Kennt ihr diese Gartenbilder, wo die Wintersonne zwar nicht warm aber doch herzerwärmend durch die Bäume scheint und den Gräserhorsten und Staudenstängeln diese gewisse Atmosphäre verpasst, wegen der wir alles Verblühte bis ins Frühjahr stehen lassen? Vielleicht kennt ihr diese Bilder nicht nur, ihr macht sie sogar selbst.
Ich mache diese Bilder nicht, denn so etwas ist den Großgrundbesitzern und Landgärten vorbehalten. Oder Gärten mit Aussicht – jeder Balkon hat hier Heimvorteil. Zwar versuche ich auch ganz angestrengt, diese Winteratmosphäre zu erschaffen mit besonders dekorativen Stauden, Farnen und Gräsern, aber im Großstadtgarten, der von allen Seiten umzingelt ist, ist das schon schwierig.
Gut, dass es Zieräpfel gibt, aber selbst die sind mehr schlecht als recht, nämlich meistens schon braun:
Ich hatte auch ganz euphorisch mal ein Gras in den Garten gepflanzt, weil Gräser ja
ab Herbst und den ganzen Winter über eine wahnsinnige Atmosphäre vermitteln sollen, Stichwort Tautropfen und Eiskristalle.
Namentlich handelt es sich dabei um Calamagrostis x acutiflora
'Overdam'. Stelle sich aber heraus, dass es 'Overdam' zu schattig ist.
Das zeigt es mit beleidigt abknickenden Blütenstielen. Der Winteraspekt
sieht daher aus, als hätte ich dem guten Gras eins mit der Harke übergezogen. Daher
muss ich ihm sagen: Ich habe leider kein Foto für dich, zumindest keins mit Frost.
Dann kommt noch hinzu: Es friert in der Stadt einfach auch weniger stark und weniger oft als auf dem platten Land. Das kann ein Vorteil sein bei empfindlichen Pflanzen, ist aber ein Nachteil bei atemberaubenden Frostfotos. Zum anderen kriegt die Sonne um diese Jahreszeit kaum ihren Hintern hoch, kriecht mühsam gerade über den Horizont und die meisten Strahlen werden von den umliegenden Gehölzen oder Bäumen abgefangen. Da ist selbst die kapitale Konifere im benachbarten Garten kein Hindernis mehr, denn die Dezembersonne geht schon unter, bevor sie diesen immergrünen Lichtschlucker auch nur ansatzweise erreicht hätte.
Richtig schöne Winterbilder entstehen bei Gegenlicht und mit einigem Abstand zu den Pflanzen – Weitsicht ist hier in jeder Hinsicht wichtig. Daher bleibt es bei mir dann bei Makrofotos oder anderen Pflanzendetails und ich muss für jedes bisschen Winterlicht dankbar sein im Reihenhausgarten.
"Spot on" also für das Herzgespann, das es nicht lassen kann. Es blüht auch im Dezember noch, der Winter war bisher eindeutig zu mild.
Der Fingerhut immerhin hält die Füße still und wartet geduldig auf den Frühling:
Das Russel-Brandkraut ist im Winter eine große Show und wird gern von Sumpfmeisen besucht, die die Samen herauspicken:
Die Stinkende Nieswurz und der Alant sind gegensätzlich, die eine immergrün, der andere in Winterpause:
Rot ist immer gut - Hagebutten im Frost zur Ehrenrettung der Winterstimmung in meinem Garten:
Die Wilde Karde mit ihren Bürstenköpfen ist durchgefroren besonders adrett:
Der Wasserdost ist immer noch schön fluffig:
Gilb-Weiderich und Mädesüß, letzteres wird auch mal von Gimpeln gefuttert:
Die Weiße Waldaster ist ganz besonders plüschig um diese Zeit:
Zum Glück lassen wir die Samenstände aber nicht nur für uns stehen, sondern hauptsächlich für die Vögel. Und die interessiert es nicht, ob sie beim Futtern die Sonnenstrahlen sehen.