Samstag, 30. Januar 2021

Der Sommer kommt bestimmt

Es regnet oder schneit, auf dem Rasen unter meinem Rosenbogen steht nach einem ergiebigen Winterregen stundenlang eine Pfütze, in der die Amseln nach klammen Regenwürmern suchen. Noch kann man es sich also schwer vorstellen, dass es irgendwann wieder Sommer werden könnte - und zwar nicht ein Sommer, wie er früher einmal war, sondern einer ohne Regen. Die ganze Misere beginnt meistens schon im März, ab da regnet es nur noch in homöopathischen Dosen.


Letztes Jahr war es im April bereits so trocken, dass diese Weinbergschnecke im botanischen Garten ein ausgiebiges Bad im Bachlauf genommen hat. 



Man tut also gut daran, jetzt nicht im Übermut beim Anblick der Nässe im Garten die üblichen Säufer zu pflanzen, wie Phlox und Hortensie, sondern darüber nachzudenken, welche Pflanzen Dürre besser vertragen, ohne dass man mit dem Gartenschlauch Gewehr bei Fuß stehen muss. In den Kübeln kann man ebenso das Leid der Pflanzen etwas mindern, indem man Schafwollpellets in das Substrat mischt, was die Feuchtigkeit in der Erde hält und gleichzeitig ein bisschen düngt.


 

Vielleicht schauen wir uns Fotos aus dem letzten Sommer an, als der Rasen rascheltrocken und braun eher Mahnmal als grüner Teppich war. Und möglicherweise entscheidet sich dann jetzt im Winter das Schicksal gegen das aufwendige Grün und zugunsten eines pflegeleichten Kräuterrasens?

Was man sonst noch tun kann und welche Pflanzen und Kübelkombinationen besser mit Trockenheit zurechtkommen, beschreibt Annette Lepple in ihrem Buch "Garten ohne Gießen", das in der #machsnachhaltig-Reihe des Ulmer-Verlags erscheinen ist, so wie auch mein Buch "Plastikfrei Gärtnern". Unter den angegebenen Links könnt ihr in die Bücher hineinblättern.

 

 

Zusätzlich zu den 44 trockenheitsverträglichen Pflanzen gibt es Tipps, wie man das Mikroklima im Garten verbessert und dem Boden hilft, sich selbst zu helfen. Auch das Thema Dachbegrünung und die Anlage eines Raingardens darf nicht fehlen. Am Schluss widmet sich ein Kapitel noch dem Thema Troubleshooting, nämlich von Schädlingen, über Pilzerkrankungen bis hin zu Unwetterschäden.

Wer schon das schöne Buch "Genießen statt Gießen" von Annette kennt, findet in diesem kleineren, aber nicht minder schönen Band viele neue Aspekte und neue Ansätze, Wasser zu sparen. Der Autorin liegt das nachhaltige Gärtnern sehr am Herzen, das merkt man jedem ihrer Bücher an, noch dazu zeugt ihr eigener, toller Garten in Frankreich davon, dass ihre Tipps auch funktionieren.

Umweltplus: Die Bücher der #machsnachhaltig-Reihe werden mit mineralölfreier Farbe aus nachwachsenden Rohstoffen in Deutschland gedruckt und ohne Folie ausgeliefert. Das Papier stammt aus vorbildlich bewirtschafteten, FSC®-zertifizierten Wäldern und anderen kontrollierten Quellen.

Samstag, 23. Januar 2021

Nicht nachmachen!

Neulich las ich in einem aus dem Englischen übersetzten Buch, dass dazu geraten wird, den Inhalt des Staubsaugerbeutels zu kompostieren. Wenn ich an die Staubsaugerbeute eines ganz normalen Haushalts denke, befällt mich bei so einem Rat das kalte Grausen. Hat man nicht gerade den Rasen oder die Terrasse absaugt (was hoffentlich niemand tut), werden sich in einem durchschnittlichen Staubsaugerbeutel allerlei Kunststofffasern befinden, die feinstes Mikroplastik ergeben, mal absehen von allerhand anderem unappetitlichen Beifang. Mein Staubsaugerbeutel darf daher weiterhin sein Ende im Restmüll finden.

 

 

Ein anderer Rat, den ich neulich las, ließ mich auch grübeln: Regenwürmer im Wurmkomposter? Diese schlanken Tiere, die wir aus dem Garten kennen, sehen wir meistens nur, wenn sie von einer Amsel aus dem Boden gezogen werden, nach einem Regenschauer mitleiderreigend auf dem Gehweg herumliegen, oder wenn wir ein Loch graben. Regenwürmer bewohnen senkrechte Röhren, in die sie ihre Nahrung hineinziehen. Sie sind daher sehr konservativ und mögen die ganze Unruhe in der Wurmkiste nicht so gern. Kompostwürmer dagegen sehe ich jedes Mal, wenn ich den Deckel des Komposters öffne, sie sind kreuz und quer unterwegs, sehr mobil und sehr gefräßig. Sie sind die Laufkundschaft im Kompost und daher die bessere Wahl für die Wurmkiste.


Der nachfolgende Tipp ist nun auf meinem Mist gewachsen, doch ich muss trotzdem vorab eine Warnung aussprechen: Macht das nicht zuhause nach! Nur, wenn der Wetterdienst eures Vertrauens dieses auch bedingungslos verdient hat, wird das im Folgenden besprochene Kunststück ohne Schaden an Mensch und Material über die Bühne gehen!

Es geht um die Regentonne, die meist spätestens im November geleert wird und dann nutzlos mit leerem Bauch herumsteht und Platz wegnimmt. Seitdem die Winter immer milder werden, bin ich waghalsiger geworden und lasse sie solange voll, bis tagelanger strenger Frost vorhergesagt wird. Denn meine Regentonne steht direkt an der Hauswand, wo es nie so kalt wird wie auf freiem Feld. Ein paar Grade unter Null hält sie auch aus, denn die riesige Wassermasse in ihrem Inneren braucht bei solchen Temperaturen ewig, bis sie zum soliden Eisblock erstarrt ist und die Tonne sprengen könnte. Diesen Winter wurde es noch nie so akut, dass ich sie hätte leeren müssen.

Vereiste Regentonne und zwei versenkte, frostgeschützte in einem Schrebergarten

 

Der Vorteil dieses Roulette-Spiels liegt auf der Hand: Ist der März mal wieder völlig ohne Regen und der April erst recht, ist meine Tonne schon voll. Außerdem kann ich dann möglichst lange die Zimmerpflanzen mit Regenwasser verwöhnen.

Man muss dem Wetterdienst aber vertrauen, um das Wagnis einzugehen! Angekündigte -2 Grad dürfen nicht plötzlich in reale -12 Grad ausarten.

Diesen Winter steht meine Regentonne also noch randvoll da mit dem Wasser von letztem Jahr. Und so kam es, dass ich eine sagenhafte Entdeckung machen durfte: Die größte Schneeflocke der Welt! Ach was, gleich drei Stück waren es, die am Sonntag mittag auf der Wasseroberfläche herumschwammen und aussahen wie eisige Kunstwerke. Der Deckel auf der Tonne wird den Eiskristallen eine hübsche, ungestörte Atmosphäre bereitet haben, ohne Wellenbewegungen, die dem Stern einen Zacken hätten abbrechen können.






Vorsichtig habe ich die Kristalle aus dem Wasser gehoben und versucht, so an die Pflanzen anzulehnen, dass ich sie fotografieren konnte. Da war Eile geboten, damit sie nicht schmelzen. Viel nachjustieren war nicht drin, dann sind sie schnell zerbrochen.

Und so freue mich unbändig, dass ich des Wahnsinns fette Beute bin und die Tonne immer noch voll habe! Aber wie gesagt: Macht das nicht zuhause nach!

Samstag, 16. Januar 2021

Lektüre für den Lockdown - mit Verlosung!

Langweilt euch der immer gleiche Blick aus dem Fenster im Home-Office? Würdet ihr gern die Beetbegrenzungen erneuern, doch die Baumärkte haben zu? Macht nichts, Upcycling und DYI gehen immer! Und da die Menschen jetzt mehr Zeit zuhause verbringen und statt zu renovieren vielleicht lieber ausmisten, werden viele Dinge verschenkt, dem Sperrmüll anvertraut oder für kleines Geld in den Kleinanzeigen angeboten. Außerdem lädt der jährliche Gehölzschnitt in den Parkanlagen dazu ein, Flechtzäune zu bauen und Äste zu bewurzeln.

Die passende Lektüre für den Lockdown gibt es jetzt auch in Form von zwei neuen Büchern, an denen  ich im letzten und vorletzten Jahr (mit-)gearbeitet habe, wie immer erscheinen bei Ulmer:


Da ist zum Einen Plastikfrei Gärtnern, das sich mit vielen Nachhaltigkeits-Fragen beschäftigt, unter anderem:  Geht es ohne Pflanztopf aus Plastik, ohne Erde aus der Tüte und ohne Düngerflasche? Dieses Buch zeigt dir den einfachen Weg zum plastikfreien Garten: mehrjährige Pflanzkonzepte, praktisches Upcycling, eigene Blumenerde herstellen, Dünger aus Pflanzen gewinnen, alles Grüne selbst heranziehen, Naturmaterialien nutzen und Gartenabfälle verwerten. Wusstest du zum Beispiel, dass die Ranken der Zaunrübe als ultrastarkes Bindematerial taugen? Und ganz nebenbei: Deine finanziellen Ressourcen schont das plastikfreie Gartenleben auch!



 

 

Plastikfrei gärtnern. Über 150 nachhaltige Alternativen und Upcycling-Ideen. #machsnachhaltig. Elke Schwarzer. 2021. 128 S., 110 Farbfotos, Klappenbroschur. ISBN 978-3-8186-1226-9. € 14,00.

 

Übrigens: Die Bücher der #machsnachhaltig-Reihe werden mit mineralölfreier Farbe aus nachwachsenden Rohstoffen in Deutschland gedruckt und ohne Folie ausgeliefert. Das Papier stammt aus vorbildlich bewirtschafteten, FSC®-zertifizierten Wäldern und anderen kontrollierten Quellen.

 

..und wer keine Lust hat, das Gemüse im Supermarkt zu kaufen, der sucht sich einfach Gratisgemüse im Garten - in Form von Unkraut! Wie man es dann zubereitet? Janine Hissel, meine Co-Autorin, hat sich ganz tolle, einfache Rezepte ausgedacht, ich habe die Pflanzenportraits geschrieben, damit man die Kräuter auch gut erkennt.

Das Kleine Unkrautkochbuch zeigt, wie man lecker durch den Lockdown kommt:

Fühlen sich Giersch, Brennnessel, Gundermann und Co. auch in Ihrem mühsam gehegten Garten so pudelwohl? Und träumen Sie nicht schon lange davon, einfach alles, was im Überfluss von allein wächst, in den Kochtopf zu werfen? Dieses Buch sagt den Top 10 der nervigsten Unkräuter mit dem Kochlöffel den Kampf an. Denn: Unkräuter sind nicht nur lästig, sondern lecker! Über 60 simple Wildkräuter-Rezepte machen die wilden Wucherer zu Showstars der Küche. Vom Brennnessel-Schaumsüppchen über Spitzwegerich-Röllchen bis zum Vogelmiere-Dessert – nutzen Sie das Gratis-Gemüse aus dem Garten, anstatt sich bloß zu ärgern. Und wer weiß, vielleicht verlieren Sie ja doch noch Ihr Herz an die ungebetenen Gäste?

Janine Hissel, Elke Schwarzer: Das kleine Unkraut-Kochbuch. Über 60 Rezepte mit Gratis-Gemüse aus dem Garten. Janine Hissel, Elke Schwarzer. 2021. 128 S., 104 Farbfotos, kart. ISBN 978-3-8186-1273-3. € 14,95


Und jetzt kommt das Beste: Eines der Bücher könnt ihr gewinnen! Hinterlasst bis zum 24.1. einen Kommentar hier und schreibt mir, welches der beiden Bücher ihr am liebsten lesen möchtet!

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Ich bitte um Verständnis, dass ich nur nach Deutschland versende. Anonyme Kommentare bitte mit Emailadresse, damit ich den Gewinner oder die Gewinnerin zu seinem/ ihrem Glück kontaktieren kann.

Samstag, 9. Januar 2021

Augen auf beim Zierapfelkauf

Zieräpfel sind immer noch im Trend, es gibt unüberschaubar viele Sorten in allen nur erdenklichen Größen, vom gestandenen Baum bis zum kleinen Strauch. Doch halten nicht alle Früchte gleich lang. Immer wieder wird geschrieben, die Früchte mancher Sorte würden nur bis zum ersten Frost ihre fröhliche Farbe behalten. Doch ich kenne einen Zierapfel persönlich, der braucht noch nicht mal Frost dafür, um seine ehemals gelben Äpfelchen, die eben noch aussahen wie frisch aus dem Supermarktregal, in etwas unappetitlich Braunes, Matschiges zu verwandeln.

Dieser Zierapfel nennt sich 'Golden Hornet' und steht in meinem Garten. Nun möchte ich diesem Baum wirklich nichts Böses, ich liebe ihn so heiß und innig wie seine Früchte ab November matschig sind. Nein, ich will eigentlich gar nicht über diesen im Frühjahr so blütenreichen Baum lästern, noch dazu öffentlich. Zum Glück hat mein Goldie keinen Internetanschluss und wird wohl nie erfahren, dass ich hier über ihn herziehe. Doch falls jemand von euch plant, sich einen 'Golden Hornet' zuzulegen, sollte er das wissen, denn nichts ist schlimmer, als einen mühsam gepflanzten Baum wieder herauszureißen. Man kann ihn ja nicht nach einem halben Jahr umtauschen, bloß weil einem die Fruchtfarbe nicht mehr gefällt.

Das hier ist 'Golden Hornet' Mitte Oktober: Ein Traum in Gelb! Noch..


Vier Wochen später, im November sind die gelben Äpfel immer noch in der Mehrheit (hier mit Mönchsgrasmücke), werden aber schon weniger:

 

Und noch später leuchten seine Äpfelchen den ganzen Winter über in putzmunterem Braun mit Stich ins Modrige, später sieht er aus wie eine Packung Trockenpflaumen. Vielleicht möchte er sich damit tarnen, damit seine Äste nicht Anfang Dezember als Versuch eines Barbarazweigs mit integrierter Fruchteinlage für die Vase abgeschnitten werden? Zumindest sehen ihn die Vögel so natürlich deutlich schlechter, als wenn er sich kilometerweit sichtbar mit makellosem Futter behangen anpreisen würde.

Macht aber nichts, sie finden ihn trotzdem, wenn auch als Geheimtipp, denn immerhin sind seine Früchte so schnell mürbe, dass jeder Schnabel sie bewältigen kann: Amseln, Meisen, Mönchsgrasmücken und auch das mit guten Zähnen ausgestattete Eichhörnchen langen hier gern zu. Und dafür liebe ich den Baum.

Denn die Mönchsgrasmücken versuchen gerade wieder, im Garten zu überwintern anstatt in den Süden zu ziehen. Und wovon sollten sich diese mit einem sehr feinen Insektenfresserschnabel ausgestatteten Vögel sonst ernähren, wenn nicht von weichen Zieräpfeln und den mundgerecht kleinen Hagebutten der Rosa multiflora? Da freue ich mich, dass mein Garten zu ihrem Überleben beiträgt.

Kein zahnloser Tiger ist dagegen der kapitale Kernbeißer mit dem ernsten Blick. Er schnappt sich einfach die ältesten Zieräpfel, die schon sehr nach Rosine aussehen, und kaut sie durch.


 


 

Dieses Bild hier ist übrigens dieselbe Stelle wie oben mit der Mönchsgrasmücke, aber aus dem Januar - man sieht, das Wort Zier in Zierapfel passt hier nicht mehr so recht:

 



Die Eichelhäher sind Besseresser und pflücken sich eher die letzten noch frischen gelben Früchte. Die sitzen auch schon mal zu fünft im Zierapfel herum und legen einen Obsttag ein.


Trotzdem gibt es bessere Sorten, was die Haltbarkeit der Äpfel angeht. Das hier ist 'Red Sentinel'. Der sieht immer noch blendend aus, und das im Januar. Auch hier beißen die Amseln gern Stücke ab, obwohl er so knackig aussieht.




 

Sehr lecker sind die Früchte von 'Butter Ball', sie sehen aus wie die vom 'Golden Hornet', schmecken aber besser, nämlich frisch vom Baum köstlich. Auch sie halten sehr lange am Baum.



Welche Zierapfelsorten könnt ihr empfehlen mit lang haltenden Früchten? Und wie ist dann der Vogelbesuch, wenn die Äpfelchen so lange frisch bleiben?

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Und jetzt gibt es noch eine Buchvorstellung! Ich wollte mal genauer wissen, was in meinem Gartenboden so los ist und ob ich alles richtig mit ihm mache. Daher habe ich das Buch "Der Boden - das verborgene Universum zu unseren Füßen" von Ina Sperl, erscheinen im Gräfe&Unzer-Verlag gelesen.

 


Man erfährt hier nicht nur etwas über Garten- und Ackerboden, sondern vor allem darüber, wie wichtig der Boden wirklich ist und in welchen Gefahren er schwebt. Von der Versiegelung für Verkehr, Gewerbe- und Baugebiete bis hin zu Fracking muten wir ihm ziemlich viel zu. So kann er seine eigentlichen Aufgaben, wie Schutz vor Hochwasser durch Aufnahme von Regenwasser und Klimaschutz durch Speicherung von CO2 über den Humus nicht mehr erfüllen. Ökosystemdienstleistungen nennt man diese Wundertaten, die ein gesunder Boden vollbringen kann. Diese können gar nicht hoch genug bewertet werden, werden aber oft ignoriert. Auch die konventionelle Landwirtschaft trägt wenig dazu bei, dem Boden Humus zuzuführen, stattdessen werden Pestizide und zuviel Dünger verwendet, die das Bodenleben schädigen. Zuletzt zerschneidet der Pflug noch viele Regenwürmer. Dabei könnte man mit biologisch bewirtschaftetem Boden viel gegen den Klimawandel und für das Bodenleben tun.

An diesem Buch gefällt mir, dass immer wieder Experten zu Wort kommen, wie zum Beispiel  Charles Dowding, der schon seit Jahrzehnten seinen Garten nicht mehr umgräbt und trotzdem oder gerade deswegen eine gute Gemüseernte erreicht.

Im letzten Kapitel lernt man, was man im Garten alles tun kann, um das Bodenleben zu fördern. Da mache ich zum Glück schon sehr viel richtig.

Gefehlt hat mir, dass die einzelnen Bodenlebewesen nicht nur am Rande vorgestellt werden. Hier hatte ich mir ein ausführlicheres Kennenlernen erhofft.

Aber ansonsten weckt das Buch das Verständnis für den Boden und für die Gefahr, in der er jeden Tag schwebt. Jeder bekommt Anregungen, was er für das Wohlbefinden der Welt unter unseren Füßen tun kann - und wenn es nur darin besteht, Biolebensmittel zu kaufen.

Samstag, 2. Januar 2021

Origami zum Zugucken

Wer hat's erfunden? Die Japaner? Nein, ich glaube, Origami wurde von einer Pflanze erfunden, und die braucht noch nicht mal eine Schere, um die Ausgangsform herzustellen.

Und vom Sofa aus kann man ganz gemütlich dabei zuschauen, wie die Pflanze jeden Abend feinsäuberlich jedes einzelne Blatt zusammenfaltet, wenn auch in Superzeitlupe, das ist nichts für Ungeduldige. Trotzdem grandios!

Diese handwerklich so begabte Staude kommt noch nicht mal aus Japan, sondern aus Südamerika, und heißt Oxalis triangularis, oder Dreiecksklee. Die roten Blätter gliedern sich in drei Dreiecke. Und das sogar ziemlich symmetrisch, die Pflanze kennt sich also auch mit Geometrie bestens aus.


 

Die Speicherknollen habe ich dem Ficus elastica untergejubelt, weil auf der Fensterbank Platzmangel herrschte. Einfach ein bisschen Kokossubstrat oben aufgetragen und die Knollen eingepflanzt. In Windeseile erscheinen kleine rote Triebe, die sich zu den kunstvollen, weinroten Blättern entwickeln. Oxalis triangularis lässt sich über die Speicherknollen prima vermehren. So habe ich meine Pflanze auch geschenkt bekommen.

 

Tagsüber sehen die Blätter aus wie rote Windmühlen, hübsch entfaltet, zur maximalen Ausbeute von Sonnenlicht.

 




Abends aber gehen sie schlafen. Sie müssen sich gar keine Schlafmütze überziehen, denn jedes Blatt faltet sich einfach zu einer zusammen. Das ist ein raffinierter Vorgang, bei dem jedes der drei Einzelteile sich in der Mitte, exakt entlang der Mittelrippe, so faltet, dass es mit dem Nachbardreieck zusammen stößt. So entsteht eine Form wie ein roter Regenschirm.

Bringen wir doch ganz langsam mal ein bisschen Licht ins Dunkel, um den Klee nicht zu wecken:


 

Die Pflanze hat durch diesem Faltenwurf mehrere Vorteile: Die Blätter, die im Dunklen sowieso keine Photosynthese betreiben können, werden so besser geschützt vor mechanischen Beschädigungen wie Hagel oder Sturm. Und sollte es in der Nacht regnen, werden die Regentropfen schön nach unten zum Wurzelbereich abgeleitet. Verdunstung wird so ebenfalls minimiert, weshalb die Blätter sich auch bei Trockenheit oder zu starker Sonneneinstrahlung falten.



 

Diese Blattbewegungen finden sogar sehr energiesparend statt, indem sie nicht über Wachstum an den Blattstängeln stattfinden, sondern über den Wasserdruck, den Turgor, in den Zellen der Blattbasis. Sinkt der Druck des Zellsafts auf die Zellwände, werden die Zellen kleiner und die Blätter senken sich ab.

Ist das nicht toll, wie Pflanzen zur Unterhaltung beitragen können, selbst in der dunklen Jahreszeit? Oxalis triangularis ist, wie auch andere Oxalis-Arten, so ein Alleinunterhalter, der es faustdick hinter den dreieckigen Ohren hat - Origami zum Zuschauen für's Wohnzimmer!