Samstag, 28. Januar 2023

Wie die wilden Zikaden

Dass Obstbäume eine Alternanz haben und uns in einem Jahr mit Früchten zuschmeißen und im nächsten nicht, mitunter noch nicht mal blühen, ist ja bekannt. Beim Einjährigen Silberblatt (Lunaria annua) aber, das eine zweijährige Pflanze ist, sollte man doch meinen, dass man irgendwann den Dreh raushat und jedes Jahr Blüten bekommen müsste. Vor allem, weil einen ja alle vor dieser unverschämt wuchernden Blume warnen.


 

Doch obwohl ich öfter nachgesät habe, damit jedes Jahr Sämlinge da sein sollten, hat es nie geklappt. Letztes Jahr waren es ganz wenige mickrige Pflanzen, die unter den Schnecken zu leiden hatten. Nun ist wieder alles voll mit Sämlingen, die ich letztes Jahr aber definitiv nicht gesät habe, denn mittlerweile hatte ich das Projekt Lila Invasion schon genervt aufgegeben. Dass es einen weißen Sämling gibt, darauf hoffe ich erst recht nicht.


Es gibt ja Zikadenarten, die nur alle x Jahre erscheinen, wobei x gern eine Primzahl darstellt. Das machen sie, damit bloß kein Fressfeind sich darauf einstellen kann. Also kein Rythmus, wo ein jeder mit muss. Würden sie alle zwei Jahre schlüpfen, könnte ein Insekt mit ebenfalls zweijährigem Rhythmus noch zuschlagen, zumindest wäre die Versorgungslage einigermaßen planbar und sichergestellt. Schlüpft man aber nur alle 7 Jahre oder noch seltener, sind garantiert viele Feinde inzwischen verhungert, abgewandert oder haben umgeschult. Dass ein Feind denselben seltsamen Rhythmus findet, ist eher unwahrscheinlich.

Vielleicht macht es mein Silberblatt genauso? Alle drei Jahre vermehrt es sich wie Hulle, um die Schnecken zu verwirren. Die können sich dann den Magen vollstopfen, bis sie platzen, werden aber gegen die Masse nicht ankommen, und vor allem dürfen sie nicht damit rechnen, dass nächstes Jahr wieder das Schnecken-Schlaraffenland über sie hereinbricht.

Den armen Aurorafalter, dessen Raupen an den Schoten fressen, wollen sie ja hoffentlich nicht austricksen.

Nun wären da also einige Sämlinge mehr diesen Winter. Im Rasen wachsen sie immer am besten, wie der Kaukasus-Gamander daneben auch. Lila oder eher rötlich ist auch der Stängel der Sämlinge, daran kann man die Kleinen immer gut erkennen.


Ich bin also gespannt, ob ich dieses Jahr wieder ein lila Blütenmeer bekomme! Bitte drückt mir die grünen Daumen!

Samstag, 21. Januar 2023

Superpflanzen!

Ist es ein Vogel, ist es ein Flugzeug? Nein, es ist Superpflanzen, mein neues Buch! 

Darin findet ihr Pflanzen, die Hitze und Trockenheit aushalten, (Wind-)Schatten spenden, Schnecken widerstehen oder wechselfeuchte Böden aushalten. Dazu gibt es Tipps, wie man den Garten klimafitter macht und sich das Leben selbst erleichtert.

 


Superpflanzen. Alleskönner für den Garten: robust, schön & insektenfreundlich. Uns haut nix um: 84 Stauden, Bäume und Sträucher. Elke Schwarzer. 2023. 128 S., 114 Farbfotos, Klappenbroschur. ISBN 978-3-8186-1752-3. € 18,00

 

Und das Tolle ist, dass ihr ein Exemplar gewinnen könnt! Hinterlasst mir bis zum 28.1.2023 23:59 Uhr hier auf dem Blog einen Kommentar und ihr seid bei der Verlosung dabei, wenn euer Wohnsitz in Deutschland liegt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Bis heute Abend, also den 21.1.2023 23:59 Uhr könnt ihr auch noch ein Exemplar auf meinem Instagram-Account gewinnen.

Viel Glück!

Samstag, 14. Januar 2023

Neues Grün aus alten Strünken

Bei den so milden Temperaturen kommen nicht nur die Insekten auf dumme Ideen, auch als Gartenbesitzer kann man sich schnell verleiten lassen, zu glauben, dass es jetzt Frühling wird. Und schon hat man einen schlafenden Igel freigelegt oder Schmetterlingspuppen kompostiert, weil man im Januar den Garten aufgeräumt hat, ganz kurz nachdem es keinen Spekulatius mehr zu kaufen gibt, noch nicht mal mehr reduziert.

Der Winter wird sicher wiederkommen, das hat er bis jetzt immer getan. Und damit der grüne Daumen trotzdem was zu tun kriegt, kann man ja auch im Haus, wo glücklicherweise immer mehr oder weniger die gleichen Temperaturen herrschen, etwas zum Gärtnern finden.

Ich habe mir wieder mal - nach dem phänomenalen Erfolg von meinem Staudensellerie, den ich aus dem Strunk, der beim Kochen übrig blieb, gezogen habe - nachwachsende Gemüsereste vorgenommen.

Vom Staudensellerie, den ich im Frühjahr nach draußen gepflanzt habe, konnte ich tatsächlich noch mehrfach ernten, bevor er bei dem heftigen Frost im Dezember abgestorben ist.


Auch mit Mangold klappt das Nachwachsen gut:


Oder bei einem Grünkohlrest:


Diesmal sind es eine lila Möhre und eine Petersilienwurzel. Wenn man sie mit der richtigen Seite in Wasser legt, wächst da ziemlich schnell neues Grün oben raus. Man darf aber leider nicht erwarten, dass auch die Möhre oder die Petersilienwurzel wieder zu alter Größe nachwächst, schade.


Eigentlich wären Wurzeln auch ganz schön gewesen, aber wenn man zu geizig ist in der Küche und nur einen flunderflachen Abschnitt übrig lässt, wird das nicht so leicht was. Jetzt mussten die Strünke auch mal in Erde, aber so ohne Wurzeln werden sie sicher eher faulen als wachsen. Mal schauen, ich probier's mal:



Am allerbesten funktioniert das Nachwachsen aber bei Frühlingszwiebeln - auch im Winter! Die sind sogar ziemlich frosthart. 


Aber auch wenn die Möhre und die Petersilienwurzel nichts für die Dauer sind, bekommt man neues Grün und sieht etwas wachsen.


Habt ihr es auch schon mal ausprobiert?

Samstag, 7. Januar 2023

Neues Jahr, neue Pflanzen?

Es ist 2023, das Schnapszahljahr ist also vorbei. Vorbei ist es auch mit so einigen Pflanzen in meinem Garten, die bis zu der eisigen Woche im Dezember noch halbwegs gut aussahen. Da könnte man fast meinen, dass sie die Schnapszahl allzu wörtlich genommen haben und mal nicht an ihrem Frostschutz gearbeitet haben.

Die schöne Mariendistel, die noch im November so prächtig und riesig aussah, ist ganz schnell zu Matsche geworden, inklusive ihrer Wurzel.

 


Die ist so hinüber, dass sich nicht mal ein Foto lohnt, denn das würde nur eine freie Stelle im Beet zeigen. Die Nachtkerze daneben ist aber noch fit und freut sich, dass die ausladende Nachbarin weg ist.

Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich, denn eigentlich sollen Mariendisteln winterhart sein. Man findet zwar im Netz als erstes eine Angabe, sie wäre nur bis -7 Grad frosthart (die dann auch gern zitiert wird), aber an anderen Stellen (die nicht zitiert werden), heißt es entweder nur winterhart oder: USDA-Zone 7. Welche Sieben hätten's denn gern?

Die Zone 7 wird jedenfalls mit -17 bis -12 °C angegeben und kälter war es auch nicht:

USDA-Zonen
Zone von °C bis °C bis °F
1a −51,1 °C −48,3 °C −55 °F
1b −48,3 °C −45,6 °C −50 °F
2a −45,5 °C −42,8 °C −45 °F
2b −42,7 °C −40,0 °C −40 °F
3a −39,9 °C −37,3 °C −35 °F
3b −37,2 °C −34,5 °C −30 °F
4a −34,4 °C −31,7 °C −25 °F
4b −31,6 °C −28,9 °C −20 °F
5a −28,8 °C −26,2 °C −15 °F
5b −26,1 °C −23,4 °C −10 °F
6a −23,3 °C −20,5 °C −5 °F
6b −20,4 °C −17,8 °C 0 °F
7a −17,7 °C −15,0 °C +5 °F
7b −14,9 °C −12,3 °C +10 °F


USDA-Zonen
Zone von °C bis °C bis °F
8a −12,2 °C −9,5 °C +15 °F
8b −9,4 °C −6,7 °C +20 °F
9a −6,6 °C −3,9 °C +25 °F
9b −3,8 °C −1,2 °C +30 °F
10a −1,1 °C +1,6 °C +35 °F
10b +1,7 °C +4,4 °C +40 °F
11a +4,5 °C +7,2 °C +45 °F
11b +7,2 °C +10,0 °C +50 °F
12a +10,0 °C +12,8 °C +55 °F
12b +12,8 °C +15,6 °C +60 °F
13a +15,6 °C +18,3 °C +65 °F
13b +18,3 °C +21,1 °C +70 °F








Meine Mariendistel war aber wohl der Ansicht, dass das mit den -7 °C ihrer Meinung nach doch ernstzunehmen ist und hat sich danach gerichtet. Gut drainiert ist der Boden an der Stelle, aber vielleicht stand die Pflanze zu lange im Topf und konnte nicht tief genug wurzeln. Schon bei ganz läppischen Frostgraden vorher hatte sie schon ein paar Blätter verloren, die schwarz wurden.

Bei meinem Palmkohl wiederum hatte ich fest damit gerechnet, dass er nicht überleben wird, denn er stand zwar an der Hauswand, aber war im Kübel doch sehr exponiert. Ich hatte ihn vorsichtshalber zum Geist werden lassen und ihm eine weiße Papiertüte übergestülpt. Das scheint geholfen zu haben.


 

Der Rosmarin im Beet wiederum hat es der Mariendistel nachgemacht und ist vor lauter Ärger über den Frost ganz schwarz geworden, während der der Nachbarn im aufgeständerten Metallhochbeet noch lebt. Manchmal fühlt man sich auch veräppelt.

Zum Glück aber leben die Lenzrosen noch und haben schon dank der seit Silvester viel zu milden Temperaturen nun den Frühling eingeläutet und das ist bei denen wörtlich zu nehmen, denn die Blüten schauen gern wie Glöckchen nach unten.

Besonders über meine Helleborus purpurascens freue ich mich, die immer zuverlässig im Winter blüht.


Auch die Stinkende Nieswurz ist bisher davon gekommen und blüht schon wieder.

 

Das hier ist ein ganz neues Experiment und ich hoffe, dass die Pflanze anwächst. Als neulich alles tiefgefroren war, hatten wohl Fußgänger oder Hunde die Randbepflanzung im Botanischen Garten abgetreten oder abgewetzt. Bei der Kälte brechen manche Pflanzen wie Glas. Diese haltlose Breitblatt-Segge (so der Arbeitstitel, bitte korrigieren, wenn ich falsch liege) habe ich also vom Gehweg aufgehoben und eingepflanzt. Mal schauen, ob sie anwurzelt.


 

Da leider bei dem warmen Neujahrswetter auch einige Insekten schlüpfen mussten, die eigentlich noch Winterstarre halten sollten, wie Wespenköniginnen und Admirale, ist es immer gut, wenn man auch zu dieser Zeit etwas anzubieten hat.

Hier eine an Silvester viel zu früh aufgewachte Königin der Deutschen Wespe:


 

Bei mir ist es die Duft-Heckenkirsche (Lonicera x purpusii), die zwar in der Mauser war und fast alle Blätter verloren hat, aber den Winter zuverlässig durchblüht und Nektar und Pollen bereitstellen kann, wenn Not am Mann oder wie hier an der Wespenfrau ist.




Für die Rotkehlchen ist auch noch was da, nämlich die Früchte von Euonymus japonicus, während die vom Pfaffenhütchen ihre Farbe schon eingebüßt haben.




Naja, man soll den Winter noch nicht vor dem Februar loben, wer weiß, was da noch alles an Frost nach diesem Möchtergern-Frühling kommen wird...