Wenn mein Garten doch immer so ordentlich aussehen würde wie im Frühjahr! Bis Juni bin ich noch ganz zufrieden mit dem Zustand der Beete, aber danach stürzt der Garten sich ins Chaos. Viel zu viele Stauden wuchern gen Himmel und setzen ihre Ellbogen ein, um Nachbarn zu verdrängen, die ein bisschen Schwäche zeigen. Ich glaube langsam, die wittern sogar meine Zögerlichkeit, die Schere oder gar den Spaten zu benutzen, und legen sich umso mehr ins Zeug, um zarte Pflanzen wirkungsvoll unterzubuttern.
Ab Hochsommer gibt es noch einen weiteren Grund für die Unordnung in meinem Garten, denn er ist dann komplett verwanzt! Mehrere Wanzenarten, allesamt schillernde Persönlichkeiten, leben in meinem Grünzeug und machen sich über die Samenstände an den Stauden her. Das große Krabbeln im kleinen Garten nimmt seinen Lauf!
Wanzen, das sind die Insekten mit dem allerschlimmsten Ruf der Welt, und das nur, weil eine Art ihren Rüssel nicht bei sich behalten kann und Menschen befällt, nämlich die blöde Bettwanze. Wegen ihr ist gleich die ganze Sippschaft in Ungnade gefallen, und das ganz zu Unrecht.
Wanzen, das sind die Insekten mit dem allerschlimmsten Ruf der Welt, und das nur, weil eine Art ihren Rüssel nicht bei sich behalten kann und Menschen befällt, nämlich die blöde Bettwanze. Wegen ihr ist gleich die ganze Sippschaft in Ungnade gefallen, und das ganz zu Unrecht.
Viele Wanzen sind in Wahrheit ausgesprochen hübsche und bunte Sechsbeiner, oft nicht sehr mobil, aber bei genauem Hinsehen omnipräsent im Garten - in meinem in beeindruckender Vielfalt.
Hier ist die Schillerwanze (rechts mit im Bild die Grüne Stinkwanze Palomena prasina in verschiedenen Larvalstadien) bei der Arbeit im Wiesenstorchschnabel zu beobachten - ein illustres Insekt in Hochglanzoptik.
Auch die auffällige Zimtwanze mit der roten Warnweste liebt die Samenstände, aber lieber, wenn diese noch grün sind:
Sehr ähnlich sind die Feuerwanzen, die ich in großen Familienversammlungen im Garten habe, weil ich so viele Moschusmalven kultiviere. Das Bild ganz links ist aber aus dem Park, denn Linden lieben sie auch. Das ist natürlich ein sehr exquisiter Geschmack - und was Linden mit Malven zu tun haben wissen wohl nur die Feuerwanzen, schließlich degustieren sie beide ganz ausführlich und mit Hingabe - manchmal auch mit Vogelstraußpolitik (Bild unten rechts).
Wanzenlarven sind nicht minder hübsch und oft lustig kugelige Dinger, die in kleinen Grüppchen auf den Pflanzen herumlungern.
Schaden richten sie keinen nennenswerten an. Sie saugen an den Staudensamen, aber meist bei den Arten, die sich sowieso reichlich von alleine aussamen, so dass es auf ein paar mehr oder weniger nicht ankommt.
Der größte Nachteil an den Wanzen ist, dass ich es nie über's Herz bringe, die verblühten Storchschnäbel, den Odermennig, den Heilziest, die Malven und den Waldziest abzuschneiden, weil mich die ganze bunte Kinderstube aus ihnen heraus anschaut.
Und da Wanzen nun mal keine Schmetterlinge sind, sieht natürlich wieder keiner, warum mein Garten so wild aussieht. Selbst einer kostenlosen, geführten Tour durch die Wanzenwunderwelt in meinem Grünzug steht der Durchschnittsbesucher eher skeptisch gegenüber.
Aber nun wisst ihr wenigstens, warum Wanzen meinen Garten so lieben - und warum er deshalb nie so aussieht wie in einer Hochglanz-Zeitschrift.