So wie er mit einfachsten Mitteln Teller füllt, schafft sie aus dem Nichts - und mit geringen Kosten oder bei wenig Platz - grüne Paradiese.
Die Rede ist von Alys Fowler - deren Motto ist: Garten ist, was du tust, nicht etwas, das du kaufst.
Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Auch mir geht es so: Pflanzen, die ich selbst heranziehe, machen mich selbstverständlich stolzer als gekaufte. Einmal, weil es Geld spart, aber noch viel mehr, weil es wie ein Wunder ist, wenn aus einem scheinbar toten Winterast in Wasser und der warmen Stube Wurzeln wachsen und schließlich die ersten Blätter.
Über ihre Philosophie des sparsamen Gärtnerns hat sie ein Buch geschrieben, dessen deutscher Titel "Alys im Gartenland" leider eher an ein Märchenbuch erinnert. Der Originaltitel ist da treffender: "The thrifty gardener" - der sparsame Gärtner.
Darin beschreibt sie viele Tipps und Tricks rund ums Gärtnern mit wenig Geld - von der Pflanzenvermehrung über Kompostherstellung bis hin zu selbstgebauten oder zweckentfremdeten Pflanzkästen und Wurmkisten.
Für ihre solchermaßen hergestellten Werke Marke Eigenbau geht sie aber nicht einfach in den Baumarkt - das wäre zu einfach - sondern sucht Müllcontainer (will sagen: diese offenen Kippen, nicht die stinkende Allerweltsvariante mit Deckel!) und Sperrnüllplätze ab, die in ihrem Stadtteil ständig vor alten Häusern herumstehen, weil immer irgendwo renoviert wird. Wie praktisch.
Gerade in Villenvierteln mit vielen Altbauten kann man wahre Schätze finden, wenn man sich nur traut, zuzugreifen..
Niemand macht Mülltonnentauchen so salonfähig wie Alys Fowler, die sich auch nicht scheut, selbst im luftigen Sommerkleid auf mit Nägeln bewehrten Latten herumzuklettern (obwohl sie beteuert, das wäre nur für's Foto gewesen!).
Jung und hübsch, wie sie ist, nimmt man ihr alles ab - man findet nichts peinlich und mit ihr zusammen würde man unverzüglich Dachlatten aus dem nächsten Müllcontainer stehlen, wenn, ja, wenn man nicht wie ich zwei linke Hände hätte und zwei linke Füße noch dazu - und damit am Ende zuhause einigermaßen hilflos vor einem Haufen Holz stehen würde.
Ich erinnere mich noch mit Schrecken an den Versuch, einen Nistkastenbausatz zusammenzunageln - am Ende hätten todesmutige Vögel eine Behausung mit integrierter Belüftung gehabt, und das ist noch wohlwollend formuliert - im Klartext zog es darin wie Hechtsuppe, weil nichts so recht aufeinander passen wollte...
Mein Mann redet noch heute davon. Da blieb kein Auge trocken.
Auch das muss man ihr neidlos lassen - Alys weiß, wo der Hammer hängt und wie man damit umgeht.
Da ist sie mir weit voraus.
Nichtsdestotrotz sympathisiere ich sehr mit ihrer Idee, aus Müll wunderschöne Dinge zu erschaffen, die sich im Garten nützlich machen.
Aus Ermangelung eines solchen auch gern auf Treppenabsätzen, Fensterbänken oder Balkonen.
Das alles hat sie in New York gelernt, wo sie sich vom Erfindungsreichtum der Städter anstecken ließ.
Gerade in Großstädten, wo ein Platz an der frischen Luft mitunter so ein unermesslich großer Luxus ist wie ein Tag ohne Verkehrslärm, muss man jeden verfügbaren Platz nutzen und Alys Fowler zeigt, wie man aus dem kleinsten Flecken Pflaster den schönsten Garten macht.
Wenn alle Stricke reißen, auch gern im Zimmer, denn Garten ist in der kleinsten Hütte: Diese gern belächelte Disziplin des Gärtnerns wird von ihr genauso geschätzt wie die Freiluftkultur und sie zeigt mit ansteckender Begeisterung, wie man günstig Zimmerpflanzen vermehrt und heranzieht. Dazu reicht zur Not schon der Griff in den Vorratsschrank, vorausgesetzt, man hat Kichererbsen oder ähnlich dankbares Gemüse da.
Kichererbse zubereitet nach Art Alys Fowler - keimt leicht und wächst rasant
Selbst altmodische und altbekannte Vertreter der Fensterbank-Fraktion wie der Bogenhanf werden bei ihr zu liebenswerten und begehrenswerten Geschöpfen mit allem Glanz und Gloria der alten Zeiten.
Mülltonnentauchen zum Trotz nimmt sie den Leser aber auch mit zum Einkaufen in den Gartenmarkt - und beschreibt hier, wie man Qualität erkennt und bei einem frisch erstandenen Staudentopf die Instant-Pflanzen-Vermehrung anwendet, da oft mehrere Exemplare in einen Topf gequetscht werden, damit der Eindruck einer besonders kräftigen Pflanze entsteht.
Hätte ich diesen Tipp eher gelesen, hätte ich jetzt schon drei stämmige einzelne Kaffeepflanzen statt nur einem dominanten Topfinsassen mit zwei mickrigen Nachbarn.
Frau Fowler singt in ihrem Buch natürlich auch das Loblied auf den Kompost - das kostenlose und selbstgemachte Gold des Gärtners - und wartet gleich mit mehreren Rezepten auf, denn Kompostieren ist wie Kuchenbacken:
Von der großangelegten und natürlich aus Resten selbstgebauten Miete über die Wurmkiste für Küchenabfälle bis hin zum Laubkompost ist alles beschrieben.
Natürlich sind nicht alle Spartipps neu. Dass Kompost etwas Kostbares ist, weiß man eigentlich schon, aber Alys schwärmt davon mit solcher Begeisterung, dass auch die letzten Kompostverweigerer konvertiert werden sollten.
Auch Avokados aus Kernen zu ziehen hat sicher jeder schon einmal versucht - neu ist nur die Empfehlung, wie es noch schneller geht: Im Kompost!
Das alles ist so locker und erfrischend erzählt und hübsch bebildert, dass man trotz aller Ungeschicklichkeit am liebsten gleich selbst zum Hammer greifen und es ihr nachtun möchte.
Aber lieber nicht: Das gibt nur einen blauen Daumen, wo es doch am Ende vor allem auf den grünen ankommt.