Samstag, 26. Januar 2019

Zapfenstreich

Wie ihr wisst, bin ich sehr für die Verwendung heimischer Pflanzen im Garten. Aber manchmal trifft man eben doch auf Grünzeug aus ganz anderen Regionen der Erde, das irgendein ganz besonderes Talent hat, unsere heimischen Tiere über den Winter oder den Sommer zu bringen.

Solche fremdländischen Vertreter sind die Hemlocktannen (Tsuga), die in Asien und Amerika verbreitet sind. Bis zur Eiszeit waren diese Nadelbäume aber auch in Europa anzutreffen, haben die große Kälte aber lieber mit Aussterben quittiert. Das ist schade, denn in Sachen Vogelfutter haben sie es wirklich faustdick hinter ihren Zapfen.

Jetzt im Januar kann man Hemlocktannen hören, denn in ihnen zwitschert und knabbert es, dass es eine Freude ist.






Hemlocktannen haben äußerst kleine, niedliche Zapfen, die jetzt im Winter der Renner sind bei den Vögeln. Die Fruchtstände erscheinen in großer Zahl an den immergrünen Ästen, sodass sich Stieglitze und Erlenzeisige in Gruppen damit lange beschäftigen können. Tsugas sind aber auch Blaumeisenmagnete.


Während Kohlmeisen lieber Sonnenblumenkerne speisen, hocken sämtliche Blaumeisen aus der näheren Umgebung kopfüber an den Zapfen und ignorieren das Vogelfutter geflissentlich. Wer will auch schon tagein, tagaus immer dasselbe essen?

Das hier ist besagte Vogelfutterstelle direkt neben den Hemlocktannen im botanischen Garten, wo sich Kohl- und Tannenmeise gern bedienen:



Die anderen Vögel turnen derweil lieber in den Tsuga-Wipfeln:



Während Stieglitze und Zeisige ganz manierlich an den Zapfen herumprokeln und sie meistens am Baum lassen, sind die kleinen Blaumeisen deutlich rabiater und haben schon mal den ganzen Zapfen im Schnabel, wenn sie zu sehr an ihm ziehen und zerren - einmal Tsuga-Zapfen to go:

Steht man unter so einem Vogelfutterbaum, regnet es bald Essensreste wie Konfetti, nur nicht so bunt.




Leider hat eine nervöse Ringeltaube im Baum nebenan meine Fotosession bald beendet und verhindert, dass mir am Ende noch die Zehen abfrieren. Die Fresserchen in der Hemlocktanne haben das auffliegende Täubchen wohl für einen Sperber gehalten und sind lieber abgehauen. Das passiert auch den besten Singvögeln mal.

So eine kuschelige Tsuga ist in kalten Winternächten sicher auch ein prima Schlafplatz für kleine und große Vögel.



Das Dumme bei Hemlocktannen ist aber, dass sie als immergrüne Bäume schon ein bisschen Schatten werfen und nicht bei läppischen zwei Metern Höhe aufhören zu wachsen. So ein stattliches Gehölz braucht eben Platz. In meinem Kleinstgarten muss ich also darauf verzichten. Falls jemand unter den Lesern ist mit neiderregend großem Garten, dem sei eine Hemlocktanne als müheloses Vogelfutter empfohlen. Langweilig wird das Zuschauen im Winter jedenfalls nicht...

Samstag, 19. Januar 2019

Drei auf einen Streich

Gestern war es soweit: Der Postbote hat mir drei schwere Pakete gebracht. Hurra, meine neuen Bücher sind da und ab sofort käuflich zu erwerben! Erschienen sind sie wie immer im Ulmer-Verlag.



Mein erstes Buch "Heimische Pflanzen für den Garten" ist in einer zweiten Auflage erschienen und jetzt größer und schöner geworden.

"Der Giersch muss weg" ist eine Symbiose aus Garten- und Kochbuch. Ich habe die Unkrautportraits geschrieben und Susanne Hansch hat die passenden Rezepte aus den Kräutern gezaubert, sodass man sich rund ums Jahr entscheiden kann: Unkraut loswerden oder aufessen?



"Mein Schmetterlingsgarten" hat mich am meisten in Atem gehalten. Schließĺich wollte ich ganz private Momente der Prominenz unter den Insekten festhalten. Und so bin ich verbotener Weise über eine Mauer gehechtet, um das frisch gelegte Ei vom Schwalbenschwanz zu fotografieren, und habe sämtliche Raupen in meiner Umgebung genervt. 

Vor allem die Admiralsraupen hatten wirklich unter mir zu leiden, weil ich ihren schönen Schlafsack an den Brennnesseln aufgemacht habe. Nach dem Fototermin konnten sie sich aber wieder ausruhen.

Das hier ist das Versteck und die freigelegte Raupe vom Admiral:


Raupen, Eier und Schmetterlinge zu finden war also ein Jahr lang meine Lieblingsbeschäftigung, auch im Winter.

Hier durfte ich dabei sein, wie ein Weibchen vom Garten-Bläuling ein Ei an Heidekraut legt:


Raupen vom Tagpfauenauge an Brennnesseln:


Überraschung an der belgischen Küste: Kleine Räupchen vom Goldafter an Sanddorn:


Nicht alle Bilder haben ins Buch gepasst, es waren einfach zu viele.

Heraus gekommen ist ein buntes Buch mit Falterportraits ausgewählter häufiger Gartenarten, ihren Futter- und Nektarpflanzen.






Hier kann man in die Bücher reinschnuppern und sie natürlich auch bestellen:




Viel Spaß beim Lesen!

Samstag, 12. Januar 2019

Die Geister, die ich rief

Geisterhaft wedeln die bleichen Samenstände des Einjährigen Silberblatts (Lunaria annua) im Wind und machen auch im Januar noch richtig was her. Einige haben schon ihr durchscheinendes Häutchen verloren und sehen jetzt aus wie kleine Brillen oder Monokel (alles Marke Kassengestell), andere sind noch frisch und unversehrt.






Wie jedes Jahr, wenn ich die Blümchen erfolgreich zum Blühen bekommen hatte, sind die Samenstände nicht besonders zahlreich. Die Sämlinge sind es allerdings schon.




So wollte ich das auch eigentlich immer haben - Lunaria sollte sich, wie in allen handelsüblichen Gärten der nördlichen Hemisphäre, von selbst immer wieder aussäen. Das hat aber nie geklappt.

Warum die Sämlinge diesmal flächendeckend wie eine grüne Invasion auftreten und an ganz neuen Stellen im Garten in Erscheinung treten, wo nie ein Silberblatt zuvor gewesen ist, muss wohl an dem trockenen Elendssommer 2018 liegen. Der hat den Schnecken ziemlich zugesetzt. Und die haben mir sonst immer alle Sämlinge weggefressen.

Das kann ja heiter werden dieses Jahr. Unterm Zierapfel wird es ein Meer aus lilafarbenen Blüten geben. Das Gros wird aber wohl erst in 2020 zur Hochform auflaufen, denn die Winzlinge werden es vermutlich nicht schaffen, noch so schnell groß zu werden. Gut, dass ich ein paar schon vorher in Töpfen ausgesät hatte. Die werden auf jeden Fall blühen.




Ob der Spuk dann die nächsten Jahre so weiter geht? Werde ich es am Ende noch bereuen, mich so um die Bande bemüht zu haben? Schalten Sie auch nächstes Jahr ein, wenn es wieder heißt: "Brauchen wir nicht noch mehr Silberblätter?"

Samstag, 5. Januar 2019

What a difference a day makes

Ist das nicht komisch? Wenn am Silvestertag die Schneeglöckchen und Krokusse schon mehrere Zentimeter aus der Erde schauen, schimpft man mit ihnen. Ob sie denn nicht mal auch nach der Tageslänge schauen können und dann vielleicht doch das Wachsen einstellen? Tun sie aber nicht, auf dem Auge sind die anscheinend blind. Wer A sagt, muss auch B sagen, und das heißt: Weiterwachsen, solange es warm genug ist. Und das mag man als Gärtner im Dezember gar nicht, das ist doch viel zu früh und viel zu gefährlich für die Pflanzen.




Am Neujahrstag dann - und das liegt sicher nicht am verkaterten Jahresbeginn - findet man das plötzlich gar nicht mehr so verwerflich. Sollen die lieben Kleinen doch auch das neue Jahr begrüßen, es ist ja schließlich schon Januar und der Frühling nicht mehr weit.


Geht das nur mir so, oder lassen sich alle Gärtner vom Kalender so sehr beeindrucken, wie die Blumenzwiebeln unbeeindruckt sind?

Und dann gibt es aber wieder Pflanzen, die gucken anscheinend nie aufs Datum. Diese Christrose hier hat Weihnachten, Neujahr und überhaupt anscheinend alles verpennt.


Helleborus niger mit Carex hachijoensis 'Evergold' und Lunaria annua



Ihre Verwandte, Helleborus orientalis, die eigentlich viel später dran wäre, hat schon mal in Knospen investiert - und treibt einem die Sorgenfalten auf die Stirn. Das hatten wir nämlich letztes Jahr schon. Da wurde es noch so kalt, dass die Blüten zur Hälfte erfroren sind.


Also, liebe Pflanzen, lest doch bitte mal gründlich den Kalender und lasst euch nicht wie wir davon beeinflussen, welcher Monat gerade erst angefangen hat. Tut es euch zuliebe!