Je mehr man im Garten in der Laubstreu wühlt, um kleine Tiere wie Kugelspringer und andere Hüpfer zu finden, umso mehr kommt man ins Grübeln: Kann man es überhaupt wagen, in die Beete zu steigen, ohne jemandem auf die Füße zu treten oder Schlimmeres? Und darf man ungestraft Kompost-Weitwurf machen oder begräbt man dann die Krabbler unter einer Lawine? Freuen die sich über Kompost, der ihnen auf den Kopf fällt, oder nennen sie ihn den schwarzen Tod anstatt das schwarze Gold?
Aber was bleibt mir übrig, der Komposter muss auch dieses Jahr wieder leer werden, der ist ja nicht zum Angucken da, so schön ist er auch wieder nicht.
Und jetzt habe ich gerade auch noch neue Schätze entdeckt, die es wert sind, mal nicht wie ein Elefant im Porzellanladen durch die Beete zu stolpern. Ihr erinnert euch vielleicht daran, dass ich im Mai immer diese illustre Gesellschaft aus Langhornotten (Nemophora degeerella) im Garten begrüßen darf, die mit ihren Balzflügen in großen Gruppen ihre langen Fühler spielen lassen und einfach eine fantastische Show darbieten.
Da sie jedes Jahr wieder ein Gastspiel geben, müssen ja auch die Raupen irgendwo sein. Und endlich habe ich einen Nachweis gefunden, dass sie sich in meinem Garten auch vermehren.
Das hier ist eines der kunstvollsten Gebilde, die man in der Insektenwelt so finden kann. Diese feinste Intarsienarbeit hat die Raupe der Langhornmotte angefertigt. Einzelne Stücke hat sie aus verschiedenen Blättern ausgeschnitten und zu einem Raupen-Etui zusammengenäht. Buchenblätter stehen ganz hoch im Kurs, aber auch andere wurden eingebaut.
Wenn man darüber nachdenkt, sind Buchenblätter wirklich eine exzellente Wahl. Selbst jetzt sind die letztjährigen Blätter immer noch völlig unverändert. Sie verrotten langsam und sind wasserabweisend. Welche anderen Blätter bei dem Etui verwendet wurden, kann ich nicht sagen. Eiche? Wäre auch ein prima Baumaterial. Bei dem gestreiften Fragment komme ich nicht drauf, welche Baumart das sein kann.
Nun hat sich die Raupe verpuppt und wird im Mai ihr federleichtes Mäppchen verlassen.
Das Kunstwerk habe ich unter eine Blatt vom Rauling (Trachystemon orientalis) gefunden Das ist auch genau die Stelle, an der die Falter getanzt haben. Dort wächst nämlich die Kriechende Gämswurz, deren Blüten sie so gern besuchen.
Ich freue mich drauf, die Flugshow wiederzusehen und werde in Zukunft etwas vorsichtiger in den Beeten agieren.
___________________________________________________________
Über viele andere Überwinterungsgäste spreche ich beim 9. Online Bio-Balkon-Kongress vom 18. bis 27. März 2022
Diese Experten-Interviews erwarten Sie u.a.:
* Elke Schwarzer: Überwinterungsgäste
* Dr. Daniela Berg: Naturbalkon für Anfänger
* Dr. Andreas Fleischmann: Wildbienen fördern
* Nina Keller: Wildblumen und Blumenwiese im Kübel
* Friedhelm Strickler: Mini-Teich & Sumpfbeet
* Corinna Hölzel/BUND-Gartenexpertin: Naturnaher Balkon
* Dr. Antje Arnold: Superhummeln – Bedrohte Stars am Bestäuberhimmel
* Mirja Neff: Die Lieblingspflanzen wilder Bienen
* Markus Burkhard: Erde für Topfpflanzen und hitzetolerante Pflanzen
* Eleonore Schick: Mit Weide kreativ gestalten und Insekten fördern
* Monika J. Peukert: Biotop Dachterrasse
* Bettina de Chevallerie: Neues vom Projekt Tausende Gärten, Tausende Arten
* Britta & Klaus Faaß: Sinnvolle schöne Insektennisthilfen
* Andrea Jaschik: 3 Preise für Trachtfließband Dachterrasse
* Lena Assmann: Das summende brummende Fensterbrett
* Bärbel Oftring: Mein tierisch guter Balkon
* Stefan Streicher: Schmetterlinge in der Stadt
* Martina Wappel: Naturerfahrungen und Gärtnern mit Kindern
* Rainer Altenkamp: Vögel anlocken und unterstützen
* Prof. Dr. Hans-Heiner Bergmann: Vogelstimmen erkennen
Die Teilnahme am Kongress ist komplett kostenlos. Die Videos sind während der Kongresszeit für jeweils 24 Stunden online verfügbar. Konkrete Unterstützung gibt es in begleitenden Live Frage-Antwort-Runden.