Samstag, 29. April 2023

Stauden tauschen wie die Profis

Es war wieder Staudenbörse im Botanischen Garten Gütersloh. Das ist das Günstig-Gärtnern-Highlight des Jahres und darf auf keinen Fall verpasst werden. Denn natürlich bricht es einem das Herz, wenn man überzählige Pflanzen im Komposter schwitzen lässt, bis sie Matsche sind. Sie in guten Händen zu wissen ist doch gleich ein viel besseres Gefühl. Vor allem, wenn man fremde Stauden im Tausch bekommt. Es gibt aber sogar Gehölze in Gütersloh, man könnte sich also die gesamte Erstaustattung eines Gartens ertauschen.


Wenn man keine Tauschwährung dabei hat, kann man spenden. Ist trotzdem günstiger und nachhaltiger als der Baumarkt.


 

Da ich immer mit dem Zug fahre, damit ich es nicht übertreibe mit dem Staudenanschleppen, spende ich natürlich hauptsächlich an diverse Bahnunternehmen und rechne mir anschließend schön, wie kostenlos die Stauden doch waren. Aber da man ja auch immer nette Leute trifft sehe ich es als Eintrittsgeld für ein paar schöne Stunden. Die Stauden sind umsonst, basta!

In diesem Jahr gab es besonders viel zu ertauschen, fand ich. Es spricht sich wohl langsam herum, außerdem war es trocken und sonnig. Bevor die wurzelnackten Stauden also den Trockentod erleide konnten, waren sie auch schon alle verteilt. Die gehen da weg wie warme Semmeln.








 

Hier ist Vorsicht geboten, seht ihr den blinden Passagier im Gilbweiderich? 


Ich habe einen Herzenswunsch erfüllt bekommen und einen Hirschzungenfarn mitgenommen - den letzten! Und weil die Schnecken die Astern immer niedermachen, habe ich diesmal zu einem größeren Batzen mit viel Erde dran gegriffen. Als Tauschangebot hatte ich Bärlauch dabei, ich habe nämlich mittlerweile mehr als ich essen kann und viel mehr als die Nachbarstauden gutheißen. Beim Ausgraben hatte ich das Gefühl, sie geben mit Hinweise, welcher Bärlauch bitte auch noch mit nach Gütersloh muss. Oder gegessen werden soll.

So wohnt der Bärlauch jetzt auf der anderen Seite vom Teutoburger Wald. So schnell sehe ich ihn wohl nicht wieder.




Samstag, 22. April 2023

Die Sache mit den Bienen

Als Naturgärtner mit dem Ansinnen, die Insekten zu fördern, fragt man sich manchmal, ob man alleine ist auf der Welt. Da wird vertikutiert, bis die (Rasen-)Schwarte gekracht, gedüngt und umgegraben, auf dass alle Wildbienen das Weite suchen und im gemästeten Grün keine Lücken mehr finden. Oder ein lückiger Rasen, der von Sandbienen besiedelt ist, wird knöcheltief mit Holzhackschnitzeln oder gar Schotter zugeschüttet. Da schält sich keine Biene mehr heraus. Auch die einschlägigen Gartenmagazine überbieten sich heuer mit den Tipps für einen makellosen Rasen, Wildbienen sind dabei egal oder lästig. Sie sollen gefälligst hübsch und ordentlich aufgereiht im Baumarkt-Bienenhotel hocken - dafür hängt man es schließlich an den Stabgitterzaun -  aber doch bitte nicht die Gartengestaltung als Ganzes stören! Wo kämen wir denn da hin?

Ist es also gar nicht möglich, Wildbienen auf breiter Front in Gärten zu fördern, weil ein "gepflegter" Rasen bzw. Garten immer Vorrang hat? Oft resigniere ich angesichts leerer, laubfreier Beete mit einzelnen Baumarktpflanzen oder Hochbeeten gefüllt mit Torferde.

Dass es auch anders geht, zeigen mehrere Beispiele aus der Umgebung. In der Nähe steht zum Beispiel ein Imbisswagen, unter dem die trockene, weil überdachte, Erde gerade aussieht wie ein Schweizer Käse. Schön durchlöchert haben Frühlings-Pelzbienen die Fläche und nisten hier in einer summenden Kolonie voller kleiner Pelztiere. Als ich mich auf den Boden geschmissen habe, um sie zu fotografieren, kam auch gleich der Besitzer und hat mir erklärt, dass die Bienen seit Jahren dort nisten und er auf sie aufpasst. Sie kommen hier nicht unter die Räder, auch wenn es so aussieht:





 

Man braucht aber nicht unbedingt einen Imbisswagen und lehmige Erde - die sind als Bienenhotel leider auch nicht als Kombi im Handel erhältlich. Ein Sandarium tut es auch. Solch ein Sandkasten für Bienen wurde in einem Schrebergarten in der Nähe angelegt und er wird gut angenommen.


Gerade sind dort Frühlings-Seidenbienen zu beobachten und man sieht gut, wie tief sie graben, denn der hinausgeförderte Sand hat eine ganz andere Farbe als der obere.


Damit die Fläche nicht als Katzenklo missverstanden wird, sind stachlige Äste darauf drapiert. Es wirkt, allerdings auch gegen lästige Fotografinnen.




 

Ein paar Bilder konnte ich trotzdem machen. Diese Szene sieht zwar nett aus, aber das Weibchen war längst tot, als das Männchen sein Glück versuchte...



Auch Furchenbienen wohnen hier oder in den Pflasterfugen im Weg. Auch die Brutparasiten wie Wespenbienen und Blutbienen sind nicht weit und laufen ungeniert in die Bienengänge.

Hier die Große Blutbiene:



Die Frühlings-Seidenbienen beschränken sich auch nicht nur auf das Sandarium. Sie nisten auch in den umliegenden Beeten und fallen gleich durch ihre scheunentorgroßen Nistgänge auf. Zur Not verschwinden sie unter den Stauden und man sieht ihr Nest gar nicht. Man sollte in diesem Fall im Frühjahr nicht zu viel jäten, pflanzen oder umgraben, um die Kolonie nicht zu stören.

 



Wenn diese Beispiele nicht wären und man nicht doch immer wieder Gleichgesinnte treffen würde, müsste man wirklich resignieren. Wie macht ihr das? Wie geht ihr mit beratungsresistenen Gartenbesitzern um?



Samstag, 15. April 2023

Der Name ist Programm?

Neulich las ich über eine Sorte des Kleinen Pfeifengrases (Molinia caerulea), die 'Dauerstrahl' genannt wird. Der Autor wies zurecht darauf hin, dass dies eher nach einem urologischen Problem als nach einer schönen Sorte klingt. Stellt euch vor, ihr macht einen Gartenrundgang und zeigt stolz auf 'Dauerstrahl', während die Besucher komisch aus der Wäsche schauen.

Das geht auch mit anderen Pflanzen ganz gut. Schon legendär ist die Rose 'Golden Showers'. Warum, klingt doch erst mal nach einem Wasserfall aus gelben Blüten und ist vermutlich auch so gemeint? Bitte selbst herausfinden, ich möchte es hier nicht erläutern. Im Jahre 1950, als die Sorte gezüchtet wurde, dachte man nicht an solchen Schweinkram.

Während die Grasnelke 'Düsseldorfer Stolz' vielleicht nur die Kölner ärgern wird, wird die Neuengland-Aster 'Dauerblau' überall besonders gern zu Junggesellenabschieden oder Schützenfesten verwendet.


Die Astilbe 'Rotlicht' verschwindet dank des Klimawandels zusehends aus den Gärtnern, war aber an der Reeperbahn nie verbreitet. Im Astilben-Sortiment bei Astilbe japonica werden dann auch endlich die Kölner fündig mit der lokalpatriotischen Sorte 'Köln, es gibt in dieser Gattung aber auch andere Local Heros, wie 'Bonn', 'Bremen', 'Mainz' oder - für Patrioten - 'Deutschland'.

Bekommt man die Bergenien-Sorte 'Dickerchen' geschenkt, sollte man das auf keinen Fall persönlich nehmen. Unverfänglicher ist in jedem Fall 'Goldfisch'. Die blüht auch garantiert nicht gelb.

Im Gegensatz dazu lasen die Chrysanthemen 'Brennpunkt' und 'Brockenfeuer' eher an den Klimawandel denken. Nur 'Havelschwan' erinnert an kühle Sommer, er blüht auch angenehm weiß. Vielleicht schmeckt die Sorte 'Rehauge' ja den wiederkäuenden Gartenbesuchern, ansonsten wäre 'Rotfuchs' zu empfehlen. Hoffentlich riecht sie nicht so. 'Rumpelstilzchen' ist hoffentlich leise und stiehlt keine Sämlinge anderer Stauden.

Wer andere Gartenbesitzer mal ordentlich durchbeleidigen möchte, kann es mit der Silberkerze 'Armleuchter' versuchen.

Angebern, die Gartengästen gern Zungenbrecher um die Ohren hauen, sei der Fingerhut 'Gloxiniaeflora' ans Herz gelegt, unter Freunden 'Gloxi' genannt.


Für einen Heiratsantrag eignet sich die Sonnenröschen-Sorte 'Goldring', wobei dies sicher wortreicher Erläuterungen bedarf. Die Sterndolde 'Ruby Wedding' macht es sicher etwas einfacher.


Die Hostas 'Patriot' und 'Red October' lassen dagegen eher an kriegerische Handlungen mit Raketen denken. Und auch 'El Niño' lässt auf nichts Gutes hoffen, allerdings eher wettermäßig.


Bei den Iris-Sorten findet man appetitanregende Namen, wie 'Buttered Popcorn' (gelb) und 'Gingerbread Man' (violett-gelb), aber auch eher investigative Sorten für Kriminalkomissars-Anwärter, zum Beispiel 'Interpol'. Vielleicht fahndet sie im Garten nach Bestäubern?

Bei den Indianernesseln, bei denen ja mittlerweile ja sogar der deutsche Name verpönt ist, gibt es interessante Sorten, deren Bedeutung man lieber nicht im Garten erleben möchte, wie 'Präriebrand'. 'Gewitterwolke' wird da schon lieber genommen.

Auch bei den Phloxen stößt man auf denkwürdige Auswüchse, meine Lieblinge sind 'Gesetzesauge' und 'Freiamt'. Lustig ist 'Karminvorleger'.



Kennt ihr noch weitere witzige oder kuriose Namen?

Samstag, 8. April 2023

Das Zitronenfalter-Experiment

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Wäre es nicht schön, eine Pflanze mit essbaren Früchten zu finden, die dürrefest ist und auf jedem Boden wächst, der nicht staunass ist? Wäre es nicht noch schöner, wenn diese Pflanze auch Raupenfutter für schöne Schmetterlinge wäre? Die eierlegende Wollmilchsau also? Ich versuche es herauszufinden und hoffe, dass es klappt. Mit den Früchten und den Raupen.

Seit ich las, wie lecker und trockenheitsresistent die Chinesische Dattel (Ziziphus jujuba) oder Jujube wäre, und dass sie zudem Raupenfutterpflanze vom Mehligen Zitronenfalter (Gonepteryx farinosa) ist, war ich hin und weg. Das Gehölz wird zwar immer öfter angeflanzt, doch wer achtet schon auf Raupen? Das wäre ja ein Ding, wenn ich herausfinden würde, dass auch unser Zitronenfalter an den Blättern Gefallen findet, immerhin gehört die Jujube zur Familie der Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae), so wie Faulbaum und Kreuzdorn auch, und daran frisst der Zitronenfalter.

Der lateinische Name Ziziphus klingt zwar etwas nach Sisiphos-Arbeit, aber das ist die Raupensuche ja auch, also sei's drum, her mit dem Strauch!

Manchmal bekommt man Wünsche sehr schnell erfüllt. Wie es der Zufall wollte, bat die Bioland-Baumschule Ackerbaum um eine Kooperation. Ich habe mir Pflanzen aussuchen dürfen. Im riesigen Karton erschienen eine Jujube und eine Strauchmelde (Atriplex halimus) vor meiner Haustür. Dieser Strauch hat salzig schmeckende Blätter und ist ebenfalls dürreresistent.


 

Ich habe sie beide im Null-Euro-Beet eingepflanzt und wegen des Frosts mit dem mitgelieferten Stroh abgedeckt.





 


 

Ich werde berichten, ob Früchte oder Raupen wachsen.

Wenn ihr auch unter die Hobbyforscher gehen wollt oder einfach essbare Pflanzen zum Beispiel für den Waldgarten oder einfach für den Hausgarten ausprobieren wollt, bekommt ihr bis Ende April Rabatt bei Ackerbaum. Den Faulbaum haben die übrigens auch im Sortiment, an den geht der Zitronenfalter ganz sicher.

Sie gaben mir diesen Brief an euch mit:

"Liebe Gartenfreunde, der Frühling steht vor der Tür und mit ihm beginnt auch die Gartensaison. Endlich wieder Zeit, sich um das Grün rund ums Haus zu kümmern und sich an der Natur zu erfreuen. Wie wäre es in diesem Jahr mit etwas ganz Besonderem? Wie wäre es, wenn Ihr Euch Euer eigenes essbares Paradies anlegen und köstliche Früchte aus dem eigenen Garten ernten könntet? Dann haben wir die perfekte Lösung für Euch: ackerbaum, die Nr. 1 Baumschule für essbare Pflanzen. Das einzigartige Sortiment der Baumschule ackerbaum ermöglicht es Euch, Euer eigenes Paradies anzulegen und viele besondere Sorten von Früchten, Nüssen, Beeren und vieles mehr zu entdecken. Um Euch den Einstieg in Euer eigenes essbares Paradies zu erleichtern, bietet ackerbaum Euch jetzt bis Ende April einen tollen Frühlingsrabatt von 10% auf alle Produkte. Also worauf wartet Ihr noch? Schaut Euch um und beginnt noch heute Euren Essbaren Garten anzulegen! 

Hier ist Euer Rabatt-Code: günstiggärtnern10 

Schaut vorbei unter ackerbaum.de.

Herzliche Grüße vom ackerbaum-Team"

Samstag, 1. April 2023

Hinter Gittern: Der Süßdolden-Knast

Rötelmäuse sind furchtbar niedlich, ich beobachte die kleinen Wuseldinger wirklich gern. Aber neulich fragte ich mich, wo denn die neu ausgetriebenen Blätter der Süßdolde plötzlich geblieben sind. Frost gab es keinen, außerdem sollte sie so etwas vertragen können. Aus der Nähe sah man, dass sie abgebissen waren, aber komplett. Da Rötelmäuse sich gern aus allen möglichen Pflanzen einen Salat zubereiten und ich sie an der Stelle öfter beobachten konnte, lag der Verdacht auf der Hand: Das waren die Nager.


Auch an Scillas und Gefingertem Lerchensporn habe ich sie schon beobachtet. Der Mausemagen scheint sehr robust zu sein, wenn sie so etwas vertragen. Den Lerchensporn hier haben sie schon ziemlich abgeräumt, wohingegen Lysimachia ciliata 'Firecracker' keine Begehrlichkeiten zu wecken scheint. Man beachte, dass die Maus dem Lerchensporn wenigstens ein paar Anstandsblätter gelassen hat. Vielleicht möchte auch das Nagetier enkeltauglich gärtnern und den Nachkommen noch einen Lerchensporn für das nächste Jahr sichern.



 

Wo immer eine leckere Pflanze nah an ihrem Mausloch wächst, beißen sie sie ab und nehmen sie mit in den Bau.  Und hinter der Süßdolde ist mein Asthaufen. Das ist natürlich ein prima Versteck, aus dem heraus man agieren kann. Man sieht, ein Asthaufen funktioniert und lockt Tiere an, kann aber dann doch auch mal Probleme machen.

So süß, dass sie die Süßdolde vertilgen dürfen, finde ich die Mäuse dann doch nicht. Myrrhis odorata ist nämlich eine fantastische Pflanze. Ein relativ schattenverträglicher Doldenblütler mit leckeren Samenkapseln, die man im grünen Zustand einfach so knabbern kann. Sie schmecken herrlich nach Anis. Ihre Blätter sind hübsch gezeichnet und sehr groß, sie wirken farnartig.




Und ich wollte sie gern behalten. Also habe ich der Süßdolde einen Knast gebaut. Eine Rolle Kaninchendraht um sie herum gesteckt und die offenen Enden verschlossen. Das sieht jetzt aus wie bei seltenen Arten, bei denen man die letzten Pflanzen einzäunen muss, um sie vor dem Zugriff der Menschen zu schützen. Nur muss ich sie vor Nagezähnen statt Äxten schützen.




Die Maus konnte ich schon mehrfach dabei beobachten, wie sie achtlos an dem Käfig vorbeigelaufen ist. Hoffentlich bleibt das Interesse weiterhin so niedrig wie die Hürde hoch ist.

Bevor die Süßdolde dann am Ende zur Salzsäule erstarrt und dieselbe Form annimmt wie der Käfig, kann ich sie hoffentlich unbesorgt befreien.

Das geht jetzt schon eine ganze Weile gut, ein neues Blatt wächst heran. Drückt mir die Daumen, dass ich auch dieses Jahr wieder leckere Samenkapseln naschen kann.