Zu einer zünftigen Gartensafari braucht man vor allem eines: Geduld und Glockenblumen. Keine Pflanze bringt so viel Glanz und Gloria und illustre Gäste in den Garten wie Campanula. Sie ist so etwas wie die Serengeti unter den Stauden - in naturnahen Gärten wird man ohne große Mühe an keiner anderen Pflanze so viele verschiedene Wildbienen zu sehen bekommen wie an ihr.
Sie alle escheinen zur Glockenblumengala, die pünktlich im Juni feierlich eröffnet wird: Hummeln, Blattschneiderbienen (Megachile), die Zweifarbige Sandbiene (Andrena bicolor), winzige Maskenbienen und nicht zuletzt eine ganz besondere Spezialistin: Die Glockenblumen-Scherenbiene (Osmia rapunculi).
Sie alle escheinen zur Glockenblumengala, die pünktlich im Juni feierlich eröffnet wird: Hummeln, Blattschneiderbienen (Megachile), die Zweifarbige Sandbiene (Andrena bicolor), winzige Maskenbienen und nicht zuletzt eine ganz besondere Spezialistin: Die Glockenblumen-Scherenbiene (Osmia rapunculi).
Bei dieser Art hat das Männchen ganz grüne Augen und hübsche braune Zotteln. Das Weibchen ist sehr dunkel gefärbt, schleppt aber gerne weißen Pollen an der Bauchbürste herum, wodurch es sich gut von Herrn Biene unterscheiden lässt. Beide sind so winzig, dass sie im allgemeinen Hummelgewirbel an den Glockenblumen meist übersehen werden, obwohl gerade die Drohnen sich allergrößte Mühe geben, durch ausgiebiges Machogehabe und Patrouillenflüge um die Blüten herum Aufsehen zu erregen. Die Biene lässt sich sogar erfolgreich in Nisthilfen (Insektenhotels) ansiedeln.
In meinem Garten lieben sie besonders die hohe Breitblättrige Glockenblume (Campanula latifolia). Auf der sind sie zuhause, dort wird gespeist, sich gesonnt, geschlafen und sich gepaart. Die Flugzeit dieser Bienen ist ähnlich kurz wie die Blütezeit der großen Staude, weshalb ich jedes Jahr viel Zeit mit ihnen verbringe, um die quirligen kleinen Insekten an ihrem Lebensmittelpunkt zu porträtieren.
Auch wenn man sich nicht für diese besonderen Gartengäste interessiert, sollte man es trotzdem mit der wunderbaren und sogar heimischen Glockenblume probieren. Bei mir wächst sie im Halbschatten ausgesprochen gut und sät sich von allein reichlich aus. Da sie das auch in meinen Garten hinein getan hat und vom Nachbarn eingewandert ist, kann ich nicht sagen, ob es die Sorte Macrantha ist.
Es gibt einige wichtige Dinge über sie zu wissen, denn Campanula latifolia ist eine echte Staudenpersönlichkeit mit einigen Eigenarten:
- Es gibt sie mit weißen und mit blauen Blüten, wobei die weißen bei den Spezialisten unter den Bienen weit weniger gut ankommen als die blauen. Den Hummeln ist die Farbe egal. Blattläuse mögen die weißen wiederum viel lieber. Man kann also durch die Farbwahl die Klientel unter den Insekten beeinflussen - Bienen oder Blattläuse, das ist eine schwierige Frage. Dummerweise vermehrt mein Garten mit großer Freude lieber die weißen.
- Die jungen Pflanzen sehen aus wie Veilchen, weshalb ich so viele riesige Wald-Glockenblumen im Beet-Vordergrund habe, weil ich die Sämlinge dummerweise für niedrige Bodendecker gehalten habe. Intelligentere Gärtner setzen sie in den Hintergrund, wo die großen Stauden naturgemäß deutlich besser wirken, aber dort komme ich nicht so gut mit der Kamera an die Bienen heran. Denen geht der Standort sowieso völlig am Allerwertesten vorbei, Hauptsache, es wird geblüht.
- Sie neigt dazu, nach der Blüte einzuziehen, anscheinend, wenn der Sommer ihr zu trocken wird, denn sie liebt luftfeuchte Standorte. Das ist kein Grund zur Beunruhigung - im nächsten Jahr ist sie zuverlässig und mit Macht wieder zu Stelle - dank möhrenartig verdickter Wurzeln.
- Ältere Exemplare kann man nur schlecht verpflanzen. Mit ein bisschen Glück klappt es mit viel Verhätschelung und großzügigen Wassergaben - oder besser noch im Herbst. Komischerweise fressen die Schnecken im Frühling umgesetzte Unglücksraben mit sehr großem Appetit, obwohl sie die Pflanzen auf sonnigen Stammplätzen ansonsten weitestgehend in Ruhe lassen. Aber wehe, die unteren Blätter werden durch das Laub anderer Stauden beschattet, dann sind die auch rasend schnell weg gefressen.
- Sie ist nicht selbstreinigend: Die alten Blütenblätter, oder besser -röhren, bleiben einfach hängen und sehen aus wie frisch gewaschene, alte Socken. Aber sie wirken dabei keinesfalls wie schicke Tennissocken, sondern eher wie zerknüllte, blaue Damenstrümpfe mit Laufmaschen. Irgendwann sind sie schließlich verschwunden, vermutlich hatten dann die Schnecken ein Einsehen gehabt.
- Ihre Samenstände öffnen sich nach oben hin wie kleine Salzstreuer. Schüttelt man die Pflanze, kann man ihr zu großer Verbreitung helfen.
- Ihre Blütezeit harmoniert perfekt mit der der Rosen, so dass sich im Juni wunderschöne Bilder ergeben. Die hohe Glockenblume kaschiert praktischerweise auch kahle Rosenbeine.
Also, lasst auch in eurem Garten die Glocken läuten für die große Bienengala im Juni. Die Aussaat aus frischen Samen ist einfach, und wenn ein Exemplar käuflich zu erwerben ist, reicht eines an der Zahl für den Anfang, es werden dann bald mehr. Die Bestäuber werden es euch danken - denn Bienen würden Glockenblumen kaufen!