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Samstag, 6. November 2021

Die Schluckspechte

Jedes Jahr habe ich rumgemault, dass die Vögel es wieder nicht schaffen, meinen Zierapfel 'Golden Hornet' leer zu futtern, was dazu führt, dass im Frühjahr neben bezaubernden Blüten scheußlich braun verschrumpelte Fruchtmumien hängen, die nicht loslassen können und ewig der Schwerkraft trotzen.

 


 

Dieses Jahr aber scheint es, als hätte der Baum seinen Endgegner gefunden: Plötzlich hat eine graue Naturgewalt, die Ringeltaube, Gefallen an den Früchten gefunden. Das Gute an Ringeltauben - im Gegensatz zu Amseln, die selbst den Spatzen keinen Sitzplatz im Baum gönnen - ist, dass sie überhaupt nicht futterneidisch sind. Stoisch ertragen sie die Nähe ihrer Artgenossen, sitzen manchmal dicht nebeneinander und schlucken einen Zierapfel nach dem anderen.

 






 

Genau, wirklich wahr, sie schlucken sie einfach so mit Stumpf und Stiel. Das klappt nicht immer, manche Frucht fällt der Taube aus dem Schnabel, aber meistens geht es nach viel Hängen und Würgen doch gut. Der Vogel zupft erst einmal unter Aufbietung seiner ganzen Kraft einen Zierapfel ab, anschließend wird er so im Schnabel gedreht, dass der Stiel von der Taube weg zeigt. Ganz schön clever, oder? Man könnte meinen, die Tiere haben jahrelange Erfahrung mit dem Verzehr grätenreicher Fischmahlzeiten.

 

 


 

 

Doch so richtig gesund sieht das oft nicht aus, eher nach Tierquälerei. Aber das müssen die Tauben ja selber wissen...

Liegt der Apfel endlich passend im Schnabel, beginnt die nächste Herausforderung, wie sie nur eine Ringeltaube annehmen kann: Das Ding will durch den Hals, Maulsperre inklusive. Und so würgt und keucht die Taube lautlos, bis die Frucht endlich in ihren Magen plumpst. Zum Glück musste ich noch keine erstickende Taube aus dem Baum retten, es scheint immer gut zu gehen.

 


 

Und schon wendet man sich der nächsten Beute zu. Zu fünft sitzen die grauen Riesen also wie die Geier im Baum und verschlingen einen gelben oder schon braunen Zierapfel nach dem anderen. Ein Magen wie eine Schrottpresse.


Macht das bloß nicht zuhause nach und versucht, einen ausgewachsenen 'Golden Delicious' im Ganzen zu schlucken, das können nur Ringeltauben mit 'Golden Hornet'!

Wir werden sehen, ob im Frühjahr der Baum endlich mal so kahl dasteht, wie es sein soll: Ohne Fruchtmumien.

Samstag, 1. Februar 2020

Wenn der Gärtner aus dem Haus ist...

..tanzen die Mäuse auf dem Tisch. Oder besser gesagt: Auf der Terrasse um den Tisch herum, und auch nicht nur die Mäuse, denn neuerdings ist ein kapitales Pelztier mit Wuschelschwanz hinzugekommen. Dieses elegante Raubtier ist ja alles andere als beliebt, weil es gern auf Dachböden einzieht und in Folge dessen keiner mehr ein Auge zu kriegt, und außerdem als kleiner Klimaaktivist Autos stilllegt, ob Schummeldiesel oder nicht. Die Rede ist vom Steinmarder, und ich bin immer ganz entzückt, wenn ich ihn beim Auswerten der Daten von der Wildkamera auf den Bildern finde. Weniger entzückt bin ich, wenn er Pfotenabdrücke auf dem Auto hinterlässt, aber bisher hat er wenigstens die Kabel in Ruhe gelassen.





Meistens liefert die Kamera in der Nacht nur mäßige Fahndungsfotos, aber trotzdem bekommt man einen guten Eindruck davon, was nachts so los ist, wenn man nicht hinguckt. Immerhin muss man sich nicht selbst auf die Lauer legen, sondern kann den Fotoautomaten seine Arbeit machen lassen, während man im Bett liegt.

Der Marder hält jedenfalls recht wenig von dem kleinen Kasten, der immer rot leuchtet, wenn man sich ihm nähert, und agierte erst ziemlich vorsichtig. Mittlerweile scheint er sich daran gewöhnt zu haben, denn plötzlich sieht man zusätzlich zu einem Mardergesicht immer öfter einen Wuschelschwanz im Bild, der eindeutig nicht zum selben Tier gehört, denn kein Marder ist 5 Meter lang.



Meistens ist das Pelztier nur kurz auf der Terrasse unterwegs, um von A nah B zu kommen, und scheint sich nicht lange dort aufzuhalten. Manchmal kommt er aber auch von links aus dem Garten und versucht, sich an der bösen Kamera vorbei zu schleichen.




Auf manchen Bildern hat er etwas mehr Zeit und scheint sogar irgendwas zu kauen, nur was?



Oft herrscht auf den Fotos aber einfach nur hektische Betriebsamkeit und man kann schon froh sein, wenn das Foto überhaupt scharf wird. Bei diesem muss man schon zweimal hinschauen, um zu erkennen, wo vorne und hinten ist. Könnte auch ein flüchtender Ameisenbär sein.



Natürlich sind nachts nicht nur Marder unterwegs, auch Mäuse huschen über die Terrasse und versuchen, Reste vom Vogelfutter zu finden. Der Marder versucht seinerseits vielleicht, Mäuse zu finden.





Und was ist tagsüber so los? Das am meisten fotografierte Tier ist im Hellen die Heckenbraunelle, gefolgt von Amsel, Spatz, Ringeltaube, Buchfink und Rotkehlchen. Sie alle hoffen auf verlorenes Vogelfutter am Boden.




Auch die Rötelmaus ist oft dabei zum Resteessen.




Hier ein sehr seltenes Bild: Ein unscharfes Eichhörnchen. An Seltenheit wird dieses Foto nur noch von einem scharfen Eichhörnchenbild übertroffen.



Hier ein Infrarotkehlchen (vorne links, ganz unerschrocken direkt vor der Kamera):


An diesen Fotos sieht man leider auch den desolaten Zustand der Terrasse, auf die die Vögel scheißen, wenn sie in den Ästen darüber zum Kerneknacken sitzen. Da muss im Frühjahr wieder der Schrubber ran... Aber bis dahin kann ich mich zurücklehnen und die Kamera auswerten, die für mich bei jedem Wetter die Arbeit macht..

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Mit der Post kam letzte Woche noch Das Servus-Gartenbuch - Schritt für Schritt durchs heimische Gartenjahr ins Haus, zusammen mit Saatgut und einer Apfelstrudel-Gewürzmischung.




Mit dickem Einband, dickem Papier und schönen Bildern möchte es Einsteigern Lust aufs Gärtnern machen. Durch alle Jahreszeiten werden die wichtigsten Themen behandelt, wie Blumenzwiebeln, Rosen, Kräuter, Blumen, Kompost, Regenwasser sammeln oder Bäume mit guter Herbstfärbung, aber auch das Thema Naturgarten kommt nicht zu kurz. Überhaupt steht der Biogarten in jedem Kapitel im Vordergrund, was erfreulich ist. Nur das Foto auf Seite 162 passt nicht ganz zum stilvollen Rest, denn hier wird gezeigt, wie man einen Kirschlorbeer pflanzt.

Bei der Lektüre lernt man viele österreichische Begriffe kennen, wie Paradeiser für Tomaten, Dirndlstrauch für die Kornelkirsche, aber auch weniger bekannte, zum Beispiel Froschgoscherl für das Löwenmäulchen oder Herzerlstock für das Tränende Herz. Auch sollte man Lust haben, antike Sagen zu den näher vorgestellten Pflanzen, etwa Narzissen, zu erfahren.



Am Schluss wird noch mit ein paar Gartenirrtümern aufgeräumt - der Maulwurf ist nämlich kein Schädling und auch das Staudenbeet muss im Herbst nicht "winterfest" gemacht werden, um nur ein paar zu nennen.

Die Aufmachung des Buches ist jedenfalls gelungen, gewünscht hätte ich mir noch ein Literaturverzeichnis zum Vertiefen der behandelten Themen.

Samstag, 22. November 2014

Die Vögel

Dieses Jahr sind die Vögel in meinem Garten komisch. So früh wie sonst nie sind die Hagebutten von Rosa multiflora komplett weg-schnabuliert worden. Sogar der aus Versehen abgeschnittenen Ast, der als Deko auf der Terrasse endete, ist nun seines Schmuckwerts einigermaßen beraubt. Auch die Zieräpfel vom 'Golden Hornet', den sie sonst äußerst widerwillig erst nach kapitalem Frost in Angriff nehmen, werden dieses Mal schon seit Oktober kollektiv bearbeitet. Bis zu fünf Amseln gleichzeitig, je nach Sozialneid, hocken im Baum und picken sich gegenseitig die Früchte weg. Der Vogel mit dem goldenen Schnabel frisst die goldenen Äpfelchen, so soll es sein.


Das Brutgeschäft wurde im Sommer ähnlich ambitioniert unter Amsel-Fittiche genommen: Mein winziger Stadtgarten hatte dieses Jahr gleich zwei Nester gleichzeitig - eins hinten im Wald-Geißblatt, das andere gegenüber auf der anderen Gartengrenze in der Rosa multiflora. Die bei soviel Nähe unvermeidlichen Hahnenkämpfe fanden daher bevorzugt mitten im Garten statt, wo ordentlich Federn gelassen wurden.

Dass die Aufzucht von Jungvögeln nichts für Zartbesaitete ist, konnte ich vor wenigen Wochen feststellen. An einem schönen Oktobermorgen gab es plötzlich einen ohrenbetäubenden Knall, dicht gefolgt von ordentlich Geschepper. Instinktiv habe ich zuerst im Badezimmer nachgeschaut, wo ich die Fensterbank seltsam leer vorfand. Kein Wunder, Blumentöpfe und eine der zur Deko umgerüsteten Grappaflaschen lagen ja auch alle in einem wilden Haufen in der Badewanne. Mein heißgeliebter Crassula 'Hottentott' hatte sich bei seinem unfreiwilligen Purzelbaum sämtliche oberen Triebe abgebrochen und somit viel von seinem Rasta-Locken-Charme eingebüßt.

Nachdem ich die Bescherung beseitigt hatte, fiel mir beim Blick nach oben erst der riesige Fettfleck in Taubenform an der Scheibe auf. Und richtig - auf dem Dach unterhalb vom Fenster hockte eine gerade flügge gewordene Ringeltaube und sah ziemlich angeschlagen aus. Um das Tier nicht noch weiter zu strapazieren, habe ich auf das Anfertigen von Bilddokumenten, und seien sie noch so diskret, verzichtet. Zum Glück erholte sich der Pechvogel und wurde zum zweiten Mal flügge, denn der Spatz in der Hand ist in jedem Fall besser als eine tote Taube auf dem Dach.

Bei dem Sturz vom Fensterbrett war auch der Verschluss der Grappa-Flasche zerbrochen - der Korkanteil war vom Holzstöpsel getrennt worden. Toll, dachte ich, dann schneid ich den Rest auch noch ab und nehm das Ding als Pflanzenstecker. Einfach einen Holzstab in den Kork gerammt und das Holz oben beschriftet - fertig.

So sieht das dann aus:

Dank der Kamikaze-Taube habe ich endlich eine sinnvolle Verwendung für die vielen gesammelten Korken mit Holzdeckel. Danach bin ich erst einmal Fensterputzen gegangen.

Und so bin ich jetzt für's Erste bedient und brauche keine weiteren gefiederten Selbstmordversuche an der Fensterscheibe. Dann schau ich lieber den Amseln beim fachgerechten Zerlegen der Zieräpfel zu...
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Zur Erinnerung: Fotowettbewerb bis 6.12.