Samstag, 27. Juli 2019

BUGA Heilbronn

Ich war schon einmal auf einer Bundesgartenschau. Das war in Düsseldorf, 1987, und ich hatte mit Garten so viel am Hut wie ein Karpfen mit einer Dauerwelle. Also habe ich mich königlich gelangweilt. Doch kaum wartet man ein paar wenige Jahrzehnte und die Sache sieht schon ganz anders aus: Auf die BUGA Heilbronn wollte ich unbedingt, also habe ich die weite Reise in den Süden der Republik auf mich genommen, um mich dort mit Birgitt und Sigrun auf einem netten kleinen Mini-Bloggertreffen zu vergnügen.


Es ging das Gerücht um, dass es dort Holzbienen zu sehen gibt, die durch reichlich Muskatellersalbei in die BUGA mitintegriert sind (eine Besucherin nannte ihn Muskelkatersalbei).

Kurz hinterm Eingang Innenstadt gab es erst einmal Beete mit Fenchel, Kerzen-Knöterich und anderen Stauden zu sehen, die immer wieder aus Metallrohren eingenebelt wurden. Bei der Hitze hätte man sich am liebsten mitten in die Grünanlage gestellt.







Interessante Kombinationen aus Einjährigen gab es zu sehen mit lustigen Perlen, die wie ein Trommelwirbel über den bekannten Pflanzen zu schweben schienen. Dieser kleine Kugelstoßer ist Talinum paniculatum 'Rosy Pearls', unter Freunden auch 'Juwelen von Opar' genannt, um diese Zeit offenbar schon blütenlos, aber das macht nichts.




Kunst gab es auch, wie diese gigantische Installation aus Sicherheitswesten:



Doch halt, was war das? Ein schwarzer Riesenbrummer gab ein kurzes Gastpiel an der Monarde 'Bergamo': Die erste Holzbiene, typisch rasant und rastlos!



Es wurde immer heißer und ein Schaugarten mit Teich wirkte sehr erfrischend. Die riesigen, skulpturhaften mit Nelken bepflanzten Betonkübel heizten sich allerdings sehr auf in der Sonne - dann lieber die Variante in Weiß.






Hier waren die Gärtner gerade mit Jäten beschäftigt und ich konnte wieder nicht an mich halten: Ein rascher Blick in den Eimer, ob nicht etwas zu retten war. Es gab aber nur eine wilde Clematis - und schon war ich erwischt worden und wir haben noch nett mit den Gärtnern geplaudert, inklusive Eidechsenvorführung.



Ein paar Meter weiter noch eine Überraschung: Wollbienen an der Agastache, die eine herrliche Kombination mit Blut-Weiderich einging, darauf muss man erst einmal kommen. Aufgrund der Nähe zum Woll-Ziest wuselten die Wollbienen nur hier an der Agastache herum, weiter entfernt an den gleichen Pflanzen waren sie nicht mehr zu sehen - richtige Diven also.



In einem schattigen Heckenkabinett aus Zitterpappeln entdeckten wir einen Palettengarten.







Daneben durfte ein Garten machen, was er wollte - ganz Günstig Gärtnern! Wilde Möhren, Feinstrahl, Schmetterlingsflieder und andere Vagabunden hatten sich hier spontan zu einer Zusammenkunft der Pioniere eingestellt, um zwischen mäandernden Scherbenwegen und Ziegelsteinobelisken zu wachsen:



Gesitterter ging es im benachbarten Gemüsegarten zu:


Weiter ging es zu einem großen Highlight: Rundum um eine schildkrötenartige Holzkonstruktion waren an einem See Sandbeete angelegt voll mit Königskerzen, Blauraute, Illyrischer Eselsdistel (Onopordum illyricum), Nickender Distel, Echtem Leinkraut (Linaria vulgaris), Akanthus, Limonium, Berkheya purpurea, Spornblume, Silberblatt (Jacobaea maritima) und - hurra - ganz viel Muskatellersalbei! Und tatsächlich waren die Holzbienen nie weit, ignorierten alle anderen Pflanzen bis auf ihren geliebten Salbei - sehr konservativ, die Damen.





Blauraute, Silberblatt, Spornblume und Eukalyptus


Illyische Eselsdistel





Das Highlight war ganz am anderen Ende der Gartenschau die Anlage des Naturgarten e.V. mit einer doppelhäuptigen, also bepflanzbaren Trockenmauer (ganz passend mit Kopfginster oben drauf), Insektennisthilfen und noch mehr Sandbeeten.










In diesem fantastischen Naturgarten ist nicht nur der Stahlblaue Grillenjäger (Isodontia mexicana) zuhause, der in Totholz Heuschrecken für seine Larven deponiert und dabei Grashalme als Nestverschluss sammelt, sondern auch Grabwespen der Gattung Pemphredon, die sich Löcher in die markhaltigen Pfanzenstängel genagt haben - es lohnt sich also auf jeden Fall, welche anzubieten!




Und auch hier bei den naturnahen Gärten wuchs Muskateller-Salbei, also konnte ich zum Abschluss noch eine Portion schöne Brummer-Erlebnisse mit ins holzbienenlose Bielefeld nehmen - es war trotz der Hitze ein wunderschöner Tag, die BUGA ist auf jeden Fall sehr zu empfehlen!


Samstag, 20. Juli 2019

Birnengurken

Was ist grün und sieht aus wie ein etwas schräg wachsender Minikaktus? Das ist natürlich eine Gurke im blutjungen Alter. Und damit sie über das stachlige, dünne Stadium mit der wunderschönen gelben Trichterblüte hinauskommt, muss sie bestäubt werden, sonst möchte man dieses eher an einen haarigen Zahnstocher erinnernde grüne Ding nicht essen.


Dieses Jahr bin ich nämlich unter die Gurkenanbauer gegangen und möchte von meinen Erlebnissen mit der rankenden Pfanze berichten. Es fing alles an mit ein paar Saatkörnern, gurkentypisch groß und spitz zulaufend. Die habe ich im April auf der Fensterbank herangezogen, bis sie im Juni groß genug für einen Topf auf der Terrasse waren. Von 4 Samenkörnen hatte ich am Ende nur zwei Pflanzen. Weil Gurken wie Kürbisse auch männliche und weibliche Blüten haben, sollte man zur Sicherheit mindestens ein Pärchen haben, damit es mit der Bestäubung überhaupt klappt, denn selbstfruchtbar sind die leider nicht. Es herrscht grundsätzlich ein Frauenüberschuss, Männchen sind selten.



Weibchen

Männchen

Meine Gurkenpflanzen gehören der Sorte 'Gambit' an und sind robust und mehltauresistent. Sie brauchen viel Sonne und viel Wasser, außerdem möchten sie mit ihren telefonschnurartigen Ranken, die sehr lang und zupackend werden können, irgendwas haben, wo sie sich dran festhalten können.

Obwohl Rankstäbe in der Nähe sind, haben sich meine Schlingel am liebsten die Tomatenapflanze nebenan gekrallt.




Als Verdunstungsschutz habe ich die Blumenerde mit Asthäckseln und Grasschnitt gemulcht, was der Pflanze ganz offenbar nicht schlecht bekommt. Sonne gibt es nicht viel, da wir als Hitzeschutz noch ein Sonnensegel über die Terrasse und damit auch über die Gurken und Tomaten gehängt haben. Doch auch das scheint die Gurke nicht aus dem Konzept zu bringen. Und noch etwas ist ein bisschen unkonventionell, denn wer will schon einen koventionellen Gurkenanbau: Die Blumenerde in dem großen Topf ist noch vom letzten Jahr und hatte da schon Tomatenpflanzen intus. Da aber über den Winter Vergissmeinnicht und Winter-Portulak in der alten Erde abgingen wie Schmitz Katze, habe ich es nicht übers Herz gebracht, die Erde auszutauschen.



Jedenfalls blühen die Gurkenpflanzen und nun muss man die Blüten auch besser mal bestäubt bekommen. Bei zwei Pflanzen sind es immer zuwenige und es sind oft nicht alle Geschlechter gleichzeitig am Start, obwohl es schließlich nur zwei gibt. Bei so wenigen Blüten kann man sich auf eine Bestäubung durch Insekten nicht unbedingt verlassen, also habe ich die männlichen Blüten abgezupft, die Blütenblätter abgerissen und mit den verbliebenen Pollenträgern die weiblichen Blüten betupft.


Hat so leidlich geklappt, die Früchte sind zumindest größer geworden und die Pflanze hat sie nicht als sinnlos abgetan und auf den Boden geworfen.

Leider sehen die Gürkchen aber aus wie Birnen.


Dieses ungleichmäßige Wachstum kommt daher, dass die Blüte nicht gleichmäßig bestäubt wurde. Man kann das eben nicht so gut und professionell wie die Bienen. Noch ein guter Grund mehr, gut auf die Insekten aufzupassen....

Schmecken tun aber auch diese Birnengurken - und konventionell sollte es ja schließlich auch nicht sein.