Immer mehr Menschen leben in Städten. Trotzdem oder gerade deswegen steigt das Bedürfnis nach ländlicher Lebensart - die Explosion der Zeitschriften zum Thema Landleben spricht Bände.
Aber wie ist es wirklich auf dem Land? Ist es die pure Idylle oder doch eher harte Arbeit? Schaffen es die Landfrauen trotz Ertragssteigerung noch, einen richtigen Bauerngarten mit bunten Blumen und Gemüse für den Eigenbedarf zu betreuen?
Dieser Frage ist Britta Freith nachgegangen und hat 13 Landfrauen landauf, landab, von Nord nach Süd in Deutschland, Österreich und der Schweiz besucht. Herausgekommen ist das Buch "Hinterm Stall die Blumen - Landfrauen und ihre Gärten".
Das Bild, das sie von den Höfen zeigt, ist kein geschöntes. Dort kann es Silomais und Hochleistungsmilchvieh geben. Die harte Arbeit wird ebenso wenig verschwiegen und man bewundert die Frauen, die trotzdem noch Zeit finden, einen schönen Garten zu betreuen. Und auch da ist nicht alles in Butter - es gilt Schneckenplagen und wurmige Möhren zu bekämpfen, Fruchtfolgen zu erarbeiten und den Gestank von Brennnesseljauche zu ertragen.
Der Garten ist zwar das große Thema des Buches, aber man erfährt ebenso ausführlich, wie der Alltag der Frauen aussieht und worauf sich der jeweilige Hof spezialisiert hat. Das ist spannend zu lesen, vor allem, da ein breites Feld von Milchviehhaltung bis hin zum Anbau von Biokräutern beackert wird. Es werden Haus- und Hoftiere vorgestellt, darunter auch solche, die sich nicht vermarkten lassen, wie Katzen. Kurz: Ein reines Gartenbuch sollte man nicht erwarten.
Jedes Kapitel bietet zudem einen Tipp der Frauen zum Selbermachen - Rezepte sind ebenso dabei wie die Anleitung zu einer selbstgenähten Schürze für die Beerenernte.
Die Fotos wirken oft sehr intim, wie Schnappschüsse. Manchmal hätte ich eine größere Brennweite oder Blende gewählt, um störende Elemente im Vorder- oder Hintergrund zum Verschwinden zu bringen. Das Bild auf der Doppelseite 24/25 ist zu stark heraus vergrößert worden, was schade ist, weil das Motiv eine besonders schöne Gartenansicht zeigt. Alles in allem sind die Fotos aber gelungen und tragen zum realistischen Bild vom Landleben bei - mal ist ein Misthaufen am Rande zu sehen, mal wird Wäsche aufgehängt, mal versteckt sich irgendwo eine kreative, aus Resten selbst gemachte Gartendeko.
Nach dem Lesen des Buches bleibt grenzenlose Bewunderung für die vorgestellten Landfrauen zurück - nie wieder werde ich über Muskelkater klagen nach dem Kompostumsetzen, schließlich muss ich anschließend nicht auch noch den Stall ausmisten.
Ein interessantes Buch über das Thema Landleben, das sich durch seine Realitätsnähe wohltuend von anderen Publikationen abhebt.