Garten hat.

Dieses Streifenhörnchen hier liebt Löwenzahn. Am besten schmeckt der, wenn er gerade verblüht ist und sich schon die Samen bilden, aber die Saat noch nicht wegfliegen kann. Als Esstisch wird der Baumstamm benutzt, darauf schon ein ordentlicher Haufen Speisereste:



Löwenzahn mögen auch die Columbia-Ziesel sehr gern, mampfen aber auch mit Begeisterung Wegerichblätter aus dem Rasen.



Man muss aber damit leben, dass die niedlichen Nager eben unterm Rasen ihre Wohnung haben und deswegen Löcher buddeln. Dafür sind sie aber 7 Monate im Jahr unsichtbar, wenn sie unter der Erde Winterschlaf halten.



Bevor sie mit dem Unkrautvertilgen anfangen können, müssen die Ziesel erstmal schauen, ob denn auch die Luft rein ist. Und das kann dauern... 


Da muss man sich sogar auf die Hinterbeine stellen:



Genau, in alle Richtungen umschauen, das ist wichtig!




Die meiste Zeit verbringen sie tatsächlich damit, Männchen zu machen, um den Überblick zu behalten. Erst wenn die Lage geklärt ist, kann man hektisch ans Werk gehen und sich den Bauch vollstopfen.



Während die pelzigen Angsthasen den ganzen Aufstand mit ihrer Rundumüberwachung gemacht haben, hat die Wanderdrossel schon dreimal Babynahrung zusammengesucht und verfüttert:



Das hier ist ein Goldmantel-Ziesel. Das kann man im Garten nur sehen, wenn man einen sehr großen Steingarten mit Wald  - und am besten noch einem Fluss  - in den Bergen hat:



Natürlich geht auch Bestäubung anders in Kanada. Das machen nicht nur Insekten hauptberuflich, sondern auch Kolibris beherrschen diese Zunft ganz gut. Die klingen wie eine Hummel, wenn man nah dran ist, aber lauter und dicker. Es gibt im Westen zwei Arten, den Annakolibri und die Rotrücken-Zimtelfe, hier sind die Männchen sehr schön rostbraun gefärbt und veranstalten extravagante Flugmanöver - Elfen im Sturzflug. Gar nicht elfengleich ist die Revierverteidigung, denn auch die armen Weibchen werden verscheucht, obwohl sie schon die ganze Kindererziehung am Hacken haben.

Das hier ist die Zimtelfe:




Diese kleinen Brummer sind Annakolibris:



Kolibris haben in Nordamerika sehr von den vielen exotischen Pflanzen in den Gärten profitiert und konnten ihr Verbreitungsgebiet so nach Norden ausdehnen. Manche Tiere brauchen also noch nicht mal unbedingt heimische Pflanzen.

Dieser Rasenmäher mit integrierter Dünge-Funktion ist mittlerweile auch in Deutschland erhältlich, aber dies hier ist das Original - eine echt kanadische Kanadagans, Made in Canada.



Geliefert wird sie mit messerscharfem Schnabel zum exakten Rasentrimmen.



Sie ist selbstreinigend und geht automatisch in den Ruhezustand.



Das kompakte kleine Modell in Gelb bleibt leider nicht so handlich.




Von all diesen netten Unkrautessern und Rasenmähern bleibt mir nur die Kanadagans, alle anderen musste ich leider in Kanada zurücklassen. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder?

Samstag, 2. Juni 2018

Quadratisch und praktisch

Hochbeete liegen im Trend. Ob das daran liegt, dass wir früher schon gerne im Sandkasten gespielt haben? Oder eher daran, dass sie unseren Sinne schmeicheln, namentlich unseren Ordnungssinn und den Sinn nach Symmetrie? Denn die meisten Hochbeete scheinen dem Geometrie-Unterricht entsprungen und sind meist dreieckig, quadratisch oder rechteckig. Manchmal auch rund.

In jedem Fall sind sie praktisch, denn man kann damit auf kontaminiertem oder versiegeltem Boden prima gärtnern. Oder einfach nur die Wühlmaus klein halten, die sich die Radieschen mit einem gut verbarrikadierten Hochbeet noch nicht einmal von unten angucken kann.

Diese Vorteile haben sich überall auf der Welt herumgesprochen. In diesem kleinen Gemüse- und Blumengarten in Vancouver haben die rechteckigen Beete noch einen anderen Nutzen: Mit ihnen lassen sich Grenzen ziehen, denn jeder der Gärtner in diesem Gemeinschaftsprojekt bekommt eine eigene Fläche zugewiesen, aus der die Pflanzen nicht einfach in die Nachbarparzelle rübermachen können. So erntet niemand aus Versehen fremdes Gemüse und auch das Unkraut schafft den Sprung nur schwer von einem Kasten in den nächsten.






Wie mit Hausnummern sind die Kästen durchnummeriert:



Manch einer pflanzt weniger Gemüse, sondern möchte eher Blumen, die das Herz erfreuen, oder lässt Flaggen flattern.






Andere denken auch an die Insekten mit einer Schautafel und einer selbstgebauten Tränke, die sicher auch für Vögel geeignet ist:


Auch Kreatives kann man sehen, wie diesen sehr akkurat aus Zweigen und Schnur gebastelten Korb:



In einem anderen Gemeinschaftsprojekt wachsen Blumen und Gemüse, beide werden mit Rasenschnitt gemulcht, denn in Vancouver kann es im Sommer sehr trocken werden:



Hier sind die Beete mit Zäunchen abgesteckt:




Zum Schluss der Reise, als wir wieder zum Ausgangspunkt Vancouver zurückkehren mussten, habe ich noch den Burquitlam Community Garden entdeckt, der an einer ruhigen Straßenecke gelegen ist und nette Pergolen mit Glyzine und Kiwi hat. Hochbeete gibt es natürlich auch, getrennt durch sehr akkurate Kieswege. Das Prinzip der durchnummerierten Kästen findet hier ebenso Anwendung.







Panaschierter Giersch sieht hier großartig und dekorativ aus und kontrastiert mit den i-Pünktchen des Schnittlauchs.



Dieser Garten ist einfach liebevoll gestaltet. In den Hochbeeten sind fast nur Gemüse und Kräuter, aber die Blumen haben sich einfach durch den rustikalen Holzzaun gemogelt oder dürfen im Eingangsbereich die Besucher begrüßen.




Raritäten wachsen hier auch - die Etagenzwiebel, die lebendgebärend ist und immer aussieht, als würde sie Fühler haben:


An die Wildbienen wird hier ebenso gedacht - die rechteckige Beetform spiegelt sich auch in der Nisthilfe wieder. Die Tiere sind da flexibel.



Und was lernen wir jetzt aus diesen Überseekisten? Zum einen ist interessant, dass nicht nur die Beetformen überall auf der Welt gleich sind, auch die Pflanzen sind denen in Europa sehr ähnlich. Wir Gärtner wollen eben alle das gleiche: Blumen, Gemüse, Insekten und vielleicht noch ein bisschen Symmetrie. Und warum gibt es solche Gemeinschaftsgärten nicht auch in Deutschland öfter? Nirgendwo bin ich so oft darüber gestolpert wie in Vancouver. Da könnten wir uns mal ein Beispiel dran nehmen, denn so macht das Gärtnern viel mehr Spaß und ist auch für Menschen erreichbar, die keine eigene Fläche zur Verfügung haben. Und günstig ist es auch!

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Bei der Verlosung des Buches Gardengirls hat gewonnen: Marita, Kleiner Staudengarten. Viel Spaß beim Lesen!