Wie kann man nur einerseits so zimperlich und andererseits so waghalsig sein? Ich wieder - wollte nach jahrelangem Herumgeeiere doch endlich mal die Bauernhortensie rausmachen, weil sie soviel Platz wegnimmt, nach strengen Wintern nicht blüht und in handelsüblichen Sommern immer vertrocknet. Außerdem wird sie von Insekten kaum angenommen, man kann nicht gut drin brüten und auch Früchte bekommen die Vögel nicht.
Ein weiteres Argument war der selbst ausgesäte Blasenstrauch in Warteschleife, dem ich keinen zweiten Winter im Topf zumuten konnte, der sah sowieso so schwindsüchtig aus. Und das Gehölz wiederum ist bei Blattschneiderbienen sehr beliebt und sie bei mir.
Also ran an den Spaten und mich vor der armen Hortensie aufgebaut. Ich musste tief Luft holen, sonst hätte ich den ersten Todesstoß nicht anbringen können. Ich befördere nicht unbedingt gerne eine Pflanze in die ewigen Kompostgründe, sofern es sich nicht gerade um Giersch handelt. Fast wäre ich unverrichteter Dinge wieder ins Haus gegangen, so zimperlich bin ich nämlich. Um mich warm zu machen, habe ich erst noch schnell die Rosenzweige aus dem Luftraum geschnitten, damit sie mir beim Graben nicht ins Gesicht schlagen können.
Nun kam der große Moment des Angriffs - auf sie mit Gebrüll! Zunächst stand es jedoch 1:0 für die Hortensie, der Spaten richtete nämlich lächerlich wenig aus an ihrem 15 Jahre alten Wurzelgeflecht. Aber wenn ich erst mal angefangen habe, bin ich wie eine Bulldogge. Jetzt erst recht, das wäre doch gelacht!
Beim Hauen und Stechen mit dem Spatenblatt ging es dann auch bis aufs Blut - die Rose hinter mir war irgendwie immer zur Stelle, wenn es darum ging, mir unvermittelt eins zu verpassen - die hat sich als große Beschützerin der Hortensie aufgespielt. Als ich mir beim Hebeln fast die Pulsadern an einem Rosenstachel aufgeschnitten hätte und der Spatenstiel aus heiterem Himmel einen großen Blutfleck zeigte, kam mir die plötzliche Einsicht, dass Handschuhe genau für solche Zwecke erfunden wurden. Zu spät, jetzt konnten es kaum noch mehr Kratzer werden.
Ein letztes Mal geruckelt und ich hatte die Hortensie in der Hand. Mittlerweile sah meine Frisur aus wie nach Wochen in der Wildnis und meine Kleidung konnte demnächst kollektiv in die Wäsche.
Egal, jetzt war kein Platz für Eitelkeiten - also noch schnell das Astwerk zerkleinert und schleunigst aus den Augen und aus dem Sinn geschafft, um der Reue zuvorzukommen. Dann konnte endlich feierlich der Blasenstrauch gepflanzt werden, ganz unblutig zur Abwechslung. Und wehe, der Kerl weiß meinen körperlichen Einsatz nicht zu schätzen, dann sind wir geschiedene Leute, soviel steht mal fest!
Ich hoffe, dass er irgendwann in ferner Zukunft einmal so aussehen wird:
(Die Durchwachsene Silphie - ein Bild weiter oben rechts - steht jetzt übrigens leichtsinnigerweise neben dem Blasenstrauch - mal schauen, wie sich das auswächst....)
Ich hoffe, dass er irgendwann in ferner Zukunft einmal so aussehen wird:
(Die Durchwachsene Silphie - ein Bild weiter oben rechts - steht jetzt übrigens leichtsinnigerweise neben dem Blasenstrauch - mal schauen, wie sich das auswächst....)